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Die neue politische, wirtschaftliche u. a. Situation in Ost-Mittel-Europa, so auch in Ungarn, verlangt ein höheres Niveau der Fremdsprachenkenntnis, die je nach Bildung, sozialer Stellung differenziert erscheint. In Ungarn, wo die deutsche Sprache und Kultur traditionell immer schon eine besondere Stellung eingenommen hat, ist Deutsch in der Sprachenwahl im schulischen Unterricht immer noch auf Platz zwei. Dies wird wohl auch durch die Nachbarschaft mit Österreich, einem deutschsprachigen Land, und die intensiven wirtschaftlichen und kulturellen Beziehungen mit den deutschsprachigen Ländern begründet. Diesen neuen Anforderungen muss ein differenzierter, die Varietäten berücksichtigender DaF-Unterricht entsprechen.
Nach einem kurzen Überblick über die Varietätenvielfalt und die Verflechtung der Varietäten des Deutschen wird der Grad der Abweichung der Varietät von der Standardvarietät auf der Varietätenskala dargestellt. Im Weiteren werden die sprachlichen und linguistischen Ebenen im Hinblick auf die Varietäten unter die Lupe genommen.
Es wird untersucht, welche Varietät und in welcher Tiefe je nach Alter, Funktion u. a. im Rahmen des ungarischen Schulsystems unterrichtet werden soll. Der Autor des Beitrags plädiert für die immer breitere Anwendung des zweisprachigen Sach- und Fachunterrichts, der im Idealfall letzten Endes in eine angelernte Zweisprachigkeit münden kann bzw. sollte.
Der Beitrag behandelt eine soziale Welt der Migranten zweiter Generation in Deutschland, die sich selbst als „emanzipatorische Migranten" bezeichnen. Im Gegensatz zu Milieus, die sich ethnisch definieren und herkunftslandorientiert sind, setzen sich diese mit provokativen, ironischen und Perspektiven umkehrenden Verfahren mit Marginalisierungserfahrungen im Einwanderungsland auseinander. Der Aufsatz rekonstruiert die Entstehung dieses Milieus und zeigt auf, welche zentrale Rolle die sprachliche Orientierung dabei spielte. Als eine Ausdrucksebene des kommunikativen sozialen Stils der emanzipatorischen Migranten untersucht er ihre Praxis der Sprachvariation. Im Gegensatz zu Arbeiten, die Formen des Codeswitchings bzw. Code-mixings mit der Generationszugehörigkeit der Migranten korrelieren, zeigt er dabei die enge Verbindung zwischen Formen der Sprachvariation und Milieuzugehörigkeit auf.
Deutschlandtürkisch?
(2004)
Migration führt zu Zwei- und Mehrsprachigkeit. Ein Ausdruck dieser Sprachkontaktsituation sind Phänomene wie Codeswitching oder Codemixing, die weltweit, wie auch im kommunikativen Haushalt der türkischen Migranten in Europa, zu beobachten sind.1 Eine andere Folge dieses Prozesses sind Auffälligkeiten, die sich im Laufe der Zeit auf verschiedenen Ebenen der Diasporasprachen zeigen. Im vorliegenden Beitrag beschäftigen wir uns mit der Frage nach solchen Besonderheiten und ihren Ursachen im Türkischen der Migranten in Deutschland. Hierzu analysieren wir mündliche Alltagskonversationen von zwei Gruppen. Unsere Analyse von gesprochener Sprache wirft in diesem Zusammenhang einige zentrale methodologische Fragen bezüglich der untersuchten Daten und der Analyseperspektive auf, die wir zunächst in Auseinandersetzung mit der Forschungsliteratur erörtern.
Die Migration in die Türkei stellt für viele junge Menschen einen Wendepunkt in ihrem Leben dar. Sie kann verschiedene Gründe haben.
