Refine
Year of publication
Document Type
- Part of a Book (7)
- Article (3)
- Book (1)
Has Fulltext
- yes (11)
Keywords
- Schlüsselwort (11) (remove)
Publicationstate
- Veröffentlichungsversion (5)
- Zweitveröffentlichung (2)
- Postprint (1)
Reviewstate
Publisher
- de Gruyter (3)
- Ed. Tranvia (1)
- Institut für Deutsche Sprache (1)
- Metropol (1)
- Narr (1)
- Niemeyer (1)
- Universität Rostock (1)
- Westdeutscher Verlag (1)
Dieses Kapitel lotet Möglichkeiten und Methoden aus, digitale Diskursanalysen nationalsozialistischer Quellentexte durchzuführen. Digitale Technologie wird dabei als heuristisches Werkzeug betrachtet, mit dem der Sprachgebrauch während des Nationalsozialismus im Rahmen größerer Quellenkorpora untersucht werden kann. In einem theoretischen Abschnitt wird grundsätzlich dafür plädiert, während des Analyseprozesses hermeneutisches Sinnverstehen mit breitflächigen korpusbasierten Abfragen zu kombinieren. Verdeutlicht wird diese Herangehensweise an zwei empirischen Beispielen: Anhand eines Korpus von Hitler- und Goebbels-Reden wird dem Auftauchen und der diskursiven Ausgestaltung des nationalsozialistischen Konzepts „Lebensraum“ nachgespürt. Schritt für Schritt wird offengelegt, welche Analysewege durch das Abfragen von Schlüsseltexten, Keywords, Konkordanzen und Kollokationen verfolgt werden können. Das zweite Beispiel zeigt anhand von Eingaben, die aus der Bevölkerung an Staats- und Parteiinstanzen gerichtet wurden, wie solche Quellen mithilfe eines digitalen Tools manuell annotiert werden können, um sie danach auf Musterhaftigkeiten im Sprachgebrauch hin auswerten zu können.
Die Überlegungen dieses Beitrags kreisen um die Frage, wie man der Gedankenfigur des Zusammenhangs von Sprache und Wirklichkeit in Hinblick auf Phänomene verbaler Interaktion einen spezifischen Sinn abgewinnen kann bzw. was die Phrase „Sprachliche Herstellung von Wirklichkeit” sinnvoll bedeuten kann. Dazu werden zunächst mit Rückgriff auf bestimmte Entwicklungslinien in der Rhetoriktradition und unter Berücksichtigung interaktionstheoretischer Grundsatzüberlegungen die konzeptionellen Rahmenüberlegungen festgestellt, die eine Deutung dieser Gedankenfigur in Rechnung stellen muß. Unter Berücksichtigung dieser Rahmenbedingungen wird dann eine Interpretation der Gedankenfigur vorgeschlagen, derzufolge Herstellung von Wirklichkeit - verkürzt gesagt - auf der Schaffung von Vertrautheit beruht. Diese Interpretation führt zu einer Revision alltäglicher Kommunikationserfahrung und zu einer veränderten Sichtweise auf die Relevanz kommunikativer Phänomene für die sprachliche Herstellung von Wirklichkeit. Ein entsprechendes Forschungsprogramm wird skizzenhaft entworfen. Anhand eines einzelnen kommunikativen Phänomens, sogenannter Schlüsselwörter, wird abschließend paradigmatisch vorgeführt, wie dieses Forschungsprogramm ausgeführt
Das Besetzen von Begriffen: Kommunikative Strategien und Gegenstrategien in der Umweltdiskussion
(1991)
In der nunmehr zwanzig Jahre andauernden öffentlichen Diskussion über Umweltprobleme herrschen kommunikative Strategien vor, die sich mit dem, was Hans Maier und Kurt Biedenkopf seinerzeit “Besetzen von Begriffen” nannten, nur noch partiell identifizieren lassen. Das liegt einmal an der fachsprachlichen Herkunft der meisten Schlüsselwörter, für die keine, auf die gesamte Sprachgemeinschaft ausgedehnten, traditionell vertrauten Bedeutungskonzepte existieren, die in politischer Absicht umgepolt werden könnten. Vertraute Konzepte sind bei einigen Ausdrücken höchstens bruchstückhaft in Form assoziativer Aspekte vorhanden, wie bei Kern: ‘kernig’, ‘gesund’, bei entsorgen: ‘von Sorgen befreien’ usw. Solche Assoziationen werden allerdings — im Falle von Kern nachweislich — strategisch eingesetzt.
