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Die traditionelle Einordnung von man als Indefinitpronomen wird in Zweifel gezogen, andere Zuordnungsmöglichkeiten werden geprüft. Zu diesem Zweck werden die Morphosyntax und die Semantik von man herausgearbeitet. Dabei steht insbesondere die Dichotomie 'generische' versus 'partikuläre' Verwendung zur Debatte. Abschließend wird ein kurzer Blick auf man aus der Lernerperspektive und im Sprachvergleich geworfen.
In German there are about twenty-five elements (like gemäß, nahe, voll) that seem to be used as a preposition along with their use as an adjective. In former approaches the preposition is interpreted as the product of grammaticalizing (and/or reanalyzing) the adjective. It is argued that the two criteria these approaches rely on, namely change of linear position and change of case government, are insufficient. In this paper, seven criteria for distinguishing adjectives form prepositions in German are put forward. What is most important is that these criteria have to be evaluated on the token level as well as on the level of type and word class/syntactic category. It can be shown that the individual ‘adjective-prepositions' as types possess a specific mixture of adjective-like and preposition-like features. On the token level, occurring as part of a postnominal restrictive attribute is indicative for preposition-like status in German. The comparison of German with English and Italian adjective-prepositions (like near, far, due and vicino, lontano) reveals a lot of differences, which counts as evidence for the language-specific nature of word classes. Nevertheless, Lehmanns functional-typological approach uncovers a fundamental functional similarity between complement governing adjectives and prepositions: the primary function of the phrases, i.e., adjective/preposition + complement, is to modify a nominal or a verbal concept, respectively. This insight explains why adjective-prepositions can be found cross-linguistically. The question whether we should propose one type or two types for gemäß and its cognates is of minor importance only.
Auf der Suche nach Identität
(2002)
Das Deutsche ist eine der am besten erforschten Sprachen der Welt; weniger bekannt ist, welche Gemeinsamkeiten es mit den europäischen Nachbarsprachen teilt und wo seine Besonderheiten liegen.
Die insgesamt acht Kapitel des Buches stellen prägnant und anhand von anschaulichen Beispielen Wortschatz und Grammatik des Deutschen vor. Dabei verhilft ein Vergleich mit den Optionen etwa im Englischen, Französischen, Polnischen, Ungarischen oder anderen europäischen Sprachen zu einem verschärften Blick. Ausgangspunkt ist dabei ein kurzer Abriss der Facetten von Sprache allgemein sowie die Herleitung der grundlegenden Sprachfunktionen aus einer handlungsbezogenen Perspektive. Die folgenden Kapitel stehen unter Motti wie: „Das Verb – Zeiten, Modi, Szenarios und Inszenierungen“, „Der nominale Bereich – die vielerlei Arten, Gegenstände zu konstruieren“ oder „Der Text – wenn wir kohärent und dabei narrativ oder argumentativ werden“. Das letzte Kapitel trägt den Titel: „Das Deutsche – auf dem Weg zu einem Sprachporträt“.
Das Buch soll Sprachinteressierten auch ohne linguistische Fachkenntnisse einen neuen Zugang zu unserer Muttersprache erschließen und die Sensibilität für die sprachliche Verbundenheit auf unserem Kontinent trotz aller Vielfalt stärken.
- Grammatik anschaulich und konkret
- Innovativer Blick auf das Deutsche im Kreis europäischer Sprachen
- Kurzweilige Einführung für Sprachinteressierte auch ohne linguistische Fachkenntnisse
Die in der gesprochenen Umgangssprache und in Dialekten weit verbreitete nominale Possessorkonstruktion des Typs dem Vater sein Hut tanzt in morphologischer, syntaktischer und semantischer Hinsicht außer der Reihe. Dessen ungeachtet hält sie sich hartnäckig in den genannten Varietäten und erscheint somit als funktional angemessen.
Der Beitrag gibt einen Überblick über die Datenlage im Deutschen und stellt die Analysevorschläge im Hinblick auf Morphologie, syntaktische und semantische Struktur vor. Der Blick auf andere Sprachen und die Beschreibungsansätze in der allgemeinen Sprachtypologie erlauben eine neue Perspektive, die diese Konstruktion in den Kontext grundsätzlicher Alternativen für die Markierung syntaktischer Relationen („head-marking“ versus „dependent-marking“) einordnet. Auch dem viel diskutierten Thema der Entstehung der Konstruktion auf dem Wege von Reanalyse oder Grammatikalisierung sind unter dieser übergreifenden Perspektive neue Aspekte abzugewinnen. Abschließend wird der Frage nachgegangen, welche Eigenschaften diese Konstruktion trotz grammatischer Sonderwege und Sanktionierung durch die normative Grammatik für die Sprecher attraktiv machen.
