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Kognitive Pretests oder auch kognitive Interviews sind semi-standardisierte Interviews, die durchgeführt werden, um Einblick in die kognitiven Prozesse zu bekommen, die Befragte beim Beantworten von Fragen durchlaufen, und wie sie zu ihrer Antwort kommen. Innerhalb der sozialwissenschaftlichen Umfrageforschung werden kognitive Interviews insbesondere zu zwei Zwecken eingesetzt: (a) in der Fragebogenentwicklung und (b) in der Übersetzung von Fragebögen. Im Rahmen der Fragebogenentwicklung wird durch Interviews mit Befragten der Zielpopulation versucht, Hinweise auf unterschiedlichste Frageprobleme zu erhalten. So kann man beispielsweise herausfinden, wie Befragte bestimmte Wörter oder Begriffe verstehen, wie schwierig oder einfach sie eine Frage finden oder wie sie ihre Antwort auf eine Frage bilden. In der Übersetzung von Fragebögen kann man beispielsweise untersuchen, ob eine übersetzte Frage so verstanden wird wie die entsprechende Frage in der Ausgangssprache oder welche gewünschten bzw. unerwünschten Konnotationen bestimmte Übersetzungen haben. Innerhalb der Orthographieforschung ließe sich diese Methode auf die Entwicklung von Kriterien zur Festlegung von Rechtschreibregeln oder zur Prüfung ihrer Akzeptanz anwenden: In kognitiven Interviews eingesetzte Techniken wie „Probing“, also gezieltes Nachfragen, oder Lautes Denken könnten genutzt werden, um zu prüfen, wie Rechtschreibregeln angewendet werden oder wie sie zielgruppenspezifisch und nutzungsfreundlich ausgestaltet werden müssten, damit sie größtmögliche Akzeptanz in weiten Teilen der Bevölkerung finden. So könnte man intuitive Entscheidungen bei Worttrennung oder Getrennt- und Zusammenschreibung untersuchen.
We examined genre-specific reading strategies for literary texts and hypothesized that text categorization (literary prose vs. poetry) modulates both how readers gather information from a text (eye movements) and how they realize its phonetic surface form (speech production). We recorded eye movements and speech while college students (N = 32) orally read identical texts that we categorized and formatted as either literary prose or poetry. We further varied the text position of critical regions (text-initial vs. text-medial) to compare how identical information is read and articulated with and without context; this allowed us to assess whether genre-specific reading strategies make differential use of identical context information. We observed genre-dependent differences in reading and speaking tempo that reflected several aspects of reading and articulation. Analyses of regions of interests revealed that word-skipping increased particularly while readers progressed through the texts in the prose condition; speech rhythm was more pronounced in the poetry condition irrespective of the text position. Our results characterize strategic poetry and prose reading, indicate that adjustments of reading behavior partly reflect differences in phonetic surface form, and shed light onto the dynamics of genre-specific literary reading. They generally support a theory of literary comprehension that assumes distinct literary processing modes and incorporates text categorization as an initial processing step.
Multiethnolektale Sprechweisen von Jugendlichen sind in mittel- und nordeuropäischen Ländern nicht nur ein Thema soziolinguistischer Forschung, sie werden auch in der Öffentlichkeit viel diskutiert. Trotz der großen Aufmerksamkeit, die das Thema auf sich zieht, gibt es für das Deutsche nur wenige Untersuchungen, die die linguistischen Phänomene auf ausreichender empirischer Basis beschreiben und auswerten. In der vorliegenden Korpusstudie wird die Sprache von Jugendlichen aus Stuttgart analysiert. Im Zentrum der Untersuchung stehen multiethnolektale Syntagmen, bei denen Artikel, Präpositionen und Pronomen nicht verwendet werden. Die Forschungsergebnisse basieren auf über 6.000 Einzelbelegen aus Audiodaten, die im Rahmen von informellen Interviews in den Stadtteilen Stuttgart-Nord, Bad Cannstatt und Hallschlag entstanden sind.
Die Funktion und der Gebrauch von Artikeln, Präpositionen und Pronomen im autochthonen Deutschen werden detailliert beschrieben, bevor anhand von umfangreichen syntaktischen und semantischen Analysen die sprachlichen Bedingungen herausausgearbeitet werden, unter denen die Jugendlichen die multiethnolektalen Strukturen verwenden. Gestützt werden diese Auswertungen durch Aussagen über die Häufigkeit der grammatischen Varianten in den verschiedenen syntaktisch-semantischen Kontexten. Eine multivariate Analyse bindet zudem außersprachliche Faktoren, beispielsweise den Einfluss der verschiedenen Familiensprachen, mit ein und zeigt, welche Variablen die Verwendung der multiethnolektalen Syntagmen steuern. Darüber hinaus liefern Auswertungen und Beobachtungen zum situativen Gebrauch wichtige Forschungsergebnisse zur multiethnolektalen Sprachvariation.
