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Vorgestellt werden kontrastive Analysen zur Besetzung und Häufigkeitsverteilung von Vorfeldern im Deutschen und ihren französischen, italienischen, norwegischen, polnischen und ungarischen Äquivalenten in morphosyntaktisch annotierten Wikipedia-Korpora. Im Rahmen der Untersuchung wurden mit korpusanalytischen Methoden quantitative Zusammenhänge bei den sprachspezifischen Ausprägungen von Vorfeldern nachgewiesen, die im Einklang mit typischen Struktureigenschaften der untersuchten Kontrastsprachen stehen. Die Ergebnisse legen aber nahe, dass die untersuchten Vorfeldstrukturen ‒ trotz der beträchtlichen Größe und thematischen Vielfalt der Wikipedia-Korpora ‒ nicht hinreichend repräsentativ sind, um uneingeschränkt Rückschlüsse auf allgemeine Struktureigenschaften der sechs Kontrastsprachen zu ziehen. Hierfür verantwortlich ist insbesondere die ausgeprägte Textsortenspezifizität der Mediengattung (Online-)Enzyklopädie, was mithilfe weiterer Vergleichskorpora aufgezeigt werden konnte.
Verschmelzung von Präposition und Artikel. Eine kontrastive Analyse zum Deutschen und Italienischen
(2018)
Präpositionen und Artikelformen gehen in vielen europäischen Sprachen klitische Verbindungen ein, die spezielle Ausdrucksklassen wie die deutschen Verschmelzungsformen (z. B. ans, vom, zur) und italienischen ‚preposizioni articolate‘ (z. B. alla, delle, nel) konstituieren. Dieses Buch widmet sich dem Sprachvergleich dieser Ausdrucksklassen im Deutschen und Italienischen, die ausgehend von ähnlichen Voraussetzungen divergente diachrone Entwicklungen repräsentieren. Gezeigt wird dies anhand intra- und interlingualer Analysen zu Phonologie, Morphologie, Syntax und funktionalen Aspekten im Rede- und Textzusammenhang, die sowohl diachrone als auch synchrone Aspekte berücksichtigen und unmittelbar korpusempirisch abgesichert werden. Zentrale Erkenntnisse liefern außerdem sprachspezifische Fallstudien in großen Korpora, die auf methodisch innovativen, quantitativ und qualitativ ausgerichteten Distributionsanalysen struktureller und orthographischer Varianten von Präposition-Definitartikel-Verbindungen basieren.
CoMParS is a resource under construction in the context of the long-term project German Grammar in European Comparison (GDE) at the IDS Mannheim. The principal goal of GDE is to create a novel contrastive grammar of German against the background of other European languages. Alongside German, which is the central focus, the core languages for comparison are English, French, Hungarian and Polish, representing different typological classes. Unlike traditional contrastive grammars available for German, which usually cover language pairs and are based on formal grammatical categories, the new GDE grammar is developed in the spirit of functionalist typology. This implies that, instead of formal criteria, cognitively motivated functional domains in terms of Givón (1984) are used as tertia comparationis. The purpose of CoMParS is to document the empirical basis of the theoretical assumptions of GDE-V and to illustrate the otherwise rather abstract content of grammar books by as many as possible naturally occurring and adequately presented multilingual examples, including information on their use in specific contexts and registers. These examples come from existing parallel corpora, and our presentation will focus on the legal aspects and consequences of this choice of language data.
Nach einem Rückblick auf die Geschichte der Sprachnormierung in Frankreich und einem kurzen Bericht zur jetzigen „Lage der Nation“ befasst sich der folgende Beitrag zunächst mit Aspekten des Sprach(norm)bewusstseins, seinen Faktoren und seinen konkreten Formen, um dann auf drei „Mythen“ einzugehen, die seit langer Zeit sowohl die französische als auch die deutsche Grammatik belasten.
In diesem Beitrag befassen wir uns mit Aspekten der textuellen Verwendung von Possessiva im Deutschen, im Polnischen und im Ungarischen, die wir aus ihrem jeweiligen Formensystem und dessen Einbettung in das entsprechende Sprachsystem zu erklären suchen. Im Mittelpunkt des Beitrags stehen Possessiva mit anaphorischen Bezügen, die in deutsch-, polnisch- und ungarischsprachigen Texten die Possessiva der 3. Person betreffen. Wir widmen uns insbesondere folgenden drei Fragen: (i) Welcher Formunterscheidungen bedienen sich das Deutsche, das Polnische und das Ungarische beim Gebrauch der Possessiva, um die Identifikation des richtigen Bezugsausdrucks im Text zu ermöglichen? (ii) Wie lassen sich die jeweiligen Formentscheidungen in den betreffenden Kontexten erklären? (iii) Welche textuelle Wirkung wird durch die Wahl der jeweiligen Formen erreicht? Diese Fragen werden auf Grund der durchgeführten empirischen Paralleltextanalysen beantwortet.
