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The article focuses on the lexeme Ahnung. A lexicographic analysis shows the range of Information offered by Ahnung in selected dictionaries, aespecially monolingual DaF dictionaries, and displays how the Spectrum of meaning is represented in them. Corpus-based analyses from two samples from FOLK and DeReKo investigate exemplary form characteristics and, with regard to the written-language data, the occurrence in text types. Ahnung shows a slightly higher combinatorial potential in written-linguistic data than in spoken-linguistic data. A clear tendency to the connection keine Ahnung is however to be recognized in both data sets.
Der Beitrag beschreibt ein mehrfach annotiertes Korpus deutschsprachiger Songtexte als Datenbasis für interdisziplinäre Untersuchungsszenarien. Die Ressource erlaubt empirisch begründete Analysen sprachlicher Phänomene, systemischstruktureller Wechselbeziehungen und Tendenzen in den Texten moderner Popmusik. Vorgestellt werden Design und Annotationen des in thematische und autorenspezifische Archive stratifizierten Korpus sowie deskriptive Statistiken am Beispiel des Udo-Lindenberg-Archivs.
Ein sehr mächtiges Instrument für die Untersuchung von Wörtern und Verwandtschaftsbeziehungen zwischen ihnen ist die Analyse typischer Verwendungskontexte - unabhängig davon, ob die Evidenzen auf Bedeutungskonstitution, ihre Veränderung oder Verwechslung hinweisen, drei Aspekte, die alle bei der Charakterisierung von Paronymie eine Rolle spielen. Auch wenn für die Ermittlung typischer Verwendungsmuster ausgereifte Methoden zur Verfügung stehen, so sollte beim Vergleich der Analysen doch beachtet werden, dass sie diversen Einflussgrößen unterliegen. Neben der Datengrundlage und der Definition und Handhabung des relevanten Kontextes wird im Folgenden besonders darauf eingegangen, welche Rolle verschiedene Teilmengen eines Flexionsparadigmas spielen können, wenn ein Lemma als dessen Gesamtmenge als sprachliche Bezugseinheit einer Untersuchung gewählt wurde. Veranschaulicht wird die Gedankenführung an der beispielhaften Betrachtung von Paronymkandidaten.
Der Beitrag beschäftigt sich mit der Frage, wie und inwieweit korpusbasierte Ansätze zur Untersuchung und Bewertung von Sprachwandel beitragen können. Die Bewertung von Sprachwandel erscheint in dieser Hinsicht interessant, da sie erstens von größerem öffentlichen Interesse ist, zweitens nicht zu den Kernthemen der Sprachwissenschaft zählt und drittens sowohl die geisteswissenschaftlichen Aspekte der Sprachwissenschaft berührt als auch die empirischen, die eher für die so genannten harten Wissenschaften typisch sind. Letzteres trifft bei der Frage nach Sprachverfall (gutem vs. schlechtem Deutsch diachron) vermutlich unbestrittener zu als bei der Frage nach richtigem vs. falschem Deutsch, da zu ihrer Beantwortung offensichtlich einerseits empirische, messbare Kriterien herangezogen werden müssen, andererseits aber auch weitere Kriterien notwendig sind und es außerdem einer Entscheidung zur Einordnung und Gewichtung der verschiedenartigen Kriterien sowie einer Begründung dieser Entscheidung bedarf. Zur Annäherung an die Fragestellung werden zunächst gängige, leicht operationalisierbare Hypothesen zu Symptomen eines potenziellen Verfalls des Deutschen auf verschiedenen DeReKo-basierten Korpora überprüft und im Hinblick auf ihre Verallgemeinerbarkeit und Tragweite diskutiert. Im zweiten Teil werden weitere empirische Ansätze zur Untersuchung von Wandel, Variation und Dynamik skizziert, die zur Diskussion spezieller Aspekte von Sprachverfall beitragen könnten. Im Schlussteil werden die vorgestellten Ansätze in den Gesamtkontext einer sprachwissenschaftlichen Untersuchung von Sprachverfall gestellt und vor dem Hintergrund seines gesellschaftlichen Diskurses reflektiert.
