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Öffentliche Sprachdiskurse, wie sie beispielsweise in den Medien stattfinden, werden typischerweise aus einer sprachkritischen Haltung heraus geführt. Inwieweit diese veröffentlichte Meinung tatsächlich die Mehrheitsmeinung der Sprecherinnen und Sprecher widerspiegelt, ist durchaus eine offene Frage. In diesem Beitrag berichten wir aus einer rezenten Erhebung über Spracheinstellungen in Deutschland. Wir zeigen, dass die Art der Frageformulierung einen starken Einfluss auf die Ergebnisse hat, und berichten, welche sprachlichen Veränderungen die Befragten in jüngerer Zeit angeben, wahrgenommen zu haben.
In this paper we examine the composition and interactional deployment of suspended assessments in ordinary German conversation. We define suspended assessments as lexicosyntactically incomplete assessing TCUs that share a distinct cluster of prosodic-phonetic features which auditorily makes them come off as 'left hanging' rather than cut-off (e.g., Schegloff/Jefferson/Sacks 1977; Jasperson 2002) or trailing-off (e.g., Local/Kelly 1986; Walker 2012). Using CA/IL methodology (Couper-Kuhlen/Selting 2018) and drawing on a large body of video-recorded face-to-face conversations, we highlight the verbal, vocal and bodily-visual resources participants use to render such unfinished assessing TCUs recognizably incomplete and identify six recurrent usage types. Overall, the suspension of assessing TCUs appears to either serve as a practice for circumventing the production of assessments that are interactionally inapposite, or as a practice for coping with local contingencies that render the very doing of an assessment problematic for the speaker. Data are in German with English translations.
Die Dokumentation und Untersuchung deutscher Sprachinselvarietäten war schon immer eine der wichtigsten Aufgaben der germanistischen Sprachwissenschaft. Mittlerweile stellt sich aber immer öfter die Frage der Nachhaltigkeit der erhobenen Spachinseldaten. Insbesondere in Bezug auf die vom Sprachtod bedrohten Varietäten, wie z.B. im Fall der russlanddeutschen Dialekte aus den noch intakten Sprachinseln der ehemaligen Sowjetunion, ist es äußerst wichtig, die existierenden Audioaufnahmen systematisch und dauerhaft zu archivieren. Aber nicht nur die Archivierung, sondern auch der freie und unkomplizierte Zugang zu diesen Materialien ist ein wesentlicher Aspekt im Konzept der Nachhaltigkeit. Wie sollte dieser Zugang aber gestaltet sein und in welcher Form sollen die Daten präsentiert werden? Auf genau diese Frage ist das Projekt „Elektronisches Wörterbuch. Ein Online-Informationsangebot zu Sprache und Dialekten der Russlanddeutschen" eingegangen. In diesem Projekt wurden historische Tonaufnahmen russlanddeutscher Dialekte linguistisch aufbereitet und in Form einer strukturierten Russlanddeutschen Dialektdatenbank (RuDiDat) online veröffentlicht. Diese Datenbank ist frei verfügbar und ermöglicht die Recherche im Korpus des Russlanddeutschen. Der vorliegende Beitrag stellt die Datenbank vor und thematisiert Herausforderungen, die durch unterschiedliche Ausprägungsformen des Russlanddeutschen entstehen könnten, wenn man die im Internet freigegebenen Sprachinseldaten für vergleichende Analysen heranzieht.
„Deutsch in Europa“ findet sich nicht nur in den mehrheitlich deutschsprachigen Ländern in der Mitte Europas, sondern auch in mehreren direkt an diese angrenzenden Gebieten der Nachbarstaaten. Die Situation des Deutschen ist in diesen Grenzräumen jeweils sehr unterschiedlich, etwa hinsichtlich der Kontaktsprachen, aber auch hinsichtlich der rechtlichen Rahmenbedingungen, der kollektiven und individuellen Mehrsprachigkeit sowie der Einstellungen der Sprecherinnen und Sprecher u.v.m. Der Beitrag skizziert zunächst überblicksartig die aktuellen Situationen einiger deutscher Grenzminderheiten. Fokussiert wird sodann die Situation in Ost- Lothringen. Anhand von neu erhobenen Daten eines laufenden Projekts am IDS wird gezeigt, dass die Konstruktion der sprachlichen Identität in diesem spezifischen Kontext für die Sprecherinnen und Sprechern eine besondere Herausforderung darstellt.
