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Für die Grammatikschreibung des Deutschen ist die Negation eine Herausforderung. Das betrifft schon das Inventar der Negationsausdrücke wie nicht, kein oder niemand. In welchem Verhältnis stehen sie zueinander, und wann wird welcher Negationsausdruck gewählt? Die Negationspartikel nicht kann in den meisten Sätzen unterschiedliche Stellungen einnehmen, womit subtile Bedeutungsunterschiede einhergehen. Welchen genauen syntaktischen Status nicht hat, ist bis heute umstritten. Die Negation interagiert auch eng mit der Informationsstruktur, die unter anderem durch Intonation und Akzentuierung ausgedrückt wird. Die Intonation negierter Äußerungen und ihre Auswirkungen auf die Bedeutung werden in diesem Buch besonders gründlich behandelt. Schließlich sind zur Bedeutung der Negation selbst noch wichtige Fragen zu klären, unter anderem die, welche semantischen Objekte überhaupt negiert werden können und was genau durch ihre Negation bewirkt wird.
Das Buch versucht eine Gesamtschau der Grammatik der Negation im Deutschen, die für Fachwissenschaftler, für Studierende und für allgemein Sprachinteressierte, etwa für Lehrende des Deutschen als Mutter- und Fremdsprache, zugänglich sein soll. Die begrifflichen und methodischen Voraussetzungen aller Teile werden leserfreundlich eingeführt. Dadurch ist das Buch auch als Lehrwerk für die Gebiete Syntax, Informationsstruktur und Satzsemantik des Deutschen im Linguistikstudium verwendbar.
Was halten die Deutschen von ihrer Muttersprache? Wie denken sie über andere Sprachen und deutsche Dialekte (siehe auch Schoel / Stahlberg in diesem Band)? Wie nehmen sie Veränderungen ihrer Sprache wahr und was halten sie von fremdsprachlichen Einflüssen, wie z. B. der Verwendung von Anglizismen? Sind Deutsche, umgekehrt betrachtet, besonders kritisch, wenn andere Deutsche Englisch sprechen? Und wie bewerten sie andere Personen, die z.B. einen französischen oder russischen Akzent im Deutschen besitzen? Mit all diesen Fragen hat sich das vorliegende Teilprojekt im Rahmen dieses von der Volkswagenstiftung geförderten Forschungsprojekts beschäftigt. Ausgehend von sozialpsychologischen Theorien und Methoden, wurden Spracheinstellungen in Deutschland näher untersucht.
Numerus
(2012)
Einstellungen und Meinungen prägen das menschliche Handeln; auch die Sprache, die einen zentralen Anker der menschlichen Identität bildet, ist davon betroffen. Der vorliegende Band präsentiert die Ergebnisse eines interdisziplinären Forschungsprojekts zu aktuellen Spracheinstellungen in Deutschland aus sprachwissenschaftlicher und aus sozialpsychologischer Sicht. Mentale Konzepte von Dialekten werden dabei ebenso besprochen wie Bewertungen von Deutsch und anderen Sprachen, Stereotype und Eigen- und Fremdbewertungen.
Des Weiteren wird in einer Sprachstandserhebung die Stellung der deutschen Sprache in Deutschland in der Zusammenschau mehrerer einschlägiger Daten und Statistiken, etwa zur Stellung des Deutschen an Schulen und Hochschulen oder zu deutschsprachigen Medien, dokumentiert.
Der Band bietet damit die bislang erste umfassende Darstellung von Einstellungen zum Deutschen, zu Varietäten des Deutschen, zu anderen Sprachen und zu Sprechern dieser Sprachen und Varietäten.
In this paper, we describe MLSA, a publicly available multi-layered reference corpus for German-language sentiment analysis. The construction of the corpus is based on the manual annotation of 270 German-language sentences considering three different layers of granularity. The sentence-layer annotation, as the most coarse-grained annotation, focuses on aspects of objectivity, subjectivity and the overall polarity of the respective sentences. Layer 2 is concerned with polarity on the word- and phrase-level, annotating both subjective and factual language. The annotations on Layer 3 focus on the expression-level, denoting frames of private states such as objective and direct speech events. These three layers and their respective annotations are intended to be fully independent of each other. At the same time, exploring for and discovering interactions that may exist between different layers should also be possible. The reliability of the respective annotations was assessed using the average pairwise agreement and Fleiss’ multi-rater measures. We believe that MLSA is a beneficial resource for sentiment analysis research, algorithms and applications that focus on the German language.