Die Darstellung von und Arbeit mit Transkripten spielt in vielen forschungs- und anwendungsbezogenen Arbeiten mit Daten gesprochener Sprache eine wichtige Rolle. Der im ZuMult-Projekt entwickelte Prototyp ZuViel (Zugang zu Visualisierung von Transkripten) knüpft an etablierte Verfahren zur Transkriptdarstellung an und erweitert diese durch neue Möglichkeiten des interaktiven Arbeitens mit Transkripten im digitalen Medium. Der Beitrag führt in diese neuen Möglichkeiten ein und erklärt, wie sie in didaktischen DaF/DaZ-Kontexten aber auch hinsichtlich forschungsbezogener Perspektiven angewendet werden können
ZuRecht steht für Zugang zur Recherche in Transkripten. Es handelt sich um eine prototypische Implementierung einer webbasierten grafischen Benutzeroberfläche, welche Zugriff auf Transkripte gesprochener Sprache aus dem Archiv für Gesprochenes Deutsch (AGD) des Leibniz-Instituts für Deutsche Sprache (IDS) bietet. Der Zugriff erfolgt über die neue, im Projekt „ZuMult“ entwickelte Schnittstelle zur Suche in mündlichen Korpora. ZuRecht dient einerseits der Demonstration der Möglichkeiten der neuen Schnittstelle, indem es komplexe Suchanfragen mit der speziell für die Korpusrecherche entwickelten Anfragesprache CQP auf Transkriptionen gesprochener Sprache erlaubt. Andererseits kommt ZuRecht als Erweiterung der Datenbank für Gesprochenes Deutsch (DGD) zum Einsatz und eröffnet den DGD-Nutzer:innen viele neue Forschungsmöglichkeiten, insbesondere auf den Gebieten der Gesprächsanalyse und der DaF/DaZ-bezogenen Forschung. Im Beitrag werden die Funktionalitäten von ZuRecht ausführlich vorgestellt und ihre Einsatzmöglichkeiten in den genannten Disziplinen exemplarisch vorgeführt.
Metadaten zu Gesprächen und den beteiligten Sprecher/-innen enthalten Informationen, die für die Beschreibung, Erschließung und Analyse von Korpora wichtig sind. Bisher werden sie jedoch in der Konversationsanalyse und der Interaktionalen Linguistik so gut wie nicht genutzt. Dieser Beitrag zeigt exemplarisch, wie Metadaten des Gesprächskorpus „Forschungs- und Lehrkorpus Gesprochenes Deutsch“ (FOLK) im Rahmen einer interaktionslinguistischen Untersuchung verwendet werden können, um Regularitäten der Verwendung einer untersuchten Gesprächspraktik zu identifizieren und ihren Zusammenhang mit den Eigenschaften von Aktivitäten und Sprecherrollen zu klären. In allgemeinerer Perspektive diskutiert der Beitrag, wie und an welchen Stellen einer interaktionslinguistischen Untersuchung Metadaten von Nutzen sein können und wie ihr Stellenwert im Rahmen dieser Methodologie kritisch reflektiert werden muss.
Das Forschungs- und Lehrkorpus Gesprochenes Deutsch (FOLK), zugänglich über die Datenbank für Gesprochenes Deutsch (DGD), strebt den Status eines Referenzkorpus für den aktuellen mündlichen Sprachgebrauch im deutschen Sprachraum an. Es enthält einen wachsenden Bestand von Audio- und Videoaufnahmen authentischer Gespräche aus verschiedenen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens. Die Dokumentation und Repräsentation von Interaktions- und Sprecherinformationen sind bereits seit den Anfängen des Korpusaufbaus integrale Bestandteile von FOLK. Allerdings lag bislang kein ausgearbeitetes, empirisch erprobtes und vollständig in die Korpusinfrastruktur integrierbares Stratifikationskonzept vor. Mit dem vorliegenden Artikel wird ein solches Konzept vorgeschlagen. Es knüpft an frühere Konzeptionen an und wurde anhand der vorhandenen Daten überprüft, korrigiert und erweitert. Dieser Prozess verlief parallel zur Überarbeitung des XML-Schemas zur Metadatendokumentation, um die konkrete Implementierung vorzubereiten. Im Anschluss an eine Skizzierung genereller Aspekte des Korpusdesigns werden die stratifikationsleitenden und ergänzenden Parameter vorgestellt und erläutert. Abschließend werden Ansätze und Strategien zum Korpusausbau diskutiert.
