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Im Mittelpunkt der vorliegenden Untersuchung stehen ausgewählte deutschsprachige Werbeslogans mit hohem Wiedererkennungswert und einer Tendenz zur Usualisierung im aktuellen Sprachgebrauch. Ihre angesichts des häufigen Gebrauchs durch zahlreiche Sprecher begründete bzw. angenommene lexikalische Verfestigung wird korpusinformiert anhand umfangreicher elektronischer Korpora validiert und rekonstruiert. Für die Beschreibung ihrer Verwendungsspezifik als eigenständige satzwertige Wortschatzeinheiten außerhalb der Domäne Werbung wird das Modell der usuellen Wortverbindungen sowie die korpuslinguistische Methodologie angewendet und mit weiteren qualitativen und quantitativen Methoden gekoppelt. In den detaillierten lexikografischen Beschreibungen ausgewählter Slogans werden sprachliche, kontextuelle und funktionale Aspekte dargestellt und die Mikrodiachronie ihres Gebrauchs in Zeitverlaufsgrafiken illustriert.
Verschmelzung von Präposition und Artikel. Eine kontrastive Analyse zum Deutschen und Italienischen
(2018)
Präpositionen und Artikelformen gehen in vielen europäischen Sprachen klitische Verbindungen ein, die spezielle Ausdrucksklassen wie die deutschen Verschmelzungsformen (z. B. ans, vom, zur) und italienischen ‚preposizioni articolate‘ (z. B. alla, delle, nel) konstituieren. Dieses Buch widmet sich dem Sprachvergleich dieser Ausdrucksklassen im Deutschen und Italienischen, die ausgehend von ähnlichen Voraussetzungen divergente diachrone Entwicklungen repräsentieren. Gezeigt wird dies anhand intra- und interlingualer Analysen zu Phonologie, Morphologie, Syntax und funktionalen Aspekten im Rede- und Textzusammenhang, die sowohl diachrone als auch synchrone Aspekte berücksichtigen und unmittelbar korpusempirisch abgesichert werden. Zentrale Erkenntnisse liefern außerdem sprachspezifische Fallstudien in großen Korpora, die auf methodisch innovativen, quantitativ und qualitativ ausgerichteten Distributionsanalysen struktureller und orthographischer Varianten von Präposition-Definitartikel-Verbindungen basieren.
Der Sammelband zur typologisch und kontrastiv vergleichenden grammatischen Erforschung und Beschreibung des Satzanfangs des Deutschen und vier seiner Kontrastsprachen ist ein Ergebnis eines Forschungsnetzwerks, bestehend aus dem Institut für Deutsche Sprache (Mannheim) und Forschergruppen verschiedener europäischer Universitäten. Unter Berücksichtigung insbesondere morphosyntaktischer und informationsstruktureller Aspekte werden die satztopologischen Unterschiede der typologisch recht heterogenen Sprachen bzw. Sprachfamilien unter verschiedenen Gesichtspunkten beleuchtet. Die Untersuchungen werden korpusbasiert durchgeführt, wobei sich die Hälfte der Beiträge auf aufbereitete POS-getaggte Wikipedia-Korpora stützt. Die quantitativ ausgerichteten Korpusanalysen ermöglichen einen genauen Einblick in die unterschiedlichen Strukturmerkmale der betreffenden Sprachen sowie in sprachübergreifende Textmerkmale, und die qualitativen Untersuchungen zeigen Ähnlichkeiten und Abweichungen bei bestimmten Verfahren, die sich morphosyntaktisch iederschlagen und besonders am Satzanfang relevant sind. Insgesamt erlauben die Beiträge Hypothesen zu topologisch und informationsstrukturell markierten Satzanfängen und zu Präferenzen in den jeweiligen Sprachen, aber auch zu möglichen Konstanten und Gemeinsamkeiten, was – auf differenziertere Korpora erweitert – für die Bereiche Sprache und Kognition sowie computergestützte Übersetzung ein großer Gewinn sein dürfte.
Valenz im Fokus. Grammatische und lexikografische Studien. Festschrift für Jacqueline Kubczak
(2015)
Die Festschrift Valenz im Fokus: Grammatische und lexikografische Studien enthält zum einen die Beiträge des internationalen Kolloquiums „Valenz im Fokus“, das am 12. Juli 2013 im Institut für Deutsche Sprache in Mannheim zu Ehren von Jacqueline Kubczak veranstaltet wurde, zum anderen weitere Beiträge von Kollegen aus der ganzen Welt, die zum einen als elektronische Publikation während des Kolloquiums präsentiert wurden, zum anderen speziell für die Festschrift hinzukamen.
In der Kommunikations- und Informationsgesellschaft spielt der souveräne Umgang mit Texten eine kaum zu überschätzende Rolle: in der Ausbildung, im Berufsleben und im Alltag. Texte sind Werkzeuge der Verständigung und bestimmen die soziale Identität von Individuen und Gruppen.
Der vorliegende Band enthält die Beiträge zur 41. Jahrestagung des Instituts für Deutsche Sprache vom März 2005. 19 Hauptbeiträge von anerkannten Fachgelehrten aus mehreren Ländern untersuchen das Textverstehen unter grammatischem, psychologischem, kulturellem und didaktischem Blickwinkel und zeigen Anwendungsbezüge für Journalismus, Computerlinguistik, Schreibdidaktik. In der Zusammenschau ergibt sich ein verständlicher Überblick über den aktuellen Stand der Textverstehensforschung. Hinzu kommen 14 Kurzpräsentationen aktueller Forschungsprojekte, die deutlich machen, dass auf diesem Gebiet noch laufend neue Erkenntnisse gewonnen werden.
