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Deutsch hat neben dem definiten Artikel und dem indefiniten Artikel noch zwei weitere indefinite Artikel, bzw. Gebrauchsweisen von Ausdrücken, die einem Artikelgebrauch sehr nahe kommen: (i) der indefinite Gebrauch des Demonstratives „dies“ und (ii) das aus „so“ und dem indefiniten Artikel verschmolzene „son“. In der vorliegenden Arbeit werden die referenziellen Eigenschaften dieser beiden indefiniten Demonstrativpronomen bezüglich ihrer Referentialität, Spezifizität und Diskursprominenz mit denen des indefiniten Artikels verglichen. Es kann gezeigt werden, dass indefinite Demonstrativpronomen deutlich stärkere referenzielle Eigenschaften in diesen Bereichen haben als der indefinite Artikel. Abschließend wird die Untersuchung auf Demonstrative weiterer Sprachen ausgedehnt, um so nach sprachübergreifenden Prinzipien dieser Ausdrücke und ihrer indefiniten Gebrauchsweisen zu suchen.
Der nachfolgende Beitrag untersucht Form-Funktionsbeziehungen in einem spezifischen Bereich adverbialer Modifikation im Deutschen und Türkischen, nämlich bei den ereignisinternen Adjunkten. Abschnitt 1 entwickelt — mit übereinzelsprachlichem Gültigkeitsanspruch — die Begrifflichkeiten, anhand derer die Untersuchung vorgenommen wird. Abschnitt 2 wendet diese auf das Deutsche und das Türkische an. Abschnitt 3 formuliert ein kontrastives Zwischenergebnis, das in Abschnitt 4 mittels des Versuchs der Identifikation typologischer Korrelate der festgestellten Unterschiede zu einer typologischen Hypothese erweitert wird.
Der Beitrag ist dem holistischen sprachtypologischen Programm verpflichtet, das die Systematiken aufzeigen will, die den identifizierten sprachlichen Strukturen unterliegen und das diese Systematiken als Instanzen allgemeinerer Prinzipien der Variation und Übereinstimmung von sprachlichen Systemen darstellen will. Es wird beschreibend vorgegangen; aus der Beschreibung soll ein Verständnis des Gegenstands erzielt werden. Als deskriptives Werkzeug dienen die Begrifflichkeiten der funktionalen Typologie und der Semantik.
Die Auseinandersetzung mit dem Untersuchungsgegenstand „ereignisinterne Adjunkte“ geschieht in dem für typologische Untersuchungen höchst engen Rahmen der Untersuchung von nur zwei Sprachen. Dies hat Vorteile, die sich insbesondere auf die angelegte Breite und den primär semantischen Ausgangspunkt der Untersuchung beziehen. Es hat gleichzeitig Nachteile, die sich vor allem auf die Verallgemeinerbarkeit oder implikative Kraft der identifizierten Zusammenhänge beziehen. Die Vorteile gilt es zu nutzen, die Nachteile zu beachten.
Wortstellung und Satztypmarkierung im Deutschen und im Ungarischen. Parallelen und Diskrepanzen
(2012)
Das Deutsche und das Ungarische stellen für die kontrastive Grammatikforschung in der europäischen Linguistik insofern besonders interessante Vergleichssprachen dar, als sie einerseits genealogisch und typologisch große Unterschiede aufweisen, andererseits aber in den letzten Tausend Jahren durch das enge Zusammenleben im mitteleuropäischen Kulturraum auch auffällige Konvergenztendenzen zeigen, die mehrheitlich mit der unidirektionalen Wirkung des Deutschen auf das Ungarische zu erklären sind (vgl. Kiss 2003).
Im vorliegenden Beitrag werden nach einem überblicksartigen Vergleich relevanter Wortstellungstypen der beiden Sprachen besonders ausgewählte Interrogativsatztypen kontrastiert, die sowohl typologisch bedingte Diskrepanzen als auch bestimmte, auf einer abstrakten Ebene nachweisbare Parallelen aufweisen. Neben dem systematischen Vergleich werden exemplarisch auch mit Hilfe ausgewählter Korpusbelege veranschaulichte Performanzphänomene behandelt, um Konvergenzen im Sprachgebrauch zu zeigen.