Leitfrage des Beitrags ist: Was kann der Blick von außen, insbesondere der Blick aus der Perspektive europäischer Sprachen für die grammatische Beschreibung des Deutschen erbringen? Als Exemplifikationsbereich im Für und Wider wird die Grammatik der Pronomina herangezogen, primär die der Personal- und Reflexivpronomina. Dieser Beispielbereich geht ebenso wie das Vortragsthema insgesamt auf das Projekt „Grammatik des Deutschen im europäischen Vergleich“ (GDE) zurück, an dem derzeit in der Abteilung Grammatik des IDS gearbeitet wird. Dreh- und Angelpunkt aller sprachvergleichenden Unternehmungen ist die Frage nach dem tertium comparationis. Es wird dafür plädiert, ‚funktionale Domänen‘ als Anfangstertium zu bestimmen. Diese dienen als Einstieg in eine Methodologie der fortschreitenden Form- und Funktionsdifferenzierung'. Der erhoffte Mehrwert für unser Wissen über das Deutsche - so die These - verteilt sich auf die allgemeine Sprachtypologie und auf den Vergleich mit europäischen „Nah“- Sprachen. Der Blick auf das typologische Spektrum insgesamt sensibilisiert für Fakten, die im europäischen Raum nur indirekten Niederschlag haben. Der Kontrast mit Sprachen wie dem Polnischen, Ungarischen usw. bringt auch dort, wo große Übereinstimmung zu bestehen scheint, die nötige Feindifferenzierung und schärft den Blick für die Besonderheiten im Detail. Pronominale Beispiele für die Fallstricke der einzelsprachlichen Grammatik, etwa Formen von Über- und Untergeneralisierung, sollen das Plädoyer für eine Europäisierung der Grammatik abrunden.
Mit diesem Bild beschreibt Hermann Unterstöger in einem „Sprachlabor“- Artikel der Süddeutschen Zeitung vom 23.3.2013 die Erfolgsgeschichte, die das Substantiv (das) Narrativ in den letzten 30 Jahren vorgelegt hat. Während Unterstöger feinsinnig den intertextuellen Bezug zum „Narrenschiff“ des Sebastian Brant oder dem gleichnamigen Roman von Katherine Ann Porter bemüht, wird Matthias Heine, der Autor von „Seit wann hat geil nichts mehr mit Sex zu tun? 100 deutsche Wörter und ihre erstaunlichen Karrieren“ in einem Artikel in der WELT vom 13.11.2016, wie nach diesem Buchtitel zu erwarten, eher grob: Dort heißt es: „Hinz und Kunz schwafeln heutzutage vom ,Narrativ‘“.
Einleitung
(2012)
Einleitung
(2002)
In diesem Beitrag befassen wir uns mit Aspekten der textuellen Verwendung von Possessiva im Deutschen, im Polnischen und im Ungarischen, die wir aus ihrem jeweiligen Formensystem und dessen Einbettung in das entsprechende Sprachsystem zu erklären suchen. Im Mittelpunkt des Beitrags stehen Possessiva mit anaphorischen Bezügen, die in deutsch-, polnisch- und ungarischsprachigen Texten die Possessiva der 3. Person betreffen. Wir widmen uns insbesondere folgenden drei Fragen: (i) Welcher Formunterscheidungen bedienen sich das Deutsche, das Polnische und das Ungarische beim Gebrauch der Possessiva, um die Identifikation des richtigen Bezugsausdrucks im Text zu ermöglichen? (ii) Wie lassen sich die jeweiligen Formentscheidungen in den betreffenden Kontexten erklären? (iii) Welche textuelle Wirkung wird durch die Wahl der jeweiligen Formen erreicht? Diese Fragen werden auf Grund der durchgeführten empirischen Paralleltextanalysen beantwortet.