Bestandsaufnahme
(2008)
Die „Kontrastive Grammatik deutsch-rumänisch" war kein singuläres Ereignis. Sie ist ein zwar nicht zwangsläufiges, aber doch konsequentes Glied in einer Entwicklung, die um 1970 begann und heute einen erheblichen Teil der germanistischen Linguistik prägt. Es ist schon der Mühe wert, diese Entwicklung nachzuzeichnen. Dabei liegen drei Dimensionen nahe: Sprachtheorie, grammatische Beschreibungen und Wörterbücher.
The following paper is aimed to demonstrate that a grammar from above („Grammatik von oben“), i.e. a top-down grammar is better suited for the purposes of contrastive linguistic descriptions than the contrary approach, i.e. a bottom-up grammar. Furthermore, it will be argued that sentences should be understood and explained from a textual point of view.
In diesem Beitrag wird ein teilweise neuartiges und mehrfach dokumentiertes Beschreibungsverfahren vorgestellt, das seit einigen Jahren für zweisprachige Verbvalenz-Wörterbücher eingesetzt wird. Unter den Sprachen, die dabei mit dem Deutschen kontrastiert werden, sind drei slawische - das Bulgarische, das Bosnisch/Kroatisch/Serbische und, freilich zu einem späteren Zeitpunkt, das Polnische. Auch ein deutsch-ukrainisches Valenzwörterbuch ist geplant.
Thema dieses Beitrags sind die komplexen Nominalphrasen im Deutschen, die von außen gesehen unter Umständen monströs anmuten. Ein besonderes, wohl bekanntes Problem bieten dabei sogenannte erweiterte vorangestellte Attribute. Die Komplexitäten geben u.A. zu folgenden Fragen Anlass: Inwiefern lässt sich die ‚Ausuferung‘ der deutschen Nominalphrase funktional begründen? Falls es ein Rationales hinter den Komplexitäten gibt, wie lösen dann Sprachen, die entsprechende Ausbaumöglichkeiten nicht besitzen, die einschlägigen funktionalen Aufgaben? Hier soll primär die erste Frage diskutiert werden anhand von authentischen Text(ausschnitt)en, die das Zusammenspiel zwischen vorangestellten und nachgestellten ‚Erweiterungen‘ der Nominalphrase – Relativsätze eingeschlossen – wie auch die Funktion sogenannter nichtrestriktiver Attribute im Diskurs veranschaulichen können; die zweite Frage wird in relevanten Zusammenhängen mit berücksichtigt.
Am Beispiel des an der Universität Oslo entwickelten Oslo Multilingual Corpus (OMC) wird illustriert, wie ein Parallelkorpus aus Originaltexten und deren Übersetzungen zur sprachvergleichenden Erforschung von Phänomenen der Satzverbindung und der Informationsverteilung auf Satz- und Textebene eingesetzt werden kann. Nach einer Skizze der OMC-Architektur wird eine Untersuchung von Satzverknüpfungen mit dem komitativen Konnektor „wobei“ und deren Entsprechungen in norwegischen Übersetzungen und Originaltexten vorgestellt, die dazu beiträgt, Bedeutungsfacetten dieses Konnektors aufzuzeigen, die in rein intralingualen Studien nicht so einfach zu erkennen sind, und dadurch einen besseren und systematischeren Einblick in die angewandten Übersetzungsstrategien gibt. Als zweites Einsatzbeispiel wird eine explorative Untersuchung zur Elaborierung von Ereignisbeschreibungen vorgestellt, die deutsche, norwegische, englische und französische Entsprechungen von „mit“-Konstruktionen (sog. „Sätzchen“) als Ausgangspunkt nimmt. Beide Studien illustrieren, dass ein Parallelkorpus auch ohne komplexe Annotierungen nicht nur für wort-basierte quantitative Untersuchungen verwertet werden, sondern auch im Zuge weniger zielgerichteter, eher qualitativ angelegter Studien als „Augenöffner“ für komplexe linguistische Phänomene dienen kann.