This article investigates the transitive-oblique alternation in German that involves the preposition an ‘at, on’, e.g. ein Buch schreiben ‘write a book’ vs. an einem Buch schreiben ‘work on / write a book’ (lit. write at a book). The crucial semantic difference between the two structures is the obligatory atelic interpretation of the prepositional an-variant. Based on a corpus study for twenty verbs that were discussed in the previous work, I revisit the assumptions that were made by Filip (1999). First, the incremental theme verbs like bauen ‘build’ or essen ‘eat’ appear only seldom with an. This questions the central role of incrementality as the semantic explanation for the acceptability of the an-variant. Second, selectional preferences of verbs differ in the two argument structures. This observation challenges the assumption that the an-phrase and the direct object are alternative syntactic realizations of the same verbal argument. Overall, this first corpus-based study of the an-construction reveals complex interactions between the semantics of individual verbs, verb classes and the meaning of the preposition an.
Das Beispiel ist seit der Antike ein zentraler Gegenstand der abendländischen Diskussion. In dieser ersten umfassenden Monographie zur Linguistik des Beispiels wird deshalb eine interdisziplinäre Perspektive entfaltet, in der Ansätze aus Rhetorik, Philosophie, Pädagogik und Psychologie sowie linguistischen Ansätze zur Beispielforschung behandelt werden. Die sprachwissenschaftliche Beschäftigung mit Beispielen blieb bisher jedoch ein Randphänomen, obwohl Praktiken der Beispielverwendung in der Alltagskommunikation allgegenwärtig sind.
Orientiert an ›grounded theory‹, linguistischer Hermeneutik und Handlungssemantik wird hier ein Beispielbegriff erarbeitet, demzufolge das Beispielverwenden eine komplexe Form sprachlichen Handelns und eine fundamentale menschliche Denkbewegung darstellt, die darin besteht, einen Konnex zwischen Besonderem und Allgemeinem zu konstituieren. Hierauf basierend werden Beispiele anhand eines umfangreichen Korpus von Gesprächsdaten analysiert und kommunikative Muster, sprachliche Realisierungsformen sowie Funktionen des Beispielverwendens in der Interaktion herausgearbeitet.
Im vorliegenden Artikel wird ein Überblick über das von der DFG geförderte Projekt Zugänge zu multimodalen Korpora gesprochener Sprache – Vernetzung und zielgruppenspezifische Ausdifferenzierung (ZuMult) gegeben. Dabei wird zunächst auf die Sprachdaten und auf die technische Basis der Applikationen eingegangen, die dem Projekt zugrunde liegen. Im Anschluss werden die weiteren Beiträge in diesem Themenheft von KorDaF kurz vorgestellt. Übergeordnetes Thema von ZuMult ist die Verbesserung der Zugänglichkeit von digitalen mündlichen Sprachdaten für verschiedene Anwendungen und Zielgruppen, wobei der Fokus dieses Themenhefts auf Applikationen und Anwender:innen aus der Fremdsprachendidaktik und der DaF-/DaZ-Forschung und -Lehre liegt. Die einzelnen Beiträge beleuchten zentrale methodische und/oder technische Aspekte dieses Themas und beschreiben die Architektur und verschiedene prototypische Anwendungen, die das Projekt entwickelt hat.
Mit der Verfügbarkeit immer größerer und vielfältigerer Korpora wird im Übergang zum 21. Jahrhundert in der Lexikonforschung ein neues Kapitel aufgeschlagen. Der korpuslinguistische Zugang zum Lexikon hat die Lexikografie mit einer neuen empirischen Basis versehen und die klassische Abgrenzung zwischen Lexikon und Grammatik wird in sprachtheoretischen Debatten zunehmend in Frage gestellt. Der vorliegende Band nimmt eine Positionsbestimmung dieser Entwicklungen vor. Er setzt ein mit der Diskussion zur Rolle des Lexikons im Sprachsystem. Im zweiten Teil, “Kookkurrenz und Konstruktion”, geht es um Phänomene, die über die Ebene des einzelnen Wortes hinausgehen und seit einiger Zeit immer größeres Interesse auf sich ziehen. Mentale Prozesse und Repräsentationen des Lexikons bilden den Fokus im Teil “Kognition und Semantik”. Mit “Komplexität und Dynamik” werden im vierten Teil zwei weitere zentrale Begriffe der aktuellen linguistischen Diskussion über das Lexikon thematisiert, bevor abschließend auch auf die Implikationen für Wortschatzforschung und Lexikografie eingegangen wird.
