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Der Beitrag zeigt, auf welch grundlegende Weise das Paradigma der Corpus-Driven-Linguistics (CDL) die linguistische Beschreibung sprachlichen Usus auf der Basis mathematisch-statistischer Clusteringverfahren bestimmt. Es soll deutlich werden, wie sich diese Prämissen im Forschungsschwerpunkt zur linguistischen Systematisierung und Interpretation von Kookkurrenzdaten manifestieren.
Die im Folgenden dargestellte korpusgesteuerte Methode "UWV-Analysemodell" wurde auf der Basis der Forschungen zu usuellen Wortverbindungen (UWV) (vgl. Steyer 2000, 2003, 2004, Steyer/Lauer 2007, Brunner/Steyer 2007, Steyer 2008, Steyer demn.) und zahlreicher, exhaustiver Analysen in den letzten Jahren entwickelt. Ziel war ein empirisches Vorgehensmodell, das es ermöglicht, die Differenziertheit und Vernetztheit von Wortverbindungen auf verschiedenen Abstraktionsebenen ausgehend von Kookkurrenzdaten angemessen darzustellen. Daher ging es in dieser Arbeitsphase nicht darum, usuelle Wortverbindungen des Deutschen möglichst umfassend und in großer Menge zu inventarisieren, sondern die "innere Natur" von Wortverbindungen zwischen Varianz und Invarianz mit unterschiedlichen Graden an lexikalischer Spezifiziertheit sowie ihre wechselseitigen Verbindungen im Detail zu erfassen und zu beschreiben.
Der Artikel diskutiert Ziele, Methoden und Probleme einer geplanten deutsch-französischen Übersetzungsplattform. Auf der Basis paralleler und vergleichbarer Korpora sollen mit Hilfe dieses elektronischen Werkzeuges nicht nur Übersetzungsvorschläge für Einzelwörter, sondern auch für Kollokationen, Phrasen und systematisierte Verwendungskontexte gemacht werden. Dabei geht es vor allem um die Erfassung jener Einheiten, die nicht in traditionellen Wörterbüchern stehen, aber bereits Usus sind. Das Projekt integriert drei Herangehensweisen: Korpusbasiertheit, Orientierung auf Idiomatizität als relevanes Übersetzungsprinzip, Kontextbezogenheit. Der Beitrag umreißt den Projektansatz anhand der Kollokationsproblematik.
Der Vortrag sollte als ein Diskussionsangebot dazu verstanden werden, welche linguistischen Fragestellungen und Probleme lohnend sein können, im Kontext der wissenschaftlichen Diskussion um sprachliche Phänomene vor, während und nach der Wende und im vereinigten Deutschland auf der Basis umfangreicher Recherchen und Analysen untersucht zu werden. Als empirische Grundlage der Überlegungen dient dabei das "Wende-Korpus", das im vergangenen Jahr in gemeinsamer Arbeit des Zentralinstituts für Sprachwissenschaft Berlin und des Instituts für deutsche Sprache Mannheim aufgebaut wurde. Das Korpus dokumentiert in seiner Komplexität sehr plastisch die dramatischen Veränderungen des Herbstes 1989 und des Jahres 1990.
This contribution article focuses on German-language collocation research and lexicographic practice from a corpus linguistic perspective. Although there is no dictionary called “Deutsches Kollokationswörterbuch” (German collocation dictionary), the collocation perspective acquires increasing popularity in linguistic research and dictionary work in the German-speaking area. On the one hand, this tendency is due to the growing number of studies dealing with German as a contrast language and works on foreign language didactics. On the other hand, powerful electronic resources such as large corpora and lexical databases, which are nowadays available for the German language, are recognised as a valuable empirical basis. Nevertheless, the application of novel corpus linguistic methods in lexicographic practice is still unsatisfactory. Therefore, this article concludes by discussing innovative aspects of corpus linguistic empirical research on the basis of collocations. These ideas are presented as an incentive for further research as well as practical application.
Der Beitrag zeigt, wie die im korpuslinguistischen Gesamtkonzept des Instituts für Deutsche Sprache entwickelten und in der praktischen Korpusarbeit konsequent umgesetzten Prinzipien sowie die entsprechenden automatischen Methoden der Korpuserschließung und -analyse für die linguistische Forschung und die Lexikografie fruchtbar gemacht werden können. Im Mittelpunkt steht dabei das Erklärungspotenzial der statistischen Kookkurrenzanalyse, einer automatischen Korpusanalysemethode, die einen sinnvollen Zugang zu sprachlichen Massendaten und damit zu sprachlichem Usus eröffnet. Die Anwendung dieser Methode ermöglicht darüber hinaus die Erfassung, Verifizierung und lexikografische Beschreibung usueller Wortverbindungen auf einer umfassenden empirischen Basis. Es wird grundsätzlich zwischen dem statistisch erhobenen Kookkurrenzpotenzial, also der berechneten lexikalischen Kohäsion zwischen sprachlichen Entitäten, und der nachgelagerten linguistischen Interpretation unterschieden. Die automatische Analyse bringt Kookkurrenzcluster hervor, die nicht nur binäre Relationen zwischen einem Bezugswort und einem Kookkurrenzpartner abbilden, sondern multiple Strukturen konstituieren können. Diese Cluster fungieren als „Bausteine der Kommunikation“ und weisen Evidenzen für verschiedenste sprachliche Informationen auf. So können sie semantische und pragmatische Aspektuierungen des Wortgebrauchs, formelhafte Ausprägungen oder auch idiomatische Gebundenheiten indizieren. Schließlich wird in einem Ausblick dargestellt, wie diese Methoden im elexiko-Modul ‚Usuelle Wortverbindungen‘ zur systematischen lexikografischen Erfassung und Beschreibung üblicher Wortverbindungen des Deutschen eingesetzt werden. Ziel ist es, ein korpusbasiertes elektronisches ‚Mehrwortlexikon‘ für das Deutsche zu erstellen und gleichzeitig neue Einblicke in die Kohäsions- und damit auch in Vernetzungsphänomene des deutschen Wortschatzes zu erlangen.