Dieser Beitrag beschäftigt sich mit einem Vergleich der englischen wh-Clefts und deren Entsprechungen im Deutschen, den ,Sperrsätzen‘ oder ‚w-Clefts‘. Auf Grundlage einer umfangreichen Korpusstudie werden zunächst Unterschiede in der Verteilung bestimmter w/h-Cleftsatztypen ermittelt. Ein generelles quantitatives Übergewicht der englischen wh-Clefts gegenüber den deutschen w-Clefts wird mit der flexibleren Wortstellung des Deutschen in Verbindung gebracht. Spezifisch werden die beobachteten Asymmetrien durch Unterschiede in der Möglichkeit der Erfüllung bestimmter struktureller Bedingungen erklärt. Vier Motivationen für die Bildung von Cleftsätzen werden identifiziert: (i) lineare Synchronisierung von Informationsstruktur und Syntax, (ii) strukturelle Trennung von Quaestio (= im Diskurs gegebener Frage) und Responsio (= Antwort auf die Quaestio), (iii) Trennung von propositionalem Gehalt und Äußerungskommentar (,Ebenentrennung‘) und (iv) Rechtslastigkeit (Behaghels ‚Gesetz der wachsenden Glieder‘). Während all diese Faktoren die Bildung von wh-Cleftsätzen im Englischen zu begünstigen scheinen, sind deutsche w-Clefts meist durch den in (ii) genannten Faktor motiviert. Die anderen Motivationen führen seltener zur Bildung von w-Cleftsätzen als im Englischen, da die entsprechenden strukturellen Effekte auch ohne Cleftsatzbildung — z.B. in einem kanonischen Verbzweitsatz — erzielt werden können.
The issue: We discuss (declarative) prepositional object clauses (PO-clauses) in the West Germanic languages Dutch (NL), German (DE), and English (EN). In Dutch and German, PO-clauses occur with a prepositional proform (=PPF, Dutch: ervan, erover, etc.; German: drauf/darauf, drüber/darüber, etc.). This proform is optional with some verbs (1). In English, by contrast, P embeds a clausal complement in the case of gerunds or indirect questions (2), however, P is obligatorily absent when the embedded CP is a that-clause in its base positionv(3a). However, when the that-clause is passivized or topicalized, the stranded P is obligatory (3b). Given this scenario, we will address the following questions: i) Are there structural differences between PO-clauses with a P/PPF and those in which the P/PPF is optionally or obligatorily omitted? ii) In particular, do PO-clauses without P/PPF structurally coincide with direct object (=DO) clauses? iii) To what extent are case and nominal properties of clauses relevant? We use wh-extraction as a relevant test for such differences.
Previous research: Based on pronominalization and topicalization data in German and Dutch, PO-clauses are different from DO-clauses independent of the presence of the PPF (see, e.g., Breindl 1989; Zifonun/Hoffmann/Strecker 1997; Berman 2003; Broekhuis/Corver 2015 and references therein) (4,5). English pronominalization and topicalization data (3b) appear to point in the same direction (Fischer 1997; Berman 2003; Delicado Cantero 2013). However, the obligatory absence of P before that-clauses in base position indicates a convergence with DO-clauses.
Experimental evidence: To provide further evidence to these questions we tested PO-clauses in all three languages for long wh-extraction, which is usually possible for DO-clauses in English and Dutch, and in German for southern regional varieties. For German and Dutch we conducted rating studies using the thermometer method (Featherston 2008). Each study contained two sets of sentences: the first set tested long wh-extraction with regular DO-clauses (6). The second set tested wh-extraction from PO-clauses with and without PPFs (7), respectively. The results show no significant difference in extraction with PO-clauses whether or not the PPF was present even for those speakers who otherwise accept long-distance extraction in German. This supports a uniform analysis of PO-clauses with and without the PPF in contrast to DO-clauses. For English we tested extraction with verbs that select for PP-objects in two configurations: V+that-clause and V+P-gerund (8) in comparison to sentences without extraction. Participants rated sentences on a scale of 1 (unnatural) to 7 (natural). We included the gerund for English as this is a regular alternative for such objects. The results show that extraction is licit in both configurations. This suggests that English PO-clauses are different from German and Dutch PO-clauses: They rather behave as DO-clauses allowing for extraction. Note though, that the availability of extraction from P+gerund also shows that PPs are not islands for extraction in English. Overall, this shows that there is a split between English vs. German/Dutch PO-clauses when the P/PPF is absent. While these clauses behave like PO-clauses in the latter languages, extraction does not show a difference between DO- and PO-clauses in English. We will discuss the results in relation to the questions i)–iii) above.
