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Word Families in Diachrony. An epoch-spanning structure for the word families of older German
(2022)
The ‘Word Families in Diachrony’ project (WoDia), for which a funding application to the DFG is in preparation, aims to provide a database driven online research environment that will enable processes of change in the entire historical vocabulary of German to be investigated by focusing on the changes in word families and the individual means of word formation. WoDia will embed the vocabularies of Old High German (OHG), Middle High German (MHG), Old Saxon (OS), and Middle Low German (MLG) in a database, resulting in a word-family structure for High and Low German from the beginnings up to the 15th century (for High German) and up to the 17th century (for Low German). The basis of the vocabulary is provided by reference dictionaries of the four historical varieties, whereas the word families’ historical structure is based on the word-family dictionary of OHG by Jochen Splett (1992). Each lemma in the database will be assigned, where appropriate, to a word family. The individual word-formation elements and the word-formation hierarchy will be mapped in a structural formula. The etymologically corresponding lemmas and word families of the different periods/varieties of older German will be linked so that an analysis across the varieties will also be possible. The annotations of word families in the database (e. g., relating to word structure) will be supplemented by linking their lemmas to the online dictionaries and to the reference corpora of Old German (OS and OHG), MHG, and MLG.
Vorwort
(1998)
Johann Leo Weisgerbers bekannter Titel bezieht sich auf Humboldts Energeia-Begriff, also auf die Sprache als wirkende Kraft. Auch in diesem Beitrag soll den wirkenden Kräften nachgegangen werden, freilich nicht als Unterstellung eines wesenhaften Sprachvermögens, sondern als Versuch, die wirksamen Motive der sprachkritischen Einstellungen, Publikationen und publizistischen Erscheinungen an einem Raster sozialwissenschaftlicher Begriffe darzulegen. An einigen ausgewählten Presseberichten und grammatischen Beispielen (Veränderungen im Bereich der deutschen Zeitenfolge) wird zunächst gezeigt, dass sich Sprachkritik oft schon von ihrem Gegenstand, der deutschen Sprache, weitgehend gelöst hat. Auch angesichts neuer Formen von substandardsprachlichen Erscheinungen (z.B. Jugendsprache, Jargon, Kiezsprache usw.) kann oft nachgewiesen werden, dass es sich in vielen Fällen um kommunikativ funktionale Sprachformen handelt. Um es schlagwortartig zusammenzufassen: Es gibt Sprachkritik ohne Sprache. Die „wirkenden Kräfte“ der Sprachkritik sichern vielmehr die Wahrnehmung gesellschaftlicher Differenzen und machen damit das Gefüge unterschiedlicher Lebensformen deutlich. Sie werden hier mit systemtheoretischen Begrifflichkeiten nach Niklas Luhmanns Theorie sozialer Systeme beschrieben und damit auch erklärt. Während das für die 80er-Jahre des vorigen Jahrhunderts charakteristische Programm der „Kritik der Sprachkritik“ auf eine sprachwissenschaftliche Aufklärung zielt, scheint heute vielmehr eine soziologische Aufklärung diese metakritische Funktion erfüllen zu können. Es könnte sich aber auch zeigen, dass Sprachkritik ihren Beitrag zur Stabilisierung des gesellschaftlichen Zusammenwirkens leistet — wenn man sie nicht als Sprachkritik im engeren Sinn versteht.
This paper studies the morphological productivity of German N+N compounding patterns from a diachronic perspective. It argues that the productivity of compounds increases due to syntactic influence from genitive constructions (“improper compounds”) in Early New High German. Both quantitative and qualitative productivity measures are adapted from derivational morphology and tested on compound data from the Mainz Corpus of (Early) New High German (1500–1710).
Tagebuch
(2022)
Die Subjektivität des Tagebuchs als eine Art Archiv historischer Daten ist insofern zum einen im Zeichen einer sprachlichen Sozialgeschichte zu analysieren und zum andern, aus der Retrospektive, von hohem sprach-, diskurs- sowie kommunikationsgeschichtlichem Wert. Die Spezifik und akteursbedingte Variantenvielfalt darzustellen, ist das Ziel dieses Beitrags. Er basiert auf der Auswertung von insgesamt elf Tagebüchern. Zwei sind von NS-Akteuren verfasst, eines von einer NS-affinen Akteurin der Integrierten Gesellschaft, eines von einem dissidenten Akteur der Integrierten Gesellschaft, vier von Mitgliedern des Widerstands und drei Tagebücher von ausgeschlossenen Akteuren.