Adjektive und adjektivisch gebrauchte Partizipien als Konstituenten von Nominalgruppen werden in den Grammatiken des Deutschen und des Italienischen verallgemeinernd unter die Attribute zum Nomen gerechnet. Weithin gelten sie unter diesen sogar als prototypisch. Der vorliegende Aufsatz untersucht ihr Flexionsverhalten, ihre Linearstellung, ihre Bedeutungsbeiträge, ihren Konstituentenstatus und ihre informationeile Kennzeichnung. Er führt zu dem Ergebnis, dass die terminologische Tradition in beiden Sprachen grammatische Unterschiede verdeckt, die mehr Aufmerksamkeit verdienen würden. Die Funktionen von Adjektiven in der Nominalgruppe sind faktisch viel weniger einheitlich, als der Attributbegriff insinuiert. Unterschiede sollten in der Beschreibung differenzierter herausgearbeitet werden. Ihre kontrastive Untersuchung ist nicht nur für Grammatiker von Interesse, sondern auch fiir Lehrende des Deutschen und des Italienischen als Fremdsprache sowie der Übersetzung zwischen beiden Sprachen. Sie kann Schwierigkeiten, die im Sprach- und Übersetzungsstudium bekannt sind, systematisieren und erklären und ihre didaktische Bearbeitung erleichtern.
We present zu-excessive structures like Otto ist zu schwer ‘Otto is too heavy’ as instantiations of comparatives that have been reflexivized. Comparatives express asymmetric relations between distinguished referents, but reflexivization identifies argument places (or reduces two argument places to one), leading to a Symmetrie relation. Reflexivization is thus in conflict with the asymmetry property of comparatives and leads to an intermediate semantic representation that is con- tradictory. Two experiments substantiate that zu-excessives share this property with privative adjective and animal-for-statue constructions that similarly give rise to contradictory semantics. The processing of any of the constructions mentioned yields a positivity in the event-related-potential signature characteristic of concep- tual reorganization; however, the observed positivity occurs earlier in the case of zu-excessives than in the other cases. We propose this difference is due to zu signalling the mandatory preparation for an ensuing repair rather than reflecting the repair Operation itself that involves manipulating the Standard of comparison, coded elsewhere in the String (if at all).
Konvergenz und Divergenz
(2021)
Zeitnah zur großen Fluchtmigration von 2015 hat das Leibniz-Institut für Deutsche Sprache (1DS) gleich zu Beginn des Jahres 2016 das Projekt „Deutsch im Beruf: Die sprachlich-kommunikative Integration von Flüchdingen“ gestartet, um den Migrations-und Integrationsprozess der Geflüchteten von Anfang an dokumentieren und analysieren zu können. In Bezug auf die gegenwärtige Situation der Fluchtmigranten und -migrantinnen sind dabei insbesondere zwei Etappen von großer Bedeutung, die wir in unserem Projekt genauer fokussieren. Für die Integration und Partizipation der Migranten und Migrantinnen spielen zunächst ausreichende Deutschkenntnisse eine große Rolle, die in den mehrmonatigen Integrationskursen vermittelt werden. Hierzu hat das IDS in Kooperation mit dem Goethe-Institut eine zweistufige Sprachstandserhebung (in der Folge IDS-Goethe-Studie) in den allgemeinen Integrationskursen durchgeführt, die die Sprachbiographien, Sozialdaten und die Sprachlernfortschritte der Geflüchteten analysiert, und deren Ergebnisse im vorliegenden Aufsatz präsentiert werden.
