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Der Auftaktworkshop "Lexik des gesprochenen Deutsch: Forschungsstand, Erwartungen und Anforderungen an die Entwicklung einer innovativen lexikografischen Ressource" fand am 16. und 17. Februar 2017 am Institut fur Deutsche Sprache (IDS) in Mannheim statt. Das von der Leibniz-Gemeinschaft geforderte Projekt "Lexik des gesprochenen Deutsch" (=LeGeDe, Leibniz-Wettbewerb 2016, Forderlinie "Innovative Vorhaben") nahm im September 2016 am IDS seine Arbeit auf. Das Hauptziel ist die Erstellung einer korpusbasierten elektronischen Ressource zur Lexik des gesprochenen Deutsch auf der Grundlage von lexikologischen und gesprachsanalytischen Untersuchungen authentischer gesprochensprachlicher Daten.
In diesem Aufsatz werden Diskursmarker als Operatoren definiert, die Skopus über Sprechakte nehmen, d.h. Sprechakte modifizieren oder miteinander verknüpfen. Als Sprechakte in diesem Sinne kommen neben perlokutionären und illokutionären auch lokutionäre Akte in Betracht. Die Operation eines Diskursmarkers wird als Zuordnung thematischer Rollen konzeptualisiert. Dafür muss der Diskursmarker zu seinem Operanden im syntaktischen Verhältnis eines Kopfes zu seinem Komplement oder eines Adjunktes zu seinem Wirt stehen, oder er muss ein syntaktisch unabhängiger referentieller Ausdruck sein, der seinen Operanden als Verweisziel nimmt. Linear stehen Diskursmarker typischerweise peripher zu ihren Operanden. In satzförmigen Operanden können adverbiale Diskursmarker auch Binnenstellungen einnehmen.
Zur Einführung
(2017)
Der Aufsatz beschreibt Grundlinien der Diskursmarkerforschung von ihren Anfängen bis in die Mitte der 2010er Jahre. Der Schwerpunkt liegt auf einer fachgeschichtlichen und systematischen Rekonstruktion des Diskursmarkerbegriffs. Im ersten Schritt werden Herausbildung und Entwicklung des Terminus nachgezeichnet und zu verwandten Termini wie Partikel, Gesprächswort und (pragmatischer) Operator in Beziehung gesetzt. Dabei werden unterschiedliche Forschungstraditionen in Germanistik, angelsächsischer Linguistik und Romanistik sowie ihre wechselseitigen Verflechtungen berücksichtigt. Im zweiten Schritt werden inhaltliche Bestimmungen des Diskursmarkerbegriffs in morphologischer, prosodischer, syntaktischer, semantischer, pragmatischer und sprachgeschichtlicher Hinsicht zusammengestellt und gewichtet. Zum Schluss werden unterschiedliche Richtungen der Diskursmarkerforschung in einen systematischen Zusammenhang gestellt, der die notorischen Unschärfen des Diskursmarkerbegriffs verständlich macht und ihre Überwindung absehbar erscheinen lässt.
Es wurden Interviews mit hauptberuflichen KommunikationstrainerInnen geführt, um herauszufinden, inwieweit diese sprachwissenschaftliche Theorien, Methoden und Ergebnisse kennen und für ihre Trainings nutzen, wie sie das Verhältnis von Theorie und Praxis der Kommunikation sehen und welche Methoden der Diagnose von Kommunikationsproblemen, Veränderung und Evaluation sie einsetzen. Wie die Befragung zeigt, ist die Distanz zwischen Trainingspraxis und Sprachwissenschaft noch immer sehr groß und haben nur wenige Theorien und Ergebnisse in den Trainingsbereich Eingang gefunden. Die diskursanalytischen Methoden zur Analyse kommunikativer Probleme werden hier bislang kaum genutzt. Eine Konsequenz daraus sollte u.E. sein, daß die Linguistik für eine Kooperation in aktiver Weise attraktive und auf die Adressaten zugeschnittene Angebote machen muß.
Einführung in die Bände
(2002)
Einführung in die Bände
(2002)
Nachdem die letzte Konferenz der International Pragmatics Association (IPrA) aufgrund der COVID-19-Pandemie in den virtuellen Raum verlegt werden musste, kehrte die 18th International Pragmatics Conference wieder in die Präsenz zurück. Etwa 1300 Wissenschaftler:innen und Interessierte fanden sich vom 09. bis zum 14. Juli 2023 in der Europahauptstadt Brüssel zusammen, um sich unter dem Motto The shape of interaction: the pragmatics of (a)typicality über aktuelle Themen der Pragmatik auszutauschen. In mehr als 400 Sessions präsentierten Wissenschaftler:innen aus aller Welt ihre Forschung und diskutierten, was Typikalität und Atypikalität für die Sprachwissenschaft bedeutet. Dabei standen nicht nur die Teilnehmer:innen in Präsenz vor der Schwierigkeit, bei bis zu 24 simultan ablaufenden Vorträgen den thematisch passendsten auszuwählen: Die Konferenz fand erstmals als hybrides Format statt. Es schalteten sich rund 200 Teilnehmer:innen über die Konferenzplattform online dazu und folgten entweder der Vielzahl an Vorträgen oder präsentierten ihre eigenen Forschungsergebnisse.