In der linguistischen Forschung wird häufig auf die besondere informationsstrukturelle Funktion der Randpositionen des Satzes hingewiesen: Diese sind nicht nur für die Gewichtung des satzinternen Materials nach Hintergrund und Vordergrund relevant, sondern tragen auch zur Sicherung der Kohärenz im Diskurs bei. Dabei wird vor allem mit Hinweis auf kognitive und funktionale Prinzipien die universelle Gültigkeit der Topik-Fokus-Abfolge betont, mit der initialen (oder frühen) Platzierung des kontextuell verankerten Satzgegenstandes (des so genannten Topiks) und der späteren Erwähnung der Kernaussage (des Fokus).
In dem vorliegenden Artikel wird die Relevanz des linken Satzrandes für die Herstellung des Diskurszusammenhanges und die Universalität der Topik-Fokus-Ordnung überprüft. Zum einen scheint die Funktion des Satzanfangs komplex: Mit dem ersten Glied der Aussagesätze wird nämlich in vielen Sprachen nicht nur an etwas Gesagtes angeschlossen, sondern kann auch etwas Wichtiges hervorgehoben werden. Zum anderen sind die Unterschiede zwischen den Sprachen beträchtlich, was auf den Einfluss struktureller Gegebenheiten hindeutet.
Zur Lösung der Probleme wird ein neues informationsstrukturelles Prinzip vorgeschlagen, das auf der „C-Markiertheit“ (Kohärenzmarkiertheit) der Konstituenten aufbaut. Demnach sind nicht nur kontextuell gegebene, sondern auch kontrastive Elemente relevant für die Herstellung der Kohärenz (und somit C-markiert), da diese die Zuordnung zu ähnlichen oder identischen Mengen bzw. Skalen voraussetzen. Als universelle Strategie der pragmatischen Ordnung ist somit der so genannte „C-Constraint“ zu betrachten, der die initiale Platzierung der C-markierten Konstituenten vorschreibt, unabhängig von ihrem Topik- oder Fokusstatus.
Der typologischen Vielfalt bezüglich der Besetzung des linken Satzrandes wird durch die Beachtung relevanter struktureller Parameter in sieben genetisch und typologisch unterschiedlichen europäischen Sprachen (Deutsch, Englisch, Schwedisch, Französisch, Russisch, Finnisch, Ungarisch) — und durch die Aufstellung der so genannten „C-Hierarchie“ — Rechnung getragen. Deren drei Hauptkategorien weisen bezüglich der Zulassung von C-markierten kontrastiven Elementen und von unterschiedlichen Typen nicht C-markierter Fokusglieder am Satzanfang eine bedeutende Variation auf.
Dieser Beitrag versucht, eine Einschätzung der Einsatzmöglichkeiten für automatische Analysemethoden aus der aktuellen computerlinguistischen Forschung für die sprachvergleichende Grammatikforschung vorzunehmen. Zur Illustration werden die Ergebnisse einer computerlinguistischen Studie für die vergleichende Untersuchung von Spaltsatzkonstruktionen in verschiedenen Sprachen wiedergegeben und ausführlich diskutiert. Der Korpuszugang erfolgt in diesem Rahmen auf Basis einer vollautomatischen syntaktischen Analyse, die dann noch zusätzlich durch eine statistische Wortalignierung kontrastiv auf Parallelkorpora beleuchtet werden kann. Neben der Vorstellung der bereits bestehenden automatischen Annotationsmöglichkeiten, die in meinen Augen vielversprechende Wege für den sprachwissenschaftlichen Korpuszugang eröffnen, ist die Hoffnung, dass dieser Beitrag durch die abschließende Diskussion zu dem Bewusstsein beiträgt, dass eine tiefere, organischere Verbindung der beiden sprachwissenschaftlichen Disziplinen möglich ist: dann nämlich, wenn der Korpuszugang nicht mit statischen, vordefinierten Werkzeugen erfolgt, deren Verhalten durch die Grammatikforscherin oder den Grammatikforscher nicht beeinflusst werden kann, sondern wenn ein interaktiver Werkzeuggebrauch erfolgt, der von den vielfältigen Anpassungsmöglichkeiten mit den zugrunde liegenden maschinellen Lernverfahren Gebrauch macht.