Gegenstand dieser Arbeit sind syntagmatische Verwendungsmuster in einsprachigen deutschen Wörterbüchern. Es wurden zehn einsprachige deutsche Wörterbücher (darunter Allgemeine Bedeutungswörterbücher, Lernerwörterbücher und auf Syntagmen fokussierte Spezialwörterbücher) und die darin befindlichen syntagmatischen Verwendungsmuster untersucht. Dabei wurde der Frage nachgegangen, wie in einsprachigen deutschen Wörterbüchern der syntagmatische Kontext eines Wortes berücksichtigt und in lexikografischer Hinsicht umgesetzt wird. Die typografischen Besonderheiten von jedem untersuchten Werk – gedruckt wie online publiziert – wurden herausgearbeitet. Dies wurde anhand von Syntagmen aus 30 Wortartikeln, die den Wortarten Nomen, Verben und Adjektive zugeordnet sind, systematisch beleuchtet.
Das Buch stellt einen aktuellen Beitrag zur Vorurteils- und Stereotypenforschung dar. Anhand eines pressesprachlichen Textkorpus werden die sprachlichen Mittel untersucht, mit denen Stereotype in Zeitungen beider deutscher Staaten des Jahres 1980 konstituiert, tradiert und gefestigt werden. Berücksichtigt werden sowohl ihre sprachliche Form als auch ihre prädikative Grundstruktur. Auf dieser Grundlage werden 18 Heterostereotype über Polen herausgearbeitet und mit Autostereotypen und ihren historischen Hintergründen in Zusammenhang gebracht.
Phänomene im Bereich von Valenz, Argumentstruktur, Diathesen, Kollokationen und Phrasemen dienen von jeher zur Bestimmung der Schnittstelle zwischen Lexikon und Grammatik. Mittlerweile sind allerdings grundsätzliche Zweifel an der Berechtigung der sprachtheoretischen Zweiteilung in Lexikon und Grammatik aufgekommen, auch weil die Entwicklungen im Bereich empirischer Methodik einen zunehmend besseren Einblick in die differenzierte Natur sprachlichen Wissens ermöglichen und uns mit semiproduktiven Prozessen, graduellen Kategoriezuordnungen, instabilen sprachlichen Mustern und frequenzgesteuerten Usualisierungen eigentlich regelhafter Strukturen konfrontieren. Die strikte Grenze zwischen der Grammatik als dem Ort des syntaktisch-semantisch Regelhaften und dem Lexikon als dem Repositorium des syntaktisch-semantisch Idiosynkratischen ist damit in Frage gestellt. Die Beiträge des Bandes betrachten den Bereich, wo Regelhaftes und Idiosynkratisches miteinander verwoben sind, sie führen Kontroversen zum Status von Konstruktionen und dem Verhältnis zwischen Lexikon und Grammatik, und sie zeigen, wie empirische Methoden der Korpuslinguistik, Psycho- und Neurolinguistik und Spracherwerbsforschung zur Klärung dieser Kontroversen beitragen.
Sprachliche Zweifelsfälle kommen auf allen linguistischen Ebenen vor. Ihre Einordnung erfolgt zumeist nach Systemebene, nach Entstehungsursache oder nach lexematischer Struktur. Sprachlicher Zweifel kann auch nach intra- und interlingualen Aspekten unterschieden werden. Stehen zwei oder mehrere lexikalische Varianten zur Verfügung, kann es zu Unsicherheiten bezüglich des angemessenen Gebrauchs kommen. Nicht nur Muttersprachler*innen sind mit Schwierigkeiten konfrontiert, Zweifelsfälle stellen auch ein Problem bei der Fremdsprachenproduktion dar.
Dieser Band beschränkt sich auf lexikalisch-semantische, flexivische und wortbildungsbedingte Zweifelsfälle und führt interessierte Leser*innen in Fachliteratur und Nachschlagewerke ein. Er streift Fragen der Sprachdidaktik, der Fehler- und Variationslinguistik, denn die Auseinandersetzung mit typischen Zweifelsfällen zeigt auch das Spannungsfeld zwischen allgemeinem Usus und kodifizierter Norm, zwischen Gegenwart und Wandel, zwischen Dynamik, sprachlichem Reichtum und erlernter Bildungstradition.
Soziolinguistik
(2022)
Soziolinguistik ist jene Teildisziplin der Linguistik, die sich mit den Interdependenzen von Sprache, Kultur und Gesellschaft befasst. Dieser Band präsentiert zu Sprache(n) in Verbindung mit Raum, Geschlecht, Medien, Institutionen und als Fachsprache(n) aktuelle Publikationen, die für Studierende und Forschende von Interesse sind. Ergänzt werden diese durch Literatur zu Methoden sowie zu grundlegenden Anwendungsfeldern und Konzepten: Migration, Jugendsprachen, Mehrsprachigkeit, Sprachideologien und Sprachenpolitik.
Die Autorinnen stellen zu den einzelnen Bereichen Handbücher, Zeitschriften, Monographien und ausgewählte Buch- und Zeitschriftenbeiträge vor. Angesichts der zunehmenden Digitalisierung von Forschungsdaten sowie -werkzeugen wurde auch eine Sammlung von (digitalen) Ressourcen in den Band integriert, um Nutzer*innen den empirischen Zugang zu soziolinguistisch interessanten Sprachdaten und Werkzeugen zu erleichtern.
Schreibdidaktik
(2022)
Eine gut entwickelte Schreibkompetenz bildet eine wesentliche Schlüsselqualifikation für die gesellschaftliche Teilhabe in literalisierten Gesellschaften. Aus diesem Grund kommt auch der Schreibdidaktik als Teildisziplin der Sprachdidaktik, die sich mit der Konzeption, Diagnostik und Förderung von Schreibkompetenz auseinandersetzt, eine wichtige Bedeutung zu. Ihr Erkenntnisinteresse besteht vorrangig in der Frage, wie die Aneignung von Schreibkompetenz in Abhängigkeit von den individuellen Lernvoraussetzungen durch unterrichtliche Förderung gelingen kann.