Overtaking as an interactional achievement : video analyses of participants' practices in traffic
(2018)
In this article we pursue a systematic and extensive study of overtaking in traffic as an interactional event. Our focus is on the accountable organisation and accomplishment of overtaking by road users in real-world traffic situations. Data and analysis are drawn from multiple research groups studying driving from an ethnomethodological and conversation analytic perspective. Building on multimodal and sequential analyses of video recordings of overtaking events, the article describes the shared practices which overtakers and overtaken parties use in displaying, recognizing and coordinating their manoeuvres. It examines the three sequential phases of an overtaking event: preparation and projection; the overtaking proper; the re-alignment post-phase including retrospective accounts and assessments. We identify how during each of these phases drivers and passengers organize intra-vehicle and inter-vehicle practices: driving and non-driving related talk between vehicle- occupants, the emerging spatiotemporal ecology of the road, and the driving actions of other road users. The data is derived from a two camera set-up recording the road ahead and car interior. The recordings are from three settings: daily commuting, driving lessons, race-car coaching. The events occur on a variety of road types (motorways, country roads, city streets, a race track, etc.), in six languages (English, Finnish, French, German, Italian, and Swedish) and in seven countries (Australia, Finland, France, Germany, Sweden, Switzerland, and the UK). From an exceptionally diverse collection of video data, the study of which is made possible thanks to the innovative collaboration of multiple researchers, the article exhibits the range of practical challenges and communicative skills involved in overtaking.
Der vorliegende Beitrag setzt sich mit dem computergestützten Transkriptionsverfahren arabisch-deutscher Gesprächsdaten für interaktionsbezogene Untersuchungen auseinander. Zunächst werden wesentliche methodische Herausforderungen der gesprächsanalytischen Arbeit adressiert: Hinsichtlich der derzeitigen Korpustechnologie ermöglicht die Verwendung von arabischen Schriftzeichen in einem mehrsprachigen, bidirektionalen Transkript keine analysegerechte Rekonstruktion von Reziprozität, Linearität und Simultaneität sprachlichen Handelns. Zudem ist die Verschriftung von arabischen Gesprächsdaten aufgrund der unzureichenden (gesprächsanalytischen) Beschäftigung mit den standardfernen Varietäten und gesprochensprachlichen Phänomenen erschwert. Daher widmet sich der zweite Teil des Beitrags den bisher erarbeiteten und erprobten Lösungsansätzen ̶ einem stringenten, gesprächsanalytisch fundierten Transkriptionssystem für gesprochenes Arabisch.
Dieser Beitrag analysiert, wie sich Verbosität als Widerstandsphänomen sprachlich-interaktional manifestiert. Widerstand gilt in der psychodynamischen Therapie als Schutzfunktion der Patienten vor Veränderung, die den Fortschritt der Therapie hemmt, ist aus therapeutischer Sicht jedoch ein wertvoller Indikator für dahinterliegende, bedeutungsvolle Erfahrungen der Patienten. Gegenstand der Analyse sind drei Fallbeispiele aufgezeichneter ambulanter, psychodynamischer Therapiesitzungen. Die folgenden Merkmale von Verbosität sind Ergebnisse der Untersuchung: a) eine Themenverschiebung zu Beginn der jeweiligen Erzählung; b) Erzählgegenstand sind dritte, nicht anwesende Personen und/oder alltägliche Begebenheiten; c) Emotionen werden wenig oder gar nicht thematisiert; d) die Erzählungen weisen einen hohen Detailliertheitsgrad auf. Therapeuten behandeln die Erzählungen nur implizit als verbos durch eine zunächst abwartende Haltung, wenig bis keine Nachfragen sowie die Thematisierung von Emotionen und der Bedeutung des Gesagten für die Patienten selbst. Außerdem lenken sie das Gespräch auf die Patienten bzw. auf das vorherige Gesprächsthema oder übertragen die erzählte Geschichte auf die aktuelle Gesprächssituation.
Die 7. Auflage der Duden-Grammatik ist u.a. erweitert um ein Kapitel "Gesprochene Sprache" im Umfang von 80 Druckseiten. Der Beitrag behandelt eine Reihe von konzeptionellen Fragen, die sich beim Verfassen dieses Kapitels ergaben, und stellt seinen Aufbau und Inhalt vor. Nach einer Skizzierung der Rahmenbedingungen (Abschnitt 2.) wird der Gegenstandsbereich einer Grammatik gesprochener Sprache diskutiert (Abschnitte 3. bis 5.). Abschnitt 6. behandelt einige Konsequenzen, die sich aus der Andersartigkeit des Gegenstands 'Gesprochene Sprache' für die Grammatikschreibung ergeben. Ein weiteres Problem stellt die Frage dar, ob bzw. inwieweit die schriftsprachlich geprägten Kategorien der traditionellen Grammatik geeignet sind, Phänomene der gesprochenen Sprache zu beschreiben und inwieweit gegenstandsangemessene Kategorien entwickelt werden müssen. Abschnitt 7. exemplifiziert diese Frage am Beispiel der sog. Apokoinukonstruktionen. Ein methodisches Problem stellt die Ermittlung von Besonderheiten der gesprochenen Sprache durch den Vergleich mit der geschriebenen dar (Abschnitt 8.). Abschnitt 9. skizziert Inhalte und Gliederung des Kapitels "Gesprochene Sprache". Abschließend werden konzeptionelle Probleme der Duden-Grammatik angesprochen (Abschnitt 10.).