Das Projekt „Grammatik des Deutschen im europäischen Vergleich“, das derzeit am Institut für Deutsche Sprache in Mannheim durchgeführt wird, soll durch die Berücksichtigung sprachtypologischer und im europäischen Rahmen kontrastiver Einsichten einen innovativen Zugang zur Grammatik des Deutschen erschließen. Die Berücksichtigung dieser grammatischen Außenperspektive soll auch als Grundlegung für anwendungsbezogene Grammatiken im Bereich Deutsch als Fremdsprache genutzt werden können. Die Erkenntnis der „arealen Typologie“, daß viele europäische Sprachen, unabhängig von ihrer genetischen Zugehörigkeit, grammatische Gemeinsamkeiten aufweisen, kann das europäische Sprachenbewußtsein und damit die kulturelle Identität fördern; in diesen kulturpolitischen Kontext ist auch das IDS-Projekt zu stellen. Die Konzeption des Projekts mit den zentralen Beschreibungskategorien funktionale Domäne’ und ,Varianzparameter’ wird vorgestellt und an Phänomenen aus dem gegenwärtigen Arbeitsschwerpunkt „Grammatik des Nominals“ erläutert.
Gegenstand des Vortrags ist das Projekt "Grammatik des Deutschen im europäischen Vergleich" der Abteilung Grammatik des IDS. Mit dem Projekt wird eine innovative Form der vergleichenden Grammatikschreibung realisiert, die a) sprachtypologisch fundiert ist, b) statt eines bilateralen Vergleichs das Deutsche mit einem breiten Spektrum europäischer Sprachen (mit den Kernkontrastsprachen Englisch, Französisch, Polnisch und Ungarisch) kontrastiert und c) die grammatischen Strukturen des Deutschen auf diesem Hintergrund expliziter herausarbeitet. In dem Vortrag werde ich das Projekt mit seinen beiden gegenwärtigen Teilprojekten "Grammatik des Nominals" und "Wortphonologie" vorstellen.
Introduction
(2004)
Deutsche oder englische Komposita wie Wasserschloss und handhag realisieren denselben Typ nominaler Bcgriffsbildung wie französisch chateau d'eau bzw. sac a main. Fs handelt sich um den funktionalen Typ der klassifikatorischen Modifikation, bei der ein nominaler Begriff (Schloss, Tasche) zu einem anderen Begriff (Wasser, Hand) in Beziehung gesetzt wird, in der Weise, dass ein Unterbegriff entsteht. Bei der funktionalen Analyse von Nominalphrasen, denen wir insgesamt die Funktion der Referenz auf konkrete oder abstrakte Gegenstände zuweisen, sind sprachübergreifend drei Teilaufgaben zu unterscheiden: die Nomination, die Determination und die Modifikation. Bei der Modifikation unterscheiden wir zwischen referentieller und begrifflicher Modifikation, letztere mit den Untertypen qualitativ und klassifikatorisch. Wir stellen insgesamt sechs Strukturtypen klassifikatorischer Modifikation vor. die zum Teil sprachübergreifend im Deutschen und Französischen (und weiteren europäischen Vergleichssprachen) genutzt werden. z.T. sprachspezifisch sind. Korrelationen zwischen Merkmalen der formalen Strukturtypen und den semantischen Eigenschaflen klassifikatorischer Modifikation, wie Nicht-Referentialität und Offenheit der Beziehung zwischen den Teilen des komplexen Begriffs, werden aufgezeigt und entsprechende Beschränkungen formuliert. So kann eine Markicrtheitsordnung der Strukturmuster angegeben werden: Unmarkierte Muster zeigen eine optimale Form-Funktions-Abstimmung und sind ausschließlich klassifikatorisch zu interpretieren: bei markierten Mustern wird formal o der semantisch von diesem Modell abgewichen.
Ausgangspunkt ist die z. B. von Hawkins und König vertretene These, kontrastive Grammatikschreibung sei das ,Komplement‘ der Typologie, die auf dem Hintergrund des Projekts „Grammatik des Deutschen im europäischen Vergleich" einer kritischen Prüfung und Modifikation unterzogen wird. Als Exemplifikation werden zwei Phänomenbereiche der deutschen und der rumänischen Grammatik, vor allem nach Maßgabe ihrer Darstellung in der deutsch-rumänisch kontrastiven Grammatik, vergleichend untersucht: die Kategorie des Genus und die Markierung syntaktischer Funktionen durch Kasusdifferenzierung oder andere Mittel, insbesondere die ,differentielle Objektmarkierung'. In beiden Fällen kann gezeigt werden, dass typologische Generalisierungen, etwa die mögliche Struktur von Genussystemen oder Hierarchien wie die Belebtheits- und die Definitheitshierarchie betreffend, dem kontrastiven Vergleich zu mehr Erklärungskraft verhelfen.