In der biografie- und interaktionsanalystischen Pilotstudie wird die Darstellung der narrativen Identitätsentwürfe von drei deutsch-türkischen Germanistikstudentinnen in Instanbul untersucht. Sie zeigt, wie die Informantinnen aus der Retrospektive ihre sprachlichen und sozialen Erfahrungen in Deutschland und nach der Migration in die Türkei konstituieren und welche Rolle ihre sprachlichen Ressourcen beim Ausdruck von sozialer Zugehörigkeit spielen.
Eine Umschau in jüngeren sprachwissenschaftlichen Arbeiten zeigt einen häufig betonten engen Zusammenhang von Sprache und Identität, vor allem den der eigenen Sprache und der ethnischen Identität. Dass aber Sprache in einem zwei- oder mehrsprachigen Kontext nur eine Ressource einer Identitätskonstruktion sein kann, wird selten herausgestellt. Der nachstehende Aufsatz untersucht als charakteristisches Beispiel einer gelösten Bindung von Sprache und ethnischer Identität die Minderheit der deutschen Aussiedler aus der ehemaligen Sowjetunion. Im Vordergrund steht dabei die zweite Generation, bei der ihr Zugehörigkeitsgefühl zur ethnischen Identität als Deutsche trotz der erfolgten Sprachumstellung sich nicht oder selten verändert hat.
Formen und Funktionen von Ethnolekten in multilingualen Lebenswelten - am Beispiel von Mannheim
(2007)
In this paper we investigate the problem of grammar inference from a different perspective. The common approach is to try to infer a grammar directly from example sentences, which either requires a large training set or suffers from bad accuracy. We instead view it as a problem of grammar restriction or sub-grammar extraction. We start from a large-scale resource grammar and a small number of examples, and find a sub-grammar that still covers all the examples. To do this we formulate the problem as a constraint satisfaction problem, and use an existing constraint solver to find the optimal grammar. We have made experiments with English, Finnish, German, Swedish and Spanish, which show that 10–20 examples are often sufficient to learn an interesting domain grammar. Possible applications include computer-assisted language learning, domain-specific dialogue systems, computer games, Q/A-systems, and others.
Heranwachsen in einem noch fremden Land: Die Studie beruht auf einer mehr als 20 Jahre umfassenden Langzeiterhebung in russlanddeutschen Familien mit insgesamt 16 Kindern. Schwerpunkt der Beobachtungen und Interviews war die jeweilige Situation der Kinder innerhalb und außerhalb der Familie. Wie veränderte sie sich aus der Sicht der Kinder und ihrer Angehörigen über die Jahre ab der Ankunft in Deutschland bis zum Übergang ins Berufsleben? Welche Bilanz ziehen die nunmehr jungen Erwachsenen ein Vierteljahrhundert nach ihrer Ankunft?
Die Autorinnen ordnen die individuellen Bilanzen in die internationale Migrations- und Integrationsforschung ein. Die deutsch-russische Zweisprachigkeit als Kern der Mehrsprachigkeit der StudienteilnehmerInnen wird in ihrer Beschaffenheit durch Diskursanalysen und deutschsprachige C-Tests beschrieben und zu den Deutschqualifikationen junger Erwachsener ohne Migrationshintergrund ins Verhältnis gesetzt. Die sprachlichen Qualifikationen erfahren so die ihnen gebührende Aufmerksamkeit. Sie sind Bedingung und Folge gesellschaftlicher Zugehörigkeit.
An interactive, dynamic electronic dictionary aimed at text production should guide the user in innovative ways, especially in respect of difficult, complicated or confusing issues. This paper proposes a design for bilingual dictionaries intended to guide users in text production; we focus on complex phenomena of the interaction between lexis and grammar. It will be argued that a dictionary aimed at guiding the user in lexical selection should implement a type of “decision algorithm”. In addition, it should flag incorrect solutions and should warn against possible wrong generalisations of (foreign) language learners. Our proposals will be illustrated with examples from several languages, as the design principles are generally applicable. The copulative construction which is regarded as the most complicated grammatical structure in Northern Sotho will be analyzed in more detail and presented as a case in point.