In this paper we address the question of what is needed, in terms of morphosyntactic encoding, to relate a so-called verb-specific modifier to a nominal head. For the purposes of this paper we shall assume that the notion of a verb-specific modifier includes adverbs and their phrasal or clausal projections, adpositional phrases, and noun phrases featuring a particular semantic case such as locative or instrumental. Noun-specific modifiers, in turn, are considered to be first and foremost adjectives and adjective phrases, next participles and their phrasal projections and, finally, relative clauses.1 The basic motivation underlying this distinction relates to markedness.
Dieser Beitrag versucht, eine Einschätzung der Einsatzmöglichkeiten für automatische Analysemethoden aus der aktuellen computerlinguistischen Forschung für die sprachvergleichende Grammatikforschung vorzunehmen. Zur Illustration werden die Ergebnisse einer computerlinguistischen Studie für die vergleichende Untersuchung von Spaltsatzkonstruktionen in verschiedenen Sprachen wiedergegeben und ausführlich diskutiert. Der Korpuszugang erfolgt in diesem Rahmen auf Basis einer vollautomatischen syntaktischen Analyse, die dann noch zusätzlich durch eine statistische Wortalignierung kontrastiv auf Parallelkorpora beleuchtet werden kann. Neben der Vorstellung der bereits bestehenden automatischen Annotationsmöglichkeiten, die in meinen Augen vielversprechende Wege für den sprachwissenschaftlichen Korpuszugang eröffnen, ist die Hoffnung, dass dieser Beitrag durch die abschließende Diskussion zu dem Bewusstsein beiträgt, dass eine tiefere, organischere Verbindung der beiden sprachwissenschaftlichen Disziplinen möglich ist: dann nämlich, wenn der Korpuszugang nicht mit statischen, vordefinierten Werkzeugen erfolgt, deren Verhalten durch die Grammatikforscherin oder den Grammatikforscher nicht beeinflusst werden kann, sondern wenn ein interaktiver Werkzeuggebrauch erfolgt, der von den vielfältigen Anpassungsmöglichkeiten mit den zugrunde liegenden maschinellen Lernverfahren Gebrauch macht.
In this paper we investigate the problem of grammar inference from a different perspective. The common approach is to try to infer a grammar directly from example sentences, which either requires a large training set or suffers from bad accuracy. We instead view it as a problem of grammar restriction or sub-grammar extraction. We start from a large-scale resource grammar and a small number of examples, and find a sub-grammar that still covers all the examples. To do this we formulate the problem as a constraint satisfaction problem, and use an existing constraint solver to find the optimal grammar. We have made experiments with English, Finnish, German, Swedish and Spanish, which show that 10–20 examples are often sufficient to learn an interesting domain grammar. Possible applications include computer-assisted language learning, domain-specific dialogue systems, computer games, Q/A-systems, and others.
The prohibitive is typically defined as the negative imperative, i.e. it “implies making someone not do something, having the effect of forbidding, preventing, or restricting” (Aikhenvald, 2017: 3). This chapter focuses on the formation of the prohibitive in the languages of Daghestan and neighboring regions, analyzing two different aspects of the morphological coding: first, the verb form (especially whether it is an imperative form or not), and second, the type of negation marker/affix used. Based on this, the general encoding types are deduced. Additionally, the phonological form of the markers is shortly analyzed.
Dieser Beitrag thematisiert semantische Bedingungen des unpersönlichen Passivs im Deutschen und in anderen Sprachen. Traditionellerweise nimmt man an, dass nur atelische und agentivische Verben im unpersönlichen Passiv akzeptabel sind. Ich werde die empirischen Hypothesen der bisherigen Forschung auf der Grundlage von Akzeptabilitätsstudien und einer breiteren korpusbasierten Datenmenge revidieren. Die hier behandelten semantischen Aspekte wurden in einflussreichen Arbeiten als Evidenz für die Überlegenheit einer konstruktionsgrammatischen Herangehensweise gewertet. Ich werde diese Evidenz in Frage stellen und beschränkungsbasierte Alternativen präsentieren.