Anhand eines grammatischen Details werden deskriptive und generative Beschreibungsansätze miteinander verglichen. Drei verschiedene Typen des nicht-phorischen eswerden im Hinblick auf die grammatischen Dimensionen 'Stellung', 'Festigkeit' und 'Komplement-Assoziation' beschrieben; das jeweilige Profil des Typs wird festgelegt. In generativen Lösungen geht es primär um den Subjektstatus der es-Typen und damit allgemeiner um die umstrittene Annahme einer strukturellen Subjektposition im deutschen Satz. Es wird gezeigt, daß nicht-phorisches es im allgemeinen nicht als Besetzung einer strukturellen Subjektposition in Frage kommt. Entsprechende generative Lösungen stehen im Widerspruch zum deskriptiv ermittelten grammatischen Profil von es.
Plural und Pluralität im Sprachvergleich, insbesondere zwischen dem Deutschen und dem Ungarischen
(2004)
In diesem Beitrag wird eine neue, funktional motivierte Systematik für den adnominalen Genitiv und entsprechende von-Phrasen, die zusammenfassend als ‘possessive Attribute’ bezeichnet werden, entwickelt. Sie beruht auf Erkenntnissen aus der sprachtypologischen Forschung und dem Vergleich mit anderen, vor allem germanischen Sprachen. Der Beschreibungsrahmen für die NP mit der übergreifenden ‘funktionalen Domäne’ der Referenz und den zugehörigen Subdomänen wird vorgestellt. Possessive Attribute können als eine Ausdrucksform der Subdomäne Modifikation bestimmt werden. Es wird gezeigt, dass possessive Attribute verschiedene funktionale Typen der Modifikation realisieren können: referentiell-verankernde (der Hut meiner Schwester), qualitative (ein Autor deutscher Herkunft) und klassifikatorische (ein Mann der Tat). Auch randständige possessive Attribute wie der ‘Teilungsgenitiv’ (eine Tasse heißen Tees) und der Identitätsgenitiv (das Laster der Unbescheidenheit) werden berücksichtigt. Die neue Ordnung possessiver Attribute nach funktionalen Subdomänen ist der traditionellen Einteilung vorzuziehen, insofern als sie lediglich Grundunterscheidungen gemäß dem referenzsemantischen Status des Modifikators (begrifflich versus referentiell) und nach dem Beitrag des Modifikators zur Bedeutungskomposition der NP (verankernd versus qualitativ bzw. klassifikatorisch) berücksichtigt. Zudem ist sie durch Testverfahren wie den Pronominalisierungstest abgesichert.
Possessivum
(2007)
Relationale Adjektive, also Adjektive, die aus Substantiven abgeleitet werden und die in attributiver Konstruktion mit einem Kopfsubstantiv eine unspezifische Relation zwischen dem Begriff des Kopfs und dem Begriff der Basis ausdrücken, spielen in den klassischen Sprachen eine bedeutende Rolle. Ausgehend von der silvestris musa, der Waldmuse des Vergil, wird in dem vorliegenden Beitrag den Nachwirkungen dieses Musters in europäischen Sprachen, dem Französischen, Englischen, vor allem aber im Deutschen nachgegangen. Die semantische Funktion solcher Adjektive wird der funktionalen Domäne ‚klassifikatorische Modifikation‘ zugeordnet. Sprachübergreifende Gemeinsamkeiten und Unterschiede werden herausgearbeitet. In knapper Form werden auch relationale Adjektive im Polnischen und Ungarischen, den weiteren Vergleichssprachen des Projekts „Grammatik des Deutschen im europäischen Vergleich“, einbezogen. Die Frage nach dem Verhältnis von universalen, sprachfamiliären, arealen und sprachspezifischen Eigenschaften des Konstruktionsmusters sowie nach dem Grad des lateinischen Einflusses wird auf diesem Hintergrund präziser formulierbar.
