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Der Konstruktionsbegriff hielt seinen Einzug in die Spracherwerbsforschung durch gebrauchsbasierte Lerntheorien, nach denen sprachliche Strukturen als Form-Funktionseinheiten aus dem Input abgeleitet werden, Sprache somit ein emergentes System ist (Tomasello 1998a und b; Behrens 2009a und b). Die Abstraktionseinheit für das Kind ist dabei die Äußerung in ihrer situativen Gebundenheit und ihrer Diskursfunktion, mithin die Konstruktion. Die Konstruktion wird gefasst als schematische Einheit mit mehr oder weniger offenen Slots: Teile der Konstruktion können lexikalisch fixiert oder aber produktiv und durch andere Ausdrücke ersetzbar sein. Der Kontrast zum Valenzbegriff bzw. dem der Argumentstruktur in seiner formaleren Definition liegt darin, dass die lexikalischen Eigenschaften der Wörter die Syntax nicht projizieren, sondern dass sowohl die Eigenschaften der Lemmas als auch die der Morphosyntax aus ihrem Vorkommen in konkreten Sätzen abgeleitet werden.
Empirisch konzentriert sich die Forschung auf die Ermittlung der Generalisierungsprozesse und auf deren Basis im Input, dem Sprachangebot. Erwerbsrelevant ist insbesondere der Input in seinen usualisierten Mustern in typischen Interaktionssituationen. Eher wird vor allem der Grad der Produktivität kindlicher Äußerungen analysiert. Bislang weniger untersucht, aber zunehmend im Fokus sind die Generalisierungsprozesse selbst und damit die generative Kraft des Konstruktionsbegriffs. Sobald Aspekte einer Konstruktion abstrahiert worden (= produktiv) sind, sollten sie auf neue Situationen übertragen werden können, und gilt es zu ermitteln, welche formalen, funktionalen und distributionellen Faktoren die Abstraktion sprachlichen Wissens fördern.
In dem Paradigma der gebrauchsbasierten Konstruktionsgrammatik wird die modulare Trennung zwischen Wörtern und Regeln aufgehoben. Somit kann innerhalb eines einheitlichen theoretischen Rahmens sowohl der Erwerb regelhafter als auch der stärker idiosynkratischer Strukturen erklärt werden.
Nach Aufrufen der Zarin Katharina II und ihrer Nachfolger haben sich viele Menschen „aus deutschen Landen“ – aus Hessen und Baden, aus der Pfalz und Württemberg, aus Bayern, aus Mittel- und Norddeutschland – im 18. und später im 19. Jahrhundert auf den Weg nach Russland gemacht. Mitnehmen konnten sie nicht viel – außer ihren Heimatmundarten. Diese haben sie nicht nur in den ersten Jahrzehnten bewahrt, sondern für viele Generationen und Jahrhunderte danach.
Vom Zarenreich bis Putin folgt die Autorin dem Schicksal der russlanddeutschen Dialekte. Sie reist in die entlegensten Winkel der ehemaligen Sowjetunion, in die kleinen und großen Sprachinseln, besucht Wolhyniendeutsche und Mennoniten im Norden, Schwaben in Kasachstan, Bayern und Pfälzer im Altai-Gebiet und entdeckt überall quicklebendige Mundarten, eine reiche, vielfältige, für die Außenwelt noch weitgehend verschlossene Dialektlandschaft, deren besonderer Reiz das Neben- und Miteinander des Ursprünglichen, Mitgebrachten und des in den russischen Weiten Neuentwickelten und Hinzugekommenen ausmacht. Einen allgemeinen und gleichzeitig detaillierten Einblick in die heute weitgehend verschwundenen deutschen Sprachinselgebiete Russlands und deren Mundarten gibt das gut illustrierte Buch von Nina Berend.
Conversation is usually considered to be grammatically simple, while academic writing is often claimed to be structurally complex, associated primarily with a greater use of dependent clauses. Our goal in the present paper is to challenge these stereotypes, based on the results of large-scale corpus investigations. We argue that both conversation and professional academic writing are grammatically complex but that their complexities are dramatically different. Surprisingly, the traditional view that complexity is realized through extensive clausal embedding leads to the conclusion that conversation is more complex than academic writing. In contrast, written academic discourse is actually much more ‘compressed’ than elaborated, and the complexities of academic writing are realized mostly as phrasal embedding rather than embedded clauses.