Zur Standortbestimmung der Kontrastiven Linguistik innerhalb der vergleichenden Sprachwissenschaft
(2012)
Das Programm der Kontrastiven Linguistik wurde in den sechziger und siebziger Jahren mit der Zielsetzung formuliert, durch systematische Einbeziehung von Gemeinsamkeiten und Kontrasten zwischen Muttersprache und zu erlernender Fremdsprache den Fremdsprachenunterricht effektiver zu gestalten. Nach einigen Jahren enthusiastischer Aufnahme und Bearbeitung setzte jedoch eine allgemeine Ernüchterung und Enttäuschung ein, so dass dieses Programm eher eine bescheidene Randexistenz im Rahmen der vergleichenden Sprachwissenschaft führte und erst in den letzten Jahren unter etwas veränderten Vorzeichen wieder aufgenommen wurde. Drei Gründe waren meiner Meinung nach für diese Desillusionierung verantwortlich: (a) Die Kontrastive Linguistik wurde als Theorie des Zweitspracherwerbs gesehen und somit mit völlig unrealistischen Erwartungen verknüpft, (b) In der Erstellung der deskriptiven Grundlagen dieses Programms, d.h. in der Erstellung umfassender vergleichender Grammatiken für relevante Sprachenpaare, wurden nur wenig überzeugende Fortschritte gemacht, (c) Es fehlte eine Standortbestimmung der Kontrastiven Linguistik im Rahmen der vergleichenden Sprachwissenschaft, aus der deutlich hervorgeht, was die Möglichkeiten und Grenzen dieses Typs von Sprachvergleich sind. Nachdem sich heute die Situation bezüglich der beiden ersten Punkte erheblich verbessert hat (u.a. auch durch einschlägige Arbeiten des IDS), widme ich mich in meinem Beitrag dem dritten Punkt: Durch eine systematische Gegenüberstellung der Kontrastiven Sprachwissenschaft mit den anderen Spielarten der vergleichenden Sprachwissenschaft sollen die Erkenntnismöglichkeiten und Grenzen der verschiedenen Ansätze zum Vergleich von Sprachen bestimmt werden, so dass die Kontrastive Linguistik durch diese Gegenüberstellung klare Konturen erhält. Im Rahmen dieser Gegenüberstellung wird eine Vielzahl von Beobachtungen zum Deutschen aus der Sicht des Englischen und anderer Sprachen gemacht. Für die Kontrastive Linguistik (KL) ergibt sich abschließend das folgende Profil:
— Synchronie: Die KL ist primär synchron orientiert.
— Granularität: Ihr Gegenstand sind feinkörnige Beobachtungen zu Kontrasten zwischen Sprachen.
— Skopus: Die KL beschäftigt sich vor allem mit umfassenden Vergleichen von Sprachpaaren.
— Perspektivierung: Ihr Mehrwert besteht u.a. darin, dass eine Sprache aus der Perspektive einer anderen beschrieben wird. Aus dieser Perspektivenwahl ergeben sich neue Beobachtungen.
— Zielsetzung: Ihre Zielsetzung sind weitreichende, falsifizierbare Verallgemeinerungen über Kontraste. Die Wahl eines theoretischen Rahmens ist sekundär.
Im vorliegenden Beitrag werden einige zentrale Aspekte der kontrastiven Wortbildungsforschung anhand von Beispielen aus dem niederländisch-deutschen Sprachvergleich besprochen. Als nah verwandte Sprachen zeigen das Niederländische und das Deutsche zwar vergleichbare Strukturen der Komposition und der Derivation, bei näherem Hinsehen sind es aber vor allem die vielfältigen Divergenzen, die ins Auge fallen. Im ersten Teil des Artikels werden verschiedenartige Beispiele für solche Divergenzen besprochen. Anschließend geht es um gegenläufige Entwicklungen, die zu Konvergenz zwischen beiden Sprachen führen. Anhand einer Analyse von Zusammensetzungen vom Typ „wassergekühlt“ (ndl. „watergekoeld“) wird für eine stärkere Berücksichtigung von Konvergenzfaktoren in der kontrastiven Linguistik plädiert. Der zweite Teil des Artikels enthält eine detaillierte Fallstudie zur Adjektivbildung mit dem niederländischen Suffix „-achtig“ und dem deutschen „-haft“, die den Zusammenhang von diachronen Entwicklungen und synchronen Kontrasten aufzeigt. Zudem zeigt sie Konsequenzen und Implikationen der vergleichenden Analyse für die Theorie des Lexikons und der Wortbildung auf. Im Mittelpunkt stehen dabei Rainers (2003) Idee der ,semantischen Fragmentierung‘ von Wortbildungsmustern und die Konzeption eines ,hierarchischen Lexikons‘, wie sie unter anderem von Jackendoff (2008) oder Booij (2010) vertreten wird.
