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"Systemrelevant" - eine sprachwissenschaftliche Betrachtung des Begriffs aus aktuellem Anlass
(2020)
Sogenannte „Pragmatikalisierte Mehrworteinheiten“ sind im Deutschen hochfrequent und unterliegen bisweilen tiefgreifenden phonetischen Reduktionsprozessen. Diese können Realisierungsvarianten hervorbringen, die in der Rückschau auf mehr als eine lexematische Ursprungsform zurückführbar sind. Die vorliegende Studie untersucht mit [ˈzɐmɐ] einen besonders prägnanten Fall dieser Art anhand eines Perzeptionsexperimentes.
Politische Grenzen haben nachweislich sowohl auf den Sprachgebrauch als auch auf die Sprachwahrnehmung einen großen Einfluss. Die vorliegende Arbeit analysiert für den die Länder Deutschland, Österreich und Italien übergreifenden bairischen Sprachraum, wie Sprecher/Hörer diesen räumlich (horizontal-areal) sowie hinsichtlich seines Verhaltensspektrums (vertikal-sozial) gliedern. Dabei werden die Wahrnehmungen sprachlicher und außersprachlicher Merkmale und die Einstellungen dazu genauer betrachtet.
Mithilfe eines pluridimensionalen Erhebungssettings, bestehend aus Tiefeninterview, Online-Fragebogen, Mental-Map-Erhebung und Hörerurteilstest, kann gezeigt werden, dass extralinguistische Barrieren, wie etwa politische Grenzen, stark mit attitudinal-perzeptiven Grenzen korrelieren. Damit stellt im Bewusstsein der Befragten auch die Staatsgrenze zwischen Deutschland und Österreich eine Sprachgrenze dar.
This chapter focuses on the formation of adverbs from a corpuslinguistic perspective, providing an overview of adverb formation patterns in German that includes frequencies and hints to productivity as well as combining quantitative methods and theoretically founded hypotheses to address questions that concern possible grammaticalization paths in domains that are formally marked by prepositional elements or inflectional morphology (in particular, superlative or superlative-derived forms). Within our collection of adverb types from the project corpus, special attention is paid to adverbs built from primary prepositions. The data suggest that generally, such adverb formation involves the saturation of the internal argument slot of the relation-denoting preposition. In morphologically regular formations with the preposition in final position, pronominal forms like da ‘there’, hier ‘here’, wo ‘where’ as well as hin ‘hither’ and her ‘thither’ serve to derive adverbs. On the other hand, morphologically irregular formations with the preposition – in particular: zu ‘to’ or vor ‘before, in front of’ – in initial posi-tion show traits of syntactic origin such as (remnants of) inflectional morphology. The pertaining adverb type dominantly saturates the internal argument slot by means of universal quantification that is part and parcel as well of the derivation of superlatives and demonstrably fuels the productivity of the pertaining formation pattern.
„Bausteine einer Korpusgrammatik des Deutschen“ ist eine neue Schriftenreihe, die am Leibniz-Institut für Deutsche Sprache in Mannheim (IDS) entsteht. Sie setzt sich zum Ziel, mit korpuslinguistischen Methoden die Vielfalt und Variabilität der deutschen Grammatik in großer Detailschärfe zu erfassen und gleichzeitig für die Validierbarkeit der Ergebnisse zu sorgen. Die erste Ausgabe enthält eine Einführung in die Reihe sowie vier als Kapitel einer neuen Grammatik gestaltete Texte: 1. Grundlegende Aspekte der Wortbildung, 2. Bau von und Umbau zu Adverbien, 3. Starke vs. schwache Flexion aufeinanderfolgender attributiver Adjektive und 4. Reihenfolge attributiver Adjektive. Die Ausgabe ist mit einer interaktiven Datenbank zu attributiven Adjektiven verknüpft.
Corona- und andere Partys
(2020)
cOWIDplus
(2020)
Die Corona-Krise hat Einfluss auf die Sprache in deutschsprachigen Online-Medien. Wir haben die Hypothese, dass sich die Vielfältigkeit des verwendeten Vokabulars einschränkt. Wir glauben zudem, dass sich die Diversität des Vokabulars nach "überstandener" Krise wieder auf ein "Prä-Pandemie-Niveau" einpendeln wird. Diese zweite Hypothese lässt sich erst im Laufe der Zeit überprüfen.
cOWIDplus Analyse ist eine kontinuierlich aktualisierte Ressource zu der Frage, ob und wie stark sich der Wortschatz ausgewählter deutscher Online-Pressemeldungen während der Corona-Pandemie systematisch einschränkt und ob bzw. wann sich das Vokabular nach der Krise wieder ausweitet. In diesem Artikel erläutern die Autor*innen die hinter der Ressource stehende Forschungsfrage, die zugrunde gelegten Daten, die Methode sowie die bisherigen Ergebnisse.
cOWIDplus Viewer
(2020)
Das "Verzeichnis grundlegender grammatischer Fachbegriffe" 2019. Anliegen, Konzeption, Perspektiven
(2020)
Sprachkämpfe gibt es so manche, aber wer hätte gedacht, dass ausgerechnet das Erscheinen der 28. Auflage des Rechtschreibdudens die Gemüter so in Wallung versetzen würde, dass gleich mehrere davon in die nächste Runde gehen. Verlag und Redaktion werden auf die sprachpolitische Bühne gezerrt, weil man die deutsche Sprache so gut für Zwecke identitärer Politik instrumentalisieren kann.