Wortstellung und Satztypmarkierung im Deutschen und im Ungarischen. Parallelen und Diskrepanzen
(2012)
Das Deutsche und das Ungarische stellen für die kontrastive Grammatikforschung in der europäischen Linguistik insofern besonders interessante Vergleichssprachen dar, als sie einerseits genealogisch und typologisch große Unterschiede aufweisen, andererseits aber in den letzten Tausend Jahren durch das enge Zusammenleben im mitteleuropäischen Kulturraum auch auffällige Konvergenztendenzen zeigen, die mehrheitlich mit der unidirektionalen Wirkung des Deutschen auf das Ungarische zu erklären sind (vgl. Kiss 2003).
Im vorliegenden Beitrag werden nach einem überblicksartigen Vergleich relevanter Wortstellungstypen der beiden Sprachen besonders ausgewählte Interrogativsatztypen kontrastiert, die sowohl typologisch bedingte Diskrepanzen als auch bestimmte, auf einer abstrakten Ebene nachweisbare Parallelen aufweisen. Neben dem systematischen Vergleich werden exemplarisch auch mit Hilfe ausgewählter Korpusbelege veranschaulichte Performanzphänomene behandelt, um Konvergenzen im Sprachgebrauch zu zeigen.
Der vorliegende Aufsatz untersucht die Syntax und Semantik sogenannter Postponierer, d.h. konjunktionaler Konnektoren, die den von ihnen eingeleiteten Nebensatz dem Hauptsatz stets nachstellen. Anhand von sodass und zumal werden die Kerneigenschaften solcher Konnektoren im Deutschen vorgestellt. Am Beispiel der italienischen Konjunktionen cosicché, tanto più che und perché wird diskutiert, ob der Begriff des Postponierers für den Sprachvergleich genutzt werden kann. In einem nächsten Schritt werden die Postponierer des Deutschen unter Beiziehung sprachgeschichtlicher Argumente präziser beschrieben und im Übergangsfeld zwischen Adverbkonnektoren und Subjunktoren verortet. Es zeigt sich, dass die untersuchten Konnektoren sich letztlich sehr unterschiedlich verhalten, sodass es fraglich erscheint, ob ihre Zusammenfassung zu einer gemeinsamen Klasse gerechtfertigt ist.
Der nachfolgende Beitrag untersucht Form-Funktionsbeziehungen in einem spezifischen Bereich adverbialer Modifikation im Deutschen und Türkischen, nämlich bei den ereignisinternen Adjunkten. Abschnitt 1 entwickelt — mit übereinzelsprachlichem Gültigkeitsanspruch — die Begrifflichkeiten, anhand derer die Untersuchung vorgenommen wird. Abschnitt 2 wendet diese auf das Deutsche und das Türkische an. Abschnitt 3 formuliert ein kontrastives Zwischenergebnis, das in Abschnitt 4 mittels des Versuchs der Identifikation typologischer Korrelate der festgestellten Unterschiede zu einer typologischen Hypothese erweitert wird.
Der Beitrag ist dem holistischen sprachtypologischen Programm verpflichtet, das die Systematiken aufzeigen will, die den identifizierten sprachlichen Strukturen unterliegen und das diese Systematiken als Instanzen allgemeinerer Prinzipien der Variation und Übereinstimmung von sprachlichen Systemen darstellen will. Es wird beschreibend vorgegangen; aus der Beschreibung soll ein Verständnis des Gegenstands erzielt werden. Als deskriptives Werkzeug dienen die Begrifflichkeiten der funktionalen Typologie und der Semantik.
Die Auseinandersetzung mit dem Untersuchungsgegenstand „ereignisinterne Adjunkte“ geschieht in dem für typologische Untersuchungen höchst engen Rahmen der Untersuchung von nur zwei Sprachen. Dies hat Vorteile, die sich insbesondere auf die angelegte Breite und den primär semantischen Ausgangspunkt der Untersuchung beziehen. Es hat gleichzeitig Nachteile, die sich vor allem auf die Verallgemeinerbarkeit oder implikative Kraft der identifizierten Zusammenhänge beziehen. Die Vorteile gilt es zu nutzen, die Nachteile zu beachten.