Unterschiedliche Auffassungen von Kommunikation haben auch unterschiedliche Konzepte zur Veränderung von Kommunikationsverhalten zur Folge. An Beispielen aus betrieblichen Kommunikationstrainings wird herausgearbeitet, wie im Rahmen von Übungsgesprächen problematische Aspekte im Kommunikationsverhalten der Teilnehmer identifiziert und bearbeitet werden und welche Konzeptualisierung von Kommunikation diesen Monita zugrunde liegt. Die Analyse führt auf drei zentrale Schwachstellen dieser Trainings: das Explikations-, das Konzeptualisierungs- und das Umsetzungsproblem. Anhand dieser drei Probleme wird dargestellt, welche anderen Lösungen eine gesprächsanalytisch fundierte Form von Kommunikationsschulung anzubieten hat.
Der Beitrag verdeutlicht am Beispiel eines bestimmten Gesprächstyps - Reklamationsgesprächen -, welche Möglichkeiten die angewandte Diskursforschung zu seiner Analyse hat und wie entsprechende Untersuchungsergebnisse für Trainings fruchtbar gemacht werden können. Speziell wird gezeigt, wie die in Reklamationen auftretenden Kommunikationsprobleme den Aufgaben eines zugrundeliegenden Handlungsschemas zugeordnet werden können und welche Möglichkeiten zur sprachlich-kommunikativen Bewältigung dieser Aufgaben bestehen.
Die Arbeit wurde vom Verein für Gesprächsforschung mit dem Dissertationsförderpreis 2020 ausgezeichnet.
Bis heute gehört die Frage, wie InteraktionsteilnehmerInnen verstehen, welche von mehreren möglichen Lesarten eines sprachlichen Formats im jeweiligen Kontext gilt, zu den größten Herausforderungen der Konversationsanalyse. Aufbauend auf den Erkenntnissen über soziales Handeln in der Interaktion in Sprechakttheorie und Konversationsanalyse beschäftigt sich diese Arbeit mit dem Verhältnis zwischen rekurrenten sprachlichen Formaten und sozialen Handlungen. Im Fokus stehen interrogative und deklarative Modalverbformate: soll ich...?, kannst du...?, willst/magst/möchtest du...?, du kannst... und ich kann...
Eine umfassende, korpusdatengestützte Untersuchung zu diesen Formaten im Deutschen fehlte bisher. In der Forschung zu anderen Sprachen wurden vergleichbare Formate eingehender untersucht, aber fast ausschließlich in Bezug auf direktiv-kommissive Handlungen, wie Bitten, Aufforderungen, Angebote, Vorschläge etc., während das breitere Handlungsspektrum und -potenzial der Formate nicht aufgezeigt wurde.
Die vorliegende Untersuchung zeigt auf,
1. welches Handlungsspektrum die untersuchten Formate aufweisen,
2. wie die Komposition eines Turns, dessen Position (i.e., in der laufenden Sequenz, in der Interaktion, in der Aktivität oder in der Interaktionsgeschichte) sowie weitere kontextuelle Faktoren (wie z.B. die Verteilung von epistemischen und deontischen Rechten) dazu beitragen, wie das Format als diese oder jene Handlung in der Interaktion verstanden wird, und
3. welches Handlungspotenzial bzw. welche globale Handlungsbedeutung das jeweilige Format aufweist.
Die Untersuchung bedient sich der Methodik der Konversationsanalyse und der Interaktionalen Linguistik und beruht auf mehr als 500 Belegen aus Videoaufnahmen natürlicher Interaktion aus dem FOLK-Korpus.
Die vorliegende Arbeit zeigt, welche Handlungen mit den untersuchten Formaten vollzogen werden und welche Rolle unterschiedliche Faktoren (wie die Position des Turns, die Verteilung von deontischen und epistemischen Rechten, und die Verantwortung für das Projekt, auf das sich die Handlung bezieht, das Agens der künftigen Handlung, das nonverbale Verhalten von Interagierenden während der Realisierung des fokalen Turns etc.) dafür spielen, wie das jeweilige Format verstanden wird. Überdies wird nachgewiesen, welche weiteren linguistischen Merkmale (wie z.B. Vorkommen von Adverbien und Modal- bzw. Abtönungspartikeln, Argumentrealisierung, Wortfolge, Semantik des Vollverbs etc.) zusätzlich zum Modalverbformat für Handlungskonstitution und -zuschreibung relevant sein können und wann. Somit werden Faktoren herausgearbeitet, die für die weitere Entwicklung des Konzeptes ‚Format für soziale Handlungen‘ notwendig sind.
Die Arbeit zeigt, dass eine umfassende Analyse des gesamten Handlungsspektrums der Verwendung sprachlicher Formen auf Basis eines großen Korpus notwendig ist, um die für bestimmte Handlungsfunktionen relevanten Realisierungs- und Kontextbedingungen korrekt identifizieren zu können und vorschnellen Schlüssen über die Assoziation von linguistischen Formaten mit bestimmten Handlungen vorzubeugen. Trotz unterschiedlicher feingranularer Funktionen der Formate ist allerdings stets eine Kernbedeutung feststellbar, die zum Handlungspotenzial des jeweiligen Formats beiträgt.