Daneben werden im IDS-Projekt u.a. die vielfältigen beruflichen Qualifizierungsmaßnahmen der Bundesagentur für Arbeit gesprächs- und interaktionsanalytisch untersucht, die für die Geflüchteten oftmals als Einstieg ins Arbeitsleben und somit als eine wichtige Integrationsetappe fungieren (vgl. Cindark; Hünlich 2017, Cindark; Deppermann 2018, Cindark 2018, 2019).
Idealerweise sollen Migrantinnen und Migranten nach ihrer Ankunft in Deutschland zunächst erfolgreich einen sprachlichen Integrationskurs absolvieren und anschließend an einer beruflichen Maßnahme teilnehmen oder je nach Alter und Berufserfahrung eine duale Ausbildung beginnen beziehungsweise gleich eine Arbeitsstelle antreten. Doch wie sieht die Realität aus? Durchlaufen alle Einwandernden tatsächlich diese Etappen? Und was passiert in den Betrieben, wenn die Migrantinnen und Migranten trotz des Besuches eines Integrationskurses eine Ausbildung beginnen und ihre Sprachkenntnisse für den Beruf (zunächst) nicht ausreichend sind? Sind die Betriebe auf solche sprachlichen und kommunikativen Herausforderungen vorbereitet? Im Folgenden werde ich auf diese Fragen in Bezug auf die jüngste Einwanderungsbewegung nach Deutschland, nämlich der durch Krieg und Vertreibung ausgelösten Migration von 2015 und 2016, eingehen. Die hier präsentierten Befunde beruhen auf den Ergebnissen unseres Projekts „Deutsch im Beruf: Die sprachlich-kommunikative Integration von Flüchtlingen", das seit 2016 am Leibniz-Institut für Deutsche Sprache (IDS) in Mannheim durchgeführt wird.
Mock fiction is a genre of humorous, fictional narratives. It is pervasive in adolescents’ peer-group interaction. Building on a corpus of informal peer-group interaction among 14 to 17 year-old German adolescents, it is shown how mock fiction is used to sanction identity-claims of peer-group co-members that are taken to be inadequate by the teller of a mock fiction. Mock fiction exposes and ridicules those claims by fictional exaggeration. Mock fiction is an indirect, yet sometimes even highly abusive means for criticizing and negotiating identities and statuses of peer-group members. The analysis shows how mock fiction is collaboratively produced, how it is used to convey criticism and to negotiate social norms indirectly, and how, in addition, it allows for performative self-positioning of the tellers as skilled, entertaining tellers and socio-psychological diagnosticians.
Die Korpusanalyseplattform KorAP ist von Grund auf sprachenunabhängig konzipiert. Dies gilt sowohl in Bezug auf die Lokalisierung der Benutzeroberfläche als auch hinsichtlich unterschiedlicher Anfragesprachen und der Unterstützung fremdsprachiger Korpora und ihren Annotationen. Diese Eigenschaften dienen im Rahmen der EuReCo Initiative aktuell besonders der Bereitstellung weiterer National- und Referenzkorpora neben DeReKo. EuReCo versucht, Kompetenzen beim Aufbau großer Korpora zu bündeln und durch die Verfügbarmachung vergleichbarer Korpora quantitative Sprachvergleichsforschung zu erleichtern. Hierzu bietet KorAP inzwischen, neben dem Zugang durch die Benutzeroberfläche, einen Web API Client an, der statistische Erhebungen, auch korpusübergreifend, vereinfacht.
Sprache im Gepäck. Von den vielfältigen Dialekten der Deutschen in der ehemaligen Sowjetunion
(2021)
Im Gepäck der etwa 2,5 Millionen der in den letzten rund dreißig Jahren in die Bundesrepublik eingewanderten (Spät-)Aussiedler aus Staaten der ehemaligen Sowjetunion befand sich ein großes immaterielles Erbe. Dieses war nicht auf alle gleichermaßen verteilt, bei dem einen mehr, bei der anderen weniger spürbar und ist immer weniger geworden. Es handelt sich dabei um die mitgebrachten »russlanddeutschen« Dialekte. Was sind das für Dialekte und wer spricht sie noch?