Der Einfluss extremistischer Gewaltereignisse auf das Framing von Extremismus in Online-Medien
(2020)
In diesem Beitrag untersuchen wir die Darstellung von Rechtsextremismus, Linksextremismus und Islamismus im medialen Diskurs am Beispiel von SPIEGEL Online, einem der deutschen Leitmedien. Wir leiten vier zentrale Dimensionen für die Konzeptualisierung von Extremismen ab: Ideologie und Organisation, Herkunft der Akteure, Stellung zur Gesellschaft und Typische Handlungen. Wir beobachten die Entwicklung der Darstellung der drei Extremismen an möglichen Bruchpunkten: Wir untersuchen das assoziative Framing der drei Extremismen vor und nach prominenten extremismusbezogenen Gewaltereignissen, namentlich die Anschläge des 11. September, die Veröffentlichung des NSU-Skandals und linksextremistische Aktivitäten während des G20-Gipfels in Hamburg. Mittels einer Kollokationsanalyse identifizieren wir mit den Extremismen assoziierte Aspekte und ordnen diese den Konzeptualisierungsdimensionen zu. Wir beobachten Veränderungen im Framing, die durch die ausgewählten Ereignisse bedingt sind, und vergleichen das resultierende Framing mit den Kerndefinitionen des Verfassungsschutzes aus dem Bericht des Jahres 2017, um mögliche Unterschiede in der Konzeptualisierung von Extremismen mit möglicherweise unterschiedlichen Handlungslogiken als Resultat divergierender Konzeptualisierungen herauszuarbeiten.
Im Beitrag steht das LeGeDe-Drittmittelprojekt und der im Laufe der Projektzeit entwickelte korpusbasierte lexikografische Prototyp zu Besonderheiten des gesprochenen Deutsch in der Interaktion im Zentrum der Betrachtung. Die Entwicklung einer lexikografischen Ressource dieser Art knüpft an die vielfältigen Erfahrungen in der Erstellung von korpusbasierten Onlinewörterbüchern (insbesondere am Leibniz-Institut für Deutsche Sprache, Mannheim) und an aktuelle Methoden der korpusbasierten Lexikologie sowie der Interaktionsanalyse an und nimmt als multimedialer Prototyp für die korpusbasierte lexikografische Behandlung von gesprochensprachlichen Phänomenen eine innovative Position in der modernen Onlinelexikografie ein. Der Beitrag befasst sich im Abschnitt zur LeGeDe-Projektpräsentation ausführlich mit projektrelevanten Forschungsfragen, Projektzielen, der empirischen Datengrundlage und empirisch erhobenen Erwartungshaltungen an eine Ressource zum gesprochenen Deutsch. Die Darstellung der komplexen Struktur des LeGeDe-Prototyps wird mit zahlreichen Beispielen illustriert. In Verbindung mit der zentralen Information zur Makro- und Mikrostruktur und den lexikografischen Umtexten werden die vielfältigen Vernetzungs- und Zugriffsstrukturen aufgezeigt. Ergänzend zum abschließenden Fazit liefert der Beitrag in einem Ausblick umfangreiche Vorschläge für die zukünftige lexikografische Arbeit mit gesprochensprachlichen Korpusdaten.
Die Sprachpolitik der AfD
(2020)
Sprachpolitik hat sich in den letzten Jahren als ein lohnendes Politikfeld etabliert. Im Umfeld der AfD und in der parlamentarischen Repräsentanz der Partei werden durch Aufrufe, Anträge, Anfragen und Gesetzesinitiativen verschiedene Themen adressiert, die schon im AfD-Grundsatzprogramm von 2016 gesetzt wurden. Um was für sprachpolitische Positionen handelt es sich, und was ist der Grund für das Interesse an diesen Themen?
Das Kommunizieren in Sozialen Medien und der Umgang mit Hypertexten ist im Jahr 2020 kein Randphänomen mehr. Die sprachlichen Besonderheiten internetbasierter Kommunikation und Sozialer Medien sind mittlerweile auch gut erforscht und beschrieben, allerdings werden diese bislang in deutschen Grammatiken, mit Ausnahme von Hoffmann (2014), allenfalls am Rande behandelt. Selbst neuere Ansätze zur Textanalyse, z. B. Ágel (2017), konzentrieren sich auf gestaltstabile, linear organisierte Schrifttexte. Dasselbe gilt für Ansätze, die primär für die Bewertung von Schreibprodukten in Bildungskontexten entwickelt wurden.
Einleitung
(2020)
A corpus-based academic grammar of German is an enormous undertaking, especially if it aims at using state-of-the-art methodology while ensuring that its study results are verifiable. The Bausteine-series, which is being developed at the Leibniz Institute for the German Language (IDS), presents individual “building blocks” for such a grammar. In addition to the peer-reviewed texts, the series publishes the results of statistical analyses and, for selected topics, the underlying data sets.
The present article shows an experimental subject investigation on elements of video telephony in relation to experiencing and feeling connectedness and intimacy within private interpersonal communication. Particular interests are questions about possible relationships between image detail, angle of view or perspective as well as image format or the foreign and personal perception of the communicators. Central to this is the question of whether the practices and interactions of users in dealing with communication technology can be used to derive possible conclusions on negotiation measures or even adaptation services. The obtained results are presented on the basis of an introductory theoretical discussion. It is followed by a summary and analysis as well as an outlook on the further use and significance of the results.
This chapter begins with a sketch of the specifics of our approach, an overview of the contents of the chapters on word formation and some methodological notes. It then discusses the general characteristics of word formations and of their overall inventory, comparing word formations to primary words. Furthermore, the chapter explores the relative frequencies of word formations in different vocabulary areas and traces the word formation profiles of individual parts of speech. Finally, it compiles the characteristic word formation rules for different parts of speech.