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Im Zentrum dieser Studie steht eine spezifische Spielart von Code-Switching, die beschrieben und innerhalb des Spektrums der Sprachkontaktphänomene eingeordnet wird, sowie die kommunikative Funktionalität und der interaktionale Wert des Phänomens. Dadurch gliedert sich die Arbeit in die soziopragmatische Sprachkontaktforschung und in die Interaktionslinguistik ein. Die verschiedenen Erscheinungsformen des Phänomens werden sowohl aus der Mikroperspektive, als interaktionales Ereignis, als auch aus der Makroperspektive, als Bestandteil einer kommunikativen Strategie, betrachtet. Zugleich handelt es sich um ein Phänomen, das im sprachlichen Repertoire der Deutschschweiz eine überraschende Erscheinung darstellt, da hier die beiden diglossischen Varietäten Standard und Dialekt in der Regel getrennt voneinander eingesetzt werden. Sein Vorkommen kann anhand von Daten aus verschiedenen Quellen belegt werden. Erklärungen dafür lassen sich in der Variationslinguistik, der Stilforschung und in den Auseinandersetzungen mit kultureller Hybridität finden.
Mehrsprachigkeit gehört zu den Themen, zu denen wohl viele Menschen eine Meinung haben. Der Wert traditioneller schulischer Fremdsprachen wird dabei häufig hervorgehoben, während Wert und Erhalt von Herkunftssprachen Zugewanderter hinterfragt werden. Einstellungen gegenüber Sprachen sind demnach abhängig vom Prestige der jeweiligen Sprachen und ihrer Sprecher:innen. Dies geschieht vor dem Hintergrund, dass Deutschland überwiegend als ein einsprachiges Land mit einer einsprachigen Gesellschaft angesehen wird. Ähnliches gilt im Übrigen auch für Österreich. So schreibt beispielsweise der Sprachwissenschaftler Heiko Marten, „dass in der Wahrnehmung großer Teile der österreichischen Gesellschaft Monolingualismus nach wie vor die Norm ist“ (Marten 2016, S. 165). Diese Annahme gilt auch für den schulischen Kontext, wie die Erziehungswissenschaftlerin Ingrid Gogolin mit dem Begriff des „monolingualen Habitus“ herausgearbeitet hat (vgl. Gogolin 2008). Gründe für einen monolingualen Habitus könnten darin liegen, dass „von Teilen der Allgemeinheit oft übersehen [wird], dass in Deutschland auch zahlreiche weitere Sprachen gesprochen werden“ (Marten 2016, S. 148). Doch was passiert nun, wenn eine Sprache einen Statuswechsel von Landessprache zu Herkunftssprache durchläuft? Was lässt sich beobachten, wenn beispielsweise das Deutsche zu einer Minderheitensprache wird?
Besides English, Afrikaans is considered “the [Germanic] language which deviates grammatically the farthest from the others” (Harbert 2007: 17). But how exactly do we measure “grammatical deviation”, and how deviant is Afrikaans really if we compare it not just to other standard languages but also to non-standard varieties? The present contribution aims to address those questions combining functional-typological and dialectometric perspectives. We first select data for 28 Germanic varieties showing vastly different speaker numbers, grades of standardisation and amounts of language contact. Based on 48 (micro)typological variables from syntax, morphology and phonology, we perform cluster analysis and multidimensional scaling and present ways of visualizing and interpreting the results. Inter alia, the analyses show a major divide between Continental West Germanic and North Germanic (as might be expected) and they also identify a number of outliers, including English and pidgin and creole languages such as Russenorsk or Rabaul Creole German. Afrikaans appears to cluster with the other West Germanic languages rather than the outliers. Within West Germanic, however, it does indeed emerge as rather deviant and, according to our metric, it is, for example, typologically closer to other high-contact varieties such as Yiddish than it is to Dutch.
In dieser Reihe teilen Tagungsteilnehmende ihre persönlichen Eindrücke vom Forum Citizen Science 2023 in Freiburg. Im zweiten Beitrag berichtet Rahaf Farag, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Programmbereich Dokumentationszentrum der deutschen Sprache am IDS Mannheim, von spannenden Diskussionsrunden, projektübergreifenden Gemeinsamkeiten und der Vielfalt der Projektausrichtungen.