Angelehnt an die ,neue‘ deutsche Sprachgeschichtsforschung und gestützt auf eigene Forschungsergebnisse im Rahmen einer, Sprachgeschichte von unten‘ wird im vorliegenden Beitrag die gängige Darstellung von einem Abschluss der Standardisierung des Deutschen im 19. Jahrhundert in Frage gestellt. In einer Verengung der Begriffe von , Standardsprache‘ und , Schriftkultur‘ - so die Ausgangsthese - wurde bisher die elitär-hochkulturelle und distanzsprachliche Schriftlichkeit einer kleinen, dominanten, aber nicht repräsentativen Minderheit der deutschen Sprachgemeinschaft in den Vordergrund gerückt. Damit ging eine letztlich teleologische Auffassung der sprachgeschichtlichen Entwicklung einher, die das Ende des ‚Weges‘, nämlich das ‚Erreichen‘ des Standards, und eine eher gewünschte als tatsächlich vorhandene Einheitlichkeit im Blick hatte. Diese verengten Begriffe lassen sich nicht mit weiter gefassten Vorstellungen von ‚Standardisierung‘ in Übereinstimmung bringen, die außerhalb des deutschen Forschungsdiskurses bestehen. Überdies hat diese Sichtweise in der Sprachhistoriographie und der Grammatikographie zu einer Vernachlässigung von (regionalen) alltagssprachlichen Gebrauchsnormen innerhalb der hochdeutschen Schriftsprache geführt, deren Existenz anhand zahlreicher grammatischer Einzelphänomene belegt werden kann. Im Interesse einer notwendigen Klärung dessen, was als ‚Standardsprache‘ zu gelten hat, sowie einer theoretisch adäquaten Darstellung der Grammatik der Gegenwartssprache wird für einen Perspektivenwechsel plädiert: Varianten und Tendenzen der gegenwärtigen deutschen Standardsprache lassen sich nur dann bruchlos und stimmig in die Entwicklungstendenzen der neueren Geschichte der deutschen Sprache einfügen und erklären, wenn man nicht auf der Ansicht ‚von oben‘ beharrt, sondern sie gerade für die jüngere Sprachgeschichte aus einer Perspektive ,von unten‘ betrachtet.
Aus der Perspektive der Sprachbenutzerinnen ist der Genitiv vom Sprachverfall bedroht. Jedoch lässt sich in der Geschichte des Deutschen kein geradliniger Abbau nachweisen. Die kurze Genitivendung -s (aus -es) setzte sich zwar schon im Frühneuhochdeutschen als die häufigere Variante durch, im weiteren Sprachwandel entwickelte sich dann aber eine komplex gesteuerte Variation beider Endungen. Mit dem Abbau des verbalen und attributiven Genitivs gehen zwar wichtige Funktionsbereiche verloren, doch zeichnet sich in der neuesten Sprachgeschichte ein unerwarteter Aufbau des Genitivs als Präpositionalkasus ab. In diesem Beitrag wird dafür plädiert, dass die formale und funktionale Entwicklung des Genitivs stark durch sprachliche Unsicherheit beeinflusst wurde und wird, die eine Reaktion auf bestehende Varianz darstellt. Es wird dafür argumentiert, dass die stilistische Aufwertung der langen Genitivform und des Genitivs gegenüber dem Dativ den Sprach-wandel aufhält bzw. sogar in eine andere Richtung lenkt.
Sprachgeschichte - Zeitgeschichte - Umbruchgeschichte. Sprache im 20. Jahrhundert und ihre Forschung
(2008)
Als Umbruchgeschichte verstandene Sprachgeschichtsschreibung ist weder theoretisch noch empirisch ein entwickelter Untersuchungsbereich, zumal fehlen Kategorien, die Sprachumbruch und Sprachwandel voneinander abgrenzen und zueinander in Beziehung setzen. Der Beitrag wirbt für ‚Umbruch’ als eine Perspektive der Sprach(gebrauchs)geschichte des 20. Jahrhunderts. Sprachliche Umbruchgeschichte, deren Erkenntnisziel auf die initialen Momente sprachlicher Veränderung gerichtet ist, steht in der Tradition der kulturwissenschaftlichen Linguistik. Sie stellt die Frage nach den sprachlichen Auswirkungen plötzlicher und umfassender gesellschaftlicher Veränderungen, vice versa: Sie bindet diese Veränderungen an sprachliche Verschiebungen. Damit ist sie eingelassen in handlungs- und kommunikationstheoretische Paradigmen der pragmatischen Sprachgeschichte. Im Zentrum des hier vorzustellenden Forschungskonzepts einer sprachlichen Umbruchgeschichte steht methodisch der diskursanalytische Ansatz, der nicht nur erklären kann, wie die gesellschaftliche Verfasstheit und sprachliche Verschiebungen Zusammenhängen, sondern auch, wann sich solche Verschiebungen diskursiv manifestieren diese Frage ist essentiell im umbruchgeschichtlichen Kontext. Dieser Ansatz wird im Sinn von analytischen Leitideen ausbuchstabiert. Den Schluss bildet die tentative Verdichtung der Überlegungen zu einem Modell eines sprachlichen Umbruchs.