Deutsch hat neben dem definiten Artikel und dem indefiniten Artikel noch zwei weitere indefinite Artikel, bzw. Gebrauchsweisen von Ausdrücken, die einem Artikelgebrauch sehr nahe kommen: (i) der indefinite Gebrauch des Demonstratives „dies“ und (ii) das aus „so“ und dem indefiniten Artikel verschmolzene „son“. In der vorliegenden Arbeit werden die referenziellen Eigenschaften dieser beiden indefiniten Demonstrativpronomen bezüglich ihrer Referentialität, Spezifizität und Diskursprominenz mit denen des indefiniten Artikels verglichen. Es kann gezeigt werden, dass indefinite Demonstrativpronomen deutlich stärkere referenzielle Eigenschaften in diesen Bereichen haben als der indefinite Artikel. Abschließend wird die Untersuchung auf Demonstrative weiterer Sprachen ausgedehnt, um so nach sprachübergreifenden Prinzipien dieser Ausdrücke und ihrer indefiniten Gebrauchsweisen zu suchen.
Der nachfolgende Beitrag untersucht Form-Funktionsbeziehungen in einem spezifischen Bereich adverbialer Modifikation im Deutschen und Türkischen, nämlich bei den ereignisinternen Adjunkten. Abschnitt 1 entwickelt — mit übereinzelsprachlichem Gültigkeitsanspruch — die Begrifflichkeiten, anhand derer die Untersuchung vorgenommen wird. Abschnitt 2 wendet diese auf das Deutsche und das Türkische an. Abschnitt 3 formuliert ein kontrastives Zwischenergebnis, das in Abschnitt 4 mittels des Versuchs der Identifikation typologischer Korrelate der festgestellten Unterschiede zu einer typologischen Hypothese erweitert wird.
Der Beitrag ist dem holistischen sprachtypologischen Programm verpflichtet, das die Systematiken aufzeigen will, die den identifizierten sprachlichen Strukturen unterliegen und das diese Systematiken als Instanzen allgemeinerer Prinzipien der Variation und Übereinstimmung von sprachlichen Systemen darstellen will. Es wird beschreibend vorgegangen; aus der Beschreibung soll ein Verständnis des Gegenstands erzielt werden. Als deskriptives Werkzeug dienen die Begrifflichkeiten der funktionalen Typologie und der Semantik.
Die Auseinandersetzung mit dem Untersuchungsgegenstand „ereignisinterne Adjunkte“ geschieht in dem für typologische Untersuchungen höchst engen Rahmen der Untersuchung von nur zwei Sprachen. Dies hat Vorteile, die sich insbesondere auf die angelegte Breite und den primär semantischen Ausgangspunkt der Untersuchung beziehen. Es hat gleichzeitig Nachteile, die sich vor allem auf die Verallgemeinerbarkeit oder implikative Kraft der identifizierten Zusammenhänge beziehen. Die Vorteile gilt es zu nutzen, die Nachteile zu beachten.
Wortstellung und Satztypmarkierung im Deutschen und im Ungarischen. Parallelen und Diskrepanzen
(2012)
Das Deutsche und das Ungarische stellen für die kontrastive Grammatikforschung in der europäischen Linguistik insofern besonders interessante Vergleichssprachen dar, als sie einerseits genealogisch und typologisch große Unterschiede aufweisen, andererseits aber in den letzten Tausend Jahren durch das enge Zusammenleben im mitteleuropäischen Kulturraum auch auffällige Konvergenztendenzen zeigen, die mehrheitlich mit der unidirektionalen Wirkung des Deutschen auf das Ungarische zu erklären sind (vgl. Kiss 2003).
Im vorliegenden Beitrag werden nach einem überblicksartigen Vergleich relevanter Wortstellungstypen der beiden Sprachen besonders ausgewählte Interrogativsatztypen kontrastiert, die sowohl typologisch bedingte Diskrepanzen als auch bestimmte, auf einer abstrakten Ebene nachweisbare Parallelen aufweisen. Neben dem systematischen Vergleich werden exemplarisch auch mit Hilfe ausgewählter Korpusbelege veranschaulichte Performanzphänomene behandelt, um Konvergenzen im Sprachgebrauch zu zeigen.