Die normgerechte Kommasetzung ist im Deutschen deklarativ und sehr elegant von Beatrice Primus (1993, 2007) erfasst worden. Sie bindet Kommas primär an syntaktische Konzepte wie ‚Satzgrenze‘ und ‚Subordination‘. Nun gibt es allerdings ein Komma, das sich nicht ins System fügen will, das aber immer häufiger wird: das Vorfeldkomma wie in Gegen so eine starke Übermacht, konnten die deutschen Truppen nichts mehr ausrichten. Dieser Beleg stammt aus einer rezenten Abiturarbeit. Hier wird – entgegen den geltenden Rechtschreibregeln – das Vorfeld der Sätze mit einem Komma abgetrennt; es handelt sich um systematische Abweichungen von der Norm. Wir können die Faktoren, die ihre Verteilung steuern, empirisch gut erfassen. Weit weniger klar ist, ob diese Beobachtungen theoretische Konsequenzen haben sollten, und wenn ja, welche. Das soll in diesem Beitrag diskutiert werden, neben einigen anderen Problemfällen, die die Empirie der Theorie beschert.
Die Anforderungen an gegenwartssprachliche Wörterbücher beinhalten, bei der Aufbereitung der lexikalischen Informationen in Stichwortartikeln die lemmabezogenen Korrektschreibungen adäquat zu berücksichtigen. Die dazugehörigen Arbeitsgänge in der Redaktion des Digitalen Wörterbuchs der deutschen Sprache (DWDS) reichen von der Ansetzung der Nennformen in allen ggf. zulässigen orthographischen Varianten über die Anlage von Verweisen auf die einschlägige Bezugsnorm bis zur Dokumentation ausgewählter Korpusbelege mit gebrauchsfrequenten Abweichungs- und Falschschreibungen. Als besondere Herausforderungen für die lexikographische Praxis erweisen sich regelmäßig Lücken und Interpretationsspielräume in der amtlichen Regelung sowie die bei Belegrecherchen in den DWDS-Textquellen zutage tretenden Diskrepanzen zwischen orthographischer Norm und Schreibusus.
Das Ziel des Beitrages ist es, die Orthografiereform 1996–2006 in den Entwicklungsprozess der deutschen Rechtschreibung seit der Herausbildung der Einheitsorthografie einzuordnen, ihre Stellung in diesem Prozess zu kennzeichnen und ihre Ergebnisse zu benennen. Ausgehend von einer Charakterisierung der besonderen Merkmale der Orthografie als Norm der Schreibung sowie des Begriffes Orthografiereform, werden zunächst die Endphase der Herausbildung der deutschen Einheitsorthografie und ihr Abschluss durch die Orthografiereform von 1901 beschrieben. Dem folgt die Darstellung der Besonderheiten der deutschen Orthografieentwicklung im 20. Jahrhundert bis zum Jahr 1996. Ein wichtiger Bestandteil des Beitrages ist dann die Herausarbeitung der Grundlagen und Bestimmungsfaktoren einer Orthografiereform unter heutigen Bedingungen und die Anwendung dieser Grundsätze auf den Prozess der Entstehung und Umsetzung der Orthografiereform 1996–2006. Abschließend werden die Ergebnisse dieses Prozesses in vier Punkten zusammengefasst die auch gleichzeitig die Bedeutung dieser Sprachlenkungsmaßnahme in der deutschen Orthografiegeschichte kennzeichnen.
Exploration und statistisch valide Analysen annotierter Textkorpora helfen bei der induktiven Aufdeckung systematischer Schreibgebrauchsmuster. Umgekehrt lassen sich – deduktiv – Vorgaben der kodifizierten Norm (amtliches Regelwerk) quantitativ überprüfen. Wir präsentieren eine Methodik für die empirisch informierte Beschreibung orthografisch motivierter Phänomene, gehen auf prototypische Fälle ein und werfen ein Schlaglicht auf Fallstricke der Korpusnutzung für die Orthografieforschung. Abschließend skizzieren wir Funktionen und Wirkungsweisen aggregierender Visualisierungen für die Forschungskommunikation am Beispiel des amtlichen Wörterverzeichnisses.
Die Schrifttypologie beschränkte sich bisher auf eine strukturelle Klassifikation von Schriftsystemen, basierend auf der sprachlichen Korrespondenzebene von Graphemen. Aufgrund dieses engen Fokus haben die resultierenden Typologien relevante Merkmale sowie Gemeinsamkeiten verschiedener Schriftsysteme und ihres Gebrauchs nicht im Blick. Zur Erarbeitung einer umfassenden Schrifttheorie mit erklärendem Anspruch ist aber eine multiperspektivische und damit interdisziplinäre Beschreibung – und in Folge ein Vergleich – unterschiedlicher Schriftsysteme notwendig. Die Erstellung nutzbringender – sowohl struktureller als auch gebrauchsbasierter – Typologien ist hierfür eine geeignete Methode. Ihre einzelnen Schritte werden hier anhand des Beispiels der graphematischen Transparenz charakterisiert.
Die ISO hat jetzt mit der ISO 24495-1 die erste Norm für Einfache Sprache veröffentlicht, die die schriftliche Kommunikation verbessern soll. Sie enthält Grundsätze für Einfache Sprache, Techniken und eine Checkliste für die konkrete Anwendung. Auf diese Weise vermittelt die ISO 24495-1 ein klares Verständnis davon, was Einfache Sprache ist und wie man sie erreichen kann. Ziel ist, Autor*innen dabei zu helfen, verständliche Texte für eine breite Leserschaft zu erstellen.