Die Bibliografie verfolgt das Ziel, einen Überblick über zentrale Themengebiete und Konzepte der Schreibdidaktik, wie z. B. Schreibkompetenz, Schreibentwicklung, Schreibaufgaben und Schreibunterricht, zu geben. Dafür systematisiert sie einschlägige, aktuelle Literatur und führt neben Internetressourcen zentrale (Beiträge in) Zeitschriften, Sammelbände und Handbücher sowie Einführungen auf.
Die Publikation beruht auf mehrjähriger Beobachtung und Dokumentation der russisch- und deutschsprachigen Kommunikation von russlanddeutschen Familien in Mannheim. Es wird gezeigt, wie sich die familiären Gespräche verändern, welche Rolle die russische Sprache für das Einleben in Deutschland spielt, wie die Familienmitglieder miteinander Deutsch lernen und wie sie selbst ihre sprachliche Integration verstehen. Dabei werden die Lernprozesse der Kinder mit denen der Eltern, Großeltern und Urgroßeltern verglichen. Die Untersuchung markiert generationstypische Unterschiede in den Zielen, Stategien, Etappen und Ergebnissen der sprachlichen Entwicklung und begründet sie aus der Geschichte der Russlanddeutschen, den mitgebrachten sprachlichen Voraussetzungen und Einstellungen sowie den allgemeinen Lebensbedingungen und dem zugänglichen Sprachangebot in Deutschland.
Untersuchungsgegenstand dieser Arbeit sind retrospektive Äußerungen, d.h. Nachfragen und fremdinitiierte Erweiterungen, die an den Sprecher der Ausgangsäußerung gerichtet sind. In der Forschung werden Nachfragen und Erweiterungen meist unabhängig voneinander mit unterschiedlichen Funktionen beschrieben. Die vorliegende Untersuchung setzt sich mit den gemeinsamen Eigenschaften beider Äußerungsformate auseinander, unabhängig von ihren deklarativen und interrogativen Merkmalen. Im Rahmen der Triangulation werden die Methode der Konversationsanalyse und die Annahmen der Relevanztheorie verbunden, um zu beschreiben, wie Sprecher in retrospektiven Äußerungen auf inhaltlicher Ebene mit den Informationen aus vorhergehenden Redebeiträgen umgehen. Primäre Datengrundlage sind die narrativen Interviews des Berliner Wendekorpus, ca. 60 Stunden gesprochenes Deutsch. Die Arbeit analysiert die grammatischen und lexikalischen Mittel, mit denen Sprecher bei der Bedeutungskonstruktion epistemische Unterstützung zum Ausdruck bringen. Weitere Analyseebenen sind die grammatische Kohärenz retrospektiver Äußerungen als evidentiale Strategie und die Ähnlichkeitsrelationen zwischen der interpretativen Annahme und den jeweiligen Bezugskomponenten.
Die Arbeit untersucht die Existenzbedingungen und die Verwendung der nominalen -ei-Ableitungen im modernen Deutsch anhand eines umfangreichen Materials aus den Mannheimer Korpora. Zentral sind dabei die Semantik der vor allem denominalen und deverbialen Wörter, die Art und Weise der Ableitung, die Art und Weise der Komposition und nicht zuletzt die Valenz der deverbalen Ableitungen, d.h. die Valenzvererbung. Inwiefern werden die Verbsatelliten an die abgeleiteten Nomina vererbt, und in welcher Form treten sie auf? Die Arbeit enthält auch Exkurse zu -ei-Ableitungen im Wortspiel, in der Gauner- und Diebessprache, in der Umgangssprache sowie in der Sprache der Sexualität.
Reformulierungen. Sprachliche Relationen zwischen Äußerungen und Texten im öffentlichen Diskurs
(1997)
Der vorliegende Band diskutiert die Konzepte "Reformulierung" und "Redewiedergabe" aus intertextuell-diskursiver Sicht und beschreibt zugleich einen Teil jüngster deutscher Sprachgeschichte. Untersucht werden grammatisch-strukturelle, propositionale und funktionale Eigenschaften von Reformulierungen unter besonderer Berücksichtigung der argumentativen Einbettungen. Anhand einer Fallstudie aus dem deutsch-deutschen Diskurs zwischen "Wende" und "Vereinigung" im Frühjahr 1990 werden Wiederaufnahmen eines relevanten Originaltextes in Folgetexten beschrieben. Dabei geht es vor allem um sprachliche Indikatoren für sprecher-, kontext- bzw. diskursabhängige Modifikationen, Interpretationen und Bewertungen von Bezugsentitäten. Die Detailanalyse erlaubt schließlich die Rekonstruktion von komplexen Reformulierungsmustern, die das kommunikative Verhalten der Deutschen in der Folgezeit nicht unwesentlich prägen und als typisch für öffentliche Diskurse überhaupt gelten können.
In Deutschland leben 7,5 Millionen erwachsene Analphabeten. Daher ist der Bedarf an Materialien zum Erlernen der Schrift gestiegen. Der vorliegende Band ist begleitend für den Rechtschreibunterricht von (vor allem) Erwachsenen gedacht, die Deutsch auf einem (nahezu) muttersprachlichen Niveau beherrschen. Die systemische Beschreibung des Rechtschreibwortschatzes, insbesondere durch seine orthographische Annotation und die Kennzeichnung von Lernstellen, stützt sich größten teils auf die Darstellung der deutschen Orthographie im Rahmencurriculum Schreiben (kurz RCS) des Deutschen Volkshochschulverbandes. Außerdem lehnt sich der vorliegende Wortschatz an Themen an, die sich aus dem alltäglichen Leben ableiten. Lehrende finden in diesem Band gezielt reichlich Material zum Üben im Unterrichtskontext und können bei Bedarf auch neues Übungsmaterial erstellen; sie sollen aber auch zusätzlich vermitteln, dass sie selbst als Experten von Fall zu Fall in Wörterlisten nachschlagen müssen. Für den Lerner soll der Rechtschreibwortschatz dazu beitragen, die Eigeninitiative zu fördern und zu selbständigem praktischen Üben ermutigen.