Das in diesem Beitrag vorgeschlagene Netzwerk aus Resultativkonstruktionen unterschiedlichen Abstraktionsgrades vereinigt die Vorteile von Goldbergs (1995, 2006) und Boas' (2003a, 2005a) Analysen. So können sowohl die beim Dekodieren relevanten abstrakt-schematischen Konstruktionsinformationen als auch die beim Kodieren wichtigen lexikalisch-spezifizierten Konstruktionsinformationen über semantische, pragmatische, und syntaktische Restriktionen auf der Ebene von Ereignis-Frames in einem einheitlichen Netzwerk erfasst und analysiert werden. Diese einheitliche Analyse bietet zwei entscheidende Vorteile. Erstens vereinfacht die Beschreibung der Distribution von Konstruktionen auf primär semantisch-pragmatischer Ebene die kontrastive Analyse von gleichartigen Konstruktionen in unterschiedlichen Sprachen. Zweitens erfüllt die hier vorgeschlagene Methode auch die in neueren Veröffentlichungen zu Parallelen der Valenzgrammatik und Konstruktionsgrammatik gemachten Vorschläge, unterschiedliche Abstraktionsgrade von Konstruktionen zu berücksichtigen. Ich danke Hans Ulrich Boas, Marc Pierce, Guido Halder, Martin Hilpert, Wolfgang Imo, Klaus Welke, Gert Webelhuth, Alexander Ziem und den Herausgebern für ihre Kommentare und Anregungen.
Der vorliegende Aufsatz beschäftigt sich mit der Frage, wie Argumente während des Sprachverstehens erkannt werden, welche Eigenschaften einem Argument in Abwesenheit des Verbs zugeschrieben werden und welche Art von Vorhersagen mit der Argumentinterpretation verbunden sind. Ausgehend von der Annahme, dass beim Sprachverstehen in Echtzeit jedes Wort so maximal wie möglich interpretiert wird, werden wir argumentieren, dass die zugrunde liegenden, sprachübergreifend zu findenden Mechanismen durch die Interaktion von typologisch motivierten Prominenzskalen (z.B. Belebtheitshierarchie) beschrieben werden sollten. Diese gestatten nicht nur eine Erklärung bestehender Befunde, sondern besitzen das Potenzial, zentrale Aspekte der Sprachverstehensarchitektur modelltheoretisch abzuleiten. Experimentell liegt der Fokus des Aufsatzes auf der Erfassung elektrophysiologischer-neuronaler Aktivierungsmuster, da diese uns im Gegensatz zu Urteilen oder Korpusverteilungen einen unmittelbaren Einblick in die Verarbeitung im Echtzeitbereich gestatten.
Einführung
(2011)
This chapter focuses on the contributions of German scholars to two of the three main research questions that have defined EU studies. Leaving aside the debate on the drivers of European integration, i.e. European integration theory, we will discuss the «governance turn» Fritz Scharpf, Beate Kohler-Koch, Arthur Benz, Ingeborg Tömmel and others promoted in studying EU institutions as well as the more policy-oriented approaches by Adrienne Héritier and again Fritz Scharpf and their students. We will then address the ever-growing literature on Europeanization on how EU policies, institutions and political processes have been affecting the domestic structures of member states, membership candidates, as well as neighborhood and third countries. In this context, German scholars also contributed to EU studies in what could be coined in methodological rather than substantial terms. Whereas Thomas König, Gerald Schneider, and others promoted the application of quantitative approaches, scientists like Bernhard Ebbinghaus and Markus Haverland dealt with general questions on research designs like case selection and causal inference. Finally, we will also discuss German contributions to diffusion research. The European Union as a most likely case for the diffusion of policies has attracted considerable attention by scholars dealing with the question of when and how policies spread across time and space. So it comes as no surprise that EU studies as well as diffusion research mutually benefitted from each other. In this regard, German scientists like Katharina Holzinger, Christoph Knill, Tanja Börzel, Thomas Plümper, Thomas Risse and others played a prominent role, too.