Diachrone Wortschatzveränderungen werden in der Regel exemplarisch anhand bestimmter Phänomene oder Phänomenbereiche untersucht. Wir widmen uns der Frage, ob und wie Wandelprozesse auch auf globaler Ebene, also ohne sich auf bestimmte Wortschatzausschnitte festzulegen, messbar sind. Zur Untersuchung dieser Frage nutzen wir das Spiegel-Korpus, in dem alle Ausgaben der Wochenzeitschrift seit 1947 enthalten sind. Dabei gehen wir auf grundlegende Herausforderungen ein, die es dabei zu lösen gilt, wie die Verteilung sprachlicher Daten und die Folgen unterschiedlicher Subkorpusgrößen, d.h. im konkreten Fall die variierende Größe des Spiegelkorpus über die Zeit hinweg. Wir stellen ein Verfahren vor, mit dem wir in der Lage sind, flankiert von einem „Lackmustest“ zur Überprüfung der Ergebnisse, Wortschatzwandelprozesse bis auf die Mikroebene, d.h. zwischen zwei Monaten oder gar Wochen, quantitativ nachzuvollziehen.
Zur Vorbereitung eines zweisprachigen Fachworterbuchs zur Tourismusfachsprache werden korpuslinguistische Verfahren eingesetzt, um Auffalligkeiten in der jeweiligen Fachsprache im Vergleich zum allgemeinsprachlichen Gebrauch aufzuspüren. Neben den hervorstechenden Elementen des Vokabulars, den Schlüsselwortern als potentiellen Stichwortern, geht es vor allem um sprach- und fachsprachspezifische typische Formulierungen und deren Ubersetzungsaquivalente. Fur die gemeinsame, interlinguale Betrachtung des Sprachenpaars Deutsch-Italienisch wurde ein kleines Fachsprachenkorpus aufgebaut und innerhalb der Sketch Engine-Umgebung unter Zuhilfenahme der darin integrierten Referenzkorpora ausgewertet. Fur eine weitere intralinguale Untersuchung der deutschsprachigen Komponente wurde auf das Deutsche Referenzkorpus DeReKo und weitere, intern zu Verfügung stehende Instrumente des Instituts für Deutsche Sprache zuruckgegriffen. Neben üblichen Verfahren der quantitativen Ein- oder Mehrwortbewertung wird ein Ansatz ergänzend getestet, der der dunnen Datengrundlage im fachsprachlichen Bereich Rechnung trägt: Diese ergibt sich nicht nur aus der Korpusgrobe, sondern auch daraus, dass bestimmte feste Floskeln (wie ,eine Reiserücktrittsversicherung abschlieben‘) selten rekurrent, vielmehr eher nur einmal pro Text verwendet werden. Auch wenn dieser Ansatz aufgrund infrastruktureller Artefakte in Einzelfallen an seine Grenzen stößt, die hier selbstkritisch nicht verschwiegen werden sollen, so zeigt sich doch an vielen Stellen auch das grobe Potential. Abschließend wird beispielhaft illustriert, wie Evidenzen dieser und der anderen korpuslinguistischen Auswertungen lexikographisch umgesetzt wurden.
In einem der zentralen Projekte der Abteilung Grammatik des IDS, Korpusgrammatik – grammatische Variation im standardsprachlichen und standardnahen Deutsch, wird derzeit u.a. die Wortbildung bearbeitet. Es werden auch Erkenntnisse und weiterführende Fragestellungen berücksichtigt, die sich aus dem Ende 2014 abgeschlossenen Projekt zur Semantik der deutschen Konnektoren ergeben haben. Das neue Projekt stützt sich noch stärker als schon das Konnektoren-Projekt auf Korpusauswertungen. Methodik und erste Ergebnisse werden im vorliegenden Text an zwei exemplarischen Fallgruppen demonstriert: Zunächst geht es um eine Reihe konzessiver Subjunktoren der Bildungsmuster ob-/wenn-/wiewohl etc.; sodann um Bildungen auf -falls, die zu den Adverbkonnektoren gehören. Bestand und sich aus dessen Systematisierung ergebende Wortbildungsmuster werden aus Korpusbelegen vervollständigt, und unterliegende Wortbildungsverfahren (im Kontrast zu der Lage bei den Hauptwortarten) werden diskutiert. Dabei zeigen sich unerwartete Mustervarianten, die auch Hinweise auf die Produktivität der Wortbildungsverfahren geben. Schließlich werden die Varianten mit grammatikexternen Metadaten korreliert, wobei die Möglichkeiten des statistischen Tools KoGra-R genutzt werden.