Im vorliegenden Beitrag werden einige zentrale Aspekte der kontrastiven Wortbildungsforschung anhand von Beispielen aus dem niederländisch-deutschen Sprachvergleich besprochen. Als nah verwandte Sprachen zeigen das Niederländische und das Deutsche zwar vergleichbare Strukturen der Komposition und der Derivation, bei näherem Hinsehen sind es aber vor allem die vielfältigen Divergenzen, die ins Auge fallen. Im ersten Teil des Artikels werden verschiedenartige Beispiele für solche Divergenzen besprochen. Anschließend geht es um gegenläufige Entwicklungen, die zu Konvergenz zwischen beiden Sprachen führen. Anhand einer Analyse von Zusammensetzungen vom Typ „wassergekühlt“ (ndl. „watergekoeld“) wird für eine stärkere Berücksichtigung von Konvergenzfaktoren in der kontrastiven Linguistik plädiert. Der zweite Teil des Artikels enthält eine detaillierte Fallstudie zur Adjektivbildung mit dem niederländischen Suffix „-achtig“ und dem deutschen „-haft“, die den Zusammenhang von diachronen Entwicklungen und synchronen Kontrasten aufzeigt. Zudem zeigt sie Konsequenzen und Implikationen der vergleichenden Analyse für die Theorie des Lexikons und der Wortbildung auf. Im Mittelpunkt stehen dabei Rainers (2003) Idee der ,semantischen Fragmentierung‘ von Wortbildungsmustern und die Konzeption eines ,hierarchischen Lexikons‘, wie sie unter anderem von Jackendoff (2008) oder Booij (2010) vertreten wird.
Die genaue Charakterisierung der möglichen Wechselwirkungen zwischen Syntax und Morphologie stellt eine der zentralen Forschungsfragen der Sprachwissenschaft dar. Die hier betrachteten Verschmelzungsformen bieten sich als Fallstudie für die Syntax-Morphologie-Schnittstelle an, da Verschmelzungsformen von Präposition und Artikel wie „du“/ „au“ im Französischen oder „am“/ „zum“ im Deutschen paradigmatisch Sequenzen gegenüberstehen, in denen eine nicht-reduzierte Präposition mit einem vollen Artikel kombiniert wird („de la“/ „à la“; bzw. „an dem“/ „zu dem“). Für die Analyse dieser Formen muss also untersucht werden, inwiefern die Verwendung von Verschmelzungsformen gegenüber unreduzierten Abfolgen Änderungen in der Syntax nach sich zieht. In diesem Beitrag werde ich zeigen, dass die Wechselbeziehungen zwischen Verschmelzungsform und Syntax im Französischen und Deutschen unterschiedlicher Natur sind. Französische und deutsche Verschmelzungsformen unterscheiden sich in ihren morphologischen, semantischen und syntaktischen Eigenschaften. Hier sollen zwei Eigenschaften genauer untersucht werden: (i) die Kombinierbarkeit von Verschmelzungsformen und Nominalphrasen mit restriktiven Relativsätzen im Deutschen („?im/in dem Haus, das gerade renoviert wird“), und (ii) die Koordinationsmöglichkeiten von Präpositionalphrasen mit Verschmelzungsformen im Französischen und im Deutschen. Es ist bekannt, dass Verschmelzungsformen im Französischen die Koordinationsmöglichkeiten der beteiligten Nominalphrasen einschränken. Vergleichbare Wechselwirkungen zwischen Verschmelzungsform und Koordination sind im Deutschen jedoch nicht zu beobachten, wie anhand von Koordinationsdaten aus dem COSMAS II-Korpus belegt werden kann.