IDS aktuell. Neues aus dem Leibniz-Institut für Deutsche Sprache in Mannheim. Jg. 2024, Heft 1
(2024)
Die zentrale Rolle von Erzählungen in ökonomischen Diskursen ist inzwischen zwar erkannt worden, doch wurden Formen und Funktionen einzelner Narrative bisher kaum näher untersucht. Vor diesem Hintergrund ist der vorliegende Beitrag als Versuch zu verstehen, sich einmal exemplarisch einer ganz bestimmten Erzählgattung und deren Funktion zu widmen: dem Märchen. Gerade in Zeiten von Finanzkrisen wird in medialen Diskursen gern auf Märchen angespielt, insbesondere auf solche, in denen das Motiv einer wundersamen Geld- bzw. Goldvermehrung eine zentrale Rolle spielt. Zugleich wird der Begriff Märchen im Sinne der Untergattung des Lügenmärchens verwendet, um den fiktionalen Charakter bestimmter Finanzprodukte zu markieren. Der Beitrag ist von der These geleitet, dass die zentralen ökonomischen Narrative (wie etwa Wachstumsprognosen) wie Märchen auf einem besonderen Fiktionsvertrag basieren, der bewirkt, dass Aspekte des Wunderbaren nicht als solche wahrgenommen, sondern als selbstverständlich empfunden und verarbeitet werden.
Die Studie untersucht die syntaktischen und lexikalischen Mittel, die verwendet werden, um die in der Spontansprache bevorzugte Verteilung von Information herzustellen. Quantitativ wird die von Du Bois als ‚Preferred Argument Structure‘ beschriebene Beschränkung von Teilsätzen auf einen neuen Referenten, der zudem in transitiven Sätzen in der Regel nicht als Subjekt erscheint, fürs Deutsche bestätigt und präzisiert. Qualitativ wird gezeigt, welche unterschiedlichen Funktionen bei der Ein- und Weiterführung von Referenten hochfrequente, semantisch unspezifische Verben (z.B. ‚haben‘ und ‚machen‘) übernehmen. Theoretisch wird vor dem Hintergrund gebrauchsbasierter Ansätze wie der Konstruktionsgrammatik die Möglichkeit der Integration diskurspragmatischer Tendenzen ins sprachliche Wissen diskutiert.
Rejecting the validity of inferred attributions of incompetence in German talk-in-interaction
(2024)
This paper deals with pragmatic inference from the perspective of Conversation Analysis. In particular, we examine a specific variety of inferences - the attribution of incompetence which Self constructs on the basis of Other's prior action, hearable as positioning Self as incompetent (e.g., instructions, offers of assistance, advice); this attribution of incompetence concerns Self's execution of some practical task. This inference is indexed in Self's response, which highlights Self's expertise, or competence concerning the task at hand. We focus on two recurrent types of such responses in our data: (i) accounting for competence through formulations of prior experience with carrying out a practical action and (ii) explicit claims of competence for accomplishing this action. We analyze the interactional environments in which these responses occur, the ways in which the two practices index Self's understanding of being positioned as incompetent and the interactional work they do. Finally, we discuss how through rejecting and inferred attribution of incompetence, Self implicitly seeks to restore their face and defend their autonomy as an agent, yet, without entering an explicit identity-negotiation. Findings rest on the analysis of 20 cases found in video-recordings of naturally occurring talk-in-interaction in German from the corpus FOLK.
Der vorliegende Text unternimmt den Versuch, einen Beitrag zur grammatischen Analyse von Ellipsen zu leisten, indem kontextkontrollierte Ellipsen und Strukturellipsen konstruktionsgrammatisch verortet und interpretiert werden. In diesem Zusammenhang soll vor allem die Frage nach ihrem eventuellen Konstruktionsstatus im Mittelpunkt stehen. Wie sich zeigen wird, werden die beiden markanten Vertreter der Ellipsenwelt (Analepse und Strukturellipse) diesbezüglich unterschiedlich bewertet. Da der Phänomenbereich in beiden Hauptklassen eine Menge unterschiedlicher Formate und Typen umfasst (zu einem Überblick vgl. Hennig 2013: 447-448), kann die vorgelegte Analyse nur exemplarisch erfolgen und erhebt somit keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Dennoch soll sie der Bedingung der Generalisierbarkeit theoretischer Annahmen insofern gerecht werden, als die beiden Hauptklassen (Analepse und Strukturellipse) genauer untersucht werden, die m. E. zwei entgegengesetzte Eckpunkte des Spektrums möglicher Ellipsen darstellen und somit in analytischer Perspektive, so auch in der konstruktionsgrammatischen Theoriebildung aus meiner Sicht besondere Aufmerksamkeit verdienen.
This contribution explores the relationship between the English CEFR (Common European Framework of Reference for Languages) vocabulary levels and user interest in English Wiktionary entries. User interest was operationalized through the number of views of these entries in Wikimedia server logs covering a period of four years (2019–2022). Our findings reveal a significant relationship between CEFR levels and user interest: entries classified at lower CEFR levels tend to attract more views, which suggests a greater user interest in more basic vocabulary. A multiple regression model controlling for other known or potential factors affecting interest: corpus frequency, polysemy, word prevalence, and age of acquisition confirmed that lower CEFR levels attract significantly more views even after taking into account the other predictors. These findings highlight the importance of CEFR levels in predicting which words users are likely to look up, with implications for lexicography and the development of language learning materials.
