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Ist die Germanistik – oder besser: befinden sich die Deutschstudien insgesamt in den nordischen und baltischen Ländern ‚auf dem absteigenden Ast‘? Was die an vielen Orten der Region seit längerem rückläufige Zahl der Studierenden und die Anzahl der Deutschinstitute und -abteilungen an den Hochschulenbetrifft, kann dem in weiten Teilen kaum widersprochen werden. Aber gilt dies auch für die Qualität der Ausbildung und das sprachliche Niveau der Studienanfänger/innen? Und sägen die Deutschstudien in der Region durch zu wenig ansprechende Studienangebote nicht vielleicht selbst an dem Ast, auf dem sie sitzen? Mit diesen Fragen beschäftigt sich das Projekt UniStart Deutsch@NBL, das in diesem Beitrag vorgestellt wird.
“Linguistic Landscapes” (LL) is a research method which has become increasingly popular in recent years. In this paper, we will first explain the method itself and discuss some of its fundamental assumptions. We will then recall the basic traits of multilingualism in the Baltic States, before presenting results from our project carried out together with a group of Master students of Philology in several medium-sized towns in the Baltic States, focussing on our home town of Rēzekne in the highly multilingual region of Latgale in Eastern Latvia. In the discussion of some of the results, we will introduce the concept of “Legal Hypercorrection” as a term for the stricter compliance of language laws than necessary. The last part will report on advantages of LL for educational purposes of multilingualism, and for developing discussions on multilingualism among the general public.
Zum Geleit
(2021)
Neben den wissenschaftlichen Aufsätzen, die nach den Qualitätskriterien
der heute üblichen doppelt anonymen Begutachtung ausgewählt wurden, enthält das Heft drei Berichte – zu einer Tagung zur Mehrsprachigkeit in Tartu, zu einem interdisziplinären DaF-Projekt in Tallinn sowie zu einer Forschungsgruppe zu Sprachkompetenzen und Deutschlernmotivationen von Student/innen in den baltischen und nordischen Ländern. Das Heft wird schließlich durch zwei Rezensionen abgerundet.
Der Beitrag stellt zunächst einige allgemeine Überlegungen zu Kategorisierungen von Sprachen an. Dann werden die Sprachenvielfalt im Baltikum und Statistiken von Deutschsprechern vorgestellt, bevor verschiedene Studien zum Deutschen im Baltikum erläutert werden. Auf dieser Grundlage erfolgt eine Einordnung des Baltikums in Modelle der internationalen Stellung des Deutschen, mit deren Hilfe das Konzept Ergänzungssprache begründet wird. Schließlich werden einige Überlegungen dazu angestellt, welcher Nutzwert durch diese Konzeptualisierung entsteht.
Dieser Beitrag möchte einen Überblick über die Rolle geben, die die Regionalsprache Lettgallisch im Bildungssektor im Baltikum spielt. Zum einen soll in groben Zügen die historische gesellschaftliche Entwicklung des Lettgallischen mit einem Schwerpunkt auf dem Bildungsbereich dargestellt werden, zum anderen werden Entwicklungen der letzten Jahre diskutiert, in denen Diskurse und Einstellungen zum Lettgallischen eine Wandlung durchlaufen. Der theoretische Rahmen dafür sind internationale Diskussionen zu Regional- und Minderheitensprachen sowie Debatten in der Bildungspolitik. Damit soll nicht zuletzt Aufmerksamkeit für das Lettgallische in der deutschsprachigen Wahrnehmung des Baltikums generiert werden, das in einem Kompendium zu Bildungsgeschichte(n) im Baltikum nicht fehlen darf. Nach einer kurzen Einführung in die Region Lettgallen (Latgale) und das Lettgallische folgen aktuelle Beispiele für den sich ändernden Gebrauch des Lettgallischen und seine Einordung in Diskurse zu Minderheitensprachen. Schließlich wird auf jüngste politische Entwicklungen eingegangen, etwa im Kontext der Ausarbeitung neuer Lehrstandards für die staatlichen Schulen in Lettland.
This edited collection provides an overview of linguistic diversity, societal discourses and interaction between majorities and minorities in the Baltic States. It presents a wide range of methods and research paradigms including folk linguistics, discourse analysis, narrative analyses, code alternation, ethnographic observations, language learning motivation, languages in education and language acquisition. Grouped thematically, its chapters examine regional varieties and minority languages (Latgalian, Võro, urban dialects in Lithuania, Polish in Lithuania); the integration of the Russian language and its speakers; and the role of international languages like English in Baltic societies. The editors’ introductory and concluding chapters provide a comparative perspective that situates these issues within the particular history of the region and broader debates on language and nationalism at a time of both increased globalization and ethno-regionalism. This book will appeal in particular to students and scholars of multilingualism, sociolinguistics, language discourses and language policy, and provide a valuable resource for researchers focusing on Baltic States, Northern Europe and the post-Soviet world in the related fields of history, political science, sociology and anthropology.