Dieser Beitrag beschäftigt sich mit einem Vergleich der englischen wh-Clefts und deren Entsprechungen im Deutschen, den ,Sperrsätzen‘ oder ‚w-Clefts‘. Auf Grundlage einer umfangreichen Korpusstudie werden zunächst Unterschiede in der Verteilung bestimmter w/h-Cleftsatztypen ermittelt. Ein generelles quantitatives Übergewicht der englischen wh-Clefts gegenüber den deutschen w-Clefts wird mit der flexibleren Wortstellung des Deutschen in Verbindung gebracht. Spezifisch werden die beobachteten Asymmetrien durch Unterschiede in der Möglichkeit der Erfüllung bestimmter struktureller Bedingungen erklärt. Vier Motivationen für die Bildung von Cleftsätzen werden identifiziert: (i) lineare Synchronisierung von Informationsstruktur und Syntax, (ii) strukturelle Trennung von Quaestio (= im Diskurs gegebener Frage) und Responsio (= Antwort auf die Quaestio), (iii) Trennung von propositionalem Gehalt und Äußerungskommentar (,Ebenentrennung‘) und (iv) Rechtslastigkeit (Behaghels ‚Gesetz der wachsenden Glieder‘). Während all diese Faktoren die Bildung von wh-Cleftsätzen im Englischen zu begünstigen scheinen, sind deutsche w-Clefts meist durch den in (ii) genannten Faktor motiviert. Die anderen Motivationen führen seltener zur Bildung von w-Cleftsätzen als im Englischen, da die entsprechenden strukturellen Effekte auch ohne Cleftsatzbildung — z.B. in einem kanonischen Verbzweitsatz — erzielt werden können.
In diesem Aufsatz geht es um einen Vergleich der Prinzipien der Wortschreibung im Englischen und Deutschen. Konkret werden Schreibdiphthonge und Doppelkonsonanten behandelt. Beide Phänomene eignen sich gut, um Prinzipien zu verstehen, nach denen die Wortschreibung funktioniert: So lassen sich Schreibdiphthonge nicht immer so aussprechen, wie es die einzelnen Vokalbuchstaben suggerieren, das heißt, sie sind nicht immer über die entsprechenden Graphem-Phonem-Korrespondenzen der einzelnen Segmente zu interpretieren, etwa <ei> für /ai/ im Deutschen und <ea> für /i/ im Englischen. Auf einer ,höheren‘ Ebene (der silbischen) zeigen sich aber systematische Züge, die in beiden Sprachen vergleichbar sind. Auch die Schreibungen der Doppelkonsonanten sind nicht einfach auf der Segmentebene zu verstehen, sondern sie ergeben sich aus einem Zusammenspiel der silbischen, der suprasegmentalen und der morphologischen Ebene. In beiden Sprachen wirken Prinzipien auf allen diesen Ebenen, aber zum Teil auf unterschiedliche Art und Weise.
This paper presents Release 2.0 of the SALSA corpus, a German resource for lexical semantics. The new corpus release provides new annotations for German nouns, complementing the existing annotations of German verbs in Release 1.0. The corpus now includes around 24,000 sentences with more than 36,000 annotated instances. It was designed with an eye towards NLP applications such as semantic role labeling but will also be a useful resource for linguistic studies in lexical semantics.
Proceeding from the central ideas of the papers contained in this volume, the closing article sets out to achieve a unified theory of the syntax and semantics of verum focus, to be illustrated for the sentence and clause types of present day German. In German, verum focus is realized phonologically by means of pitch accents on morphosyntactic exponents of various classes: finite verb forms, complementizers and subordinators, interrogative and relative phrases, and modal particles. In the first half of the article, these constituents - most of which reside in the left periphery of the sentence or clause - are shown to share the gramma-tical function of distinguishing between sentence moods and other categories of clauses. This observation gives rise to the assumption that verum focus should be explicable as contrastive focus on semantically distinctive features or components of sentence mood and clause type. In the second half of the article this assumption is spelt out for the sentence and clause types of German. We propose a universal semantic structure of sentence meaning which makes it possible to reduce the most typical cases of verum focus and their diverse contextual interpretations to highlighting the connection between the sentence/clause and its textual or dis-course environment. This connection is syntactically implemented by an element occupying the head position of CP: either a finite verb form or a complementizer/subordinator. Realizations of verum focus on prefield constituents in wh- and relative clauses are explained as phonetic remedies deployed when a connecting element in C° is missing. Focusing of modal particles in the middle field and of verb forms in the right periphery of the clause are shown to differ semantically from verum focus stricto sensu, although they have similar pragmatic effects. The theory is built exclusively on assumptions needed for independent reasons and dispenses with the problematic verum operator assumed in most traditional accounts.