Zeitungsartikel mit wirtschaftlichem Inhalt sind nicht immer nach dem Textmuster „Bericht“ geschrieben, sie können auch erzähltechnische Elemente enthalten. Die Autorinnen untersuchen wirtschaftliche Krisenberichterstattungen aus deutschen, schweizerischen und österreichischen (Wochen-)Zeitungen; sie postulieren, dass Bericht und Erzählung nicht dichotomische Textmuster darstellen, sondern Pole einer Skala, auf der die konkreten Texte verortet werden können. Sie differenzieren vier Grade der Narrativität: nicht /schwach/mittel/stark narrativ. Es zeigt sich, dass der Anteil der schwach und mittel narrativen Texte zwischen 1973 und 2010-12 stark zunimmt. Außerdem werden die Positionen der Gesamtnarration „Krise“ ebenfalls je nach Untersuchungszeitraum bzw. Zeitung verschieden besetzt. Insgesamt dient der Einsatz narrativer Techniken dazu, durch eine textuelle Umsetzung der Krankheitsmetapher zunehmend abstraktere Prozesse zu veranschaulichen.
Die tief greifenden Reformen der Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik in der Bundesrepublik Deutschland in den 2000er Jahren gingen einher mit kontroversen Debatten, in deren Kontext „Wirklichkeitserzählungen“ (Klein/Martínez (Hg.) 2009), wie sie für ökonomische Kontexte charakteristisch sind, eine relevante Ressource der Persuasion darstellten. Der vorliegende Beitrag behandelt derartige Formate auf der Ebene des Managements von Organisationen. Im Mittelpunkt des theoretischen Teils steht eine Weiterentwicklung des Konzepts der Wirklichkeitserzählung im Blick auf eine semiologische Klärung der Frage, wie in derartigen Narrationen der charakteristische Wirklichkeitsbezug hergestellt wird. Im empirischen Teil werden Daten aus einem Projekt über Mitarbeiterzeitungen aus dem Untersuchungszeitraum unter der Perspektive der Wirklichkeitserzählungen reanalysiert: Untersucht werden charakteristische narrative Formate und deren „Sitz im Leben“ (Gunkel 1906/2004), und es wird nach den ästhetischen und pragmatischen Kosten gefragt, die mit derartigen Funktionalisierungen des Erzählens in Organisationen möglicherweise verbunden sind.
Die Emigration nach Palästina von deutschsprachigen Juden („Jeckes“) in den 1930er Jahren ist als „Fünfte Alija“ in die zionistische Geschichtsschreibung eingegangen. Seit einigen Jahren zeigt sich ein reges historisches Interesse für die Jeckes und deren Beitrag zum Aufbau Israels. Diese neue Jeckes-Historiografie findet zeitgleich mit einer Hinterfragung der „großen zionistischen Erzählung“ in Israel statt. Besonders soll auf den wirtschaftlichen Aspekt dieser Meistererzählung eingegangen werden. Der Artikel stützt sich auf Lebenserzählungen und lebensgeschichtliche Interviews mit deutschsprachigen Israelis. Auffällig ist in diesen Selbstzeugnissen die Anzahl von Erfolgsgeschichten, die eine (männlich konnotierte) Figur des pionierhaften Entrepreneurs narrativ konturieren. Retrospektive Narrative von individuellem Wirtschaftserfolg des Israel Style-Unternehmers mit Pioniergeist und Entrepreneurqualitäten dienen also zur kollektiven (Wieder-)Erlangung eines jeckischen Stolzes. Dies soll mit der historischen Realität der Wirtschaftslage im Mandatsgebiet Palästina bzw. in Israel verglichen und kulturwissenschaftlich und kulturgeschichtlich mit Repräsentationen des „Neuen Juden“ verglichen werden.
This presentation deals with collaborative turn-sequences (Lerner 2004), a syntactically coherent unit of talk that is jointly formulated by at least two speakers, in Czech and German everyday conversations. Based on conversation analysis (e.g., Schegloff 2007) and a multimodal approach to social interaction (e.g., Deppermann/Streeck 2018), we aim at comparing recurrent patterns and action types within co-constructional sequences in both languages. The practice of co-constructing turns-at-talk has been described for typologically different languages, especially for English (e.g., Lerner 1996, 2004), but also for languages such as Japanese (Hayashi 2003) or Finnish (Helasvuo 2004). For German, various forms and functions of co-constructions have already been investigated (e.g., Brenning 2015); for Czech, a detailed, interactionally based description is still pending (but see some initial observations in, e.g., Hoffmannová/Homoláč/Mrázková (eds.) 2019). Although the existence of co-constructions in different languages points to a cross-linguistic conversational practice, few explicitly comparative studies exist (see, e.g., Lerner/Takagi 1999, for English and Japanese). The language pair Czech-German has mainly been studied with respect to language contact and without specifically considering spoken language or complex conversational sequences (e.g., Nekula/Šichová/Valdrová 2013). Therefore, our second aim is to sketch out a first comparison of co-constructional sequences in German and Czech, thereby contributing to the growing field of comparative and cross-linguistic studies within conversation analysis (e.g., Betz et al. (eds.) 2021; Dingemanse/Enfield 2015; Sidnell (ed.) 2009). More specifically, we will present three main sequential patterns of co-constructional sequences, focusing on the type of action a second speaker carries out by completing a first speaker’s possibly incomplete turn-at-talk, and on how the initial speaker then responds to
this suggested completion (Lerner 2004). Excerpts from video recordings of Czech and German ordinary conversations will illustrate these recurrent co-constructional sequence types, i.e., offering help during word searches (see example 1 above), displaying understanding, or claiming independent knowledge. The third objective of this paper is to underline the participants’ orientation to similar interactional problems, solved by specific syntactic and/or lexical formats in Czech and German. Considering the more recent focus on the embodied dimension of co-constructional practices (e.g., Dressel 2020), we will also investigate the multimodal formatting of a started utterance as more or less “permeable” (Lerner 1996) for co-participant completion, the participants’ mutual embodied orientation, and possible embodied responses to others’ turn-completions (such as head nods or eyebrow flashes, cf. De Stefani 2021). More generally, this contribution reflects on the possibilities and challenges of a cross-linguistic comparison of complex multimodal sequences.