GAIS – GesprächsAnalytisches InformationsSystem. Ein hypermediales Lernsystem zur Gesprächsforschung
(2002)
Der vorliegende Beitrag stellt das vom BMBF geförderte Projekt GAIS (GesprächsAnalytisches InformationsSystem) vor, welches am Institut für Deutsche Sprache (IDS) entwickelt wird. GAIS ist ein hypermediales und didaktisch aufbereitetes Lernsystem zur Gesprächsanalyse für Einsteiger und Experten. Durch die unterschiedlichen Schwierigkeitsgrade ist es sowohl für Lehrende als auch für Lernende konzipiert. GAIS bietet eine Plattform, die Theorie, Praxis, Beispiele, Links, Anwendungen und Literatur zur Gesprächsforschung bündelt. Nutzer können diese Informationen rezipieren, ihre Kenntnisse überprüfen und mit technischen Werkzeugen eigene Analysen erstellen.
Der vorliegende Beitrag beschäftigt sich mit ICH WEIß NICHT und der Frage danach, ob einige der Verwendungen als Diskursmarker bezeichnet werden können oder nicht. Es wird zunächst ein Überblick über die Kriterien gegeben, die in der interaktionalen Linguistik für die Diskursmarkerdefinition diskutiert wurden. Dabei wird versucht, definitorische Kriterien von empirischen Befunden abzugrenzen. Es folgt eine Analyse verschiedener Verwendungen von ICH WEIß NICHT. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf Verwendungen als epistemischer und pragmatischer Marker, die sowohl mit prospektiver Orientierung als auch mit retrospektiver Orientierung vorkommen. Abschließend wird der Unterschied zwischen definitorischen und empirischen Kriterien für die Diskursmarkerdefinition systematisiert. Auf dieser Basis argumentieren wir dafür, dass alle Verwendungen von ICH WEIß NICHT, die diskursfunktionale Eigenschaften haben und syntaktisch desintegriert sind, Diskursmarkerverwendungen sind. Einige davon sind prototypischer, während andere Fälle eher marginal sind, da sie einige Merkmale, die die meisten Diskursmarker kennzeichnen, nicht aufweisen.
Der Beitrag widmet sich der Ausgestaltung von Instruktionen und Aufforderungen zum rückwärts Einparken im theoretischen und praktischen Fahrschulunterricht in Abhängigkeit von den Eigenschaften der jeweiligen Unterrichtssituation. Verglichen werden dazu Instruktionssequenzen aus drei Vermittlungstypen: 1. die Instruktion anhand einer software-gestützten Einparksimulation im Theorie-Unterricht, 2. die Instruktion anhand einer Modellautodemonstration im Fahrschulauto, und 3. der direkt angeschlossene erste praktische Übungsvorgang. Eine Untersuchung der grammatischen Ausgestaltung der Instruktionen und der verkörperten Handlungen zeigt eine besondere Funktion der Modellautodemonstration: Dieser Vermittlungstyp vereint Aspekte sowohl der Unterrichtssituation im Fahrschulraum als auch im fahrenden Auto. Die Orientierungspunkte am Modell werden mit denen des 'realen' Autos und seiner Umgebung verbunden. Dabei offenbart sich in den Instruktionen und Aufforderungen ein Kontinuum von Theorie und Praxis, dessen Ausprägungen maßgeblich von der (Ent-)Kopplung bezüglich der Anwendungssituation und der (Nicht-)Mobilität des Autos abhängen. Die Untersuchung zeigt, wie grammatische und multimodale Formen an ihren lokalen und situativen Kontext angepasst und interpretiert werden.
Der Beitrag beschäftigt sich mit der Interaktion zwischen blinden und sehenden Personen bei der kooperativen Anfertigung einer Audiodeskription. Eine Audio-deskription ist die verbale Beschreibung visueller Inhalte für Sehbeeinträchtigte und stellt eine Sonderform der Translation dar. Auf der Basis von Videodaten wird die Kooperation eines Dreierteams mit den Verfahren der multimodalen Interaktionsanalyse untersucht. Ein Charakteristikum dieser Kooperation besteht darin, dass eines der Teammitglieder blind ist und die beiden anderen sehen können. Das Erkenntnisinteresse richtet sich besonders auf die professionelle Beteiligung des blinden Teammitglieds an der Interaktion. Die Analyse zeigt, wie Blindheit als Ressource für die kooperative Herstellung der Audiodeskription genutzt wird und wie die Beteiligten in einer visuell asymmetrischen Situation interagieren. Der Beitrag ist eine der seltenen Untersuchungen, die sich mit professioneller Interaktion zwischen Blinden und Sehenden beschäftigen. Er diskutiert Aspekte von genereller Relevanz für die weitere Entwicklung der empirischen Interaktionsforschung, vor allem in Bezug auf eine Erweiterung von Beteiligungsperspektiven in Richtung Inklusion.
