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Der vorliegende Aufsatz untersucht die Syntax und Semantik sogenannter Postponierer, d.h. konjunktionaler Konnektoren, die den von ihnen eingeleiteten Nebensatz dem Hauptsatz stets nachstellen. Anhand von sodass und zumal werden die Kerneigenschaften solcher Konnektoren im Deutschen vorgestellt. Am Beispiel der italienischen Konjunktionen cosicché, tanto più che und perché wird diskutiert, ob der Begriff des Postponierers für den Sprachvergleich genutzt werden kann. In einem nächsten Schritt werden die Postponierer des Deutschen unter Beiziehung sprachgeschichtlicher Argumente präziser beschrieben und im Übergangsfeld zwischen Adverbkonnektoren und Subjunktoren verortet. Es zeigt sich, dass die untersuchten Konnektoren sich letztlich sehr unterschiedlich verhalten, sodass es fraglich erscheint, ob ihre Zusammenfassung zu einer gemeinsamen Klasse gerechtfertigt ist.
Deutsch-russisches Neologismenwörterbuch. Neuer Wortschatz im Deutschen, 1991-2010. Bd. 1 - 2 (A-Z)
(2016)
Dieses Wörterbuch, das auf dem ersten größeren Neologismenwörterbuch für das Deutsche fußt, schließt eine Lücke in der deutsch-russischen Wörterbuchlandschaft: Es präsentiert dem Benutzer den neuen deutschen Wortschatz, den er in anderen Wörterbüchern meist vergeblich sucht. Enthalten sind fast 2000 neue Wörter (z.B. Kletterwald, scrollen), neue feste Wortverbindungen (z.B. etw. in die Tonne treten, der Drops ist gelutscht) und neue Bedeutungen etablierter Wörter (z.B. halbrund, Stolperstein), von denen rund 1350 umfassend lexikografisch beschrieben sind. Die vielen Verknüpfungen zwischen den Stichwörtern ermöglichen Einblicke in die Vernetztheit des neuen Wortschatzes und leisten so einen wichtigen Beitrag für den Wortschatzerwerb.
Während lexikographische Prozesse, die zur Publikation gedruckter Wörterbücher führen, bereits seit einigen Jahrzehnten im Fokus der Wörterbuchforschung stehen und die dafür unterschiedenen Phasen der Vorbereitung, der Datenbeschaffung, der Datenaufbereitung, der Datenauswertung und der Satz- und Druckvorbereitung mittlerweile als etabliert betrachtet werden dürfen, steht die Diskussion und Beschreibung lexikographischer Prozesse von Internetwörterbüchern noch in den Anfängen. Zwar besteht kein Zweifel daran, dass sich lexikographische Prozesse bei der Publikation von Internetwörterbüchern anders gestalten als bei Printwörterbüchern, doch die Fragen, inwiefern sie dies tun, welchen Einfluss die neuen Möglichkeiten der Datengewinnung aus elektronischen Textkorpora auf die Prozesse haben, wie Bearbeitungsteilwortschätze auszuwählen sind, wie verschiedene Fassungen zu versionieren und zu archivieren sind und wie sich schließlich die Änderungen der lexikographischen Prozesse auf die Nutzer auswirken, ob und wie die Nutzer in diese Prozesse einbezogen werden können, sind noch nicht ausführlich beantwortet.
Diese und andere Fragen waren daher Gegenstand des vierten Arbeitstreffens des wissenschaftlichen Netzwerks “Internetlexikografie”, das am 22. und 23. November 2012 an der Universität Trier stattfand und vom Kompetenzzentrum für elektronische Erschließungs- und Publikationsverfahren in den Geisteswissenschaften/Trier Center for Digital Humanities organisiert wurde. Die Auseinandersetzung mit dem lexikographischen Prozess wurde fortgesetzt in drei Arbeitsgruppen, die sich mit Auswahlkriterien, Umsetzung und Problemen von Bearbeitungsteilwortschätzen, mit Archivierung und Versionierung und mit dem korpusbasierten Vorgehen bei der Erweiterung bestehender lexikographischer Ressourcen beschäftigten. Der vorliegende Band beschäftigt sich mit den in den Diskussionsrunden und Arbeitsgruppen gefundenen Ergebnissen und den dort identifizierten weiterführenden Fragen.
In diesem Beitrag liegt der Fokus auf der Vorfeldbesetzung des deutschen Satzes, insofern das Vorfeld einerseits aus einem Satzglied oder mehreren Satzgliedern und einem infiniten Teil des Verbalkomplexes oder andererseits nur aus dem infiniten Teil des Verbalkomplexes besteht. Bei diesen Formen der Vorfeldbesetzung werden Varianten und deren informationsstrukturelle Besonderheiten betrachtet. Des Weiteren soll der Frage nachgegangen werden, ob – entgegen einer haufig vorgebrachten Regel, dass das Vorfeld des deutschen Satzes nur einfach besetzt werden kann – eindeutige und auch akzeptable Belege in den Wikipedia-Korpora auffindbar sind, die darauf hinweisen, dass im Deutschen durchaus eine Vorfeldbesetzung mit mehr als einem Satzglied auftreten kann.