Das Buch stellt zentrale Ausschnitte aus dem öffentlichen Sprachgebrauch in der DDR und in der Bundesrepublik zur Wendezeit 1989/90 dar. Rund 150 Schlüsselwörter aus den thematischen Bereichen "Politischer Umbruch in der DDR" und "Annäherung und Vereinigung der beiden deutschen Staaten" sowie mit ihnen gebildete Zusammensetzungen und Ableitungen werden in 16 Kapiteln korpusbezogen in ihrem Gebrauch analysiert und mit zahlreichen Textbelegen dokumentiert. Insgesamt werden etwa 1000 Lexeme behandelt. Dabei wird die sprachliche Information mit der Vermittlung des nötigen Hintergrundwissens verbunden.
Gegenüber anderen dem öffentlichen Sprachgebrauch der Wendezeit gewidmeten Arbeiten zeichnet sich das Buch durch seine inhaltliche und methodische Geschlossenheit sowie durch seine Materialfülle aus.
Das Wörter-Buch, das sich an einen weiten Benutzerkreis wendet, kann gleichermaßen als Nachschlagewerk wie als Lesebuch zu einem der jüngsten Abschnitte deutscher Sprachgeschichte dienen.
Mit diesem Beitrag wird nicht die Absicht verfolgt, in die theoretische Auseinandersetzung um die Begriffe Sprachnorm und Sprachwandel einzugreifen. Vielmehr soll zur Ausfüllung des thematischen Rahmens der Tagung dadurch beigetragen werden, dass an einem Beispiel exemplarisch demonstriert wird, wie bei der korpusbasierten Untersuchung des Gebrauchs von Schlüsselwörtern der Wendezeit 1989/90, die wir zur Zeit am Institut für deutsche Sprache (IDS) in Mannheim durchführen, Veränderungen im Bereich der lexikalisch-semantischen Normen zutage treten und fassbar werden.
Bevor anhand der Verwendung des Lexems Akte in der Wendezeit verdeutlicht werden soll, auf welche Weise und in welchem Grade die rechnergestützte Arbeit mit einem geeigneten Textkorpus die linguistische Analyse fundieren und fördern kann, werden zum besseren Verständnis einige Worte zur Entstehung, zur Beschaffenheit und zum derzeitigen Stand der Auswertung dieses Korpus vorausgeschickt.
Der Beitrag ist der jüngsten abgeschlossenen Phase deutscher Zeit- und Sprachgeschichte gewidmet - der Wendezeit 1989/90. Unter Bezugnahme auf ein im IDS kürzlich beendetes Projekt wird anhand von Beispielen demonstriert, dass durch die Untersuchung von sogenannten Schlüsselwörtern im öffentlichen Sprachgebrauch der Wendezeit das Verständnis für das Denken und Handeln der gesellschaftlich wirksamen Kräfte jener Zeit vertieft werden kann, dass Zeitgeschichte gleichsam im Spiegel von Schlüsselwörtern erfahren werden kann. Als Beispiel dienen die Bezeichnung die Wende und eine Gruppe von Bezeichnungen, mit denen eine kritische Einstellung zur Art und Weise der Behandlung der DDR-Bürger durch das alte DDR-System und durch die Bundesrepublik ausgedrückt wird (Bevormundung, Gängelei, Entmündigung u. a.).
Dieser Artikel befasst sich mit einer speziellen Praktik, mit der Dolmetscher anstelle einer wortgetreuen Übertragung als interaktionsstrukturierende Agenten im Dienste einer besseren Verständigung der primären Gesprächsteilnehmer aktiv werden. Untersucht wird, wie Dolmetscher Schlüsselwörter kreieren, die komplexe Sachverhalte effizient bündeln und auf einen Begriff bringen.