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Dieser Band versammelt neun Beiträge mit dem Ziel, Sprach- und Literaturwissenschaft aufeinander zu beziehen: Literatur grammatisch zu betrachten und Grammatik für Literatur (neu) zu denken. Jeder Beitrag nimmt mindestens einen grammatischen und einen literarischen Gegenstand zum Ausgangspunkt. Dabei ist die Bandbreite groß; sie reicht von Bodo Kirchhoffs Roman ‚Dämmer und Aufruhr‘ über die Kurzgeschichte ‚Das Brot‘ von Wolfgang Borchert bis hin zu Marion Poschmanns Gedichtzyklus ‚Kindergarten Lichtenberg‘ und deckt unterschiedlichste sprachliche Bereiche wie Tempus, semantische Rollen, Interpunktionszeichen oder Metaphern ab. Ist es in der Schule geradezu erwünscht, Grammatik und Literatur integrativ zu unterrichten, verfolgen sie als universitäre Disziplinen oft ganz unterschiedliche Fragestellungen an verschiedenen Sprachwerken. Vor diesem Hintergrund ist dieser Band ein interdisziplinärer Versuch, Anregungen und neue Perspektiven für schulische wie universitäre Bildungskontexte zu geben.
Die meisten, wenn nicht alle natürlichen Sprachen kennen unterschiedliche Satzarten, die in ihrer grammatischen Form – z. B. Konstituentenfolge, verbale Modi, Vorkommen von Interrogativa, spezifischen Partikeln usw. – und/oder ihrer syntaktischen bzw. pragmatischen Funktion – Satzgliedwert; Aussage-, Frage-, Aufforderungsfunktion usw. – besondere Eigenschaften aufweisen. Eine weit verbreitete Intuition besagt, dass allen Satzarten über formale und funktionale Unterschiede hinweg etwas gemeinsam sein muss, das als satzartunabhängiger Bedeutungskern bestimmt werden kann. Dafür sind unterschiedliche Termini in Umlauf, unter denen der Propositionsbegriff eine prominente Rolle spielt. Der vorliegende Aufsatz betrachtet die Satzarten des Gegenwartsdeutschen. Im Anschluss an Wittgenstein, Frege und Lyons entwickelt er eine Begrifflichkeit, mit der die Bedeutungspotenziale von Satzarten beschrieben und verglichen werden können. Der Propositionsbegriff wird in Anlehnung an Lyons über die Möglichkeit einer Auswertung vor Wissenshintergründen und der darauf fußenden Bewertbarkeit hinsichtlich Wahrheit definiert. Es wird detailliert untersucht, welche Satzarten des Deutschen Propositionen in diesem Sinne ausdrücken müssen oder können und welche dies nicht können. Ferner werden formale Ausdrucksmittel identifiziert, die propositionale Lesarten von Sätzen erzwingen, nahelegen oder ausschließen. Es wird deutlich, dass der gewählte Propositionsbegriff nicht den gemeinsamen Bedeutungskern aller Satzarten erfassen kann. Als solcher wird eine weniger komplexe semantische Einheit bestimmt: die Beschreibung eines Sachverhalts.
Vorwort der Herausgeberinnen
(2023)
Die Beiträge in diesem Sammelband sind im Nachgang zur Ars Grammatica Tagung 2018 entstanden, die am 21./22. Juni 2018 mit dem Titel „Theorie und Empirie im Sprachvergleich zum Schwerpunktthema Sachverhalts-/propositionale Argumente“ am Leibniz-Institut für Deutsche Sprache in Mannheim stattfand. Die Konferenz befasste sich mit der übereinzelsprachlichen Variation bei der Realisierung von propositionalen Argumenten bzw. Sachverhaltsargumenten. Dies sind im weitesten Sinne Argumente, die Ereignisse, Propositionen oder Situationen beschreiben und in der Regel als Komplementsätze, Infinitivkomplemente, Gerundivkomplemente oder nominale/nominalisierte Komplemente realisiert werden.
