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Der Anlass dieser Untersuchung war zunächst anekdotische Evidenz: Eines der Kinder der Autor*innen macht 2022 Abitur und las in ihrer gesamten gymnasialen Laufbahn genau eine ›Ganzschrift‹ einer Autorin: Die Judenbuche von Annette von Droste-Hülshoff. Zweifellos ein lesenswerter Text, aber konnte es wirklich sein, dass man in Deutschland 2022 Abitur macht, sogar Deutsch-Leistungskurs gewählt hat und sonst kein Buch einer Autorin im Deutschunterricht liest? Auch in den Pflichtlektüren für das Deutschabitur ist im entsprechenden Bundesland bei den empfohlenen Texten kein Roman und kein Drama einer Verfasserin verzeichnet. Neugierig geworden, recherchierten wir nach einer Liste, welche Literatur für den Deutschunterricht an Gymnasien in Baden-Württemberg (wo die Anekdote sich ereignete) insgesamt empfohlen wurde, und fanden auf den Seiten des Kultusministeriums eine umfangreiche Liste, auf der 298 Werke verzeichnet sind. Eine Auswertung nach dem Geschlecht der Verfasser*innen ergab, dass von den Einträgen auf dieser Liste 31 Titel bzw. Autor*innen (von) Frauen sind, d.h. rund 10 %.
cOWIDplus Analyse ist eine kontinuierlich aktualisierte Ressource zu der Frage, ob und wie stark sich der Wortschatz ausgewählter deutscher Online-Pressemeldungen während der Corona-Pandemie systematisch einschränkt und ob bzw. wann sich das Vokabular nach der Krise wieder ausweitet. In diesem Artikel erläutern die Autor*innen die hinter der Ressource stehende Forschungsfrage, die zugrunde gelegten Daten, die Methode sowie die bisherigen Ergebnisse.
Das Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch (OWID) ist ein digitales Wörterbuchportal des Instituts für Deutsche Sprache. Alle darin zusammengeführten lexikografischen Daten sind auf XML-Basis feingranular strukturiert. Speicherung, Verwaltung und Retrieval dieser Daten übernimmt das Orade-basierte Electronic Dictionary Administration System (EDAS). Der vorliegende Beitrag erläutert die XML-basierte Modellierung der Daten, XML-spezifische Fragen der Speicherung, sowie das Retrieval mit XPath und SQL/XML.
Eine europaweite Umfrage zu Wörterbuchbenutzung und -kultur. Ergebnisse der deutschen Teilnehmenden
(2018)
Gebrauchsgegenstand, Streitschlichter, Spielzeug, Nationalsymbol, Arbeitshilfe oder doch nur etwas, für das sich hauptsächlich Akademikerinnen und Akademiker interessieren? Welche Rolle spielen einsprachige Wörterbücher heute? Um unter anderen diesen Fragen nachzugehen, koordinierten wir gemeinsam mit Iztok Kosem (Universität Ljubljana) und Robert Lew (Adam-Mickiewicz Universität Poznań) die bis dato größte europaweite Umfrage zur Wörterbuchbenutzung und -kultur. Gemeinsam mit 26 ‚lokalen‘ Partnerinnen und Partnern aus ganz Europa führten wir im Rahmen des European Network of e-Lexicography (ENeL) diese Umfrage durch. Die Ergebnisse der Studie versprechen neue Einsichten in den gesellschaftlichen Status von Wörterbüchern in vielen europäischen Ländern. Durch die möglichst parallele Erhebung der Daten in den teilnehmenden Ländern werden außerdem interessante Vergleiche der lokalen ‚Wörterbuchkulturen‘ möglich sein. Im Fokus der Befragung standen allgemeine einsprachige Wörterbücher in der oder den jeweiligen Landessprache(n).