Other than linguistic laymen, most linguists avoid Statements concerning the general state of a language or its future. Despite some theoretical scruples, I shall, after some assessing comments on present German, make speculations on the further development of this language. Three scenarios of possible States of the German language at the end of this Century will be sketched and discussed in comparison. These speculations are but plausible considerations based on observations of the Contemporary language. In view of the looming partial loss of domains of German and other European Standard languages, I will then discuss how the further development of German can be positively influenccd within the context of multilingual Europe.
This article deals with three interrelated phenoma in the information structure of German sentences: the focusing of negative markers, of finite verb forms and of the particles ja, doch, wohl and schon. Focusing of the finite verb is the most important marker of verum focus, as described by Höhle (1988). Focusing of particles can be an alternative means for similar purposes, while focusing of negation seems to be the contradictory opposite of verum focus. It is shown that negation- independently of its information structural status - can be interpreted on three distinct levels of sentence meaning: as an indicator of the non-facticity of a state of affairs, the non-truth of a proposition, or the non-desirability of a speech act. Focusing of the negative marker puts contrastive emphasis on the negative value assigned to sentence meaning on one of these levels. Ve rum focus can be interpreted on the same three levels: as a marker of contrastive emphasis on a positive value of facticity, truth or desirability. The particles ja, doch, wohl and schon refer to sufficient epistemic or interactional conditions for the assignment of a positive or negative value. By focusing such a particle, the speaker indicates that (s)he believes the assigned value to be well justified and insists on establishing it as common ground for further interaction.
Einleitung
(2012)
Der vorliegende Beitrag untersucht die grammatische Realisierung satzförmiger und satzwertiger Verbgruppen- und Satzadverbialia im Deutschen im Vergleich mit den romanischen Sprachen Italienisch und Portugiesisch (schwerpunktmäßig in der brasilianischen Varietät). Solche Adverbialia können formal recht unterschiedlich realisiert werden. Für das Deutsche sind finite, subjunktor-eingeleitete adverbiale Nebensätze typisch. Seltener sind uneingeleitete finite Nebensätze, Partizipialgruppen und durch eine Präposition eingeleitete Infinitivgruppen. In den romanischen Sprachen werden Gerundial-, Partizipial- und Infinitivgruppen deutlich häufiger als Adverbialia genutzt. Anders als im Deutschen können sie auch eigene Subjekte haben, wodurch sie finiten Nebensätzen ähnlicher werden.
Für Muttersprachler des Polnischen und anderer artikelloser Sprachen gehört der Gebrauch des Artikels zu den schwierigsten Kapiteln der deutschen Grammatik. Sie haben große Mühe zu verstehen, wann im Deutschen der Definitartikel, wann der Indefinitartikel und wann kein Artikel verwendet wird.
Die vorliegende Arbeit setzt bei diesen Schwierigkeiten an. Sie versucht eine systematische Darstellung von Funktion und Gebrauch der Artikel, die den Vergleich mit dem Polnischen besonders berücksichtigt. Im Unterschied zum größten Teil der vorhandenen Literatur wird nicht nur der Artikelgebrauch in referentiellen Nominalphrasen, sondern auch der in prädikativen und anderen nicht-referentiellen Nominalphrasen ausführlich gewürdigt. Im Hinblick auf die Didaktisierung wird die Frage in den Mittelpunkt gestellt, welche Sprachmittel des Polnischen Funktionen erfüllen, die denen der deutschen Artikelwörter nahekommen.
Der Beitrag untersucht im Rahmen von korpusgestütztem Belegmaterial die Bedingungen, unter denen Geräuschverben des Deutschen eine Direktivvariante aufweisen können. Dabei wird beabsichtigt, die wissenschaftliche Diskussion um Valenz- vs. Konstruktionsgrammatik mittels einer Analyse, die sich auf das Zusammenwirken von internen und externen lexikalischen Form- und Inhaltsrelationen stützt, zu bereichern.