Die genaue Charakterisierung der möglichen Wechselwirkungen zwischen Syntax und Morphologie stellt eine der zentralen Forschungsfragen der Sprachwissenschaft dar. Die hier betrachteten Verschmelzungsformen bieten sich als Fallstudie für die Syntax-Morphologie-Schnittstelle an, da Verschmelzungsformen von Präposition und Artikel wie „du“/ „au“ im Französischen oder „am“/ „zum“ im Deutschen paradigmatisch Sequenzen gegenüberstehen, in denen eine nicht-reduzierte Präposition mit einem vollen Artikel kombiniert wird („de la“/ „à la“; bzw. „an dem“/ „zu dem“). Für die Analyse dieser Formen muss also untersucht werden, inwiefern die Verwendung von Verschmelzungsformen gegenüber unreduzierten Abfolgen Änderungen in der Syntax nach sich zieht. In diesem Beitrag werde ich zeigen, dass die Wechselbeziehungen zwischen Verschmelzungsform und Syntax im Französischen und Deutschen unterschiedlicher Natur sind. Französische und deutsche Verschmelzungsformen unterscheiden sich in ihren morphologischen, semantischen und syntaktischen Eigenschaften. Hier sollen zwei Eigenschaften genauer untersucht werden: (i) die Kombinierbarkeit von Verschmelzungsformen und Nominalphrasen mit restriktiven Relativsätzen im Deutschen („?im/in dem Haus, das gerade renoviert wird“), und (ii) die Koordinationsmöglichkeiten von Präpositionalphrasen mit Verschmelzungsformen im Französischen und im Deutschen. Es ist bekannt, dass Verschmelzungsformen im Französischen die Koordinationsmöglichkeiten der beteiligten Nominalphrasen einschränken. Vergleichbare Wechselwirkungen zwischen Verschmelzungsform und Koordination sind im Deutschen jedoch nicht zu beobachten, wie anhand von Koordinationsdaten aus dem COSMAS II-Korpus belegt werden kann.
Dieser Beitrag beschäftigt sich mit einem Vergleich der englischen wh-Clefts und deren Entsprechungen im Deutschen, den ,Sperrsätzen‘ oder ‚w-Clefts‘. Auf Grundlage einer umfangreichen Korpusstudie werden zunächst Unterschiede in der Verteilung bestimmter w/h-Cleftsatztypen ermittelt. Ein generelles quantitatives Übergewicht der englischen wh-Clefts gegenüber den deutschen w-Clefts wird mit der flexibleren Wortstellung des Deutschen in Verbindung gebracht. Spezifisch werden die beobachteten Asymmetrien durch Unterschiede in der Möglichkeit der Erfüllung bestimmter struktureller Bedingungen erklärt. Vier Motivationen für die Bildung von Cleftsätzen werden identifiziert: (i) lineare Synchronisierung von Informationsstruktur und Syntax, (ii) strukturelle Trennung von Quaestio (= im Diskurs gegebener Frage) und Responsio (= Antwort auf die Quaestio), (iii) Trennung von propositionalem Gehalt und Äußerungskommentar (,Ebenentrennung‘) und (iv) Rechtslastigkeit (Behaghels ‚Gesetz der wachsenden Glieder‘). Während all diese Faktoren die Bildung von wh-Cleftsätzen im Englischen zu begünstigen scheinen, sind deutsche w-Clefts meist durch den in (ii) genannten Faktor motiviert. Die anderen Motivationen führen seltener zur Bildung von w-Cleftsätzen als im Englischen, da die entsprechenden strukturellen Effekte auch ohne Cleftsatzbildung — z.B. in einem kanonischen Verbzweitsatz — erzielt werden können.