Die Rationale der psychodynamischen Psychotherapie (und anderer Therapieformate) besteht darin, belastende und teils der bewussten Reflexion unzugängliche Erfahrungen der PatientInnen aufzuklären, ihre Ursachen zu identifizieren und alternative Wahrnehmungs- und Handlungsweisen zu ermöglichen. Dazu bedient sie sich eines bestimmten Settings: der Therapie über mehrere Sitzungen hinweg, in denen PatientInnen ihre Beschwerden und Erfahrungen berichten und TherapeutInnen mithilfe kommunikativer Praktiken gemeinsam mit den PatientInnen die Beschwerden aufzuklären, die Erfahrungen zu vertiefen und die Probleme zu lösen suchen. In der konversationsanalytischen Psychotherapieforschung (Peräkylä et al. 2008) werden dazu vier Grundtypen verständigungsbegünstigender kommunikativer Praktiken der Psychotherapie identifiziert: äußerungsfortführende Extensionen, Musterhaftigkeit herstellende Interpretationen, reformulierende formulations und Fragen (Weiste & Peräkylä 2015). Der vorliegende Beitrag widmet sich der Untersuchung von drei Fragetypen: Beispielnachfrage, Kollaborative Erklärungsfindungsfrage und Lösungsorientierte Frage und deren sequenzieller Organisation in psychodiagnostischen Gesprächen. Ziel ist es, deren unterschiedliche produktive Potenziale hinsichtlich der Handlungsrationale diagnostischer und therapeutischer Aufgabenstellungen herauszuarbeiten.
IDS aktuell. Neues aus dem Leibniz-Institut für Deutsche Sprache in Mannheim. Jg. 2023, Heft 1
(2023)
Die Ars Grammatica-Tagungen am Leibniz-Institut für Deutsche Sprache befassen sich mit aktuellen Themen der linguistischen Forschung, denen sich die Abteilung Grammatik in Einzelprojekten widmet. Dieser Band ist aus der Tagung „Theorie und Empirie im Sprachvergleich“ hervorgegangen und thematisiert die übereinzelsprachliche Variation bei der Realisierung von propositionalen (Sachverhalts-)Argumenten. Es handelt sich dabei im weitesten Sinne um Argumente, die Ereignisse, Propositionen oder Situationen beschreiben und in der Regel als Komplementsätze, Infinitivkomplemente, Gerundivkomplemente oder nominale/nominalisierte Komplemente realisiert werden. Detailarbeiten hierzu befassen sich mit Phänomenen in Einzelsprachen oder Sprachpaaren, doch bei detaillierten Analysen eines Phänomens gerät die Überprüfung der Implikationen für den Sprachvergleich und das Sprachprofil leicht aus dem Blick. Ein Desiderat der Forschung insbesondere im Bereich der Sachverhalts-Argumente ist es daher, Wege zu finden, die Variation detailliert zu analysieren und die Komplexität in der Variation kontrastiv und theoretisch adäquat zu beschreiben.
There are strict formal requirements for the use of a comma. However, there are none regarding the comma’s actual shape. In printed fonts, it is determined by the font’s specification. In hand-written texts though, the shape of the comma is variable; most writers choose from a set of straight, convex and concave shapes. By using a corpus of 1464 commas written by 99 individuals, we will present three case studies of persons whose comma shapes do somehow correlate with linguistic structures. With that, we might identify a few (possibly subconscious) shaping strategies. Some writers might mark a norm insecurity by a different comma form, others might mark the function of the entity which is segmented by the comma, or the comma type itself (sentence boundary, exposition or coordination).
Historische Werkzeugnisse. Reflexive Medienpraktiken in Kriegsgefangenenakten des Zweiten Weltkriegs
(2023)
Im US-Kriegsgefangenenlager Fort Hunt wurden während des Zweiten Weltkriegs deutsche Soldaten verhört und abgehört, was in Protokollen dokumentiert wurde. Die praxeologische Herausforderung besteht darin, Praktiken anhand dieses Materials adäquat zu analysieren. Dass wir Spuren in Archivdaten verstehen, ist in ihrer Semiotizität begründet. Dass sie die sie hervorbringenden Situationen überdauern, verdanken wir ihrer Medialität. In einer semiopraxeologischen Analyse, die diese beiden Grundkonstanten zeichenvermittelter Kommunikation in Beziehung zueinander setzt, wird erörtert, wie Praktiken sich aus ihren Spuren erschließen. Es wird gezeigt, wie sich an Dokumenten indexikalische und reflexive Verweise auf die heterogenen, praktischen Verwendungszusammenhänge über die Zeit manifestieren. Entsprechend sind Archivdokumente als historische Werkzeugnisse aufzufassen, die einerseits Vergangenes belegen und die andererseits praktisch gehandhabt werden, was wiederum neue Praxisindizes erzeugt und als Spuren am Material hinterlässt. Die Analyse zeigt, inwiefern Wissen nicht trotz, sondern aufgrund seiner semiotischen und materialen Manifestationen in (Archiv-)Dokumenten vorläufig ist und sich als Gegenstand weiterer Praktiken immer wieder verändern kann.