Am Anfang war die Lücke
(2012)
Bedeuten zwei Synonyme immer das Gleiche? Wie erkennt man, wann das eine oder das andere Wort angebracht ist? Inwieweit sind Synonyme situations- und kontext - gebunden? Sind wir bei der Wahl eines Synonyms frei oder an ein - gefahrene Muster gebunden? Genügen Synonymwörterbücher bei der Wahl eines treffenden Wortes? Das vorliegende Buch versucht, auf diese und andere Fragen Antworten zu geben. Untersuchungen zur Synonymie auf Basis des Deutschen Referenzkorpus rücken dabei Sprachwissenschaft durch eine korpusgeleitete Methodik in die Nähe naturwissenschaftlicher Empirie.
Im Sprachvergleich zeigt sich, wo das Deutsche eigene Wege geht und wo seine Strukturen mit denen anderer Sprachen konvergieren. Die Beiträge des Jahrbuchs 2011 widmen sich dem Vergleich des Deutschen auf allen grammatischen Ebenen, von der Phonetik und Phonologie, Graphematik, Morphologie und Syntax bis zur Semantik, Pragmatik und Textgrammatik. Ergänzend werden neuere korpuslinguistische Methoden des Sprachvergleichs vorgestellt.
Die wortinitialen Segmente in Deutsch ja, jung sowie die Zweitkomponenten in den so genannten schließenden Diphthongen wie in Hai, Heu, Hau weisen im Vergleich zu hohen Vokalen in Kuh, Knie eine stark variierende Artikulation auf – zudem treten diese Laute in unterschiedlichen Kontexten auf. Die hier beobachtbaren Zusammenhänge zwischen Distribution und Aussprache lassen auf durch unterschiedliche silbische Positionen bedingte Allophonie schließen (Morciniec 1958; Shannon 1984; Hall 1992; für Englisch: Jakobson/Fant/Halle 1952, S. 20). Eine solche Analyse, die zudem eine erhebliche Reduktion des Phoneminventars beinhaltet, konnte sich bislang für das Deutsche nicht durchsetzen: Gewöhnlich sind sowohl die schließenden Diphthonge als auch [j] im deutschen Phoneminventar aufgeführt; letzteres Segment wird sogar meist als Frikativ klassifiziert. Der Sprachvergleich ergibt neue phonologische Generalisierungen, die eine durch Silbenstruktur bedingte allophonische Analyse stützen. Insbesondere lassen sich Abstufungen erkennen, die auf durch Sonorität bestimmte Silbifizierungsbedingungen schließen lassen.
Die adnominalen (attributiven) Verwendungsmöglichkeiten von temporalen und lokalen Adverbien im Deutschen werden untersucht und mit denen aus vier anderen europäischen Nachbarsprachen – Englisch, Französisch, Polnisch, Ungarisch – verglichen. Gezeigt wird, wie diese Sprachen unterschiedliche Anbindungsstrategien nutzen, um Adverbien in attributiver Funktion einsetzen zu können. Drei solcher Strategien werden unterschieden: Juxtaposition, Adjektivierung und formale Verknüpfung. Die Anbindungsstrategien sind in den Vergleichssprachen unterschiedlich verteilt und in unterschiedlichem Maße dominant. Verfügt eine Sprache über zwei oder mehr Anbindungsstrategien, so können diese in Abhängigkeit von der semantischen Teilklasse des Attributs mit verschiedenen semantischen Beschränkungen und Effekten korreliert sein. Diese bezeichnen wir als temporale bzw. lokale Kompatibilität, Persistenz und Oppositivität. Es lassen sich z.T. übereinzelsprachlich bestimmte Form-Funktions-Korrelationen zwischen Anbindungsstrategien und semantischen Beschränkungen bzw. Effekten feststellen. So können adjektivische und formal verknüpfte Attribute Persistenz und Oppositivität kodieren, juxtaponierte dagegen grundsätzlich nicht.