Das Buch gibt eine Darstellung der Quantifikation im Deutschen. Vor allem wird das Zusammenspiel mit den Nominaltypen dargestellt, insbesondere mit Plural- und Substanznomina. Den syntaktischen Rahmen bietet dabei eine flexible Kategorialgrammatik. Diese enthält neben der üblichen Applikationsregel noch die Regel der funktionalen Komposition, der Kommutation und der Reduktion, sowie Verkettungsregeln. Semantische Analysen werden durch eine Übersetzung in eine – an den Vorschlägen Godehard Links orientierte – Logiksprache PLINK gegeben, in der Plural- und Substanzausdrücke adäquat im Rahmen von Verband-Strukturen behandelt werden können.
Profit cumulat summierter Gewinn: wirtschaftssprachliche Kollokationen im Rumänischen und Deutschen
(2016)
Dieser Band ist ein sprachvergleichender Beitrag zur Kollokationsforschung. Exemplarisch wurden 3022 Kombinationen von 116 rumänischen Termini der Wirtschaftssprache exzerpiert, mit deutschen Kombinationen parallelisiert und statistisch ausgewertet. Eine Auswahl der auf dieser Basis gewonnenen rumänischen Kollokationen und deren deutsche Äquivalente wurden en detail linguistisch analysiert. Im Mittelpunkt standen dabei gemeinsprachliche Verben in fachsprachlichen Kollokationen.
Der Band leistet eine theoretisch begründete und empirisch validierte Entwicklung einer automatisierten Wortartenannotation (Part-of-Speech-Tagging) für Transkripte spontansprachlicher Daten des Forschungs- und Lehrkorpus Gesprochenes Deutsch (FOLK), das über die Datenbank für Gesprochenes Deutsch der Forschungsgemeinschaft öffentlich zugänglich ist. Dabei setzt er zwei Schwerpunkte: erstens die theoretische Aufarbeitung von Unterschieden von Transkripten gesprochener Sprache zu schriftsprachlichen Daten in Hinblick auf die Entwicklung eines Tagsets für das gesprochene Deutsch; zweitens die Darstellung der empirischen Arbeitsschritte zur Erstellung des automatisierten Part-of-Speech-Taggings, d. h. die Implementierung und Evaluierung für die Annotation des FOLK-Korpus. Der Band ist eine kritische Reflexion der Wortartentheorien im Spannungsfeld zwischen Theorie und datengeleiteter Arbeit. Er gibt Einblicke über die Korpusaufbereitung von Transkripten gesprochener Sprache und stellt diese in Bezug zu Theorien über die Eigenheiten gesprochener Sprache.
Diese Monografie setzt sich neu mit Laiengedanken zur deutschen Sprache auseinander. Mit einem kleinen, aber aussagekräftigen Korpus von rund 480 schriftlichen Äußerungen muttersprachlicher und nichtmuttersprachlicher Laien zwischen 1992 und 2023 fokussiert sie sich durch viele Detailanalysen erstens auf Themen, die Laien bewegen, zweitens auf Argumente, die Laien zur Bekräftigung ihrer Ansichten anführen, und drittens auf Ausdruckstopoi, mit denen Laien argumentieren.
Die Monografie ist Ideengeber vor allem für linguistische, soziolinguistische, psychologische und gesellschaftspolitische Projekte zum Laiendiskurs im öffentlichen Raum, speziell für Projekte zu brisanten, aktuell heftig diskutierten Themen wie Antirassismus und Gendern, für Projekte zu Anglizismen, für Projekte zu Sprachwandel, Sprachverfall, Sprachpflege und Sprachpurismus, für Projekte zu Jugendsprache und Generation sowie für Projekte zur Sprache als Herrschaftsinstrument.
Logik der Syntax
(1962)
Seit einigen Jahren beschäftigt sich der sprachwissenschaftliche Ansatz der „Linguistic Landscapes“ mit der systematischen Erforschung von sprachlichen und anderen Zeichen in der Öffentlichkeit. Welche Sprachen sehen wir wo? Welche Zeichen drücken politische Meinungen aus? Wie schafft Werbung Realitäten? Wo gibt es Gegenreaktionen zu offiziell sanktionierten sprachlichen Ausdrucksweisen?
Welche Sprachen sehen wir auf Schildern, Plakaten, Graffiti in der Öffentlichkeit? Wovon hängt es ab, an welchen Orten und in welchen Funktionen bestimmte sprachliche Varietäten zu finden sind? Wie spiegeln sich Mehrsprachigkeit in der Gesellschaft, Prestige von Sprachen und Machtverhältnisse von Sprechergruppen in den Texten im öffentlichen Raum?
Dieser Band widmet sich derartigen Fragen, die in der Sprachwissenschaft heute unter dem Schlagwort der Linguistic Landscapes untersucht werden, aus einer Perspektive der deutschen Sprache außerhalb des deutschsprachigen Kerngebietes. Welches – z. T. unerwartete – Auftreten des Deutschen lässt sich in Ländern wie Malta, Estland, Dänemark oder Tschechien beobachten? Was für Geschichten stehen dahinter und wie spiegeln sich in deutschen Texten und Symbolen historische Ereignisse und heutige Verbindungen zu den deutschsprachigen Ländern?
Gleichzeitig berichten die Beiträge des Bandes über Erfahrungen, die Präsenz der deutschen Sprache in der Öffentlichkeit zu Unterrichtszwecken und zum Sprachmarketing einzusetzen. Ob in Schule, Universität oder in der Werbung für Deutsch in der allgemeinen Öffentlichkeit – dieser in Anlehnung an ein Projekt auf Malta Spot German genannte Ansatz veranschaulicht nicht nur die Vielfalt der Rollen des Deutschen, er zeigt vor allem, dass Projekte zur deutschen Sprache Spaß machen und auf einfache Weise zur Nachahmung einladen können.