Wie können Kinder und Jugendliche ihren mehrsprachigen Alltag im Mannheimer Vielfaltsquartier Neckarstadt-West erforschen – gemeinsam mit Forschenden des Leibniz-Instituts für Deutsche Sprache und seinen Kooperationspartnern, dem Campus Neckarstadt-West, der Alten Feuerwache Mannheim gGmbH und dem Verein Neckarstadt Kids e.V.?
Wir wollen die Potenziale von Citizen Science in einem sprachbezogenen Projekt ausloten:
- für die Etablierung vertrauensvoller Zusammenarbeit zwischen den jungen Citizen Scientists und der sprachwissenschaftlichen Forschung,
- für hochwertige Bildungsangebote im Sinne der UN-Nachhaltigkeitsziele und
- für neue Impulse im Bereich der Sprachkontakt- und Mehrsprachigkeitsforschung.
In diesem Beitrag skizzieren wir die Ziele, Fragen und Methoden unseres Projekts und geben Einblicke in die bisher durchgeführten und im Jahr 2023 geplanten Aktionen.
Speech islands are historically and developmentally unique and will inevitably disappear within the next decades. We urgently need to preserve their remains and exploit what is left in order to make research on language-in-contact and historical as well as current comparative language research possible.
The Archive for Spoken German (AGD) at the Institute for German Language collects, fosters and archives data from completed research projects and makes them available to the wider research community.
Besides large variation corpora and corpora of conversational speech, the archive already contains a range of collections of data on German speech minorities. The latter will be outlined in this chapter. Some speech island data is already made available through the personal service of the AGD, or the database of spoken German (DGD), e.g. data on Australian German, Unserdeutsch, or German in North America. Some corpora are still being prepared for publication, but still important to document for potentially interested research projects. We therefore also explain the current problems and efforts related to the curation of speech island data, from the digitization of recordings and the collection of metadata, to the integration of transcriptions, annotations and other ways of accessing and sharing data.
Dieser Beitrag stellt den Aufbau eines multimodalen Korpus zur Erforschung des Deutschen als Minderheitssprache in Argentinien vor (DiA). In dem sich im Aufbau befindlichen DiA-Korpus werden die heutige wie auch die historische Situation mit multimodalen (mündlichen, schriftlichen und visuellen) Datensätzen repräsentiert, die mit entsprechenden methodischen Zugängen erfasst wurden und werden. Dazu gehören fragebogengeleitete Interviews (mündliches Medium), Briefe und elizitierte Schriftzeugnisse (geschriebenes Medium) sowie Linguistic-Landscape-Bilddaten (visuelles Medium). In diesem Beitrag wird zunächst ein Überblick über die Forschungssituation zum Deutschen als Minderheitensprache in Argentinien gegeben. Kern des Beitrags ist dann die Vorstellung der Korpusstruktur und des Vorgehens beim Korpusaufbau sowie die Darstellung von Auswertungspotentialen des Datenfundus auf systemischer, soziolinguistischer, sprachideologischer und kontaktlinguistischer Ebene. Eine Methodenreflexion rundet den Beitrag ab.
Im Zentrum der Betrachtungen stehen Sprachkontaktsituationen sowie Sprachkontaktphänomene der Kaukasiendeutschen. Sie sind Nachfahren deutschstämmiger Einwohner des Russischen Reichs und der Sowjetunion, die ab Ende des 18. Jahrhunderts in mehreren Phasen in Gebiete Transkaukasiens ausgewandert sind. Bei der untersuchten Gruppe handelt es sich um diejenigen, die aufgrund von interethnischen Ehen von den Deportationen 1941 aus den deutschen Siedlungsgebieten ausgenommen waren und bis heute im Südkaukasus leben. Mithilfe soziolinguistischer Methoden wurden von der Autorin erstmalig 2017 formelle, leitfadengestützte Interviews im Südkaukasus mit der noch lebenden Erlebnisgeneration sowie einer Nachkommengeneration aufgenommen, transkribiert und ausgewertet. Im Beitrag werden Sprachkontaktkonstellationen deutscher Varietäten (Schwäbisch sowie standardnahes Deutsch) mit dem Russischen (und Georgischen) sowie Sprachkontaktphänomene vorgestellt.