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Sprachverfall? Einleitung
(2014)
In this paper, general problems with easily confused words among a language community are addressed. Serving as an example, the difficulties of semantic differentiation between the use of German sensibel and sensitiv are discussed. One the one hand, the question is raised as to how a speech community faces challenges of semantic shifts and how monolingual dictionaries document lexical items with similar semantic aspects. On the other hand, I will demonstrate the discrepancies of information on meaning as retrieved and interpreted from large corpus data. It will be shown how the semantics of words change and hence cause confusion among speakers. As a result, empirical evidence opens up several questions concerning the prescriptive vs. descriptive treatment of paronymic items such as sensibel/sensitiv and it demands different approaches to the lexicographic description of such words in future reference works.
Ziel einer größer angelegten Studie – die Grundlage dieses Beitrags ist – war es, anhand der „Gassigespräche“ auf gattungsspezifische Ordnungsprinzipien und Familienähnlichkeiten miteinander verwandter Alltagsgattungen einzugehen, die vor allem in westlichen Kulturen etabliert zu sein scheinen. Die ihnen zugrundeliegenden kommunikativen Muster beschreiben wir als mehr oder weniger stark verfestigte Elemente. Mit diesem Beitrag wollen wir einen Einblick in die gattungsanalytische Betrachtung von Alltagskommunikation am Beispiel der Gassigespräche bieten.
Vages Sprechen in psychotherapeutischen Diagnosegesprächen. Eine gesprächsanalytische
Untersuchung
(2018)
Der Zusammenhang von Vagheit und Sprache ist bereits vielfach behandelt worden, allerdings überwiegend aus philosophischer oder semantischer Perspektive. Demgegenüber verfolgen wir in dieser Arbeit einen gesprächsanalytischen Ansatz, um Phänomene sprachlicher Vagheit zu untersuchen. Wir fokussieren uns dabei speziell auf Vagheit in psychotherapeutischen Diagnosegesprächen.
Vagheit, wie sie in alltäglicher Kommunikation erfahren wird, lässt sich beschreiben als semantische Unterspezifizierung, die durch den Gebrauch unklarer Bezüge oder zu allgemeiner Ausdrücke entsteht. Unser Verständnis von Vagheit unterscheidet sich damit fundamental von der philosophischen und semantischen Kategorie „Vagheit“. Es handelt sich unserem Verständnis nach um eine interaktive Kategorie, die nur durch das Auftreten interaktiver Verwerfungen sichtbar wird.
Vages Sprechen kann den Patienten dazu dienen, sensible Themen zu vermeiden, aber mehr noch dazu, ein neues Thema zu setzen oder den thematischen Schwerpunkt des laufenden Gespräches zu verschieben. Therapeuten reagieren auf vages Sprechen, indem sie unmittelbar oder mittelbar auf die unterspezifizierte Äußerung eingehen oder indem sie die Patienten mit Hilfe von Spezifikationsangeboten unterstützen, insbesondere im Bereich sensibler Thematiken. Formal und/oder funktional ähnliche sprachliche Phänomene sind Teilresponsivität und Hochstufung durch Rückstufung.
Vages Sprechen hat auch Auswirkungen auf die Allianz zwischen Patienten und Therapeuten: Therapeuten können die Hinweise der Patienten nutzen, um das Diagnosegespräch im Hinblick auf die von den Patienten gesetzten Schwerpunkte zu organisieren.
Who understands Low German today and who can speak it? Who makes use of media and cultural events in Low German? What images do people in northern Germany associate with Low German and what is their view of their regional language?
These and further questions are answered in this brochure with the help of representative data collected in a telephone survey of a total of 1,632 people from eight federal states (Bremen, Hamburg, Lower Saxony, Mecklenburg-West Pomerania and Schleswig-Holstein as well as Brandenburg, North Rhine-Westphalia and Saxony-Anhalt).
Kann man den Sprachgebrauch in einer Gruppe verändern? Und wenn ja, wie? In Politik und Wirtschaft sind schlüssige Antworten auf diese Fragen von großem Interesse. Karolina Suchowolec findet sie, indem sie den aktuellen Forschungsstand zu Sprachplanung, Plansprachen, Kontrollierten Sprachen und Terminologiearbeit analysiert, die Erkenntnisse auf ihre mögliche Verallgemeinerung hin prüft und daraus Sprachlenkung als einen übergreifenden linguistischen Forschungsgegenstand ableitet. Dessen praktische Umsetzung hat sie empirisch untersucht. Im Ergebnis formuliert sie eine Übersicht zu den Herausforderungen der Sprachlenkung sowie zu in der Literatur postulierten Lösungsansätzen – eine solide Grundlage für die weitere theoretische Forschung sowie Hilfestellung für die praktische Sprachlenkung.