Dieser Beitrag stellt nach einer kurzen allgemeinen Einführung die Datenbank für Gesprochenes Deutsch (DGD) und das Forschungs- und Lehrkorpus Gesprochenes Deutsch (FOLK) als Instrumente speziell für gesprächsanalytisches Arbeiten vor. Anhand des Beispiels sprich als Diskursmarker für Reformulierungen werden Schritt für Schritt die Ressourcen und Tools für systematische korpus- und datenbankgesteuerte Recherchen illustriert: Nutzungsmöglichkeiten der Token-, Kontext-, Metadaten- und Positionssuche werden gezeigt, jeweils in Bezug auf und im wechselseitigen Verhältnis mit qualitativen Fallanalysen, auch mit Belegannotationen nach analyserelevanten (strukturellen und funktionalen) Kategorien. Schließlich wird das heißt als weiterer Reformulierungsindikator für eine vergleichende Analyse herangezogen. Dieser Beitrag stellt eine detailliertere Ausarbeitung einer kürzeren, eher technisch-didaktischen Online-Handreichung (Kaiser/ Schmidt 2016) zu diesem Thema dar, und hat einen stärker inhaltlich-analytischen Fokus.
From June 26th to July 2nd 2023 the International Conference on Conversation Analysis (ICCA) took place in Brisbane/Meanjin, Australia – after a long pause due to the Covid-pandemic and for the first time in the southern hemisphere. About 350 participants from about 50 different countries attended the conference. This year’s ICCA came up with 36 panels and about 300 papers that were presented. Four plenary speakers have been invited and 24 pre-conference workshops took place. On Wednesday evening Ilana Mushin, in her role as conference chair, officially opened ICCA. The President of the International Society of Conversation Analysis (ISCA), Tanya Stivers, also welcomed all participants. To get acquainted with the indigenous culture of Queensland, the opening ceremony was enriched with a highly impressive dance performance by First Nations people. After the official inauguration the international community met at the Welcome Reception to look forward together to the days ahead with many opportunities for exchange and networking.
As it will become clear throughout this report, the research topics revolved around not only classic CA concepts, but also importantly concerned embodiment, which continued the line of past conferences (Dix 2019). Another aspect that has been highlighted was conflict and social norms. Due to personal capacities, we can only present a selection of presentations within the scope of this conference report. The selection was influenced by the personal interest of the authors and should not be understood as rating in any sense.
Bisherige linguistische Studien zum mündlichen Erzählen beziehen sich vornehmlich auf die Beschreibung verbaler und vokaler Verfahren. Erzählen findet jedoch häufig unter den Bedingungen der zeitlich-räumlichen Ko-Präsenz der SprecherInnen statt, die den Gebrauch von körperlichen und materiellen Ressourcen ermöglicht. Der vorliegende einleitende Beitrag des Themenheftes modelliert Erzählen daher als körpergebundene und verkörperlichte Praktik, die es im Rahmen von interaktionalen und sequenzorientierten Analyseansätzen zu beschreiben gilt. Im Anschluss an die Darstellung von Entwicklungslinien der soziolinguistischen und interaktional-gesprächsanalytischen Untersuchung konversationellen Erzählens wird ein Überblick über bisherige Befunde zur multimodalen Ausgestaltung des Erzählens in der face-to-face-Interaktion gegeben. Abschließend werden grundlegende Fragestellungen skizziert, deren Beantwortung im Rahmen einer multimodalen Erzählanalyse die tatsächliche Alltagspraxis des Erzählens umfassender zu erschließen vermag.
This study investigates other-initiated repair and its embodied dimension in casual English as lingua franca (ELF) conversations, thereby contributing to the further understanding of multimodal repair practices in social interaction. Using multimodal conversation analysis, we focus on two types of restricted other-initiation of repair (OIR): partial repeats preceded or followed by the question word what (i.e., what X?/X what?) and copular interrogative clauses (i.e., what is X). Partial repeats with what produced with rising final intonation are consistently accompanied by a head poke and treated as relating to troubles in hearing, with the repair usually consisting of a repeat. In contrast to these partial repeats, copular interrogative clauses are produced with downward final intonation and accompanied by face-related embodied conduct. The what is X OIRs primarily target code-switched lexical items, the understanding of which is critical for maintaining the repair initiator’s involvement in the ongoing sequence. This study also contributes some general reflections on the possible complexity of OIR and repair practices from a multimodal perspective.
Die Studie untersucht therapeutische Strategien für den Umgang mit und das Management von Patientenwiderstand, der auf Lösungsorientierte Fragen in der Psychotherapie folgt. Patienten reagieren auf Lösungsorientierte Fragen regelmäßig dispräferiert. Die Therapeuten wiederum sollen therapeutisch relevantes Material elizitieren.
Mit Hilfe linguistisch-gesprächsanalytischer Methoden wird untersucht, wie Therapeuten im Anschluss an lösungsorientierte Anfragen mit dispräferierten Antworten umgehen. Das Widerstandsmanagement der Therapeuten umfasst dabei sowohl expansions- und reparaturinitiierende Reaktionen als auch Themenwechsel.
Untersucht werden 15 psychodiagnostische Erstgespräche nach der erweiterten Version der Operationalisierten Psychodynamischen Diagnostik (OPD-2), einem standardisierten und manualisierten diagnostischen Inventar, das die psychodynamischen Kräfte hinter den Erkrankungen der Patienten erfassen soll.