Transkriptionswerkzeuge sind spezialisierte Softwaretools für die Transkription und Annotation von Audio- oder Videoaufzeichnungen gesprochener Sprache. Dieses Kapitel erklärt einleitend, worin der zusätzliche Nutzen solcher Werkzeuge gegenüber einfacher Textverarbeitungssoftware liegt, und gibt dann einen Überblick über grundlegende Prinzipien und einige weitverbreitete Tools dieser Art. Am Beispiel der Editoren FOLKER und OrthoNormal wird schließlich der praktische Einsatz zweier Werkzeuge in den Arbeitsabläufen eines Korpusprojekts illustriert.
Sprachanfragen als authentische Primärdaten bergen Erkenntnispotenziale für eine große Bandbreite linguistischer und transferwissenschaftlicher Forschungsfragen und Methoden. Der Beitrag skizziert diese Potenziale und legt dabei den Fokus auf wissenschaftskommunikative Prozesse im Austausch linguistischer Laien und Experten. Anhand erster Ergebnisse einer empirischen korpusgestützten Untersuchung von ca. 50.000 Sprachanfragen wird skizziert, welche Erkenntnisse aus diesen Daten für die Vermittlung von Sprachwissen in einer zunehmend digitalisierten und vernetzten Gesellschaft gewonnen werden können.
Das Theonym Gott für den christlichen Gott weist im Frühneuhochdeutschen eine Reihe ungewöhnlicher grammatischer Eigenschaften auf, die in diesem Beitrag korpusbasiert untersucht werden. Zum einen hat es sich von seiner appellativischen Herkunft emanzipiert, wie beispielsweise am fehlenden Artikel deutlich wird, zum anderen nutzt es aber das für einen Namen ungewöhnliche es-Flexiv im Genitiv (Pauls, Gottes) und tritt, wie unbelebte Appellative, als Genitivattribut dominant nachgestellt auf (Haus __ Gottes). In der Schreibung bildet sich die Doppelmajuskel <GOtt> heraus, die es bis ins 18. Jh. visuell von der übrigen Lexik abhebt. Damit weist das Theonym im Frühneuhochdeutschen eine Sondergrammatik auf, in abgeschwächter Form besteht sie bis heute fort. Der Beitrag argumentiert dafür, dass es sich um ein Resultat besonderer kommunikativer Relevanz handelt.
Der vorliegende Beitrag beschreibt, wie die Verfügbarkeit digitaler Textkorpora den Wandel von einer systemorientierten hin zu einer gebrauchsorientierten Sprachforschung ermöglicht hat. Doch die korpusbasierte Beschreibung des Sprachgebrauchs kann nur so realistisch sein wie die Korpora, mit denen sie arbeitet. Deshalb ist es von großer Bedeutung, auch besondere Textsorten zu berücksichtigen und Herangehensweisen zu entwickeln, das dafür nötige Vertrauen bei den Datenspendern zu erzeugen. Im Zentrum des Beitrags steht deshalb die Diskussion von einigen derartigen Textsorten und den Herausforderungen, die sich mit ihnen in Hinsicht auf den Korpusaufbau verbinden. Der Beitrag endet mit einem Ausblick auf das Forum Deutsche Sprache, das einen solchen Ort des Vertrauens für Spracherhebungen bieten möchte.
Vorwort
(2018)
Vorwort
(2023)
Dieser Beitrag beschreibt, welche Schritte nötig sind, um die Daten des Archivs der Grafen v. Platen (AGP) für Forschungsdateninfrastrukturen (FDI) zugänglich zu machen: die Daten konvertieren, die Metadaten extrahieren, Daten und Metadaten indizieren sowie die Datenmodelle für Daten und Metadaten so ergänzen, dass sie die Bestände des Archivs sinnvoll erfassen. Zugleich wird begründet, weshalb man überhaupt solchen Aufwand treiben sollte: nämlich, damit die Daten einem größeren Publikum zur Verfügung stehen und überdies mit Werkzeugen bearbeitet werden können, die in den Infrastrukturen zur Verfügung stehen, und damit eine weitere Verlinkung und Kombination mit externen Ressourcen erfolgen kann, sodass ein deutlicher Mehrwert entstehen kann.