Die Erforschung von Sprache im öffentlichen Raum (Linguistic Landscapes, LL) hat sich in den vergangen 20 Jahren als Teilgebiet der Soziolinguistik, der Semiotik und anderer Disziplinen fest etabliert. Der vorliegende Band gibt einen Überblick zu zentralen Ansätzen der LL-Forschung mit einem Bezug zur deutschen Sprache. Die Beiträge stellen aktuelle Studien aus dem deutschsprachigen Raum, zu Deutsch als Minderheitensprache sowie aus Ländern mit einer ausgeprägten DaF-Tradition vor. Sie thematisieren sprachstrukturelle und soziolinguistische ebenso wie didaktische, methodische und technologische Aspekte. Damit trägt der Band zu einer Systematisierung der deutschsprachigen LL-Forschung bei, gibt Impulse für internationale Diskussionen und benennt wichtige Desiderata.
Lexikalisch-semantische Graduonymie. Eine empirisch basierte Arbeit zur lexikalischen Semantik
(2016)
Diese Arbeit befasst sich mit der Problematik gradueller Bedeutungsbeziehungen in der Sprache. Sie verfolgt das Ziel, die aufgrund der graduellen Opposition in Paradigmen formierten Wörter als eigenständigen Relationstyp der lexikalischen Semantik zu unterscheiden, ihn theoretisch herauszuarbeiten und empirisch zu fundieren. Diese Relation wird analog der terminologischen Tradition der "-nymie"-Relationen als Graduonymie bezeichnet. Mit verschiedenen empirischen Methoden wie der webbasierten Sprecherbefragung, Korpusanalysen, systematischen Tests und Kontrastierung mit dem Usbekischen werden die Validität und Stabilität der Daten überprüft und somit Erkenntnisse zum Phänomen der Graduonymie gewonnen. Dies bildet den Kernpunkt der Untersuchung. Dabei werden unterschiedliche Aspekte der Graduonymie betrachtet und analysiert. Der Vergleich der Methoden eröffnet neue Perspektiven auf die semantischen Relationen, die Vorgehensweise hat sich methodisch als erfolgreich erwiesen. Die Ergebnisse der Arbeit erbringen interessante Einsichten nicht nur in den Phänomenbereich der Graduonymie, sondern ergänzen den aktuellen Stand der lexikalischen Semantik sowohl in theoretischer Hinsicht als auch durch die methodenpluralistische Behandlung semantischer Relationen.
Für künftige Philologen und ihre Ausbilder stellt der Band ein didaktisch orientiertes analytisches Verfahren vor, mit dessen Hilfe die Konfigurationalität von Signalen erfasst werden kann, die in den Texten der deutsche Sprache in regulären Koinzidenzrelationen (Kookkurenzen) auftreten. Die Kookkurrenzanalyse gestattet es, die verschiedenen Phrasentypen differenziert und exakt aufzufächern. Eine detaillierte Darstellung des terminologischen Apparats, zahlreiche Diagramme und Beispiele sowie exemplarische Analysen erleichtern den Einstieg in das diskutierte Modell.
Dieses Buch schließt eine Lücke in der Konnektorenforschung, indem es den Gebrauch von Konnektoren im gesprochenen Deutsch untersucht. Die Fragestellung bringt Elemente aus dem traditionellen grammatischen Ansatz und aus der pragmatisch basierten Forschung zur gesprochenen Sprache zusammen. In Anlehnung an die Methode der Interaktionalen Linguistik analysiert der Autor den Gebrauch der Konjunktoren «und», «aber» und der Adverbkonnektoren «also», «dann» in zwei Korpora von autobiographischen Interviews. Die Untersuchung zeigt, wie Konnektoren zur Bewältigung von verschiedenartigen kommunikativen Aufgaben zur Stiftung von Intersubjektivität und zur Gesprächsorganisation eingesetzt werden können.
Die nationalsozialistische Gesellschaft war geprägt von vielgestaltigen kommunikativen Praktiken des sozialen und auch gewaltvollen Ein- und Ausschlusses. Gleichzeitig bildeten sich durch Widerstandshandlungen vielfältige Gegendiskurse heraus. Der Sammelband nimmt konkrete Beispiele kommunikativer Praktiken während des Nationalsozialismus in den Blick und fragt speziell danach, inwiefern diese themen-, textsorten- und akteursspezifisch gebunden waren.
Das KOLLokationsLEXikon Deutsch als Fremdsprache (KOLLEX DAF) ist ein
- korpusgestütztes Kollokationswörterbuch, da es typische Wortverbindungen, sog. Kollokationen und häufige Wortkombinationen nach bestimmten Kategorien mit ihren ungarischen Äquivalenten auflistet (Stichwort mit SUBSTANTIVEN, ADJEKTIVEN, VERBEN und ADVERBIEN bzw. in KOMBINATIONEN),
- syntagmatisches Lernerwörterbuch, da es außer Kollokationen auch die Valenz der Stichwörter und die der Kollokationen und Wortkombinationen angibt, ergänzt mit pragmatischen und morphosyntaktischen Verwendungsbeschränkungen sowie ggf. mit einem Symbol für mögliche Fehlerquellen,
- benutzerfreundliches Produktionswörterbuch, da es alle deutschen Wortverbindungen in blauer Farbe und in klar strukturierten Wörterbuchartikeln mit einem Übersichtsblock zu den Bedeutungen des Stichwortes auflistet, aber auch die Sprachrezeption mit einem umfangreichen Register unterstützt.
Die Arbeit handelt von sprachlicher Implizitheit und sprachlichen Diskriminierungen. Anhand der Sprechakttheorie und anderer pragmatischer Ansätze werden lexikalische Indikatoren impliziter Diskriminierung zusammengestellt und empirisch an einem Zeitungskorpus überprüft. Die Erkenntnisse und Analysemethoden der Arbeit ermöglichen das Auffinden impliziter Diskriminierungen in umfangreichen Medienkorpora wie z.B. Zeitungen und Zeitschriften im Internet.