Die „21. Arbeitstagung zur Gesprächsforschung“ mit dem Rahmenthema „Vergleichende Gesprächsforschung“ fand vom 21.-23. März 2018 am Institut für Deutsche Sprache in Mannheim statt. Das Ziel der Tagung war es, Forscherinnen und Forscher zusammenzubringen, die authentische Interaktionsdaten aus vergleichender Perspektive untersuchen. Das Rahmenthema der Tagung ergab sich aus dem steigenden Interesse an vergleichenden Fragestellungen innerhalb konversations- und gesprächsanalytischer Untersuchungen. Die Tagung nahm gezielt Vorgehensweisen und Methoden bei der Durchführung vergleichender Untersuchungen in den Blick. Die Vorträge1, Projektpräsentationen und Datensitzungen erörterten 1. das Vergleichen als analytische Grundoperation der Konversations- und Gesprächsanalyse, 2. Vergleiche alternativer Ressourcen und Praktiken für spezifische Handlungen und Aktivitäten in der Interaktion sowie 3. methodologische Herausforderungen einer vergleichenden Gesprächsforschung.
Der vorliegende Beitrag befasst sich mit Erzählen in seiner massenmedialen Vermittlung in einer Unterhaltungsendung im Fernsehen. Ziel ist es, anhand einer multimodalen und medienlinguistischen Analyse eines exemplarischen Ausschnitts aus der TV-Unterhaltungssendung "Zimmer frei" die Spezifik solcher massenmedialen Erzählungen herauszuarbeiten. Zum einen wird aufgezeigt, dass sich massenmediales Erzählen in seinem sequenziellen Auf- und Ausbau aufgrund seiner Einbindung in ein mediales Unterhaltungsformat in systematischer Weise von Alltagserzählungen unterscheidet. Zum anderen wird veranschaulicht, inwieweit theatrale Inszenierungs- und Aufführungsmittel der Fernsehproduktion die Aktivität des Erzählens mitkonstituieren. Erzählungen im Fernsehen, so die analyseleitende Prämisse, können nicht schlicht als durch das Fernsehen übertragene narrative Aktivitäten konzeptualisiert werden. Vielmehr sind sie durch eine mediale Theatralität mitgeprägt. (Para)verbale, körperliche und mediale Inszenierungs- und Aufführungsverfahren greifen konzertiert ineinander, um Erzählungen als "dramas to an audience" (Goffman 1974:508) hervorzubringen.
Der vorliegende Beitrag beschäftigt sich mit Imperativen, die nicht oder nicht nur für Handlungsaufforderungen, sondern auch für gesprächsorganisatorische Zwecke eingesetzt werden. Einschlägige Vertreter wie guck mal, hör mal, komm oder geh wurden in der Literatur meist als Interjektionen, aber auch als Diskursmarker klassifiziert. Anhand einer explorativen Korpusrecherche wird zunächst ein Überblick über die Häufigkeit und einige distributionelle Eigenschaften gesprächsorganisatorischer Imperative im gesprochenen Deutsch gegeben. Anschließend wird ein bisher nicht empirisch untersuchter Vertreter, warte (mal), anhand einer Kollektion von 190 Belegen im Hinblick auf seine Semantik und Funktion untersucht. In turninitialer und syntaktisch vorangestellter Position wird warte (mal) zur Markierung von Unterbrechungen der Progressivität und von Aktivitätswechseln verwendet, z.B. um Verstehensprobleme zu klären oder Argumente in eine Diskussion einzubringen. Tritt es satzmedial auf, markiert es Selbstreparaturen und Häsi-tationen. Es wird argumentiert, dass die Distribution und Funktionen es nicht rechtfertigen, warte (mal) als Diskursmarker zu bezeichnen.
Vages Sprechen in psychotherapeutischen Diagnosegesprächen. Eine gesprächsanalytische
Untersuchung
(2018)
Der Zusammenhang von Vagheit und Sprache ist bereits vielfach behandelt worden, allerdings überwiegend aus philosophischer oder semantischer Perspektive. Demgegenüber verfolgen wir in dieser Arbeit einen gesprächsanalytischen Ansatz, um Phänomene sprachlicher Vagheit zu untersuchen. Wir fokussieren uns dabei speziell auf Vagheit in psychotherapeutischen Diagnosegesprächen.
Vagheit, wie sie in alltäglicher Kommunikation erfahren wird, lässt sich beschreiben als semantische Unterspezifizierung, die durch den Gebrauch unklarer Bezüge oder zu allgemeiner Ausdrücke entsteht. Unser Verständnis von Vagheit unterscheidet sich damit fundamental von der philosophischen und semantischen Kategorie „Vagheit“. Es handelt sich unserem Verständnis nach um eine interaktive Kategorie, die nur durch das Auftreten interaktiver Verwerfungen sichtbar wird.