Deklinationsklassen bilden einen Grundpfeiler des traditionellen Paradigmenmodells, das nach dem Vorbild der Grammatiken der klassischen Sprachen auch für die Beschreibung der deutschen Substantivflexion Verwendung gefunden hat. Im vorliegenden Beitrag soll die Rolle, die Deklinationsklassen in der deutschen Substantivdeklination spielen, überprüft werden. Beobachtungen zur Substantivflexion in verschiedenen europäischen Sprachen, darunter das Ungarische, das Polnische und das Italienische, die unterschiedliche Positionen innerhalb eines Spektrums besetzen, das vom hochflexivischen Lateinischen bis zu Sprachen ohne Deklinationsklassen (wie dem Englischen oder dem Türkischen) reicht, liefern Bausteine für eine Neuanalyse der deutschen Substantivflexion. Sichtbar wird, dass die deutsche Substantivflexion, bildlich gesprochen, auf dem Weg vom „Typus Latein“ zum „Typus Englisch“ schon sehr viel weiter fortgeschritten ist, als dies traditionelle Darstellungen nahe legen. An die Stelle der für kanonische Deklinationsklassen charakteristischen Sätze von klassentypischen Flexiven ist eine kleine Menge von Mustern der Stammformenbildung getreten.
In meinem Beitrag benenne ich fünf Gründe, warum die gesprochene Sprache im DaF-Unterricht, aber auch generell in der Sprachwissenschaft im Hintergrund steht und ein sperriger, schwer zu handhabender Gegenstand ist (Abschnitt 2). Sodann charakterisiere ich zwei unterschiedliche Positionen zum Ausmaß der Unterschiede zwischen gesprochener und geschriebener Sprache und beschreibe einige zentrale Unterschiede (Abschnitt 3). Abschließend formuliere ich einige Konsequenzen, die sich hieraus für den Fremdsprachen- und DaF-Unterricht ergeben, und plädiere dafür, sich die Schwierigkeiten, die mit einer Berücksichtigung der gesprochenen Sprache verbunden sind, bewusst zu machen und sich ihnen zu stellen, denn gesprochene Sprache ist meines Erachtens ein unverzichtbarer Bestandteil des fremdsprachlichen Unterrichts (Abschnitt 4).
Dieses Papier diskutiert informationsstrukturelle Aspekte der mehrfachen Vorfeldbesetzung im Deutschen. Auf der Grundlage einer größtenteils aus den IDS-Korpora extrahierten Belegsammlung werden Diskursgegebenheit, Fokus- und Topikstatus (vor allem) des Vorfeldmaterials beschrieben und in Bezug zu entsprechenden Aussagen in der Literatur gesetzt. Neben informationsstrukturellen Faktoren werden im letzten Abschnitt mögliche weitere Faktoren angesprochen, die mehrfache Vorfeldbesetzung favorisieren könnten. Zudem werden für einen begrenzten Ausschnitt des Deutschen erstmals Zahlen vorgelegt, die das Verhältnis von mehrfacher Vorfeldbesetzung zur ähnlichen, aber als „kanonischer“ geltenden Besetzung des Vorfelds mit einer (möglicherweise partiellen) Verbalphrase illustrieren.
Der Beitrag stellt die Ergebnisse einer Onlinebenutzungsstudie zur Funktion und Rezeption von Belegen im einsprachigen deutschen Onlinewörterbuch elexiko vor. Diese werden vor dem Hintergrund allgemeiner metalexikographischer und konzeptioneller Überlegungen interpretiert, ein Ausblick führt zu weiteren relevanten Fragestellungen.
Die Fallanalyse untersucht vier Gesprächsausschnitte und verdeutlicht ihren Aufbau aus funktionalen Einheiten. Sie beschreibt die bei ihrer Produktion angewandten Formulierungsverfahren und leitet so die in den Gesprächsbeiträgen vorfindbaren grammatischen Besonderheiten (u.a. Korrekturen, Verbspitzenstellung, „elliptische“ Äußerungsformate) aus den Produktionsbedingungen gesprochener Sprache sowie den Zwecken ihrer situationsspezifischen Verwendung her. Zentral für die Analyse ist, das Bedeutungspotenzial zu bestimmen, das – neben dem sukzessiven Aufbau der verbalen Bedeutung – durch die Art und Weise der Hervorbringung der Äußerungen (z.B. Formulierungsschwierigkeiten, Pausen, Intonation) kommuniziert wird. Die grammatische Struktur wird damit als eine Ressource zur Interpretation der Gesprächsbeiträge genutzt.
Das Deutsch der Migranten
(2012)