Über den Arbeiten zur Grammatik der deutschen Sprache ist Gisela Zifonun endgültig zu einer Grammatikexpertin von höchsten Graden geworden. Alles in allem fiele es leichter aufzuzählen, mit welchen Bereichen der Grammatik sich Gisela Zifonun nicht befasst hat. In den letzten Jahren hat sie mit dem Projekt "Grammatik des Deutschen im europäischen Vergleich" ihr Interesse auf die sprachvergleichende Grammatikschreibung ausgeweitet. Doch auch wenn ihr Augenmerk sicher stets vor allem der Grammatik galt, wird man ihr nicht gerecht, wenn man sie nur als Grammatikerin sieht. Für ihren akademischen Werdegang war die frühe Auseinandersetzung mit sprachphilosophischen und allgemein wissenschaftstheoretischen Fragen kaum weniger bedeutend als der Aufbau grammatischen Wissens. Schon ein Blick auf das Spektrum ihrer Publikationen zeigt die Vielfalt ihrer Interessen: Neben grammatischen Studien finden sich dort Arbeiten zur automatischen Sprachverarbeitung, zur Wortsemantik, zur Pragmatik, zur Sprachkultur und Sprachkritik.
Die Arbeit wurde vom Verein für Gesprächsforschung mit dem Dissertationsförderpreis 2020 ausgezeichnet.
Bis heute gehört die Frage, wie InteraktionsteilnehmerInnen verstehen, welche von mehreren möglichen Lesarten eines sprachlichen Formats im jeweiligen Kontext gilt, zu den größten Herausforderungen der Konversationsanalyse. Aufbauend auf den Erkenntnissen über soziales Handeln in der Interaktion in Sprechakttheorie und Konversationsanalyse beschäftigt sich diese Arbeit mit dem Verhältnis zwischen rekurrenten sprachlichen Formaten und sozialen Handlungen. Im Fokus stehen interrogative und deklarative Modalverbformate: soll ich...?, kannst du...?, willst/magst/möchtest du...?, du kannst... und ich kann...
Eine umfassende, korpusdatengestützte Untersuchung zu diesen Formaten im Deutschen fehlte bisher. In der Forschung zu anderen Sprachen wurden vergleichbare Formate eingehender untersucht, aber fast ausschließlich in Bezug auf direktiv-kommissive Handlungen, wie Bitten, Aufforderungen, Angebote, Vorschläge etc., während das breitere Handlungsspektrum und -potenzial der Formate nicht aufgezeigt wurde.
Die vorliegende Untersuchung zeigt auf,
1. welches Handlungsspektrum die untersuchten Formate aufweisen,
2. wie die Komposition eines Turns, dessen Position (i.e., in der laufenden Sequenz, in der Interaktion, in der Aktivität oder in der Interaktionsgeschichte) sowie weitere kontextuelle Faktoren (wie z.B. die Verteilung von epistemischen und deontischen Rechten) dazu beitragen, wie das Format als diese oder jene Handlung in der Interaktion verstanden wird, und
3. welches Handlungspotenzial bzw. welche globale Handlungsbedeutung das jeweilige Format aufweist.
Die Untersuchung bedient sich der Methodik der Konversationsanalyse und der Interaktionalen Linguistik und beruht auf mehr als 500 Belegen aus Videoaufnahmen natürlicher Interaktion aus dem FOLK-Korpus.
Die vorliegende Arbeit zeigt, welche Handlungen mit den untersuchten Formaten vollzogen werden und welche Rolle unterschiedliche Faktoren (wie die Position des Turns, die Verteilung von deontischen und epistemischen Rechten, und die Verantwortung für das Projekt, auf das sich die Handlung bezieht, das Agens der künftigen Handlung, das nonverbale Verhalten von Interagierenden während der Realisierung des fokalen Turns etc.) dafür spielen, wie das jeweilige Format verstanden wird. Überdies wird nachgewiesen, welche weiteren linguistischen Merkmale (wie z.B. Vorkommen von Adverbien und Modal- bzw. Abtönungspartikeln, Argumentrealisierung, Wortfolge, Semantik des Vollverbs etc.) zusätzlich zum Modalverbformat für Handlungskonstitution und -zuschreibung relevant sein können und wann. Somit werden Faktoren herausgearbeitet, die für die weitere Entwicklung des Konzeptes ‚Format für soziale Handlungen‘ notwendig sind.
Die Arbeit zeigt, dass eine umfassende Analyse des gesamten Handlungsspektrums der Verwendung sprachlicher Formen auf Basis eines großen Korpus notwendig ist, um die für bestimmte Handlungsfunktionen relevanten Realisierungs- und Kontextbedingungen korrekt identifizieren zu können und vorschnellen Schlüssen über die Assoziation von linguistischen Formaten mit bestimmten Handlungen vorzubeugen. Trotz unterschiedlicher feingranularer Funktionen der Formate ist allerdings stets eine Kernbedeutung feststellbar, die zum Handlungspotenzial des jeweiligen Formats beiträgt.
Heranwachsen in einem noch fremden Land: Die Studie beruht auf einer mehr als 20 Jahre umfassenden Langzeiterhebung in russlanddeutschen Familien mit insgesamt 16 Kindern. Schwerpunkt der Beobachtungen und Interviews war die jeweilige Situation der Kinder innerhalb und außerhalb der Familie. Wie veränderte sie sich aus der Sicht der Kinder und ihrer Angehörigen über die Jahre ab der Ankunft in Deutschland bis zum Übergang ins Berufsleben? Welche Bilanz ziehen die nunmehr jungen Erwachsenen ein Vierteljahrhundert nach ihrer Ankunft?