Der Beitrag stellt Arbeiten des Projekts Usuelle Wortverbindungen am Institut für Deutsche Sprache (IDS) in Mannheim vor. Im Mittelpunkt stehen dabei neue Perspektiven, die sich für die elektronische Phraseographie aus der korpusanalytischen Auswertung sprachlicher Massendaten ergeben. Eine wichtige Methode ist die statistische Kookkurrenzanalyse, die u.a. dazu dient, feste Wortverbindungen zu extrahieren und typische Kontexte vorzustrukturieren. Auf dieser Basis lässt sich der tatsächliche Gebrauch fester Wortverbindungen in einer quantitativ und qualitativ neuen Dimension erfassen und lexikografisch beschreiben. Die heutigen technologischen Möglichkeiten können des Weiteren für neue und differenziertere Präsentationsformen angepasst an unterschiedliche Rezeptionsbedürfnisse genutzt werden. Das UWV-Projekt beschreitet auch im Bereich der Internet-Lexikografie neue Wege, was anhand ausgewählter Beispiele gezeigt wird.
Präposition-Substantiv-Verbindungen mit rekurrentem Nullartikel in adverbialer Verwendung – z.B. nach Belieben, auf Knopfdruck, ohne Ende oder bei Nacht – sind ein in der Mehrwortforschung bisher eher vernachlässigter Typ. Sie sind Untersuchungsgegenstand des laufenden Forschungsprojekts „Präpositionale Wortverbindungen kontrastiv“ (beteiligte Institutionen: IDS Mannheim, Universität Santiago de Compostela, Universität Trnava), in das wir in unserem Vortrag einen Einblick vermitteln. Es wird skizziert, wie sich solche Wortverbindungen sowie abstraktere präpositionale Wortverbindungsmuster vom Typ [in + SUBX-Zeit(en) (z.B. in Echtzeit, in Krisenzeiten) aus kontrastiver Sicht (Deutsch – Spanisch – Slowakisch) korpusbasiert untersuchen und lexikografisch beschreiben lassen. Von großem Interesse – gerade auch für Fremdsprachenlerner – sind dabei insbesondere die semantisch-funktionalen Restriktionen, denen solche Entitäten unterliegen. Basierend auf den theoretischen und empirischen Grundannahmen des am IDS entwickelten Modells „Usuelle Wortverbindungen“ (vgl. Steyer 2013) werden im Projekt zunächst Kollokations- und Kotextmuster für die binären deutschen Mehrworteinheiten induktiv in sehr großen Korpora ermittelt; im Anschluss werden sie einem systematischen Vergleich mit dem Spanischen und Slowakischen unterzogen. Methodisch greifen wir – in allen drei Sprachen – u.a. auf Kookkurrenzprofile zu den Wortverbindungen sowie auf Slotanalysen zu definierten Suchmustern zurück. Ziel des Projekts ist u.a. die Entwicklung eines neuartigen Prototyps für eine multilinguale Aufbereitung des Untersuchungsgegentands (speziell für Fremdsprachenlerner).
Reformulierungen. Sprachliche Relationen zwischen Äußerungen und Texten im öffentlichen Diskurs
(1997)
Der vorliegende Band diskutiert die Konzepte "Reformulierung" und "Redewiedergabe" aus intertextuell-diskursiver Sicht und beschreibt zugleich einen Teil jüngster deutscher Sprachgeschichte. Untersucht werden grammatisch-strukturelle, propositionale und funktionale Eigenschaften von Reformulierungen unter besonderer Berücksichtigung der argumentativen Einbettungen. Anhand einer Fallstudie aus dem deutsch-deutschen Diskurs zwischen "Wende" und "Vereinigung" im Frühjahr 1990 werden Wiederaufnahmen eines relevanten Originaltextes in Folgetexten beschrieben. Dabei geht es vor allem um sprachliche Indikatoren für sprecher-, kontext- bzw. diskursabhängige Modifikationen, Interpretationen und Bewertungen von Bezugsentitäten. Die Detailanalyse erlaubt schließlich die Rekonstruktion von komplexen Reformulierungsmustern, die das kommunikative Verhalten der Deutschen in der Folgezeit nicht unwesentlich prägen und als typisch für öffentliche Diskurse überhaupt gelten können.