In diesem Aufsatz geht es um einen Vergleich der Prinzipien der Wortschreibung im Englischen und Deutschen. Konkret werden Schreibdiphthonge und Doppelkonsonanten behandelt. Beide Phänomene eignen sich gut, um Prinzipien zu verstehen, nach denen die Wortschreibung funktioniert: So lassen sich Schreibdiphthonge nicht immer so aussprechen, wie es die einzelnen Vokalbuchstaben suggerieren, das heißt, sie sind nicht immer über die entsprechenden Graphem-Phonem-Korrespondenzen der einzelnen Segmente zu interpretieren, etwa <ei> für /ai/ im Deutschen und <ea> für /i/ im Englischen. Auf einer ,höheren‘ Ebene (der silbischen) zeigen sich aber systematische Züge, die in beiden Sprachen vergleichbar sind. Auch die Schreibungen der Doppelkonsonanten sind nicht einfach auf der Segmentebene zu verstehen, sondern sie ergeben sich aus einem Zusammenspiel der silbischen, der suprasegmentalen und der morphologischen Ebene. In beiden Sprachen wirken Prinzipien auf allen diesen Ebenen, aber zum Teil auf unterschiedliche Art und Weise.
Am Beispiel des an der Universität Oslo entwickelten Oslo Multilingual Corpus (OMC) wird illustriert, wie ein Parallelkorpus aus Originaltexten und deren Übersetzungen zur sprachvergleichenden Erforschung von Phänomenen der Satzverbindung und der Informationsverteilung auf Satz- und Textebene eingesetzt werden kann. Nach einer Skizze der OMC-Architektur wird eine Untersuchung von Satzverknüpfungen mit dem komitativen Konnektor „wobei“ und deren Entsprechungen in norwegischen Übersetzungen und Originaltexten vorgestellt, die dazu beiträgt, Bedeutungsfacetten dieses Konnektors aufzuzeigen, die in rein intralingualen Studien nicht so einfach zu erkennen sind, und dadurch einen besseren und systematischeren Einblick in die angewandten Übersetzungsstrategien gibt. Als zweites Einsatzbeispiel wird eine explorative Untersuchung zur Elaborierung von Ereignisbeschreibungen vorgestellt, die deutsche, norwegische, englische und französische Entsprechungen von „mit“-Konstruktionen (sog. „Sätzchen“) als Ausgangspunkt nimmt. Beide Studien illustrieren, dass ein Parallelkorpus auch ohne komplexe Annotierungen nicht nur für wort-basierte quantitative Untersuchungen verwertet werden, sondern auch im Zuge weniger zielgerichteter, eher qualitativ angelegter Studien als „Augenöffner“ für komplexe linguistische Phänomene dienen kann.
Die Aufbauprinzipien europäischer Possessionssysteme basieren viel öfter als gemeinhin angenommen auf gespaltener Possession. Dieses im Deutschen nicht prominente Phänomen wird anhand von Daten aus ausgewählten Beispielsprachen als in Europa durchaus etablierte Erscheinung vorgestellt. Die mit ihm verbundenen semantischen und morphosyntaktischen Aspekte werden anhand von qualitativen Korpusdaten diskutiert. Die Restriktionen, denen sie unterliegen, sind ebenfalls Gegenstand der Diskussion. In den Schlussfolgerungen wird dafür plädiert, künftig der Possession bei vergleichenden Studien zu europäischen Sprachen mehr Beachtung zu schenken.
Anhand einer Auswahl historischer Reden je dreier prominenter Deutscher und Polen wird eine signalphonetisch gestützte sprachvergleichende Analyse der glottalen Markierung vokalinitialer Wörter durchgeführt.
Generell erweist sich die glottale Markierung als variabel entlang eines Kontinuums zwischen einem echten glottalen Verschlusslaut (harter Stimmeinsatz) des Initialvokals über zeitlich nicht exakt koordinierte Glottalisierungen (Knarrstimme) und leichte Reflexe im Grundfrequenzverlauf bis hin zum völligen Fehlen einer Markierung.
Insgesamt zeigen sich im Polnischen gegenüber dem Deutschen seltener glottale Markierungen sowie eine sprachübergreifende schwache Abhängigkeit der Markierungshäufigkeit vom Sprechtempo (weniger bei Sprechtempoerhöhung).