Variation im Sprachgebrauch - 'angenommen' und 'vorausgesetzt' als einbettende Prädikatsausdrücke
(2019)
Seit langem schon wurde nicht mehr so intensiv über Sprache und Sprachgebrauch in der Öffentlichkeit debattiert. Sprache fungiert dabei möglicherweise als das Schlachtfeld, auf dem die gegenwärtigen identitätspolitischen Kämpfe ausgetragen werden. Neben anderen sprachlichen Erscheinungsformen soll insbesondere durch Metaphern die Bereitschaft geschaffen werden, bestimmte politische Handlungsziele zu unterstützen. Manche Metaphern verzerren aber die Gegebenheiten auf unheilvolle Weise. In einer politischen Auseinandersetzung kann eine Reflexion über Sprache zu einer Verständigung beitragen. Auch in den Medien sollte häufiger auf die originelle Metapher verzichten und stattdessen eine differenziertere sprachliche Form gewählt werden.
Im Folgenden soll der Versuch unternommen werden, die bisherigen Forschungen zur Sprachgeschichte des Nationalsozialismus im Lichte ihres Erkenntnispotenzials für gegenwärtige historiografische Fragestellungen zu diskutieren. In einem ersten Schritt wird die Forschungsgeschichte zur Sprache des beziehungsweise im Nationalsozialismus von der frühen Nachkriegszeit bis in die 1980er-Jahre skizziert. Deutlich wird hier vor allem, dass in dieser Phase zwar wichtige Arbeiten entstanden sind, jedoch methodische und theoretische Begrenzungen zahlreiche blinde Flecken bestehen ließen. In einem zweiten Schritt wird dargelegt, mit welchen Erkenntnisinteressen und Instrumentarien die jüngere Forschung sich auf diese blinden Flecken konzentriert und welche Ergebnisse sie zutage gefördert hat. Dabei sollen vor allem diejenigen Aspekte benannt werden, die nach Ansicht des Verfassers bei einer noch zu schreibenden Sprach- und Kommunikationsgeschichte des Nationalsozialismus zu beachten sind. Es handelt sich konkret um eine Ausweitung der Perspektive in Richtung unterschiedlicher Kommunikationssituationen und heterogener Akteurskonstellationen, um Sprachgebräuche unter den Diskursbedingungen des Nationalsozialismus angemessen beschreiben zu können.
Linguistic Variation and Change in 250 Years of English Scientific Writing: A Data-Driven Approach
(2020)
We trace the evolution of Scientific English through the Late Modern period to modern time on the basis of a comprehensive corpus composed of the Transactions and Proceedings of the Royal Society of London, the first and longest-running English scientific journal established in 1665. Specifically, we explore the linguistic imprints of specialization and diversification in the science domain which accumulate in the formation of “scientific language” and field-specific sublanguages/registers (chemistry, biology etc.). We pursue an exploratory, data-driven approach using state-of-the-art computational language models and combine them with selected information-theoretic measures (entropy, relative entropy) for comparing models along relevant dimensions of variation (time, register). Focusing on selected linguistic variables (lexis, grammar), we show how we deploy computational language models for capturing linguistic variation and change and discuss benefits and limitations.
Maske oder Mundschutz?