Der Beitrag thematisiert die Märchenformel es war einmal unter konstruktionsgrammatischem Gesichtspunkt. Im Mittelpunkt der Überlegungen stehen zwei Fragen: a) Wie kann man es war einmal im Kontext seines Gebrauchs in Märchen beschreiben? b) Wie Lässt sich diese Märchenformel im Kontext anderer, mit ihr formal und/oder semantisch verwandter Konstruktionen mit es erfassen? Um die erste Frage zu beantworten, wird auf Merkmale der Textsorte ‚Märchen' sowie auf den Begriff des Erzählens zurückgegriffen. Damit im Zusammenhang wird in Anlehnung an die Terminologie in Feilke (1996) von textuell-pragmatischer Prägung gesprochen. Zur Klärung der zweiten Frage sollen vor dem Hintergrund syntaktischer Prägung abstraktere Konstruktionen mit es (Rhematisierungskonstruktionen, Präsentativkonstruktionen und das es impersonate) herangezogen und in Beziehung zu es war einmal gesetzt werden. Die Überlegungen von a) über b) führen zu der Annahme einer auf Ähnlichkeiten basierenden Konstruktionsfamilie mit es als Thetizitätsmarker.
In English, past tense stative clauses embedded under a past-marked attitude verb, like Eric thought that Kalina was sick, can receive two interpretations, differing on when the state of the complement is understood to hold, i.e. Kalina’s sickness precedes the time of Eric’s thinking (backward-shifted reading), or Kalina is sick at the time of Eric’s thinking (simultaneous reading). As is well known, the availability of the simultaneous reading—also called Sequence of tense (SOT)—is subject to cross-linguistic variation. Non-SOT languages only allow for the backward-shifted interpretation. This cross-linguistic variation has been analysed in two main ways in the literature: a structural approach, connecting the availability of the simultaneous reading in a language to a syntactic mechanism that allows the embedded past not to be interpreted; and an implicature approach, which links the absence of such a reading to the presence of a “cessation” implicature associated with past tense. We report a series of experiments on Polish, which is commonly classified as a non-SOT language. First, we investigate the interpretation of complement clauses embedded under past-marked attitude verbs in Polish and English. This investigation revealed a difference between these two languages in the availability of simultaneous interpretations for past-under-past complement clauses, albeit not as large as a binary distinction between SOT and non-SOT languages would lead us to expect. We then address the question of whether the lower acceptability we observe for simultaneous readings in Polish might be due to an embedded cessation implicature. On the way to address this question, we show that in simple matrix clauses, Polish gives rise to the same cessation inference as English. Then we investigate Polish past-under-past sentences in positive and negative contexts, comparing their potential cessation implicature to the exclusive implicature of disjunction. In our results, we found that the latter was endorsed more often in positive than in negative contexts, as expected, while the cessation implicature was endorsed overall very little, with no difference across contexts. The disanalogy between the disjunction and the temporal cases, and the insensitivity of the latter to monotonicity, are a challenge for the implicature approach, and cast doubts on associating SOT phenomena with implicatures.
In theater as a bodily-spatial art form, much emphasis is placed on the way actors perform movements in space as an important multimodal resource for creating meaning. In theater rehearsals, movements are created in series of directors' instructions and actors' implementations. Directors' instructions on how to conduct a movement often draw on embodied demonstrations in contrast to verbal descriptions. For instance, to instruct an actress to act like a school girl a director can use depictive (he demonstrates the expected behavior) instead of descriptive (“can you act like a school girl”) means. Drawing on a corpus of 400 h video recordings of rehearsal interactions in three German professional theater productions, from which we selected 265 cases, we examine ways to instruct movement-based actions in theater rehearsals. Using a multimodally extended ethnomethodological-conversation analytical approach, we focus on the multimodal details that constitute demonstrations as complex action types. For the present article, we have chosen nine instances, through which we aim to illuminate (1) The difference in using embodied demonstrations versus verbal descriptions to instruct; (2) typical ways directors combine verbal descriptions with embodied demonstrations in their instructions. First, we ask what constitutes a demonstration and what it achieves in comparison to verbal descriptions. Using a typical case, we illustrate four characteristics of demonstrations that all of the cases we studied share. Demonstrations (1) are embedded in instructional activities; (2) show and do not tell; (3) are responded to by emulating what was shown; (4) are rhetorically shaped to convey the instruction's focus. However, none of the 265 demonstrations we investigated were produced without verbal descriptions. In a second step we therefore ask in which typical ways verbal descriptions accompany embodied demonstrations when directors instruct actors how to play a scene. We distinguish four basic types. Verbal descriptions can be used (1) to build the demonstration itself; (2) to delineate a demonstration verbally within an instruction; (3) to indicate positive (what should be done) and negative (what should be avoided) versions of demonstrations; (4) as an independent means to describe the instruction's focus in addition to the demonstration. Our study contributes to research on how embodied resources are used to create meaning and how they combine with and depend on verbal resources.