Vages Sprechen kann den Patienten dazu dienen, sensible Themen zu vermeiden, aber mehr noch dazu, ein neues Thema zu setzen oder den thematischen Schwerpunkt des laufenden Gespräches zu verschieben. Therapeuten reagieren auf vages Sprechen, indem sie unmittelbar oder mittelbar auf die unterspezifizierte Äußerung eingehen oder indem sie die Patienten mit Hilfe von Spezifikationsangeboten unterstützen, insbesondere im Bereich sensibler Thematiken. Formal und/oder funktional ähnliche sprachliche Phänomene sind Teilresponsivität und Hochstufung durch Rückstufung.
Vages Sprechen hat auch Auswirkungen auf die Allianz zwischen Patienten und Therapeuten: Therapeuten können die Hinweise der Patienten nutzen, um das Diagnosegespräch im Hinblick auf die von den Patienten gesetzten Schwerpunkte zu organisieren.
Harold Garfinkel, Begründer der Ethnomethodologie, wäre dieses Jahr 100 Jahre alt geworden, seine Studies in Ethnomethodology werden 50 Jahre. Grund genug diesen doppelten Geburtstag mit einer Tagung zur "deutschsprachigen Vorge-schichte, Wirkung und Rezeption des Werkes und der Person zu würdigen" (so der Ankündigungstext zur Tagung), die nicht ganz zufällig in Konstanz stattfand, lange Zeit und nach wie vor eine Hochburg rekonstruktiver Sozialforschung (auch) ethnomethodologischer Prägung. Die Tagung Harold Garfinkel's 'Studies in Ethnomethodolgy' – Fifty Years After vom 26.-28.10.2017 an der Universität Konstanz, ausgerichtet vom Lehrstuhl für Allgemeine Soziologie und Kultursoziologie und organisiert von Jörg Bergmann, Christian Meyer und Erhard Schüttpelz, tat dies in einer gebührlichen und beson-deren Weise: Die acht Kapitel der Studies in Ethnomethodology (im Folgenden kurz Studies), ein Konvolut aus Essays und Artikeln, die 1967 erschienen sind, dienten als Grundlage zur Strukturierung der Tagung und als Ausgangspunkt der einzelnen Vorträge.
In Theaterproben entwickeln Beteiligte gemeinsam eine Inszenierung, die zur Aufführung gebracht wird. Ein wesentliches Mittel dazu ist das Vorspielen von Teilen des Stücks und das anschließende Besprechen. Dies geschieht üblicherweise in Rollenteilung: Die Schauspielenden führen Teile des Stücks vor, während die Regie zuschaut und gegebenenfalls interveniert, woran sich Besprechungen anschließen können. Dieser Teil von Theaterproben, in dem abwechselnd vorgespielt und besprochen wird, haben wir Spielprobe genannt (siehe Einleitung zu diesem Themenheft). Eine wesentliche interaktionsorganisatorische Aufgabe von Spielproben besteht für die Beteiligten darin, Schauspielaktivitäten und Besprechungsaktivitäten miteinander zu verzahnen. Dies geschieht durch Transitionspraktiken, die das Spiel entweder unterbrechen oder wieder eröffnen. Der vorliegende Beitrag untersucht Transitionspraktiken in Spielproben als ein konstitutives Moment ihrer interaktiven Organisation. Fokussiert werden Praktiken, die das Spiel unterbrechen, so genannte Interventionen. Nach einer detaillierten Fallanalyse, die eine prototypische Transition vom Spiel ins Besprechen und zurück ins Spiel veranschaulicht (Kap. 4.1/4.2), widmet sich der Rest des Beitrags der Analyse einer Kollektion von Interventionen. Es zeigt sich, dass Interventionen normativen Orientierungen unterliegen und verwendete Praktiken hinsichtlich verschiedener Dimensionen (etwa Ursache/Grund der Intervention) systematisch variieren.
Directing, negotiating and planning: 'Aus Spiel' ('for play') in children's pretend joint play
(2021)
We are interested in how children organize joint pretend play. In this kind of play, children create an invented world by transforming matters of the real world into matters of a fictional world (e.g., pretending to be a 'giant' or treating a particular spatial area as a 'witch's kitchen'). Since there are no rules and no script, every next step in the game is an improvisation designed here and now. Children engaged in free play have equal rights to determine what should happen next. For that reason, they have to negotiate next steps. We are interested in a particular expression that children often use in joint play: aus Spaß/Spiel ('for fun' or 'for play', similar to 'let's pretend'). Based on a corpus of five hours of video recordings of two pairs of twins (the younger children are between 3 and 5 years old, the older ones are 8 years old), we show that children regularly use aus Spiel while playing as a method for shaping the activity. Inventing new events, children try to get their co-players to accept them and act accordingly. In that context, issues of (dis-)alignment and deontic rights become relevant. Here, we are interested in the interactional work that aus Spiel-('let's pretend')-turns do and how co-players respond.
Zunehmend werden Videos und ihre Präsentation für die gesprächsanalytische Arbeitspraxis wichtig. Dieser Beitrag gibt praxisorientierte Hilfestellungen für die Einbettung von Audio- und Videodateien in Microsoft Powerpoint 2003 unter Windows XP, geht auf unterschiedliche Dateitypen ein und stellt Software zum Konvertieren und Editieren von Videodateien vor. Als besonders elaborierte Präsentationstechnik wird Screenrecording-Software beschrieben, mit der Bildschirmfilme von Abläufen z.B. in Transkriptionssoftware erstellt werden können, um so Video, Transkript und Analyse simultan in Powerpoint darzustellen.