Hier sehen Sie neue Wörter sowie bekannte Wörter mit neuen Bedeutungen, die seit Beginn der COVID-19-Pandemie aufgekommen sind, bei denen wir aber noch beobachten, ob sie eine gewisse Verbreitung in die Allgemeinsprache erfahren werden. Zu jedem dieser Wörter geben wir eine (vorläufige, grobe) Bedeutungserläuterung an und illustrieren die Verwendung mit 1-2 Belegen.
Das Verhältnis von Norm und Schreibgebrauch bestimmt die Orthografieforschung und den orthografischen Diskurs nicht erst seit der Rechtschreibreform 1996. Wurde der Normbegriff lange Zeit als relativ statische Größe verortet, so erhielt er durch im 21. Jahrhundert verstärkt zu beobachtende Schreibwandelprozesse signifikante Impulse für Modifikationen, die eine offenere Entwicklung einleiteten. Besonders deutlich ist dies an Fremdwörtern und insbesondere an Fremdwort-Neologismen abzulesen. So belegt die empirische Beobachtung von Anglizismen, wie soziokulturelle Entwicklungen Sprach und Schreibveränderungen bewirken. Mit Bezug auf das Amtliche Regelwerk wird gezeigt, wie ein neu herausgebildeter Usus zur Modifizierung einzelner Regeln und Schreibungen führen kann und damit auch zu einem flexibleren, dynamischeren Normbegriff.
Mehrsprachigkeit gehört zu den Themen, zu denen wohl viele Menschen eine Meinung haben. Der Wert traditioneller schulischer Fremdsprachen wird dabei häufig hervorgehoben, während Wert und Erhalt von Herkunftssprachen Zugewanderter hinterfragt werden. Einstellungen gegenüber Sprachen sind demnach abhängig vom Prestige der jeweiligen Sprachen und ihrer Sprecher:innen. Dies geschieht vor dem Hintergrund, dass Deutschland überwiegend als ein einsprachiges Land mit einer einsprachigen Gesellschaft angesehen wird. Ähnliches gilt im Übrigen auch für Österreich. So schreibt beispielsweise der Sprachwissenschaftler Heiko Marten, „dass in der Wahrnehmung großer Teile der österreichischen Gesellschaft Monolingualismus nach wie vor die Norm ist“ (Marten 2016, S. 165). Diese Annahme gilt auch für den schulischen Kontext, wie die Erziehungswissenschaftlerin Ingrid Gogolin mit dem Begriff des „monolingualen Habitus“ herausgearbeitet hat (vgl. Gogolin 2008). Gründe für einen monolingualen Habitus könnten darin liegen, dass „von Teilen der Allgemeinheit oft übersehen [wird], dass in Deutschland auch zahlreiche weitere Sprachen gesprochen werden“ (Marten 2016, S. 148). Doch was passiert nun, wenn eine Sprache einen Statuswechsel von Landessprache zu Herkunftssprache durchläuft? Was lässt sich beobachten, wenn beispielsweise das Deutsche zu einer Minderheitensprache wird?
Die Analyse prosodisch-phonetischer Ressourcen stand neben morpho-syntaktischen, lexiko-semantischen und diskurspragmatischen von Anfang an im Mittelpunkt interaktional-linguistischer Forschung. In den letzten Jahren sind darüber hinaus visuell wahrnehmbare Phänomene zunehmend Gegenstand interaktional-linguistischer Beschreibungen von Kommunikationssituationen geworden.
Der vorliegende Sammelband enthält neun Untersuchungen, die auf Korpora von Alltagsgesprächen oder institutionellen Interaktionssituationen (Unterricht und Parlamentsdebatten) in unterschiedlichen Sprachen (Deutsch, Englisch, Mandarin) beruhen. Die Beiträge zeigen, welchen Anteil unterschiedliche semiotische Ressourcen – interpretiert in ihrer holistischen Gestalt – an der Organisation sozialer Interaktionen haben. Der Band trägt somit dazu bei, die Rolle multimodaler Ressourcenbündel in ihrer Situiertheit, Prozesshaftigkeit und Kontextsensitivität für die Durchführung kommunikativer Aufgaben besser zu verstehen.
