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Dieser Beitrag analysiert, wie sich Verbosität als Widerstandsphänomen sprachlich-interaktional manifestiert. Widerstand gilt in der psychodynamischen Therapie als Schutzfunktion der Patienten vor Veränderung, die den Fortschritt der Therapie hemmt, ist aus therapeutischer Sicht jedoch ein wertvoller Indikator für dahinterliegende, bedeutungsvolle Erfahrungen der Patienten. Gegenstand der Analyse sind drei Fallbeispiele aufgezeichneter ambulanter, psychodynamischer Therapiesitzungen. Die folgenden Merkmale von Verbosität sind Ergebnisse der Untersuchung: a) eine Themenverschiebung zu Beginn der jeweiligen Erzählung; b) Erzählgegenstand sind dritte, nicht anwesende Personen und/oder alltägliche Begebenheiten; c) Emotionen werden wenig oder gar nicht thematisiert; d) die Erzählungen weisen einen hohen Detailliertheitsgrad auf. Therapeuten behandeln die Erzählungen nur implizit als verbos durch eine zunächst abwartende Haltung, wenig bis keine Nachfragen sowie die Thematisierung von Emotionen und der Bedeutung des Gesagten für die Patienten selbst. Außerdem lenken sie das Gespräch auf die Patienten bzw. auf das vorherige Gesprächsthema oder übertragen die erzählte Geschichte auf die aktuelle Gesprächssituation.
Bisherige linguistische Studien zum mündlichen Erzählen beziehen sich vornehmlich auf die Beschreibung verbaler und vokaler Verfahren. Erzählen findet jedoch häufig unter den Bedingungen der zeitlich-räumlichen Ko-Präsenz der SprecherInnen statt, die den Gebrauch von körperlichen und materiellen Ressourcen ermöglicht. Der vorliegende einleitende Beitrag des Themenheftes modelliert Erzählen daher als körpergebundene und verkörperlichte Praktik, die es im Rahmen von interaktionalen und sequenzorientierten Analyseansätzen zu beschreiben gilt. Im Anschluss an die Darstellung von Entwicklungslinien der soziolinguistischen und interaktional-gesprächsanalytischen Untersuchung konversationellen Erzählens wird ein Überblick über bisherige Befunde zur multimodalen Ausgestaltung des Erzählens in der face-to-face-Interaktion gegeben. Abschließend werden grundlegende Fragestellungen skizziert, deren Beantwortung im Rahmen einer multimodalen Erzählanalyse die tatsächliche Alltagspraxis des Erzählens umfassender zu erschließen vermag.
Zunehmend werden Videos und ihre Präsentation für die gesprächsanalytische Arbeitspraxis wichtig. Dieser Beitrag gibt praxisorientierte Hilfestellungen für die Einbettung von Audio- und Videodateien in Microsoft Powerpoint 2003 unter Windows XP, geht auf unterschiedliche Dateitypen ein und stellt Software zum Konvertieren und Editieren von Videodateien vor. Als besonders elaborierte Präsentationstechnik wird Screenrecording-Software beschrieben, mit der Bildschirmfilme von Abläufen z.B. in Transkriptionssoftware erstellt werden können, um so Video, Transkript und Analyse simultan in Powerpoint darzustellen.
Argumentation gilt als zentrales rationales Verfahren gewaltfreier Problem- und Konfliktlösung. Die dabei vorausgesetzte Prämisse der Intersubjektivierbarkeit und Rationalitätsbestimmtheit wurde aber nie daraufhin geprüft, ob sie mit den Bedingungen und Zwängen der Herstellung und Durchführung von Gesprächen vereinbar ist. Auf der Basis einer detaillierten linguistischen Gesprächsanalyse von mehr als 60 alltagsweltlichen Problem- und Konfliktgesprächen wird in dem Beitrag skizziert, wie Argumentation in Gesprächen hergestellt und durchgeführt wird. Interaktive Sequenzierung und inhaltliche Bezugnahmen machen dabei deutlich, dass Gesprächsteilnehmer stets auf interaktionskonstitutive Elemente abheben: Was zur Herstellung von Gesprächen notwendig ist, wird in Gesprächen als Argument gewendet. Argumentation wird damit als eine soziale Handlungspraxis bestimmt, deren Ursprung in den Bedingungen, Möglichkeiten und Zwängen von Gesprächen, von sozialer Interaktion überhaupt liegt. Die für Argumentation konstitutive Anbindung an übergeordnete Handlungsorientierungen widerspricht dabei fundamental der Idee rein sachbezogener und interesseloser Aushandlung, wie sie seit der Antike in den Wissenschaften, aber auch im Alltagsdenken vorherrscht. Was Gesprächsteilnehmer beim Argumentieren antreibt, ist die Kraft intersubjektiven Glaubens an Argumentation als ein Verfahren zur Entwicklung einer gemeinsam geteilten Perspektive, und der Anspruch an das Verfahren als ein Validität garantierendes Verfahren wird dabei außerdem noch mit dem Anspruch auf die Validität des Ergebnisses einer Argumentation verwechselt. Die Kraft des intersubjektiven Glaubens und der Anspruch an das Verfahren sind die zentralen Bestandteile dessen, was hier Kommunikationsideologie genannt wird.
In der wissenschaftlichen Forschung zum Argumentieren besteht immer noch ein eklatantes Empiriedefizit. Die gesprächsanalytische Untersuchung natürlicher Gespräche zeigt die Schwierigkeiten bei der Bestimmung der Grenzen des Argumentierens auf wie auch bei der Identifikation der internen Strukturen. Im Beitrag wird versucht, ausgehend von der theoretischen Konzeption der Interaktionskonstitution sensu Kallmeyer und Schütze, den Gegenstand 'Argumentieren in Gesprächen' aus den konstitutiven Eigenschaften von Interaktion selbst heraus zu bestimmen. Es zeigt sich, dass Gesprächsteilnehmer argumentieren, wenn die Bearbeitung übergreifender Handlungsaufgaben durch ein Darstellungsdefizit gefährdet oder blockiert ist. Argumentieren ist dabei intern in fünf Sequenzschritten organisiert, wobei die Argumentationssequenz auf verschiedene Weise expandiert und kondensiert werden kann. Sequenzielle Struktur und Variabilität gewährleisten interaktive Kontrolle des Geschehens und maximale Flexibilität, was Argumentieren zu einem praktikablen, lösungsorientierten Interaktionsverfahren macht.
Soziale Ordnung wird im alltäglichen gesellschaftlichen Miteinander hergestellt, wobei Sprache und kommunikative Handlungen die zentrale Rolle spielen. Durch Rückgriff auf verfestigte Muster können Interagierende die Koordination von Gesprächssituationen erheblich entlasten. Hierbei kann im Sinne eines praxistheoretischen Ansatzes von sozialen Praktiken gesprochen werden, die im gesellschaftlichen Handeln verankert sind und durch die soziale Wirklichkeit reflexiv hergestellt wird. Die Beiträge beschreiben solche sozialen Praktiken unter gesprächs- und/oder gattungsanalytischen Gesichtspunkten anhand unterschiedlicher Interaktionssituationen: In der Face-to-Face-Interaktion werden kommunikative Muster in Yogastunden, Gassigesprächen und Alltagskommunikation in den Blick genommen. Zudem werden anhand medial vermittelter Daten Pferde-Galopprennen-Live-Kommentare und die redebegleitende Geste Air Quote, Shitstorms und Bild-Makros auf Facebook sowie die Scherzkommunikation in WhatsApp-Gruppenchats diskutiert.