Grammis ist eine Online-Plattform des Leibniz-Instituts für Deutsche Sprache, die Forschungsergebnisse, Erklärungen und Hintergrundwissen zur deutschen Grammatik präsentiert. Das Angebot zielt einerseits auf linguistische Laien, die sich für grammatische Phänomene interessieren; andererseits auf die Fachöffentlichkeit, indem es aktuelle wissenschaftliche Meilensteine des IDS dokumentiert. Für beide Nutzungsgruppen werden im Beitrag exemplarische Inhalte vorgestellt. Weiterhin sollen erste Ergebnisse einer explorativen Nutzungsstudie sowie jüngere technische Neuerungen vorgestellt werden.
Im Beitrag werden drei sprachwissenschaftliche Zugänge zu Diagnosen vorgestellt: In der Gesprächsanalyse wird die Diagnoseherstellung in der mündlichen Arzt-Patienten-Interaktion beleuchtet. Diagnosen entstehen kollaborativ,indem Gesprächsphasen durchlaufen und charakteristische Handlungen in bestimmten Äußerungsformaten vollzogen werden. Im Blickpunkt der Text- und Kommunikationsgeschichte steht hingegen das schriftsprachliche Handeln. Das Herstellen einer Diagnose erfordert hier die nachträgliche Bearbeitung vorgängiger mündlicher Interaktionen gemäß einer etablierten Textsorte: dem Erhebungsbogen. Von diesen Formen der Diagnoseherstellung unterscheidet sich, wie ein diskurslinguistischer Zugriff zeigt, die massenmediale Faktizitätsherstellung in Diskursen wie dem Impfdiskurs, die auch für ein medizinisches Laienpublikum relevant sind. Mit dem Beitrag soll nicht nur deutlich gemacht werden, in welchengem Zusammenhang mündliche Interaktion und schriftliche Fixierung stehen, sondern auch betont werden, dass das massenmedial vermittelte medizinische Lai*innen in relative Expert*innen verwandeln kann.
Mit diesem Papier wird die neue Online-Reihe IDSopen des Leibniz-Instituts für Deutsche Sprache konzeptuell aufgelegt. Die Reihe bietet Autor/-innen und Rezipient/-innen aus allen Bereichen der Linguistik eine moderne und offene Plattform für digitales Publizieren. Mit IDSopen steht eine zeitgemäße Publikationsumgebung zur Verfügung, die schwerpunktmäßig Arbeiten veröffentlicht, die auf Ressourcen des IDS beruhen und deren Verwendungsmöglichkeiten in besonderem Maße zeigen. Gleichzeitig zeichnet sich IDSopen durch eine Öffnung für unkonventionelle Publikationsformen und -formate aus. Transparente Begutachtungsprozesse gehören dabei genauso zum Profil der Reihe wie ein offener Erscheinungsturnus und das Ansprechen unterschiedlicher Zielgruppen. IDSopen verfolgt entlang der Leitlinien des IDS und der Leibniz-Gemeinschaft (vgl. LeibnizOpen) das Open-Access-Prinzip und veröffentlicht ausschließlich digital, ohne gedruckte Form (Online-only). Diese Maßnahmen haben das Ziel, kurze Veröffentlichungszeiten für Manuskripte zu ermöglichen, einen unbeschränkten und kostenlosen Zugang zu qualitäts-geprüfter wissenschaftlicher Information rund um die IDS-Ressourcen im Internet zu bieten und liquide Publikationsprozesse zu unterstützen.
