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In HDK-1 und in HDK-2 werden Perfektpartizipien wie angenommen und vorausgesetzt in der ‚absoluten‘ Verwendung ohne Auxiliar als vollständig grammatikalisierte Konnektoren mit konditionaler Semantik behandelt. Zwar werden sie von semantisch unterschiedlichen Verben gebildet, in der Verwendung als Konnektor lassen sich aber zumindest hinsichtlich der Wahrheitsbedingungen kaum semantische Unterschiede mehr erkennen. Deutliche Unterschiede zeigen sich aber im Sprachgebrauch: Basierend auf einer groß angelegten Korpusstudie wird gezeigt, dass sich angenommen und vorausgesetzt stark unterscheiden hinsichtlich a) ihrer Präferenz für die Einbettung von V2- vs. dass-Nebensätzen, b) des präferierten Verbmodus im Nebensatz, c) der topologischen Präferenz des untergeordneten Satzes sowie d) der Kookkurrenz mit anderen Ausdrücken. Es wird versucht, diese Unterschiede mit einem pragmatisch-funktionalen Ansatz zu erklären.
Einleitung
(2018)
Als Band 12 der Reihe „Studien Deutsch als Fremd- und Zweitsprache“ des Erich Schmidt Verlags ist 2021 Junhong Lis Dissertation mit dem Haupttitel „Aber-Relationen“ erschienen. Wie der Untertitel „Vorkommen und Funktion in DaF-Lehrwerken für Fortgeschrittene und in wissenschaftlichen Texten“ verrät, geht es in dieser Arbeit um eine gewinnbringende Untersuchung der Distribution des Konnektors aber mit Hinblick auf die Optimierung des DaF-Unterrichts. Für die Zwecke der Arbeit werden zwei Korpora aufgebaut: Das erste Korpus (Korpus 1) enthält 551 Belege aus wissenschaftlicher Literatur zum Fach Deutsch als Fremdsprache (161 f.). Das zweite Korpus (Korpus 2) besteht aus 849 Belegen aus 11 DaF-Lehrwerken für erwachsene, fortgeschrittene Deutschlernende (162 ff.).
Im vorliegenden Beitrag soll gezeigt werden, wie Konnektoren als sprachliche Mittel zur Aktualisierung von zwei Arten konversationeller Aktivitäten eingesetzt werden können, nämlich von intersubjektiven bzw. gesprächsorganisatorischen Verfahren. Auf intersubjektive Verfahren greift ein Sprecher zurück, um in Kooperation mit seinem Gesprächspartner einen gemeinsamen Wissenshintergrund (common ground) zu schaffen. Durch gesprächsorganisatorische Verfahren greift der Sprecher in die gesprächsthematische Struktur des Interaktionsgeschehens ein. In diesem Beitrag wird die Aktualisierung dieser beiden konversationellen Verfahren am Beispiel der kommunikativen Gattung autobiographisches Interview betrachtet. Diese Gattung ist für eine solche Analyse m. E. besonders geeignet, denn sie zeichnet sich durch eine relativ scharfe Trennung der Gesprächsrollen aus, die das Nachvollziehen des Interaktionsgeschehens erleichtert. An einem autobiographischen Interview sind zwei Subjekte beteiligt: der Interviewte, der als Wissensträger gilt, und der Interviewer, der durch seine Rolle als Gesprächsleiter die Wissensvermittlung begünstigen soll. Der Interviewer ist also mit einer zweifachen Aufgabe konfrontiert, denn er muss die anfängliche Wissensasymmetrie ausgleichen und ist zugleich für die Gesprächsorganisation zuständig. Im Folgenden soll am Beispiel des Konjunktors und veranschaulicht werden, wie der Gebrauch von Konnektoren zur Bewältigung dieser beiden kommunikativen Aufgaben beitragen kann.
Die Rolle der antizipatorischen Verstehensdokumentation erweist sich in den Interviews aus dem Israelkorpus m. E. als besonders wichtig. Es wird von der Tatsache ausgegangen, dass es sich bei den Informanten um Personen mit besonders delikaten biographischen Hintergründen handele. Die Interviewerinnen müssen demzufolge mit der starken emotionalen Belastung rechnen, der die Interviewten während der Rekonstruktion ihrer Lebensgeschichte ausgesetzt sind. Ein sehr direkter Frage-Antwort-Stil könnte wegen dieser emotionalen Belastung als unangenehm empfunden werden. Der Einsatz von Verfahren antizipatorischer Verstehensdokumentation weist stattdessen m. E. eindeutig darauf hin, wie sich die Interviewerinnen offensichtlich um Empathie bemühen und im Sinne einer intersubjektiven Inreraktionskonstitution mit den Interviewten kooperieren. Ziel dieses Beitrages ist es zu zeigen, wie solche Verfahren der antizipatorischen Verstehensdokumentation durch den systematischen Einsatz der Konnektoren und, also, dann realisiert werden können.
Am Beispiel von zwei Fallstudien wird die Frage der Generalisierbarkeit von an einer Einzelsprache gewonnenen Erkenntnissen über Verknüpfungselemente (Konnektoren) und konnektorale Strukturen aufgeworfen. Empirisch geht es zum einen um die Topologie von Adverbkonnektoren, zum anderen um das Verhältnis zwischen Adverbkonnektoren, Subjunktoren (bzw. Untersatzeinleitern) und den ihnen zugrundeliegenden Präpositionen. Methodischer Ausgangspunkt sind jeweils die Analysen und Klassifikationen des HDK, also ein dezidiert auf das Deutsche bezogener Ansatz. Es soll gezeigt werden, dass die feinkörnige einzelsprachliche Analyse, wie sie das HDK bietet, mit Gewinn auch auf andere europäische Sprachen, hier Englisch, Französisch und am Rande auch Polnisch, adaptiert werden kann, wenn die Rahmenbedingungen stimmen, also zugrundeliegende funktionale komparative Konzepte und sprachspezifische Strukturprinzipien beachtet werden. Dann ist auch ein Zugewinn für die Beschreibung des Deutschen zu erwarten.
In einem der zentralen Projekte der Abteilung Grammatik des IDS, Korpusgrammatik – grammatische Variation im standardsprachlichen und standardnahen Deutsch, wird derzeit u.a. die Wortbildung bearbeitet. Es werden auch Erkenntnisse und weiterführende Fragestellungen berücksichtigt, die sich aus dem Ende 2014 abgeschlossenen Projekt zur Semantik der deutschen Konnektoren ergeben haben. Das neue Projekt stützt sich noch stärker als schon das Konnektoren-Projekt auf Korpusauswertungen. Methodik und erste Ergebnisse werden im vorliegenden Text an zwei exemplarischen Fallgruppen demonstriert: Zunächst geht es um eine Reihe konzessiver Subjunktoren der Bildungsmuster ob-/wenn-/wiewohl etc.; sodann um Bildungen auf -falls, die zu den Adverbkonnektoren gehören. Bestand und sich aus dessen Systematisierung ergebende Wortbildungsmuster werden aus Korpusbelegen vervollständigt, und unterliegende Wortbildungsverfahren (im Kontrast zu der Lage bei den Hauptwortarten) werden diskutiert. Dabei zeigen sich unerwartete Mustervarianten, die auch Hinweise auf die Produktivität der Wortbildungsverfahren geben. Schließlich werden die Varianten mit grammatikexternen Metadaten korreliert, wobei die Möglichkeiten des statistischen Tools KoGra-R genutzt werden.