Nachruf auf Siegfried Grosse
(2016)
Der Sammelband zur typologisch und kontrastiv vergleichenden grammatischen Erforschung und Beschreibung des Satzanfangs des Deutschen und vier seiner Kontrastsprachen ist ein Ergebnis eines Forschungsnetzwerks, bestehend aus dem Institut für Deutsche Sprache (Mannheim) und Forschergruppen verschiedener europäischer Universitäten. Unter Berücksichtigung insbesondere morphosyntaktischer und informationsstruktureller Aspekte werden die satztopologischen Unterschiede der typologisch recht heterogenen Sprachen bzw. Sprachfamilien unter verschiedenen Gesichtspunkten beleuchtet. Die Untersuchungen werden korpusbasiert durchgeführt, wobei sich die Hälfte der Beiträge auf aufbereitete POS-getaggte Wikipedia-Korpora stützt. Die quantitativ ausgerichteten Korpusanalysen ermöglichen einen genauen Einblick in die unterschiedlichen Strukturmerkmale der betreffenden Sprachen sowie in sprachübergreifende Textmerkmale, und die qualitativen Untersuchungen zeigen Ähnlichkeiten und Abweichungen bei bestimmten Verfahren, die sich morphosyntaktisch iederschlagen und besonders am Satzanfang relevant sind. Insgesamt erlauben die Beiträge Hypothesen zu topologisch und informationsstrukturell markierten Satzanfängen und zu Präferenzen in den jeweiligen Sprachen, aber auch zu möglichen Konstanten und Gemeinsamkeiten, was – auf differenziertere Korpora erweitert – für die Bereiche Sprache und Kognition sowie computergestützte Übersetzung ein großer Gewinn sein dürfte.
Dieser Aufsatz präsentiert Ergebnisse, die im Rahmen des binationalen Forschungsprojekts SDiv erarbeitet wurden 1. Im vorliegenden Text mit seinem Schwerpunkt auf den Textsorten innerhalb des Korpus Öffentliche Bekanntmachungen geht es im ersten Schritt um die Bestimmung der kommunikativen Merkmale, den historischen Rahmen, die quantitative Verteilung der Textsorten sowie ihre Klassifikation innerhalb des betreffenden Korpus 2. Im zweiten Schritt wird eine Analyse der sprachlichen Strukturen und Routinen durchgeführt. Das Ziel der textlinguistischen Analyse ist die Rekonstruktion der „Kommunikationsbedürfnisse und Kommunikationsbedingungen“ (Mattheier, 1998: 4), so wie sie im Zusammenhang mit den Öffentlichen Bekanntmachungen im 19. Jh. wirksam gewesen sind. Textsorten und Textsortengeschichte(n) haben den Vorzug, dass sie als „Schaltstellen zwischen Geschichte der Sprache und der Geschichte der Sprachgemeinschaft“ (Mattheier, 1998: 4) fungieren können, insofern leistet die hier realisierte Studie zu den Textsorten innerhalb der Öffentlichen Bekanntmachungen auch einen Beitrag zur Geschichte des Deutschen sowie zur Sozialgeschichte der mehrsprachigen Sprecher des Deutschen in Luxemburg. Der nachfolgende Aufsatz gliedert sich in sechs Abschnitte: 1. Einleitung, 2. Historischer Rahmen, 3. Korpus, 4. Theoretische Einbettung, 5. Sprachexterne Faktoren, 6. Sprachinterne Faktoren (z. B. grammatische Merkmale) sowie 7. Bilanz
On the basis of a law text corpus which consists of judicial decisions and jurisprudential papers on so-called assisted suicide from 1977 to 2011, agonal centres are determined within the paradigm of corpus-based pragma-semiotic text analysis. Agonal centres are defined as action-guiding concepts that are in conflict with each other concerning the general acceptance of event interpretations, options for actions, claims of validity, contextual knowledge and values. These action-guiding concepts are derived with the help of quantitative and qualitative methods. Discourse linguistic interpretations are thus rendered more objective with the help of semi-automatic methods; furthermore, specific discourse features of the discourse and approaches to interpretation can be derived from (un)expected linguistic significances of occurrence, distribution, frequency etc. at the linguistic surface. Finally, these agonal centres specific to the language of law are compared to agonal centres which are determined on the basis of a media corpus on the same issue. This provides a comparative insight into the constitution of a seemingly identical fact in everyday and special language, which demonstrates the sociopolitical relevance of analysing the constitution of reality as instructed by language.