Die Auftretenshäufigkeit glottaler Markierung wird sprachabhängig zudem durch unterschiedliche Faktoren beeinflusst: Für das Deutsche zeigen sich signifikante Einflüsse sowohl des Worttyps (Inhaltswörter mit häufigerer Markierung gegenüber Funktionswörtern) als auch der Betonung (betonte Silben mit häufigerer Markierung gegenüber unbetonten), während im Polnischen hier kein Einfluss sichtbar ist. Dafür zeigt das Polnische gegenüber dem Deutschen einen signifikanten Einfluss der Position innerhalb der Phrase (häufigere glottale Markierung in phraseninitialen im Gegensatz zu phrasenmedialen Wörtern). Diese sprachspezifischen Unterschiede können mit den prosodischen Charakteristika beider Sprachen Zusammenhängen. Im Unterschied zum Deutschen mit einem freien Wortakzent fällt dieser im Polnischen auf die Penultima, ist somit vorhersagbar und bedarf demzufolge keiner zusätzlichen glottalen Markierung im Sprachsignal.
Beide Sprachen hingegen zeigen übereinstimmend einen klar ausgeprägten Effekt der Vokalhöhe auf das Auftreten der glottalen Markierung (tiefe Vokale > mittlere Vokale > hohe Vokale).
In multimodal scholarly presentations supported by presentation software, spoken and written language, various visualizations on the projected slides as well as the contributors’ gestures and facial expressions build a meaningful oneness. On the one hand, communication scientists as well as linguists have for a relatively long time neglected the presentation as a complex form of communication. On the other hand, since Tafte (2003 ), columnists of major German newspapers have been dealing with the question of the value, the quality and the place of PowerPoint in science, they have even tried to find the answer to the question whether PowerPoint is evil or not.
The presentation practice is perceived as fundamentally deficient of systematic empirical research on presentations. Also Grabowski called attention to this desideratum with two critical articles (Grabowski 2003, 2008). Various questions - still unanswered - have motivated the implementation of a number of experiments (in the summer of 2010) for analyzing the knowledge and learning effects and the communicational impact of scientific presentations. The general aim of these experiments was to conduct empirical research on selected presentations in order to find out what kind of presentation is successful. The main interest is to find out which model of scholarly presentation produces the best results regarding learning effect and communicative impact.
Der vorliegende Beitrag untersucht die grammatische Realisierung satzförmiger und satzwertiger Verbgruppen- und Satzadverbialia im Deutschen im Vergleich mit den romanischen Sprachen Italienisch und Portugiesisch (schwerpunktmäßig in der brasilianischen Varietät). Solche Adverbialia können formal recht unterschiedlich realisiert werden. Für das Deutsche sind finite, subjunktor-eingeleitete adverbiale Nebensätze typisch. Seltener sind uneingeleitete finite Nebensätze, Partizipialgruppen und durch eine Präposition eingeleitete Infinitivgruppen. In den romanischen Sprachen werden Gerundial-, Partizipial- und Infinitivgruppen deutlich häufiger als Adverbialia genutzt. Anders als im Deutschen können sie auch eigene Subjekte haben, wodurch sie finiten Nebensätzen ähnlicher werden.
Die wortinitialen Segmente in Deutsch ja, jung sowie die Zweitkomponenten in den so genannten schließenden Diphthongen wie in Hai, Heu, Hau weisen im Vergleich zu hohen Vokalen in Kuh, Knie eine stark variierende Artikulation auf – zudem treten diese Laute in unterschiedlichen Kontexten auf. Die hier beobachtbaren Zusammenhänge zwischen Distribution und Aussprache lassen auf durch unterschiedliche silbische Positionen bedingte Allophonie schließen (Morciniec 1958; Shannon 1984; Hall 1992; für Englisch: Jakobson/Fant/Halle 1952, S. 20). Eine solche Analyse, die zudem eine erhebliche Reduktion des Phoneminventars beinhaltet, konnte sich bislang für das Deutsche nicht durchsetzen: Gewöhnlich sind sowohl die schließenden Diphthonge als auch [j] im deutschen Phoneminventar aufgeführt; letzteres Segment wird sogar meist als Frikativ klassifiziert. Der Sprachvergleich ergibt neue phonologische Generalisierungen, die eine durch Silbenstruktur bedingte allophonische Analyse stützen. Insbesondere lassen sich Abstufungen erkennen, die auf durch Sonorität bestimmte Silbifizierungsbedingungen schließen lassen.