Das hier vorgeführte Schienenbild ist das in Anlehnung an Wittenburg (2009) als Erweiterungsinstrument gewählte Mittel in dem Versuch, Computertechnologie, linguistische Forschung und Vernetzung am Institut für Deutsche Sprache in deren rasch wachsenden Vielschichtigkeit zu beschreiben. Hier werden u. a. drei Blickwinkel, der des Technologie entwickelnden Wissenschaftlers, des entwickelnden Nutzers und des Nutzers von Informationstechnologie in der linguistischen Forschung vereint und um eine für den Sprachvergleich neue Dimension, die sprachspezifische Parameter von Analyseinstrumenten miteinander harmonisiert, erweitert.
Der Beitrag beschreibt die Motivation und Ziele des Europäischen Referenzkorpus EuReCo, einer offenen Initiative, die darauf abzielt, dynamisch definierbare virtuelle vergleichbare Korpora auf der Grundlage bestehender nationaler, Referenz- oder anderer großer Korpora bereitzustellen und zu verwenden. Angesichts der bekannten Unzulänglichkeiten anderer Arten mehrsprachiger Korpora wie Parallel- bzw. Übersetzungskorpora oder rein webbasierte vergleichbare Korpora, stellt das EuReCo eine einzigartige linguistische Ressource dar, die neue Perspektiven für germanistische und vergleichende wie angewandte Korpuslinguistik, insbesondere im europäischen Kontext, eröffnet.
Der Beitrag diskutiert das Konzept sprachlicher Praktiken am Beispiel des Planens in kollaborativem beruflichem Schreiben. Gestützt auf eine Fallstudie aus großen Korpora natürlicher empirischer Daten, werden Praktiken herausgearbeitet, die flexibles Planen im dynamischen System der Textproduktion ermöglichen. Deutlich wird, dass die Praktiken wie auch die durch sie geprägten Schreibphasen skalieren, also ähnliche Muster bilden im Kleineren wie im Größeren. Ein solches Verständnis von Planen geht weit über den Planungsbegriff in bisherigen Modellen von Schreibprozessen hinaus. So erweist sich empirische Forschung am Arbeitsplatz als gewinnbringend auch für die theoretische Schärfung des Praktiken-Konzepts. Schreiben als Prozess der Herstellung schriftsprachlicher Äußerungen wurde früh aus sprachpsychologischem Blickwinkel erforscht und modelliert. Bedeutende Phasen und Praktiken des natürlichen Schreibens, außerhalb psychologischer Laborexperimente, sind durch die Dominanz dieser Forschungstradition lange außer Acht geblieben. Der vorliegende Beitrag entwickelt ein dynamisches und komplexes Konzept von Schreibphasen und den sie bestimmenden Praktiken beruflicher Textproduktion (Teil 1). Linguistisch basierte ethnografische Forschung (2) erschließt Schreiben jenseits des Labors als vielschichtiges Zusammenspiel situierter Praktiken im dynamischen System arbeitsteiliger Textproduktion (3). Ein Beispiel einer Analyse erklärt, wie Praktiken flexiblen Planens im Nachrichtenschreiben skalieren (4). Deutlich wird dabei der Sinn empirischer Analyse von Schreibphasen und -praktiken für Theorie und Praxis (5).
This paper summarizes essential steps of a workshop-like presentation of lexicographic practice and reflects an application-oriented demonstration. As a point of departure the question is raised of how different linguistic information is extracted from a corpus for the inclusion in a dictionary. The introductory part on lexicographic objectives is followed by insights into methodological aspects (e. g. online dictionary elexiko). A conclusive example is provided to illustrate the procedure.
Visualisierungen spielen in den Wissenschaften eine wichtige Rolle im Forschungsprozess. Sie dienen der Illustration von gewonnener Erkenntnis, aber auch als eigenständiges Mittel der Erkenntnisgewinnung. Auch in der Linguistik sind solche Visualisierungen bedeutend. Beispielsweise in Form von Karten, Baumgraphen und Begriffsnetzen. Bei korpuslinguistischen Methoden sind explorative Visualisierungen oft ein wichtiges Mittel, um die Daten überblickbar und interpretierbar zu machen. Das Buch reflektiert die theoretischen Grundlagen wissenschaftlicher Visualisierungen in der Linguistik, zeigt Praxisbeispiele und stellt auch Visualisierungswerkzeuge vor.