Latvia
(2019)
This chapter deals with current issues in bilingual education in the framework of language and educational policies in Latvia, and also outlines similarities or common tendencies in the two other Baltic states, Estonia and Lithuania. As commonly understood in the 21st century, the term ‘bilingual education’ includes ‘multilingual education, as the umbrella term to cover a wide spectrum of practice and policy’ (García, 2009: 9).
Deutsch in Sprachkontakten
(2021)
Das vorliegende Heft vereint Beiträge zu Kontakten des Deutschen mit verschiedenen Sprachen nördlich, östlich und südlich des deutschsprachigen Kerngebietes. Sprachkontakt wird dabei aus unterschiedlichsten Perspektiven erfasst; die Aufsätze behandeln einzelne strukturelle Sprachebenen ebenso wie pragmalinguistische, historische, soziolinguistische und translatologische Themen. Die Ausgabe vereint damit Untersuchungen zu Sprachkontakten in der Vergangenheit (Saagpakk/Saar, Plaušinaitytė), zum Gebrauch in spezifischen Textsorten (Mencigar, Földes), bis hin zu Sprachgebrauchsphänomenen im Kontext von Covid-19 (Geyer). Andere Beiträge fokussieren auf die Entwicklung sprachlicher Kompetenzen in Abhängigkeit von Kontakteinflüssen (Tibaut, Ščukanec/Durbek) oder dem Einfluss der Medien (Mack/Vollstädt/Vujović) oder diskutieren das Zusammenwirken von Sprachpolitik und Sprachgebrauch (Marten). Das Heft schließt mit mehreren Rezensionen und Projektberichten ab; insgesamt wird damit ein wesentlicher Ausschnitt aus der Bandbreite der germanistischen Sprachkontaktforschung in der Region von Estland bis Montenegro aufgezeigt.
Redeeinleiter sind sprachliche Ausdrücke unterschiedlicher Wortarten, die relativ zur Redewiedergabe in Voran-, Mittel- oder Nachstellung stehen und eine direkte oder indirekte Redewiedergabe einleiten. Dadurch sind Redeeinleiter sehr vielfältig, womit sie sich als Untersuchungsgegenstand einer Analyse zur lexikalischen Vielfalt von Teilwortschätzen eignen.
Als Datengrundlage der vorliegenden Untersuchung dienen die manuell annotierten direkten und indirekten Redeeinleiter des Redewiedergabe-Korpus. Dieses setzt sich aus fiktionalen und nicht-fiktionalen Textausschnitten, die zwischen 1840–1920 veröffentlicht wurden, zusammen. Ziel der Analyse ist es, zu ermitteln, wie sich der Teilwortschatz der direkten und der der indirekten Redeeinleiter in ihrer lexikalischen Vielfalt voneinander unterscheiden und wie diese Unterschiede zu begründen sind. Dafür wird ein Set an quantitativen Methoden erarbeitet mit dem die lexikalische Vielfalt von Teilwortschätzen bestimmt werden kann und das in zukünftigen Untersuchungen zur lexikalischen Vielfalt als Standardrepertoire herangezogen werden kann.
This special issue of the Journal on Ethnopolitics and Minority Issues in Europe (JEMIE) brings together some of the participants of the symposium Political and Economic Resources and Obstacles of Minority Language Maintenance organized by the Language Survival Network ‘POGA’ at Tallinn University, Estonia, in December 2010. More than 20 scholars representing linguistics, anthropology, social sciences and law participated in the symposium, to present papers and discuss questions related to minority language loss, maintenance and revitalization. The six case studies contained in this special issue look at different minorities and regions in the European Union, Russia and the US. The linguistic communities discussed are the Russian-, Võru/Seto- and Latgalian-speaking minorities of Estonia and Latvia; the Welsh- and Breton-speaking communities of the Celtic language; the Russian Finno-Ugrian people with regional autonomies; and the native American groups of the Delaware/Cherokee and the Oneida. The reader will find articles relating to interdisciplinary research approaches in and on minority languages and minority language communities.
Seit einigen Jahren beschäftigt sich der sprachwissenschaftliche Ansatz der „Linguistic Landscapes“ mit der systematischen Erforschung von sprachlichen und anderen Zeichen in der Öffentlichkeit. Welche Sprachen sehen wir wo? Welche Zeichen drücken politische Meinungen aus? Wie schafft Werbung Realitäten? Wo gibt es Gegenreaktionen zu offiziell sanktionierten sprachlichen Ausdrucksweisen?
Die empirische Untersuchung sprachlicher Variation setzt eine adäquate Datenbasis voraus, um möglichst zutreffende Schlussfolgerungen ziehen zu können. Citizen Science ist als empirischer Erhebungsansatz zunehmend in den Fokus der Sprachwissenschaft gerückt, da damit eine größere und potenziell sprachlich/sozial besser stratifizierte Datenbasis erhoben werden kann. Der vorliegende Aufsatz stellt ein Exponat vor, das 2022 auf dem Museumsschiff „MS Wissenschaft“ durch Deutschland und Österreich tourte und einer jungen Zielgruppe sprachliche Variation und sprachwissenschaftliche Forschungsmethoden näherbringen sollte. Außerdem enthielt es Citizen-Science-basierte Erhebungskomponenten, mit denen unter anderem Daten zu Schreibvarianten von Anglizismen gesammelt wurden. Hier werden erste Datenauswertungen vorgestellt und mit existierenden Forschungsdaten basierend auf Korpusanalysen verglichen.