Die Autorinnen ordnen die individuellen Bilanzen in die internationale Migrations- und Integrationsforschung ein. Die deutsch-russische Zweisprachigkeit als Kern der Mehrsprachigkeit der StudienteilnehmerInnen wird in ihrer Beschaffenheit durch Diskursanalysen und deutschsprachige C-Tests beschrieben und zu den Deutschqualifikationen junger Erwachsener ohne Migrationshintergrund ins Verhältnis gesetzt. Die sprachlichen Qualifikationen erfahren so die ihnen gebührende Aufmerksamkeit. Sie sind Bedingung und Folge gesellschaftlicher Zugehörigkeit.
Die Beiträge dieses Hefts knüpfen inhaltlich an die Artikel des OPAL-Sonderhefts 4/2009 mit dem Titel Konstruktionelle Varianz bei Verben (http://pub.ids-mannheim.de/laufend/opal/opal09-4.html) an. Thema beider Hefte sind die Argumentstrukturen von Verben. Im vorliegenden Heft werden zwei der bereits im OPAL-Sonderheft diskutierten Argumentstrukturmuster, Argumentstrukturmuster mit innerem Objekt und SUCH-Argumentstrukturmuster, wieder aufgegriffen und unter dem Gesichtspunkt ihres Status als Mitglieder größerer Gruppen von Argumentstrukturmustern diskutiert. Die erstgenannte Gruppe von Argumentstrukturmustern umfasst – wie der Name auch sagt – Strukturen, die ein Objekt enthalten, das in der Grammatikschreibung als inneres oder kognates Objekt bezeichnet wird, wie etwa einen aussichtslosen Kampf kämpfen, eines natürlichen Todes sterben, einen Walzer tanzen u.Ä. Bei Letzteren handelt es sich um eine Gruppe von Argumentstrukturmustern wie etwa nach etwas suchen, etwas auf etwas durchsuchen, nach etwas fahnden, nach etwas sinnen, nach etwas schreien und jemanden um etwas bitten. Wie diese Auflistung bereits zeigt, handelt es sich bei SUCH-Argumentstrukturmustern nicht nur um Muster mit reiner SUCH-Bedeutung. Insofern ist der Name arbiträr. Er wurde in Anlehnung an den von Levin (1993, S. 70-71) eingeführten Begriff der SEARCH-Alternation gewählt, mit dem die Alternation der Muster NP1 V NP2 in NP3 (Ida hunted deer in the woods), NP1 V NP3 for NP2 (Ida hunted the woods for deer) und NP1 V for NP2 in NP3 (Ida hunted for deer in the woods) im Englischen gemeint war. Sowohl die Beiträge des OPAL-Sonderhefts 4/2009 als auch die Beiträge des vorliegenden Hefts sind aus dem Projekt Verben und Argumentstrukturen (www.ids-mannheim.de/lexik/polysemievarianz.html; ehemals Polysemie und konstruktionelle Varianz) hervorgegangen, das zur Zeit in der Abteilung Lexik des IDS bearbeitet wird.
Das Buch reflektiert die Entwicklung der Erforschung gesprochener Sprache in den letzten 30 Jahren und erarbeitet auf dieser Grundlage eine eigene theoretische Konzeptualisierung des Gegenstandes. Zunächst wird die Spezifik mündlicher Kommunikation und gesprochener Sprache charakterisiert. Dazu werden die Grundbedingungen mündlicher Verständigung herausgearbeitet und in ihrem Einfluss auf die Ausbildung kommunikativer Verfahren und sprachlicher Mittel beschrieben. Der zweite Teil behandelt die methodologische Frage, ob und inwieweit die Untersuchung gesprochener Sprache spezifische Analyse- und Beschreibungskategorien erfordert. Dabei wird insbesondere das Problem der Einheiten in gesprochener Sprache diskutiert. Die empirische Untersuchung und theoretische Modellierung einer bestimmten grammatischen Konstruktion, der Operator- Skopus-Struktur, die in den letzten Jahren in der gesprochenen Sprache stark expandiert, stehen im Zentrum der exemplarischen Analysen des Schlussteils.
Der Band versammelt drei Beiträge zur Semantik von Sprechaktverben und komplexen Sprechaktausdrücken wie z.B. Idiomen und Funktionsverbgefügen. Im Mittelpunkt der Diskussion um die semantischen Besonderheiten komplexer Sprechaktausdrücke stehen die folgenden beiden Fragen:
- Gibt es Konzepte sprachlicher Handlungen, die nur mit Idiomen, d.h. nicht mit Verben lexikalisiert sind?
- Durch welche ereignisstrukturellen Eigenschaften unterscheiden sich Funktionsverbgefüge von den ihnen entsprechenden Verben?
Der Beitrag zur Semantik von Sprechaktverben setzt sich mit der Frage auseinander, ob die mit Sprechaktverben lexikalisierten Bewertungen den Status von Suppositionen, Präsuppositionen oder generalisierten Implikaturen haben.
Der vorliegende Band ist die erste Publikation in Buchform, die sich umfassend den Diskursmarkern im gesprochenen Deutsch widmet. Vor dem Hintergrund des Forschungsstands zu anderen Sprachen gibt er einen repräsentativen Überblick über Formen und Funktionen von Diskursmarkern in der deutschen Gegenwartssprache.
Die zwölf Beiträge befassen sich mit dem Diskursmarkerbegriff und seiner definitorischen Abgrenzung sowie mit den interaktionalen Funktionen von Diskursmarker-Subklassen und ausgewählten Einzelmarkern. Alle Beiträge stützen sich auf Originalaufnahmen mündlicher Interaktionen. Teilweise werden ergänzend schriftlich konstituierte Daten herangezogen.