Sehr große Korpora – wie das Deutsche Referenzkorpus DeReKo – bieten eine breite Basis für die empirische Forschung. Sie bringen aber auch Herausforderungen mit sich, da sich weder Eigenschaften ihrer Zusammensetzung noch derer von Recherche- und Analyseergebnissen mit einfachen Mitteln erschließen lassen. Dafür bedarf es Verfahren geschickter Sortierung, Gruppierung oder des Clusterings, kurzum: strukturentdeckender Methoden. In Kombination mit Visualisierungstechniken kann so die Wahrnehmung bestimmter Eigenschaften und Zusammenhänge unterstützt und die Aufmerksamkeit auf bestimmte Phänomene, ggf. in Anlehnung an präferenzrelationale Befunde, gelenkt werden. Neben der illustrativen Funktion geht es in diesem Beitrag vor allem um das erkenntnisleitende Potenzial derartiger Verfahren in Kombination. Aus verschiedenen Bereichen werden Beispiele gezeigt, die am IDS oder in Kooperationen zum Einsatz kommen, sowohl zur dokumentarischen und reflexiven Kontrolle von Eigenschaften der Korpuszusammensetzung als auch hinsichtlich korpusanalytischer Methodik, um die qualitative Interpretation von Analysebefunden und die Abduktion von Hypothesen stimulierend zu unterstützen.
Lexicographic meaning descriptions of German lexical items which are formally and semantically similar and therefore easily confused (so-called paronyms) often do not reflect their current usage of lexical items. They can even contradict one’s personal intuition or disagree with lexical usage as observed in public discourse. The reasons are manifold. Language data used for compiling dictionaries is either outdated, or lexicographic practice is rather conventional and does not take advantage of corpus-assisted approaches to semantic analysis. Despite of various modern electronic or online reference works speakers face uncertainties when dealing with easily confusable words. These are for example sensibel/sensitiv (sensitive) or kindisch/kindlich (childish/childlike). Existing dictionaries often do not provide satisfactory answers as to how to use these sets correctly. Numerous questions addressed in online forums show where uncertainties with paronyms are and why users demand further assistance concerning proper contextual usage (cf. Storjohann 2015). There are different reasons why users misuse certain items or mix up words which are similar in form and meaning. As data from written and more spontaneous language resources suggest, some confusions arise due to ongoing semantic change in the current use of some paronyms. This paper identifies shortcomings of contemporary German Dictionaries and discusses innovative ways of empirical lexicographic work that might pave the way for a new data-driven, descriptive reference work of confusable German terms. Currently, such a guide is being developed at the Institute for German Language in Mannheim implementing corpora and diverse corpus-analytical methods. Its objective is to compile a dictionary with contrastive entries which is a useful reference tool in situation of language doubt. At the same time, it aims at sensitizing users of context dependency and language change.
Vernetzung statt Vereinheitlichung. Digitale Forschungsinfrastrukturen in den Geisteswissenschaften
(2014)
Die Entwicklung der digitalen Infrastruktur am Hamburger Zentrum für Sprachkorpora (HZSK) kann als Beispiel für die Evolution individueller technischer Einzellösungen hin zu fachspezifischen virtuellen Arbeits- und Forschungsumgebungen, die im Rahmen supranationaler Forschungsinfrastrukturen für die digitalen Geisteswissenschaften miteinander vernetzt sind, angesehen werden. Im Fokus steht im konkreten Fall des HZSK die Sicherung der langfristigen Zugänglichkeit von Forschungsdaten (multimedialen Daten gesprochener Sprache) durch die Entwicklung einer virtuellen Forschungsumgebung, die einerseits an die zentrenbasierte Forschungsinfrastruktur CLARIN-D angebunden ist und andererseits fachspezifische Benutzerschnittstellen schafft.