(2020)
Shutdown, Lockdown und Exit
(2020)
Von Nichtstun und Erholung (an Weihnachten und zu anderen Zeiten) (aus der Rubrik Neuer Wortschatz)
(2020)
Von Gummistiefelmomenten
(2020)
Corona- und andere Partys
(2020)
Zwischen den Jahren oder eine Zeit zwischen den Zeiten. Sprachliche Betrachtungen zur "Normalität"
(2020)
"Systemrelevant" - eine sprachwissenschaftliche Betrachtung des Begriffs aus aktuellem Anlass
(2020)
In den letzten Jahren haben sich einige Themen mit Bezug zur deutschen Sprache zu sprachpolitischen Kontroversen entwickelt, die heute mit großer Intensität diskutiert werden. Es handelt sich um Themen wie das der geschlechtergerechten Sprache, das durch verschiedene rechtliche und publizistische Impulse eine immer noch wachsende Präsenz in Medien und Öffentlichkeit besitzt. Auch das Thema des sogenannten politisch korrekten Sprachgebrauchs führt zu polarisiert geführten Debatten. Der vorliegende Beitrag will diese Debatten in ihren Grundzügen nachzeichnen und dabei zeigen, wie diese Themen vermittelt über die Medien und den «Verein Deutsche Sprache» ihren Weg bis in die politische Sphäre gefunden haben. Aus sprachwissenschaftlicher Sicht ist es wichtig, die Grenzen des Politischen so zu ziehen, dass die Sprache selbst in derartigen Kontroversen keinen Schaden nimmt.
Mit Entwicklungen in der Welt entsteht auch ein neuer Wortschatz, insbesondere in Zeiten großer gesellschaftlicher Umbrüche oder bedingt durch Krisen, denn neue Dinge, neue Umstände, »neue Normalitäten« müssen bezeichnet werden, damit darüber kommuniziert werden kann. Zugleich steigt die Gebrauchshäufigkeit älterer Wörter, weil sie aktuell für die Verständigung besonders relevant werden. Die in diesem Glossar präsentierten Begriffe thematisieren solche sprachlichen Auswirkungen der Coronakrise.
Selten hat ein globales Ereignis nicht nur den Alltag sehr vieler Menschen weltweit schlagartig verändert und in einem längeren Zeitraum zu nachhaltigen Änderungen der Lebensumstände geführt, sondern auch direkte Spuren im Wortschatz und der Art und Weise des Kommunizierens hinterlassen, wie dies durch die Coronakrise der Fall war. Die Beiträge in diesem Band zeichnen diese Reflexionen nach und machen die Veränderungen auf Basis unterschiedlichen Materials (z.B. Pressetexte, Social-Media-Quellen, Gespräche) und zu einem breiten Themenspektrum (Arbeit, Schule, Wirtschaft usw.) nachvollziehbar. Ein deutlicher Fokus liegt dabei auf dem lexikalischen Wandel und zahlreichen Neologismen, die rund um die Coronapandemie aufgekommen sind.
Am 24. Februar 2020 wurde in der Schweiz die erste Infektion mit dem Coronavirus nachgewiesen. Zu diesem Zeitpunkt konnte wohl noch niemand ahnen, welche tiefgreifenden Konsequenzen die Corona-Pandemie für die Gesellschaft haben wird. Aus heutiger Perspektive überrascht es uns nicht mehr, dass das Pandemiegeschehen auch starke Auswirkungen auf die Sprache hatte und noch immer hat, denn Sprachgebrauch passt sich stets gesellschaftlichen Veränderungen an. Am Leibniz-Institut für Deutsche Sprache in Mannheim dokumentieren und erforschen wir die ungewöhnlich starken und kurzfristigen Wirkungen der Pandemie auf die deutsche Sprache und fassen unsere Ergebnisse unter anderem in zahlreichen Beiträgen zusammen.
Das neue Onlineformat PREPCONonline führt durch die Welt der Korpusdaten und zeigt, welchen Erklärungswert authentische Sprache, die von Experten aufbereitet ist, für die eigene sprachliche Kompetenz haben kann. Dieser Ansatz folgt der Überzeugung, dass vor allem auf einem gehobenen Kompetenzniveau reale Sprachausschnitte, die für einen Aspekt des Gebrauchs besonders typisch sind, möglichst unverfälscht abrufbar sein sollten, um Sprache, so wie sie wirklich verwendet wird, versteh- und anwendbar zu machen.
Wenn ich am Ende dieses Jahres an die Diskussionen zur deutschen Sprache zurückdenke, die ich bei Medienauftritten und in Veranstaltungen geführt habe, dann ist dabei immer wieder eine ganz bestimmte Frage gestellt worden: Wer entscheidet eigentlich darüber, wie wir sprechen und schreiben, was wir sagen dürfen und was nicht? Wer hat die Entscheidungsbefugnis über die Aufnahme neuer Wörter ins Deutsche, über gendergerechte Sprache oder über Rechtschreibregeln?