Der Beitrag rekonstruiert die Geschichte des Korpus „Deutsche Mundarten: DDR“ von den ersten Planungen der Tonaufnahmen am Beginn der 1950er Jahre über ihre Durchführung und Aufbereitung bis hin zur Rezeption in der Sprachwissenschaft der DDR und der BRD. Besonderes Augenmerk wird auf das Verhältnis der DDR-Aufnahmen zum impulsgebenden Parallelprojekt Zwirners gelegt. Am Schicksal des Korpus wird überdies nachgezeichnet, wie sich die Dialektologie in der DDR unter politischem Druck in die Richtung einer modernen Regionalsprachenforschung entwickelte. Quellengrundlage der Korpusgeschichte sind Archivbestände der ehemaligen Akademie der Wissenschaften der DDR, Akten zur Förderung Eberhard Zwirners durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft sowie zeitgenössische und neuere linguistische Publikationen, die mit dem Aufnahmekorpus gearbeitet haben.
Ist Deutsch eigentlich die hässlichste Sprache Europas? Dieser Beitrag analysiert, wie die deutsche Sprache im europäischen Raum ästhetisch wahrgenommen wird und was hinter dieser Wahrnehmung sprachwissenschaftlich gesehen steckt.
Die Studie kombiniert qualitative und quantitative Forschungsmethoden miteinander. So werden auf der einen Seite Sprachurteile dokumentiert und analysiert. Auf der anderen Seite wird die durchgeführte europaweite Befragung mit über 2000 Proband*innen ausgewertet, was gleichzeitig einen methodischen Ausgangspunkt für weitere Erhebungen festlegt.
Überwiegt die Wahrnehmung des Deutschen als „harte“ Sprache wirklich? Ist „hart“ denn direkt „hässlich“? Und ist die Wahrnehmung mancher Sprachen als besonders reizlos tatsächlich nur gesellschaftlich konstruiert, wie der bisherige Stand der Forschung nahelegt, oder spielen universelle kognitive Prozesse doch eine größere Rolle als gedacht? Basierend auf einem beträchtlichen Datensatz wirft diese Studie neues Licht auf eine der umstrittensten und methodisch herausforderndsten Kontroversen der Linguistik.
Wortbildung mit entlehnten Einheiten ist als Folgeerscheinung von Sprachkontakt alt – jedoch nicht altbekannt und bisher wenig erforscht. Die Untersuchungen zu den Lehnpräfixen post-, prä- und neo befassen sich innovativ und exemplarisch mit dem Phänomen der Lehn-Wortbildung im Deutschen. Ziel der Monographie ist es, auf der Grundlage einer umfangreichen Datenbasis die Strukturen der Lehn-Wortbildung im Deutschen detailliert darzustellen. Damit wird eine wichtige Komponente besonders im bildungs- und wissenschaftssprachlichen Bereich des Deutschen ins Blickfeld gerückt. Dieser Wortschatz ist vielfach auf Entlehnung zurückzuführen. Die Monographie enthält ausführliche Lexikonteile zu den deutschen "Produkten" der Lehn-Wortbildung vom Aufkommen der Lehnpräfixe bis in die Gegenwart. Damit sollen auch lexikographische Anregungen gegeben werden für die Darstellung derartiger gebundener Einheiten im allgemeinsprachlichen deutschen Wörterbuch.
Thematischer Schwerpunkt des Jahrbuchs 1993 des Instituts für deutsche Sprache ist die Frage, ob und wie die Suche nach der Ordnung der Begriffe und Wörter unserer Sprache in unseren Köpfen eine fruchtbare Erweiterung der sprachwissenschaftlichen Disziplin der (lexikalischen) Semantik sein kann.
Die in diesem Jahrbuch dokumentierten Beiträge versuchen, vor allem eine Antwort auf die folgenden drei Fragen zu geben:
- Was ist unter 'mentalen Repräsentationen' zu verstehen?
- Sind sprachlich-semantisches Wissen und enzyklopädisch-konzeptionelles Wissen voneinander unterscheidbar? Welche Konsequenzen hat eine solche Unterscheidung für die semantische Modellbildung?
- Wie sollte oder könnte eine (lexikalische) Semantik aussehen, die sich dem kognitionswissenschaftlichen Paradigma verschreibt?
Wie werden Wörter im Deutschen und im Englischen geschrieben? Wo sind Gemeinsamkeiten, wo sind Unterschiede? Diese Fragen werden aus morphologisch-graphematischer Perspektive bearbeitet. Es geht hier also nicht um Bezüge zwischen Schrift und Lautform (traditionell oft im Fokus der Graphematik), sondern um Korrespondenzen zwischen Schrift und Morphologie. Das betrifft zum einen den Aufbau von Morphemen. Welche Beschränkungen lassen sich hier für die Abfolge der Buchstaben formulieren? Was sind minimale, was sind prototypische Stämme und Affixe? Zum anderen geht es um Fragen der Einheitlichkeit (Wie uniform wird ein Morphem in der Schrift repräsentiert?) und der Eindeutigkeit (Wie distinkt verweist eine Schreibung auf ein Morphem?). Insgesamt zeigt sich, dass im Englischen eher Affixe verlässlich kodiert werden (oft eindeutig und einheitlich), während im Deutschen häufig Stämme einheitlich kodiert werden. Das sind zwei grundsätzlich unterschiedliche Strategien der Leseerleichterung.
Handschrift ist ein alltägliches Phänomen – sie begegnet uns in der Schule, auf Einkaufszetteln oder auch als Unterschrift. Über die grammatischen und insbesondere die graphematischen Grundlagen der Handschrift wissen wir allerdings nur wenig. Dabei bieten Handschriften mehr Variationsmöglichkeiten als etwa Druckschriften und können deshalb mehr grammatische Strukturen sichtbar machen, als dies in gedruckten Texten der Fall ist.
Die vorliegende Untersuchung zeigt, dass strukturelle Eigenheiten einer Handschrift oft mit grammatischen Eigenheiten zusammenfallen, etwa durch die Markierung komplexer Grapheme, Silben-, Morphem- und Fußgrenzen oder auch durch die Auszeichnung bestimmter Buchstabenformen wie ‹e›, wenn es mit Schwa korrespondiert. Dazu werden Abituraufsätze untersucht, graphetisch und grammatisch annotiert und ausgewertet.