In G, E, I, and H there are constructions with accusative NPs being the external argument of an infinitival, (1) to (4). In P these accusative NPs can only co-occur with an adjectival participle, (5), a construction also occurring in E, (6). The talk compares the syntactic and semantic structure of these constructions focussing on the syntactic category of the nonfinite clause, the status of the accusative NP, the status of the infinitive, restructuring effects, and embedding predicates (including aspect).
i. As to G, E, I, and H, the infinitival clause is regarded as a TP, i.e., a small clause. Its accusative NP and infinitival predicate form a unit – [4], [12], [8]. The AcI denotes, according to [4], an eventuality, which prevents it from being negated. Its subject is case marked by the matrix predicate, either by ECM or subject-to-object raising – [9] and [10]. AcI-constructions can show clause union effects, (7). H additionally allows Dative subjects in infinitive clauses, the latter only being licensed by impersonal predicates and co-occurring with an agreeing infinitive, (8a), – [3]. In case there is no agreeing infinitive, the Dative NP is the experiencer of the matrix clause, (8b). As for Italian, it allows Nominative subject NPs in the infinitive clause, (9a, b).
ii. As to P, small clause constructions differ structurally from E, G, I and H ones – [6], [7]. P small clauses are realizable by copula constructions with verbal być ‘be’ pronominal to ‘it’, (10), or “dual” copula elements, (cooccurrence of a pronominal and a verbal element, [1]), varying with respect to selectional restrictions (part of speech or case within complement phrases, extraction possibilities, [1]). The P counterpart to the AcI-constructions is the secondary predication over an accusative object via an adjectival present participle, (5), (11) and (12). The adjectival participle construction is systematically paraphrasable via clauses introduced by jak ‘how’ (11’) and (12’). In Polish, adjectival phrases like recytującego wiersz ‘reciting’, (11), and wracającego z podróży ‘returning’, (12), clearly function as adjuncts of the accusative object go ‘him’. In our talk, we will compare this P view to languages with typical AcI-constructions, where the AcI-clause is standardly analyzed as a complement of a matrix verb.
Die Aufbauprinzipien europäischer Possessionssysteme basieren viel öfter als gemeinhin angenommen auf gespaltener Possession. Dieses im Deutschen nicht prominente Phänomen wird anhand von Daten aus ausgewählten Beispielsprachen als in Europa durchaus etablierte Erscheinung vorgestellt. Die mit ihm verbundenen semantischen und morphosyntaktischen Aspekte werden anhand von qualitativen Korpusdaten diskutiert. Die Restriktionen, denen sie unterliegen, sind ebenfalls Gegenstand der Diskussion. In den Schlussfolgerungen wird dafür plädiert, künftig der Possession bei vergleichenden Studien zu europäischen Sprachen mehr Beachtung zu schenken.
Der Aufsatz knüpft an die Diskussion zur Verwendung von formalen grammatischen Kategorien im Sprachvergleich an (vgl. insbesondere Haspelmath 2007, 2010a, b und Newmeyer 2007, 2010). Es wird dabei nicht danach gefragt, ob sprachübergreifende grammatische Kategorien (oder genauer gesagt Kategorienausprägungen) existieren oder nicht bzw. ob einzelsprachliche grammatische Kategorien im Sprachvergleich sinnvoll einsetzbar sind, sondern wie ähnlich bzw. unterschiedlich einzelsprachliche Kategorien bzw. Kategorisierungen sind. Das Ziel ist damit, eine Methode zur Messung des Äquivalenzgrades von grammatischen Kategorien in verschiedenen Sprachen zu präsentieren; dies wird am Beispiel des IMPERATIVS im Deutschen, Englischen, Polnischen und Tschechischen illustriert.
Dieser Aufsatz befasst sich mit pragmatischen Aspekten von Negationsanhebung (NA), die vor allem in Horn (1978) erörtert wurden, und mit performativischen Eigenschaften von NA-Konstruktionen, die ursprünglich in Prince (1976), vor allem mit Bezug auf französische Daten diskutiert wurden. Das Ziel ist, die Kernaussagen von Horn (1978) und Prince (1976) mit Korpusdaten im übereinzelsprachlichen Kontext zu validieren. Als Gegenstand der Untersuchung werden deutsche und polnische NA-Konstruktionen herangezogen und entsprechend zwei verschiedene monolinguale Korpora als Datenquelle benutzt.