Das Kommunizieren in Sozialen Medien und der Umgang mit Hypertexten ist im Jahr 2020 kein Randphänomen mehr. Die sprachlichen Besonderheiten internetbasierter Kommunikation und Sozialer Medien sind mittlerweile auch gut erforscht und beschrieben, allerdings werden diese bislang in deutschen Grammatiken, mit Ausnahme von Hoffmann (2014), allenfalls am Rande behandelt. Selbst neuere Ansätze zur Textanalyse, z. B. Ágel (2017), konzentrieren sich auf gestaltstabile, linear organisierte Schrifttexte. Dasselbe gilt für Ansätze, die primär für die Bewertung von Schreibprodukten in Bildungskontexten entwickelt wurden.
Um das Thema Gendern oder geschlechtergerechte Sprache hat sich eine hitzige gesellschaftliche Debatte entwickelt. Seit Anfang des Jahres ist die Diskussion um geschlechtergerechte Sprache medial wieder besonders präsent. Anlass ist u.a. die Überarbeitung der Bedeutungsbeschreibungen im Duden online. Vor kurzem widmete sogar Der Spiegel dem Thema den Hefttitel und einen Leitartikel (vgl. Bohr et al. 2021). Allerdings erschöpft sich die Diskussion leicht in Pro- und Kontra-Positionen, dabei gibt es eine ganze Bandbreite von Aspekten rund um das Thema ‚geschlechtergerechte Sprache‘ zu betrachten, die eine differenziertere Diskussion ermöglichen können. Ziel dieses Beitrags ist es, einige dieser Aspekte knapp und möglichst verständlich in die Debatte einzubringen.
Lexikografie im Internet
(2008)
The methods utilized in the area of research into dictionary use are established research methods in the social sciences. After explicating the different steps of a typical empirical investigation, this article provides examples of how these different methods are used in various user studies conducted in the field of using online dictionaries. Thereby, different kinds of data collection (surveys as online questionnaires, log files and eye tracking) as well as different research design structures (for instance, ex-post-facto design or experimental design) are discussed.
Im vorliegenden Beitrag gehen wir von der Prämisse aus, dass die Angemessenheit sprachlicher Formen nicht pauschal, sondern anhand des jeweiligen Kontexts zu beurteilen ist. Anhand einer Online-Fragebogenstudie mit durch weil eingeleiteten Nebensätzen untersuchen wir die Hypothese, dass Varianten, die nicht dem Schriftstandard entsprechen, in Kommunikationsformen, die sich weniger an standard- und schriftsprachlichen Normen orientieren, als (mindestens) ebenso angemessen oder zumindest unterschiedlich wahrgenommen werden wie eine schriftstandardsprachliche Variante. Wir untersuchen dies anhand von drei Aufgaben: Rezeption, Produktion und Assoziation zu bestimmten Medien und Textsorten. Wir können zeigen, dass die schriftnormgerechte Variante durchweg als am akzeptabelsten eingeschätzt wird. In allen drei Aufgaben finden sich aber auch eindeutige und übereinstimmende Effekte, die nahelegen, dass die verschiedenen Varianten in Abhängigkeit der Textsorte doch unterschiedlich eingeschätzt, produziert und assoziiert werden.
Dictionary usage research views dictionaries primarily as tools for solving linguistic problems. A large proportion of dictionary use now takes place online and can thus be easily monitored using tracking technologies. Using the data gathered through tracking usage data, we hope to optimize user experiences of dictionaries and other linguistic resources. Usage statistics are also used for external evaluation of linguistic resources. In this paper, we pursue the following three questions from a quantitative perspective: (1) What new insights can we gain from collecting and analysing usage data? (2) What limitations of the data and/or the collection process do we need to be aware of? (3) How can these insights and limitations inform the development and evaluation of linguistic resources?