Auf dem Weg zu einer Kartographie: automatische und manuelle Analysen am Beispiel des Korpus ISW
(2021)
In diesem Beitrag werden Präpositionalobjektsätze – also Sätze, die in der Funktion von präpositionalen Objekten stehen, – aus ausgewählten germanischen und romanischen Sprachen sprachvergleichend betrachtet. Dabei zeigen sich zwei verschiedene Strategien, die Verbindung von Präposition und Satz herzustellen: direkt, indem die Präposition einen Satz selegiert, und indirekt über die Anbindung mit einer komplexen Proform. Erstere Strategie sehen wir im Schwedischen (stellvertretend für die nordgermanischen Sprachen) und auch im Französischen und Italienischen (mit einer coverten Präposition). Im Niederländischen und Deutschen findet sich die zweite Strategie, bei der Sätze mithilfe eines Pronominaladverbs angebunden werden. Eine genauere Analyse dieser beiden germanischen Sprachen zeigt, dass im Deutschen Pronominaladverb und Satz eine Konstituente bilden können, während dies im Niederländischen nicht möglich ist. Alle analysierten Sprachen haben gemeinsam, dass das präpositionale Element (Präposition oder Pronominaladverb) abwesend sein kann oder muss. Dabei lässt sich anhand von Pronominalisierung, Topikalisierung und W-Extraktion zeigen, dass das P-Element syntaktisch präsent als leeres Element (covert) realisiert werden muss, da diese Sätze mit und ohne P-Element Eigenschaften der PO-Sätze haben und mit DO-Sätzen kontrastieren.
Die geltende amtliche Regelung der deutschen Rechtschreibung geht auf einen Kompromiss aus dem Jahre 2006 zurück, der im Bereich der Kommasetzung bei Infinitivgruppen einen neuerlichen Paradigmenwechsel bedeutete: Während für die Vorreformregelung das Konzept des sog. erweiterten Infinitivs konstituierend war und die Reformregelung sich wesentlich auf schreibstilistische Kriterien gründete, bilden die Basis der aktuellen Regelung grammatisch beschreibbare Fallgruppen. Dieser Umstand schon allein, mehr aber der zentrale Auftrag einer Beobachtung des Schreibgebrauchs durch den Rat für deutsche Retschreibung waren der Rahmen für die vorliegende Pilotstudie, in der das freie Schreiben Grundlage einer differenzierten Analyse des Kommagebrauchs bei Infinitivgruppen ist.
Der vorliegende Beitrag skizziert in einem ersten Abschnitt Gegenstandsbereich und kodifizierte Regelung, bevor er im Weiteren das Studiendesign und die Ergebnisse vorstellt. Die Ergebnisse werden nach Fallgruppen sowie im Hinblick auf übergreifende Tendenzen und Beobachtungen besprochen. Sie sind Ausgangspunkt der im Ausblick formulierten Thesen.
Das 1901er-Regelwerk wird in einem direkten Vergleich mit dem geltenden amtlichen Regelwerk gemeinhin als defizitär eingestuft. Diese Einschätzung basiert auf der Annahme eines Primats des Regelteils. Der vorliegende Beitrag setzt hieran an und bestimmt auf der Basis der Festlegungen zur Getrennt- und Zusammenschreibung Funktion und Verhältnis von Regelteil und Wörterverzeichnis des ersten gesamtdeutschen Regelwerks in seinem historischen Entstehungskontext. Dabei zeigt sich, dass das Regelwerk von 1901 einen anderen Weg in der Kodifikation beschreitet; während im Regelteil Regularitäten aufgezeigt und Kriterien zur Schreibungsfindung an die Hand gegeben werden, erfolgt die Kodifikation rechtschreibschwieriger Fälle über das Wörterverzeichnis.
In diesem Buch werden auf einer großen empirischen Basis die regionalen Sprechweisen von verschiedenen Bevölkerungsgruppen in einem kleinen Gebiet im alemannischen Sprachraum untersucht. Als Datengrundlage dienen aktuelle, spontansprachliche und fragebuchbasierte Daten, die einander gegenübergestellt und diachron mit den Ergebnissen des Südwestdeutschen Sprachatlas (SSA) aus den 1970er Jahren verglichen werden. Es werden vorwiegend datenaggregierende Verfahren angewendet, um die regionale und soziale Gebundenheit der vorgefundenen Variation zu erfassen. Mit Hilfe von Dialektabstandsmessungen werden ausgewählte, überwiegend phonologische Merkmale im Hinblick auf Dialektwandelprozesse untersucht. Außerdem wird gezeigt, dass mit dialektometrischen Verfahren explorative Aggregatanalysen möglich sind, die es erlauben, Sprachräume zu identifizieren und dialektologisch zu beschreiben.