Die adnominalen (attributiven) Verwendungsmöglichkeiten von temporalen und lokalen Adverbien im Deutschen werden untersucht und mit denen aus vier anderen europäischen Nachbarsprachen – Englisch, Französisch, Polnisch, Ungarisch – verglichen. Gezeigt wird, wie diese Sprachen unterschiedliche Anbindungsstrategien nutzen, um Adverbien in attributiver Funktion einsetzen zu können. Drei solcher Strategien werden unterschieden: Juxtaposition, Adjektivierung und formale Verknüpfung. Die Anbindungsstrategien sind in den Vergleichssprachen unterschiedlich verteilt und in unterschiedlichem Maße dominant. Verfügt eine Sprache über zwei oder mehr Anbindungsstrategien, so können diese in Abhängigkeit von der semantischen Teilklasse des Attributs mit verschiedenen semantischen Beschränkungen und Effekten korreliert sein. Diese bezeichnen wir als temporale bzw. lokale Kompatibilität, Persistenz und Oppositivität. Es lassen sich z.T. übereinzelsprachlich bestimmte Form-Funktions-Korrelationen zwischen Anbindungsstrategien und semantischen Beschränkungen bzw. Effekten feststellen. So können adjektivische und formal verknüpfte Attribute Persistenz und Oppositivität kodieren, juxtaponierte dagegen grundsätzlich nicht.
Einleitung
(2012)
Deklinationsklassen bilden einen Grundpfeiler des traditionellen Paradigmenmodells, das nach dem Vorbild der Grammatiken der klassischen Sprachen auch für die Beschreibung der deutschen Substantivflexion Verwendung gefunden hat. Im vorliegenden Beitrag soll die Rolle, die Deklinationsklassen in der deutschen Substantivdeklination spielen, überprüft werden. Beobachtungen zur Substantivflexion in verschiedenen europäischen Sprachen, darunter das Ungarische, das Polnische und das Italienische, die unterschiedliche Positionen innerhalb eines Spektrums besetzen, das vom hochflexivischen Lateinischen bis zu Sprachen ohne Deklinationsklassen (wie dem Englischen oder dem Türkischen) reicht, liefern Bausteine für eine Neuanalyse der deutschen Substantivflexion. Sichtbar wird, dass die deutsche Substantivflexion, bildlich gesprochen, auf dem Weg vom „Typus Latein“ zum „Typus Englisch“ schon sehr viel weiter fortgeschritten ist, als dies traditionelle Darstellungen nahe legen. An die Stelle der für kanonische Deklinationsklassen charakteristischen Sätze von klassentypischen Flexiven ist eine kleine Menge von Mustern der Stammformenbildung getreten.
Dieser Beitrag beleuchtet die Vor- und Nachteile korpusgestützter lexikografischer Methoden zur Ermittlung und Dokumentation sinnrelationaler Ausdrücke eines Stichwortes. Konkrete Beispiele aus der Praxis des elexiko-Wörterbuchs dienen der Veranschaulichung von Chancen als auch von konkreten Problemen, die die eingesetzten Methoden mit sich bringen. Für die Gewinnung potentieller Synonyme und Antonyme nutzt elexiko zwei unterschiedliche Verfahren, die mit verschiedenen Prämissen an ein Korpus als Datengrundlage herantreten (cf. Tognini-Bonelli 2001). Das korpusgesteuerte / korpusgeleitete Verfahren der Kollokationsanalyse und die zugrunde liegende Ermittlung von Ausdrücken mit verwandten Kollokationsprofi len (related profiles) (cf. Belica 2011) dienen der empirischen und statistischen Absicherung von sprachlichen Phänomenen. Sie erweisen sich aber als lückenhaft in Bezug auf einige Kontexte, in denen semantisch-konzeptuelle Beziehungen der Ähnlichkeit oder des Gegensatzes realisiert, aber nicht mit Korpustools erfasst werden. Mit der Anwendung der in elexiko komplementär genutzten korpusbasierten Vorgehensweise können diese Lücken teilweise gefüllt werden. Das Zusammenspiel beider Korpusansätze hat sich in der lexikografischen Praxis prinzipiell als vorteilhaft erwiesen, bringt jedoch auch Erkenntnisse zum Vorschein, die bisher weder linguistisch erfasst noch lexikografisch dokumentiert wurden und löst nicht, wie teilweise angenommen, das Problem inhaltlicher Inkonsistenzen (cf. Paradis/Willners 2007). Diese Aspekte werden anhand von konkreten Korpusbeispielen und Wörterbucheinträgen illustriert. Als Online-Wörterbuch profitiert elexiko von seinen schnellen Navigationsmöglichkeiten über Verlinkungen. Diese werden auch für sinnrelationale Partnerwörter wie Synonyme und Antonyme angelegt, um diverse