Die zentrale Aufgabenstellung des Verbundprojektes TextTransfer (Pilot) war eine Machbarkeitsprüfung für die Entwicklung eines Text-Mining-Verfahrens, mit dem Forschungsergebnisse automatisiert auf Hinweise zu Transfer- und Impactpotenzialen untersucht werden können. Das vom Projektkoordinator IDS verantwortete Teilprojekt konzentrierte sich dabei auf die Entwicklung der methodischen Grundlagen, während der Projektpartner TIB vornehmlich für die Bereitstellung eines geeigneten Datensatzes verantwortlich war. Solchen automatisierten Verfahren liegen zumeist textbasierte Daten als physisches Manifest wissenschaftlicher Erkenntnisse zugrunde, die im Falle von TextTransfer (Pilot) als empirische Grundlage herangezogen wurden. Das im Verbund zur Anwendung gebrachte maschinelle Lernverfahren stützte sich ausschließlich auf deutschsprachige Projektendberichte öffentlich geförderter Forschung. Diese Textgattung eignet sich insbesondere hinsichtlich ihrer öffentlichen Verfügbarkeit bei zuständigen Gedächtnisorganisationen und aufgrund ihrer im Vergleich zu anderen Formaten wissenschaftlicher Publikation relativen strukturellen wie sprachlichen Homogenität. TextTransfer (Pilot) ging daher grundsätzlich von der Annahme struktureller bzw. sprachlicher Ähnlichkeit in Berichtstexten aus, bei denen der Nachweis tatsächlich erfolgten Transfers zu erbringen war. Im Folgenden wird in diesen Fällen von Texten bzw. textgebundenen Forschungsergebnissen mit Transfer- und Impactpotenzial gesprochen werden. Es wurde ferner postuliert, dass sich diese Indizien von sprachlichen Eigenschaften in Texten zu Projekten ohne nachzuweisenden bzw. ggf. auch niemals erfolgtem, aber potenziell möglichem Transfer oder Impact unterscheiden lassen. Mit einer Verifizierung dieser Annahmen war es möglich, Transfer- oder Impactwahrscheinlichkeiten in großen Mengen von Berichtsdaten ohne eingehende Lektüre zu prognostizieren.
Valenz und Kookkurrenz
(2015)
As a result of legal restrictions the Google Ngram Corpora datasets are a) not accompanied by any metadata regarding the texts the corpora consist of and the data are b) truncated to prevent an indirect conclusion from the n-gram to the author of the text. Some of the consequences of this strategy are discussed in this article.
Fragen der Verdatung sind Bestandteil der digitalen Diskursanalyse und keine Vorarbeiten. Die Analyse digital(isiert)er Diskurse setzt im Unterschied zur Auswertung nicht-digital repräsentierter Sprache und Kommunikation notwendig technische Verfahren und Praktiken, Algorithmen und Software voraus, die den Untersuchungsgegenstand als digitales Datum konstituieren. Die nachfolgenden Abschnitte beschreiben kurz und knapp wiederkehrende Aspekte dieser Verdatungstechniken und -praktiken, insbesondere mit Blick auf Erhebung und Transformation (Abschnitt 2), Korpuskompilierung (Abschnitt 3), Annotation (Abschnitt 4) und Wege der analytischen Datenerschließung (Abschnitt 5). Im Fazit wird die Relevanz der Verdatungsarbeit für den Analyseprozess zusammengefasst (6).
Tagset und Richtlinie für das PoSTagging von Sprachdaten aus Genres internetbasierter Kommunikation
(2015)
Ziel dieses Projekts ist es, Sprachdaten so nah wie möglich am Jetzt zu erheben und analysierbar zu machen. Wir möchten, dass möglichst viele Menschen, nicht nur Sprachwissenschaftlerinnen und Sprachwissenschaftler, in die Lage versetzt werden, Sprachdaten zu explorieren und zu nutzen. Hierzu erheben wir ein Korpus, d. h. eine aufbereitete Sammlung von Sprachdaten von RSS-Feeds deutschsprachiger Onlinequellen. Wir zeichnen die Entwicklung der Analysewerkzeuge von einem Prototyp hin zur aktuellen Form der Anwendung nach, die eine komplette Reimplementierung darstellt. Dabei gehen wir auf die Architektur, einige Analysebeispiele sowie Erweiterungsmöglichkeiten ein. Fragen der Skalierbarkeit und Performanz stehen dabei im Mittelpunkt. Unsere Darstellungen lassen sich daher auf andere Data-Science-Projekte verallgemeinern.