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Sprachliche Zweifelsfälle kommen auf allen linguistischen Ebenen vor. Ihre Einordnung erfolgt zumeist nach Systemebene, nach Entstehungsursache oder nach lexematischer Struktur. Sprachlicher Zweifel kann auch nach intra- und interlingualen Aspekten unterschieden werden. Stehen zwei oder mehrere lexikalische Varianten zur Verfügung, kann es zu Unsicherheiten bezüglich des angemessenen Gebrauchs kommen. Nicht nur Muttersprachler*innen sind mit Schwierigkeiten konfrontiert, Zweifelsfälle stellen auch ein Problem bei der Fremdsprachenproduktion dar.
Dieser Band beschränkt sich auf lexikalisch-semantische, flexivische und wortbildungsbedingte Zweifelsfälle und führt interessierte Leser*innen in Fachliteratur und Nachschlagewerke ein. Er streift Fragen der Sprachdidaktik, der Fehler- und Variationslinguistik, denn die Auseinandersetzung mit typischen Zweifelsfällen zeigt auch das Spannungsfeld zwischen allgemeinem Usus und kodifizierter Norm, zwischen Gegenwart und Wandel, zwischen Dynamik, sprachlichem Reichtum und erlernter Bildungstradition.
Im E-Wörterbuch „Paronyme – Dynamisch im Kontrast“ werden erstmals leicht verwechselbare Ausdrücke, sogenannte Paronyme (z.B. autoritär / autoritativ, speziell / spezial), in kontrastiven und dynamischen Einträgen beschrieben. Auf zwei Beschreibungsebenen verzahnt es lexikalische Angaben mit enzyklopädischen bzw. konzeptuell-orientierten Details. Korpusanalytische Auseinandersetzungen zeigen, wie stark der Gebrauch einiger Paronyme von den Beschreibungen in traditionellen Lehr- und Nachschlagewerken abweicht. Aber Korpusdaten deuten ebenso auf sprachliche Varianz und Wandel hin, die in speziellen Rubriken festgehalten werden. Neben der Vorstellung des Wörterbuches steht die Frage im Vordergrund, wie die Informationen systematisch aus den Daten gewonnen, analysiert und redaktionell ausgewertet werden, um als Bedeutungs-, Kollokations-, Konstruktions-, Referenz- und Domänenangaben jedes Stichwort so genau wie möglich beschreiben zu können.
Paronymie und Sprachwandel
(2020)
Dieser Beitrag geht der Frage nach, welche Faktoren beim Bedeutungswandel von deutschen Paronymen (z. B. effektiv/effizient, virtuell/virtual, nicht ehelich/unehelich/außerehelich) eine Rolle spielen und wie sich diese im aktuellen Sprachgebrauch zeigen. Dabei können gerade Korpusanalysen unterschiedliche Tendenzen sprachlicher Entwicklung aufdecken. Als morphologische Alternativen können Paronyme durchaus das sprachliche Inventar bereichern und der Sprachgemeinschaft neue lexikalische Varianten zur Verfügung stellen. In anderen Fällen konkurrieren Paronyme stark miteinander und dadurch verändern sich Verwendungsweisen. Zusätzlich ist häufiger fehlerhafter Gebrauch ein wichtiger Impuls für semantische Veränderungen. Als Ergebnis beobachten wir semantische Angleichungen oder lexikalische Verdrängungen. Zahlreiche Ausdrücke haben sich in der jüngsten Sprachgeschichte semantisch, stilistisch oder diskursiv spezialisiert, um veränderten sprachlichen Bedürfnissen sowie neuen kommunikativen Situationen Rechnung zu tragen. Die Ursachen und Folgen des Wandels von paronymen Zweifelsfällen sind vielschichtig. In diesem Beitrag werden einige konkrete Ausdrücke näher beleuchtet, ihre gebrauchsorientierte Untersuchung, aber auch Möglichkeiten der lexikografischen Dokumentation werden erörtert.