Der Beitrag dokumentiert eine Auswahl der wichtigsten Leitlinien, die die Grundlage für die Neukonzeption und -bearbeitung des Kapitels zur Zeichensetzung im Amtlichen Regelwerk bilden. Das wesentliche Ziel der mit der Bearbeitung des Kapitels Zeichensetzung befassten internationalen Arbeitsgruppe im Rat für deutsche Rechtschreibung (RfdR) in seiner aktuellen Amtsperiode (2018–2023) bestand darin, eine für die Nutzerinnen und Nutzer deutlichere und einfachere Darstellung dieses Teils des amtlichen Regelwerks (ARW) vorzulegen ebenso wie eine systematisch an einer semasiologischen Perspektive orientierte Erfassung der Funktion und der Verwendung der Interpunktionszeichen auf der Grundlage wissenschaftlicher Weiterentwicklungen.
Vorwort
(2024)
Thema der 59. Jahrestagung des Leibniz-Instituts für Deutsche Sprache war vom 14. bis zum 16. März 2023 erstmals nach mehreren Jahrzehnten wieder die Orthografie des Deutschen, und zwar „in Wissenschaft und Gesellschaft“. Einen unmittelbaren Anlass dafür bildete der bevorstehende Abschluss der siebenjährigen Arbeitsphase des Rats für deutsche Rechtschreibung Ende 2023, dessen Tätigkeit das IDS seit seiner Gründung wissenschaftlich begleitet. Aber auch die Orthografieforschung selbst hat sich seit der Rechtschreibreform im Jahr 1996 in einer Weise entwickelt, dass die Wahl dieses schriftlinguistischen Querschnittsthemas angezeigt erschien.
grammis ist ein wissenschaftlich basiertes Online-Informationssystem zur deutschen Grammatik und Orthografie, das Erklärungen und Hintergrundwissen für Sprachinteressierte und Deutschlernende weltweit bietet. Neben genuin grammatischen Themen enthält es auch für das Rechtschreiblernen gewinnbringende Inhalte. Im vorliegenden Beitrag werden seine orthografischen Komponenten veranschaulicht und aktuelle Neuerungen im Zusammenhang mit seiner Integration in eine im Entstehen befindliche digitale Vernetzungsinfrastruktur für die Bildung erläutert.
Für die spezifischen Bedürfnisse der Schreibbeobachtung wurde das Orthografische Kernkorpus (OKK) als virtuelles Korpus in DeReKo entwickelt. Mit derzeit rund 14 Mrd. Token deckt es den Schriftsprachgebrauch in den deutschsprachigen Ländern im Zeitraum von 1995 bis in die Gegenwart ab. Der Zugriff über die Korpusanalyseplattform KorAP erlaubt nicht nur die Nutzung verschiedener Annotationen, sondern über die API-Schnittstellen auch die Einbindung in diverse Auswertungsumgebungen wie RStudio über den RKorAPClient und macht es so für zahlreiche Analyse- und Visualisierungsmöglichkeiten zugänglich.
In der wissenschaftlichen Auseinandersetzung spielen derzeit Entwicklungen in den theoretischen und empirischen Erkenntnissen zur Orthographie(entwicklung), zum Schrift- und Orthographieerwerb und zur Orthographiedidaktik sowie aktuelle Entwicklungen im Schreibgebrauch eine zentrale Rolle. Globalisierung und Internationalisierung befördern in der gesprochenen und der geschriebenen Sprache die Aufnahme zahlreicher neuer Fremdwörter, vor allem Entlehnungen aus dem anglo-amerikanischen Sprachraum, in den deutschen Fach- und Allgemeinwortschatz und damit Entwicklungen im Schreibgebrauch. Auch neue digitale Medien begünstigen veränderte, nutzungsorientierte Vermittlungsstrategien orthographischer Inhalte. Und nicht zuletzt stellt die intensiv geführte Debatte über gendersensible Schreibung unter Verwendung von Sonderzeichen (wie Asterisk oder Doppelpunkt im Wortinneren) die Schreibgemeinschaft vor Herausforderungen.
Das Amtliche Wörterverzeichnis ist ein wesentlicher Teil des für Schulen und Behörden verbindlichen Amtlichen Regelwerks, dem wissenschaftlichen Referenzwerk für die deutsche Orthografie. Dem Wörterverzeichnis kommt eine entscheidende Funktion zu: Es exemplifiziert anhand einzelner Lemmata die Anwendung der Regeln und kodifiziert darüber hinaus Einzelfälle, die aus dem Regelteil nicht eindeutig ableitbar sind. Im vorliegenden Beitrag wird die auf der Basis empirischer Schreibbeobachtung erarbeitete Neukonzeption vorgestellt, die mit der Konzentration auf prototypische Fallbeispiele repräsentative orthografische Zweifelsfälle im gegenwärtigen Wortschatz des Deutschen aufgreift, sie mit Bezug auf die geltende Norm und den Schreibgebrauch klärt, in der neuen digitalen Fassung auch visualisierend veranschaulicht und auf diese Weise aktuellem Nutzungsverhalten Rechnung trägt.