In diesem Aufsatz möchten wir das Phänomen der Selbstdarstellung in verbaler Interaktion behandeln und die Relevanz verdeutlichen, die diesem Phänomen insbesondere in institutionellen und öffentlichen sozialen Situationen zukommt. Wir stellen zunächst unseren Begriff der 'Selbstdarstellung' vor, der eng im Zusammenhang mit unserem Konzept der verbalen Interaktion steht, das wir kurz erläutern werden (Abschnitte 1 und 2). Danach gehen wir auf die Rolle der Selbstdarstellung in öffentlichen und institutionellen Gesprächen ein (3). Bevor wir verschiedene Arten der Selbstdarstellung an Gesprächsbeispielen präsentieren, um zu zeigen, wie Selbstdarstellung interaktiv gestaltet und wirksam wird, wollen wir auf das Pendant der Selbstdarstellung, die Fremddarstellung, hinweisen (4-6). Wir möchten bereits hier betonen, daß wir für das Phänomen der Selbstdarstellung nur sensibilisieren können. Patentrezepte für Selbstdarstellungen in den verschiedenen Lebenssituationen gibt es aufgrund der Unterschiede in den Persönlichkeiten und Situationen nicht, zu sehr hängt die Selbstdarstellung und ihre Wirkungsweise von den jeweiligen Kontexten und Umständen ab; darauf gehen wir am Ende unseres Aufsatzes ein (7).
Pädiatrische Gespräche unterscheiden sich gegenüber anderen ärztlichen Gesprächen mit Patienten hinsichtlich der Gesprächsaufgaben und der Beteiligungskonstellationen. In einer triadischen Konstellation mit Arzt, Patient und Eltern(teil) müssen unterschiedliche Kenntnisse und Zuständigkeiten aller Beteiligten ausreichend abgeglichen und Verständigung und Gesprächsergebnisse gesichert werden. In diesem Beitrag wird zunächst die Forschungslage umrissen und das Handlungsschema pädiatrischer Erstkonsultationen kurz dargelegt. Daran anschließend werden anhand einer Fallanalyse die vielschichtigen und komplexen Aufgabenstellungen der Beteiligten bei der Herstellung und Durchführung der körperlichen Untersuchung beleuchtet.
Der vorliegende Beitrag beschreibt auf der Basis authentischer Alltagsinteraktionen das Formen- und Funktionsspektrum der äußerungsmodalisierenden Kommen-tarphrase ohne Scheiß im gesprochenen Deutsch. Die Konstruktion wird von Inter-agierenden insbesondere als Ressource zur Steigerung des Geltungsanspruchs einer Bezugsäußerung genutzt, wodurch diese als wahr und/oder ernstgemeint modali-siert wird. Damit leistet ohne Scheiß einen wichtigen Beitrag zur Bearbeitung des Erwartungsmanagements durch den/die SprecherIn sowie zur Herstellung von In-tersubjektivität. Die Konstruktion ist syntaktisch variabel und kann somit Äußerun-gen sowohl prospektiv als auch retraktiv modalisieren. Zudem wird mit der Wahl des Lexem Scheiß ein nähesprachliches Register aktiviert, was in Verbindung mit weiteren (prosodischen und/oder lexikalischen) Elementen zu affektiver Aufladung führen kann. Eine abschließende Darstellung häufiger lexikalischer Kookkurrenz-partner und deren funktionaler Bedeutung sowie ein Abgleich zu intrakonstruktio-nalen Varianten wie ohne Witz/ohne Spaß zeigt die Produktivität der Konstruktion im alltäglichen Sprachgebrauch auf.
Wie können Diskursmarker in einem Korpus gesprochener Sprache auffindbar gemacht werden? Was ist Part-of-Speech-Tagging und wie funktioniert es? In diesem Artikel soll anhand der POS-Kategorie Diskursmarker dargestellt werden, wie für das Forschungs- und Lehrkorpus Gesprochenes Deutsch (FOLK) ein Part-of-Speech-Tagging entwickelt wurde, das auf die Annotation typisch gesprochen-sprachlicher Phänomene ausgerichtet ist. Diskursmarker sollen dafür aus der Sicht maschineller Sprachverarbeitung dargestellt werden, d. h. wie eine POS-Kategorie Diskursmarker so definiert werden kann, dass sie automatisch annotiert werden kann. Schließlich soll gezeigt werden, wie man auch weitere Diskursmarker in der Datenbank auffinden kann
Der vorliegende Band ist die erste Publikation in Buchform, die sich umfassend den Diskursmarkern im gesprochenen Deutsch widmet. Vor dem Hintergrund des Forschungsstands zu anderen Sprachen gibt er einen repräsentativen Überblick über Formen und Funktionen von Diskursmarkern in der deutschen Gegenwartssprache.
Die zwölf Beiträge befassen sich mit dem Diskursmarkerbegriff und seiner definitorischen Abgrenzung sowie mit den interaktionalen Funktionen von Diskursmarker-Subklassen und ausgewählten Einzelmarkern. Alle Beiträge stützen sich auf Originalaufnahmen mündlicher Interaktionen. Teilweise werden ergänzend schriftlich konstituierte Daten herangezogen.