Picnick and Sauerkraut: German–English intra-writer variation in script and language (1867–1900)
(2023)
Intra-writer variation is a wide-spread phenomenon that nevertheless has received only limited research attention so far. Different addressees, bi- and multilingualism, or changing life phases are among the factors that contribute to such variation. In a study of diary entries by one writer covering three decades (1867–1900), this chapter investigates patterns of intra-writer variation between German and English (language and script) in nineteenth-century Canada, with a special focus on single word borrowings, person reference and place names. The long-term perspective provides a unique insight into the dynamics of a bilingual writer’s emerging sociolinguistic competence as reflected by the flexible yet structured use of his resources within the social space of a bilingual community.
The German e-dictionary documenting confusables Paronyme – Dynamisch im Kontrast contains lexemes which are similar in sound, spelling and/or meaning, e.g. autoritär/autoritativ, innovativ/innovatorisch. These can cause uncertainty as to their appropriate use. The monolingual guide could be easily expanded to become a multilingual platform for commonly confused items by incorporating language modules. The value of this visionary resource is manifold. Firstly, e-dictionaries of confusables have not yet been compiled for most European languages; consequently, the German resource could serve as a model of practice. Secondly, it would be able to explain the usage of false friends. Thirdly, cognates and loan word equivalents would be offered for simultaneous consultation. Fourthly, users could find out whether, for example, a German pair is semantically equivalent to a pair in another language. Finally, it would inform users about cases where a pair of semantically similar words in one language has only one lexical counterpart in another language. This paper is an appeal for visionary projects and collaborative enterprises. I will outline the dictionary’s layout and contents as shown by its contrastive entries. I will demonstrate potential additions, which would make it possible to build up a large platform for easily misused words in different languages.
Wie die Grenzen fallen
(1989)
Der Beitrag diskutiert - aus der Perspektive sozialer Welten - die Frage des Zusammenhangs zwischen den Deutungsmustern und Wissensbestanden, deren sich Migranten bedienen, und den Formen ihrer sozialen Teilhabe. Die empirische Analyse stützt sich auf „intra-ethnische“ Interaktionsprozesse in der sozialen Welt eines „türkischen“ Fußballvereins in Mannheim. Es wird gezeigt, dass sich im untersuchten Fall ethnische Selbstorganisation und Integration auf spezifische Weise paaren. Zu den Strukturmerkmalen dieser lokalen sozialen Welt zählen insbesondere ihre Einbettung in eine Vielzahl unterschiedlicher Kontexte und ihre interne Differenzierung. Des Weiteren ist die alltagspragmatische Verwendung "türkischer" Kulturmuster und der universalistische Charakter der symbolischen Legitimationen in der Alltagsphilosophie der Vereinsangehörigen zu nennen. Schließlich ist die Dominanz von Handlungsanforderungen und Deutungen aus der Fußballwelt gegenüber solchen aus dem „ethnischen“ Milieu sowie die Infragestellung der Kategorien „deutsch“ und „türkisch“ kennzeichnend für die untersuchte Sozialwelt.
The authors are pleased to present to the readers of the Zeitschrift für Sprachwissenschaft a Special Issue in honor of Rosemarie Tracy.
Contents:
0. Frontmatter
1. Petra Schulz, Ira Gawlitzek, Angelika Wöllstein: Introduction, S. 1
2. Natascha Müller: Different sources of delay and acceleration in early child bilingualism, S. 7
3. Hubert Haider, Christina Schörghofer-Essl, Karin Seethaler: Quantifying kids prefer intersecting sets - a pilot study, S. 31
4. Petra Schulz, Rabea Schwarze: How strong is the ban on non-finite verbs in V2? Evidence from early second language learners of German with and without SLI, S. 51
5. Monika Rothweiler, Manuela Schönenberger, Franziska Sterner: Subject-verb agreement in German in bilingual children with and without SLI, S. 79
6. Holger Hopp: The processing of English which-questions in adult L2 learners: Effects of L1 transfer and proficiency, S. 107
7. Oksana Laleko, Maria Polinsky: Silence is difficult: On missing elements in bilingual grammars, S. 135
8. Artemis Alexiadou: Building verbs in language mixing varieties, S. 165