Deutsch hat neben dem definiten Artikel und dem indefiniten Artikel noch zwei weitere indefinite Artikel, bzw. Gebrauchsweisen von Ausdrücken, die einem Artikelgebrauch sehr nahe kommen: (i) der indefinite Gebrauch des Demonstratives „dies“ und (ii) das aus „so“ und dem indefiniten Artikel verschmolzene „son“. In der vorliegenden Arbeit werden die referenziellen Eigenschaften dieser beiden indefiniten Demonstrativpronomen bezüglich ihrer Referentialität, Spezifizität und Diskursprominenz mit denen des indefiniten Artikels verglichen. Es kann gezeigt werden, dass indefinite Demonstrativpronomen deutlich stärkere referenzielle Eigenschaften in diesen Bereichen haben als der indefinite Artikel. Abschließend wird die Untersuchung auf Demonstrative weiterer Sprachen ausgedehnt, um so nach sprachübergreifenden Prinzipien dieser Ausdrücke und ihrer indefiniten Gebrauchsweisen zu suchen.
Ausgangspunkt ist die z. B. von Hawkins und König vertretene These, kontrastive Grammatikschreibung sei das ,Komplement‘ der Typologie, die auf dem Hintergrund des Projekts „Grammatik des Deutschen im europäischen Vergleich" einer kritischen Prüfung und Modifikation unterzogen wird. Als Exemplifikation werden zwei Phänomenbereiche der deutschen und der rumänischen Grammatik, vor allem nach Maßgabe ihrer Darstellung in der deutsch-rumänisch kontrastiven Grammatik, vergleichend untersucht: die Kategorie des Genus und die Markierung syntaktischer Funktionen durch Kasusdifferenzierung oder andere Mittel, insbesondere die ,differentielle Objektmarkierung'. In beiden Fällen kann gezeigt werden, dass typologische Generalisierungen, etwa die mögliche Struktur von Genussystemen oder Hierarchien wie die Belebtheits- und die Definitheitshierarchie betreffend, dem kontrastiven Vergleich zu mehr Erklärungskraft verhelfen.
Gegenstand des Vortrags ist das Projekt "Grammatik des Deutschen im europäischen Vergleich" der Abteilung Grammatik des IDS. Mit dem Projekt wird eine innovative Form der vergleichenden Grammatikschreibung realisiert, die a) sprachtypologisch fundiert ist, b) statt eines bilateralen Vergleichs das Deutsche mit einem breiten Spektrum europäischer Sprachen (mit den Kernkontrastsprachen Englisch, Französisch, Polnisch und Ungarisch) kontrastiert und c) die grammatischen Strukturen des Deutschen auf diesem Hintergrund expliziter herausarbeitet. In dem Vortrag werde ich das Projekt mit seinen beiden gegenwärtigen Teilprojekten "Grammatik des Nominals" und "Wortphonologie" vorstellen.
Plural und Pluralität im Sprachvergleich, insbesondere zwischen dem Deutschen und dem Ungarischen
(2004)
Leitfrage des Beitrags ist: Was kann der Blick von außen, insbesondere der Blick aus der Perspektive europäischer Sprachen für die grammatische Beschreibung des Deutschen erbringen? Als Exemplifikationsbereich im Für und Wider wird die Grammatik der Pronomina herangezogen, primär die der Personal- und Reflexivpronomina. Dieser Beispielbereich geht ebenso wie das Vortragsthema insgesamt auf das Projekt „Grammatik des Deutschen im europäischen Vergleich“ (GDE) zurück, an dem derzeit in der Abteilung Grammatik des IDS gearbeitet wird. Dreh- und Angelpunkt aller sprachvergleichenden Unternehmungen ist die Frage nach dem tertium comparationis. Es wird dafür plädiert, ‚funktionale Domänen‘ als Anfangstertium zu bestimmen. Diese dienen als Einstieg in eine Methodologie der fortschreitenden Form- und Funktionsdifferenzierung'. Der erhoffte Mehrwert für unser Wissen über das Deutsche - so die These - verteilt sich auf die allgemeine Sprachtypologie und auf den Vergleich mit europäischen „Nah“- Sprachen. Der Blick auf das typologische Spektrum insgesamt sensibilisiert für Fakten, die im europäischen Raum nur indirekten Niederschlag haben. Der Kontrast mit Sprachen wie dem Polnischen, Ungarischen usw. bringt auch dort, wo große Übereinstimmung zu bestehen scheint, die nötige Feindifferenzierung und schärft den Blick für die Besonderheiten im Detail. Pronominale Beispiele für die Fallstricke der einzelsprachlichen Grammatik, etwa Formen von Über- und Untergeneralisierung, sollen das Plädoyer für eine Europäisierung der Grammatik abrunden.