Der Beitrag verfolgt zwei Zielsetzungen: eine deskriptive und eine methodologische. Auf der Ebene grammatischer Beschreibung erfolgt eine Analyse der deutschen Relativsatzkonstruktion aus der Gegenüberstellung mit entsprechenden Konstruktionen anderer europäischer Sprachen heraus, insbesondere mit Konstruktionen des Englischen, Französischen, Polnischen und Ungarischen, den Kernkontrastsprachen des Projekts „Grammatik des Deutschen im europäischen Vergleich“. Dabei wird auf die zentralen Projektkonzepte ‘funktionale Domäne’ und ‘Varianzparameter’ rekurriert. Die funktionale Domäne des Relativsatzes wird als Beitrag zu der übergreifenden Funktion nominaler Konstruktionen, nämlich der Referenz, bestimmt und zwar als referentielle Modifikation des begrifflichen Kerns durch einen verankernden Sachverhalt. Von den die Sprachen differenzierenden Parametrisierungen werden drei herausgegriffen und in ihrer Korrelation diskutiert. In methodologischer Hinsicht soll am Beispiel des Relativsatzes gezeigt werden, in welcher Weise typologische Generalisierungen, Kontraste zwischen – in diesem Fall überwiegend nah verwandten bzw. über Sprachkontakte miteinander verbundenen – Sprachen und einzelsprachenspezifische Eigenschaften aufeinander zu beziehen sind, immer im Dienst einer besseren Einsicht in das Funktionieren des Deutschen.
Im vorliegenden Beitrag wird ein Vorschlag für die Wortartenunterscheidung bei den nominalen Funktionswörtern entwickelt, der auf dem Prinzip der ‘Unterspezifikation’ beruht. Das Merkmal, in dem nominale Funktionswörter unterspezifiziert sein können, ist ‘Selbstständigkeit’. So werden ‘nur-selbstständige nominale Funktionswörter’ (genuine Pronomina), von ‘nur-adnominalen’ (genuine Determinative) und ‘non-selbstständigen’ unterschieden. Den Non-Selbstständigen wie dt. dieser, die im Hinblick auf Selbstständigkeit unterspezifiziert sind, gilt das besondere Augenmerk. Im Anschluss an die englische Grammatikografie wird eine Verwendungstypik für diese Gruppe vorgestellt. Ihre Konkurrenz mit den Nur Selbstständigen wird sprachvergleichend, vor allem im Kontrast zwischen Englisch und Deutsch, heraus gearbeitet. Aus den Beobachtungen werden allgemeinere Folgerungen für das Phänomen der Indeterminiertheit oder Adaptivität von sprachlichen Ausdrücken, seine Beschreibung mithilfe von Unterspezifikation und seine unterschiedlichen Erscheinungsformen in der Flexionsmorphologie und im Lexikon von Funktions- und Inhaltswörtern gezogen. Hintergrund des Beitrags ist das IDS-Projekt „Grammatik des Deutschen im europäischen Vergleich“ (GDE).
In Beispielen wie
(1) Du hast scheints / Weiß Gott nichts begriffen.
(2) It cost £200, give or take.
(3) Qu’est ce qu’il a dit?
werden verbale Konstruktionen (kurz: VK, hier jeweils die fett gesetzten Teile) in einer Weise gebraucht, die der Grammatik verbaler Konstruktionen zuwiderläuft. In (1) und (2) wird die verbale Konstruktion wie ein Adverb/eine Partikel gebraucht bzw. wie ein Ausdruck in der Funktion eines (adverbialen) Adjunkts/ Supplements. In (3) ist die verbale Konstruktion zum Bestandteil einer periphrastischen interrogativen Konstruktion geworden. Wie sind solche ‘Umfunktionalisierungen’ – wie ich das Phänomen zunächst vortheoretisch bezeichnen möchte – einzuordnen? Handelt es sich um Lexikalisierung oder um Grammatikalisierung? Oder um ein Phänomen der dritten Art? Die Umfunktionalisierung verbaler Syntagmen bzw. Konstruktionen – ich gebrauche die Abkürzung UVK für ‘umfunktionalisierte verbale Konstruktion(en)’ – ist ein bisher weniger gut untersuchtes Phänomen, etwa gegenüber der Umfunktionalisierung von Präpositionalphrasen, die sprachübergreifend zu komplexen, „sekundären“ Präpositionen werden können (man vergleiche DEU auf Grund + Genitiv / von, ENG on top of, FRA à cause de).