Sprachressourcen in digitaler Form liegen für ein immer breiteres Spektrum von Einzelsprachen vor. Linguistisch annotierte Korpora ermöglichen es, gezielt nach linguistischen Mustern auf der Wort-, Phrasen-, und Satzebene zu suchen und in quantitativer und qualitativer Hinsicht auszuwerten. In diesem Beitrag illustriere ich anhand von ausgewählten Beispielen den Mehrwert, den annotierte Textkorpora für die sprachwissenschaftliche Forschung bieten können. Viele der vorgestellten Sprachressourcen werden im Rahmen der CLARIN-Infrastruktur nachhaltig zur Verfügung gestellt. Die Korpora sind entweder durch Suchportale recherchierbar oder werden per Download zur Verfügung gestellt.
Geeignete Such- und Visualisierungswerkzeuge, idealiter in Form von Webapplikationen, sind für den benutzerfreundlichen Zugang zu Sprachressourcen von großer Bedeutung. In diesem Beitrag stellen wir die Webapplikationen Rover und TüNDRA vor, die am CLARIN-D Zentrum Tübingen im Rahmen des BMBF-Projekts CLARIN-D entwickelt wurden.
Weniger ist mehr! Die IDS-Goethe-Studie in den Integrationskursen und Vorschläge für die Praxis
(2021)
Der vorliegende Band geht aus der Arbeit des DFG-Netzwerks >Linguistik und Medizin< – Patho- und Saluto-Diskurse im Spannungsfeld von objektivierter Diagnose, interaktiver Vermittlung und medialer Konstitution (vgl. Iakushevich, Ilg & Schnedermann 2017) hervor, das Forscherinnen und Forscher aus Deutschland, der Schweiz, Österreich und Ungarn vereint (www.linguistik-medizin.net). Das Netzwerk wurde 2017 gegründet, um die Forschungstätigkeiten der verschiedenen linguistischen Disziplinen, die an den Verbindungslinien von „Sprache – Wissen – Medizin“ arbeiten, zu bündeln und die interdisziplinäre Anschlussfähigkeit zwischen linguistischen und medizinischen, psychiatrischen und salutogenetischen Forschungsbereichen auf- und auszubauen.
Im Beitrag werden die Ergebnisse einer im Jahr 2015 durchgeführten Online-Umfrage vorgestellt, in der die Angemessenheit von Aussprachevarianten des Deutschen in formellen Sprechsituationen bewertet werden sollte. Zu diesem Zweck wurden den 1.964 Teilnehmer/-innen Aussprachevarianten von insgesamt 207 Lexemen vorgelegt, vor allem aus den Bereichen Wortakzent, Vokalquantität und Fremdwortrealisierung. Die Umfrageergebnisse werden tabellarisch aufgeführt und damit weiterer Forschung zur Verfügung gestellt.
Technische Innovationen, historische Ereignisse, sich wandelnde gesellschaftliche Gegebenheiten
oder politische Neuerungen – für eine funktionierende Verständigung muss sich
der Wortschatz ständig anpassen. Da kann es schnell passieren, dass man ein Wort hört oder
liest, das man noch nicht kennt oder bei dem man sich unsicher ist, wie man es schreibt oder
spricht. Und beim Nachschlagen in einem Wörterbuch, das neue Wörter verzeichnet, stellen
sich weitere Fragen: Welche Quellen werden für ein solches Neologismenwörterbuch ausgewertet,
wie kommt ein Wort dort hinein, und ab wann gilt es als gut integriert? Welche
Typen von Neologismen gibt es eigentlich?
Vorwort
(2021)
Maske oder Mundschutz?
(2021)
Von Gummistiefelmomenten
(2021)
Corona- und andere Partys
(2021)
Shutdown, Lockdown und Exit
(2021)