In a previous study, Aceves and Evans present a large-scale quantitative information-theoretic analysis of parallel corpus data in ~1,000 languages to show that there are apparently strong associations between the way languages encode information into words and patterns of communication, e.g. the configuration of semantic information. During the peer review process, one reviewer raised the question of the extent to which the presented results depend on different corpus sizes (see the Peer Review File). This is a very important question given that most, if not all, of the quantities associated with word frequency distributions vary systematically with corpus size. While Aceves and Evans claim that corpus size does not affect the results presented, I challenge this view by presenting reanalyses of the data that clearly suggest that it does.
studierfähig – studierbar. Die semantischen Rollen von Aktiv und Passiv bei deverbativen Adjektiven
(2024)
Thema der 59. Jahrestagung des Leibniz-Instituts für Deutsche Sprache war vom 14. bis zum 16. März 2023 erstmals nach mehreren Jahrzehnten wieder die Orthografie des Deutschen, und zwar „in Wissenschaft und Gesellschaft“. Einen unmittelbaren Anlass dafür bildete der bevorstehende Abschluss der siebenjährigen Arbeitsphase des Rats für deutsche Rechtschreibung Ende 2023, dessen Tätigkeit das IDS seit seiner Gründung wissenschaftlich begleitet. Aber auch die Orthografieforschung selbst hat sich seit der Rechtschreibreform im Jahr 1996 in einer Weise entwickelt, dass die Wahl dieses schriftlinguistischen Querschnittsthemas angezeigt erschien.
Tilo Weber betont in seinem Beitrag die semantische Relevanz von Ereignissen bzw. Ereigniswissen, die er als eine besondere Form von sog. Frames betrachtet. Letztere lassen sich als heterogene und komplexe Wissensrahmen begreifen, die für lexikalische Einheiten und insbesondere für Verben eine besondere Bedeutung haben. Das kognitiv-funktionalistische Frame-Konzept erlaubt zudem, durchaus im Sinne der Tagung, einen interdisziplinären Zugang, insofern es, wie Weber meint, „ein Bindeglied zwischen Sprach-, Literatur- und Kulturwissenschaften sein kann.“
Diese Monografie setzt sich neu mit Laiengedanken zur deutschen Sprache auseinander. Mit einem kleinen, aber aussagekräftigen Korpus von rund 480 schriftlichen Äußerungen muttersprachlicher und nichtmuttersprachlicher Laien zwischen 1992 und 2023 fokussiert sie sich durch viele Detailanalysen erstens auf Themen, die Laien bewegen, zweitens auf Argumente, die Laien zur Bekräftigung ihrer Ansichten anführen, und drittens auf Ausdruckstopoi, mit denen Laien argumentieren.
Die Monografie ist Ideengeber vor allem für linguistische, soziolinguistische, psychologische und gesellschaftspolitische Projekte zum Laiendiskurs im öffentlichen Raum, speziell für Projekte zu brisanten, aktuell heftig diskutierten Themen wie Antirassismus und Gendern, für Projekte zu Anglizismen, für Projekte zu Sprachwandel, Sprachverfall, Sprachpflege und Sprachpurismus, für Projekte zu Jugendsprache und Generation sowie für Projekte zur Sprache als Herrschaftsinstrument.
Das Beispiel ist seit der Antike ein zentraler Gegenstand der abendländischen Diskussion. In dieser ersten umfassenden Monographie zur Linguistik des Beispiels wird deshalb eine interdisziplinäre Perspektive entfaltet, in der Ansätze aus Rhetorik, Philosophie, Pädagogik und Psychologie sowie linguistischen Ansätze zur Beispielforschung behandelt werden. Die sprachwissenschaftliche Beschäftigung mit Beispielen blieb bisher jedoch ein Randphänomen, obwohl Praktiken der Beispielverwendung in der Alltagskommunikation allgegenwärtig sind.
Orientiert an ›grounded theory‹, linguistischer Hermeneutik und Handlungssemantik wird hier ein Beispielbegriff erarbeitet, demzufolge das Beispielverwenden eine komplexe Form sprachlichen Handelns und eine fundamentale menschliche Denkbewegung darstellt, die darin besteht, einen Konnex zwischen Besonderem und Allgemeinem zu konstituieren. Hierauf basierend werden Beispiele anhand eines umfangreichen Korpus von Gesprächsdaten analysiert und kommunikative Muster, sprachliche Realisierungsformen sowie Funktionen des Beispielverwendens in der Interaktion herausgearbeitet.
When we first started the project of looking at minority languages through a linguistic landscape lens, we felt that the visibility of minority languages in public space had been insufficiently dealt with in traditional minority language research. A linguistic landscape approach, as it had developed over the last years, would constitute a valuable path to explore, by looking at the ‘same old issues’ of language contact and language conflict from a specific angle. We were convinced that fresh linguistic landscape data would be able to provide innovative and useful insights into ‘patterns of language […] use, official language policies, prevalent language attitudes, [and] power relations between different linguistic groups’ (Backhaus 2007, p. 11). The linguistic landscape approach, as presented by the different authors in this volume, has clearly proven to be a heuristic appropriate and relevant for a wide range of minority language situations. More specifically, the ideas and analyses in the different chapters do contribute to a further understanding of minority languages and their speakers. They deepen our comprehension of language policies, power relations and ideologies in minority language settings.