Vernetzungsstrukturen nachvollziehbar zu machen. Die Arbeit mit einem Korpus kann bis zu einem gewissen Grad die Konsistenz der bidirektionalen Vernetzungen gewährleisten, sie aber nicht vollständig absichern. In diesem Beitrag wird auch die Frage beantwortet, inwieweit die erwähnten Korpusmethoden dazu beitragen, das gegenseitige Dokumentieren zwischen Synonym- oder Antonympaaren sicherzustellen. Anhand des für diese Zwecke entwickelten Tools vernetziko, einem Vernetzungsmanager, wird gezeigt, warum die Unterstützung zusätzlicher Software für eine konsistente Verlinkung zwischen paradigmatisch miteinander verbundenen Stichwörtern unerlässlich ist(Storjohann/Meyer 2012).
This article focuses on the qualitative and quantitative analysis of patients’ responses to different types of doctors’ prediagnostic statements. Prediagnostic statements document the doctors’ process of understanding in the on going interactive event and simultaneously move it to an intersubjective level within the boundaries of communicability, for example, in the case of problematic symptom patterns. Four types of prediagnostic statements will be distinguished: the preliminary, unspecific diagnosis, the establishing of a (causal) link, information about the findings, and diagnoses of exclusion. On the basis of 29 doctor-patient-conversations, 150 patients’ responses to prediagnostic statements are analyzed in their contextual organization. Although many patients’ responses turn out to be affirmatively minimal, there are differences both in the elaborateness and regarding the reference type, depending on the statements’ degree of certainty, the patients’ self-diagnoses as well as on influences of the interaction type’s asymmetrical properties. Both patients and doctors work together on establishing interactive and epistemic territories and pay attention to the maintenance of their self-images and their interaction relationship.
Die jährlich im Vorfeld der DGfS-Tagung veranstaltete Arbeitstagung Linguistische Pragmatik fand 2012 vor besonderem Hintergrund statt: Es war zugleich die erste Jahrestagung des neu gegründeten, seit 01.01.2012 bestehenden Vereins Arbeitskreis Linguistische Pragmatik. Zu diesem Anlass haben die Organisatoren (Constanze Spieß, Elke Diedrichsen und Jörg Bücker) ein Rahmenthema gewählt, das pragmatisch orientierte Linguistinnen und Linguisten der verschiedensten Forschungsrichtungen zusammenbringt: Sprachkritik und Sprachwandel.
In this paper, we address issues of inconsistencies of dictionary information and how different corpus methods and computer tools can assist in providing systematic cross-referencing. The question is raised how hyperlinking in an electronic reference work can be approached systematically in order to warrant consistent symmetrical links between synonyms or antonyms. Firstly, it is argued that working with a comprehensive corpus does not account for consistent cross-referencing. It is shown that a top-down corpus-driven linguistic analysis also does not guarantee the lexicographic documentation of binary lexico-semantic relations covered by corpus data, as proposed by Paradis/Willners (2006a, b). Secondly, with the help of dictionary examples taken from elexiko (an online dictionary of contemporary German) we demonstrate how a combination of both corpus-driven and corpus-based procedures enables lexicographers to systematically exploit corpus material in more depth than by using only one of these methods. It is also discussed where and why lexicographers are still prone to inconsistencies in the editing processes, irrespective of their underlying corpus methodologies. Finally, we introduce a cross-reference management tool that has been developed for elexiko and we explain its technological prerequisites and implications. This software supports lexicographers in detecting existing and missing references from and to a specific headword. It also offers options to automatically and comfortably correct discrepancies. Overall, we suggest a method that includes linguistic competence, complementary corpus approaches and additional software in order to ensure that links or references between synonymic and antonymic pairings are given in both directions.