Sprachenpolitik gegenüber fremdsprachigen Minderheiten im 19. Jahrhunder: 'Polen' an der Ruhr
(1991)
„Revolutionen sind die Lokomotiven der Geschichte“, lautet ein berühmter Ausspruch von Karl Marx. Kann man dies auch auf die Sprachgeschichte übertragen? Und was sind deren Lokomotiven? Eine neuere These besagt, dass Pandemien, Kriege und andere “revolutionäre” Ereignisse mit starker Auswirkung auf die Demografie sprachhistorisches Geschehen in Gang setzen können.
Rede
(2022)
Die auf verschiedenen Ebenen ablaufenden textkommunikativen Funktionalisierungs- und Anpassungsprozesse widerständischer Akteure sowie Konstitutionsprozesse von Akteuren des NS-Apparates anhand der Textsorte ›politische Rede‹ sollen Gegenstand dieses Beitrages sein, innerhalb dessen sowohl historisch relevante als auch bisher von der Forschung kaum oder gar nicht beachtete politische Reden der verschiedenen Akteursgruppen analysiert werden sollen: Insgesamt wurden 32 Reden in die Analyse einbezogen. 23 stammen von Akteuren des NS-Apparates, neun von Mitgliedern des Widerstands.
Die Vorstellung eines Verfalls der deutschen Sprache lässt sich mindestens bis in das 16. Jahrhundert zurückverfolgen, als Schulmeister sich beschwert haben, dass ihre Schüler wegen der um sich greifenden Variation nicht mehr wüssten, was korrektes Deutsch sei. Ähnliche Vorstellungen treten etwa gleichzeitig in anderen europäischen Ländern auf und können vielleicht mit dem langsamen Ersatz des Lateins als vorherrschender Sprache des Schrifttums und der Bildung in Zusammenhang gebracht werden. Sie beruhen auf verbreiteten irrtümlichen Annahmen über das Wesen der Sprache, insbesondere dass die zugrundeliegende Form jeder Sprache homogen und unwandelbar sei und seit sehr langem — eventuell seit Babel — so existiert habe. Diese Annahmen muss man mit Watts (2011) als Mythen werten, sie sind jedoch sehr beharrlich, und in der frühen Neuzeit dienten sie als Grundlage für die Erschaffung der heutigen deutschen Standardsprache, die aus diesem Grunde genauso wie alle anderen europäischen Kultur- oder Standardsprachen eigentlich als ein rezentes kulturelles Artefakt anzusehen ist.
In diesem Beitrag wird anhand von Material aus einem neuen elektronischen Korpus der deutschen Sprache des 17. und 18. Jahrhunderts gezeigt, wie die Standardsprache entstanden ist als Ergebnis dieser Annahmen sowie aus der Vorstellung, nur auf diese Weise sei die deutsche Sprache vor dem endgültigen Verfall zu retten. Im Laufe dieses Vorgangs wurde wo möglich jede Variation aus der Schriftsprache eliminiert und dabei auch sprachliche Varianten stigmatisiert, die heute noch häufig sind, auch wenn sie als „substandard“, „nicht korrekt“ oder „nicht hochsprachlich“ gelten. Auch wurden Regeln des „guten“ hochdeutschen Sprachgebrauchs festgelegt (oder erdacht), die Muttersprachler im spontanen Gespräch immer noch kaum beachten. Aber die Sprachgeschichte lehrt, dass Variation und Wandel nicht zum Verfall der Sprache führen, sondern die dynamische Flexibilität gewährleisten, die für die Sprache nötig ist, wenn sie allen sozial und kulturell erforderlichen Bedürfnissen der menschlichen Kommunikation gerecht werden muss.