Lexikographische und lexikalische Ressourcen zum Deutschen werden an vielen unterschiedlichen Institutionen erarbeitet. Zum einen im Dudenverlag, der mit den gedruckten Wörterbüchern der Duden-Reihe und mit „Duden online“ die meistkonsultierten gegenwartssprachlichen Wörterbücher zum Deutschen erstellt, dann die Union deutscher Akademien, unter deren Dach an verschiedenen einzelnen Akademien zahlreiche historische wie auch synchrone Wörterbücher zum Deutschen erstellt werden (z. B. das „Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache“, das „Wörterbuchnetz“ sowie das geplante Informationssystem des neuen „Zentrums für digitale Lexikographie der deutschen Sprache“). Auch am Institut für Deutsche Sprache in Mannheim werden wissenschaftliche wortschatzbezogene Ressourcen zum Deutschen erarbeitet und der (Fach-)Öffentlichkeit unter dem Dach von OWID, dem „Online-Wortschatz-Informationssystem Deutsch“, präsentiert. Obwohl wir uns in OWID auf Ressourcen zu spezialisierten Wortschatzbereichen konzentriert haben, erreichen wir Nutzerinnen und Nutzer in verschiedensten Ländern der Welt. Wir wollen hier die Gelegenheit wahrnehmen, den ZGL-Leserinnen und -Lesern unsere Ressourcen in OWID und OWIDplus näher vorzustellen.
In the past two decades, more and more dictionary usage studies have been published, but most of them deal with the question what users appreciate about dictionaries, which dictionaries they use and which information they need in specific situations. These studies presuppose that users indeed consult lexicographic resources. However, language teachers and lecturers of linguistics often have the impression that students use too few high-quality dictionaries in their every-day work. Against this background, we started an international cooperation project to collect empirical data evaluating that impression. Our aim was to evaluate what students (here from the Romance language area) actually do when they correct language problems. We used a new methodological setting to do this (screen recording with a thinking-aloud task). The empirical data we gained offers a broad insight into what language users really do when solving language-related tasks today.
In this contribution, we present a novel approach for the analysis of cross-reference structures in digital dictionaries on the basis of the complete dictionary database. Using paradigmatic items in the German Wiktionary as an example, we show how analyses based on graph theory can be fruitfully applied in this context, e. g. to gain an overview of paradigmatic references as a whole or to detect closely connected groups of headwords. Furthermore, we connect information about cross-reference structures with corpus frequencies and log file statistics. In this way, we can answer questions such as the following ones: Are frequent words paradigmatically linked more closely than others? Are closely linked headwords or headwords that stand more solitary in the dictionary visited significantly more often?
Lexicographic data are normally linked with each other in a complex manner. Especially, within the electronic lexicographic context, the following issues are addressed: How to encode these cross-reference structures so that both the lexicographers‘ editorial work with the linking-up is easy to handle and the options of the presentation are adequately flexible. The objective of this paper is to elucidate the presentation of an XML-modelling of cross-reference structures as part of a complete modelling concept. Thereby, the modelling potential of the XML-connected standard XLink and a new lexicographic concept will be brought together with cross-project guidelines for the modelling of link-structures.
Die Corona-Pandemie betrifft fast alle Facetten des öffentlichen Lebens und hat nicht nur erhebliche Auswirkungen auf den persönlichen Umgang miteinander, sondern beherrscht auch die Berichterstattung im großen Stil. In unserem Beitrag wollen wir zeigen, welche lexikalischen Spuren oder Trends der Coronakrise wir in der deutschen Online-Nachrichtenberichterstattung beobachten können, obwohl wir uns noch mitten in der Pandemie zu befinden scheinen. „Lexikalische Spuren“ bedeutet, dass wir z.B. die am häufigsten verwendeten Wörter, Wortbildungsprodukte rund um „Corona“ oder Häufigkeitskurven einzelner Wortformen analysieren. Auf der Grundlage von Online-Nachrichtenberichten aus 13 deutschsprachigen Quellen, die seit Anfang 2020 gesammelt wurden, zeigen wir unter anderem, wie über wöchentliche Übersichten der am häufigsten verwendeten Wörter zu sehen ist, wann die Corona-Pandemie zum dominierenden Thema in der Nachrichtenberichterstattung wird; wie eine wahre Explosion von Wortbildungsprodukten mit „Corona“ wie „Vor-Corona-Gesellschaft“ oder „Post-Corona Zukunft“ beobachtet werden kann, wie andere Themen – z.B. der Fußball – durch Corona verdrängt werden, wie sich die Diskussion um Auswege aus dem Lockdown in den Daten widerspiegelt, oder wie prominente Virolog/-innen in die gleiche „Frequenzliga“ wie Politiker/-innen aufsteigen.