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Auf der Grundlage videodokumentierter Kirchenbesichtigungen, bei denen exothetisches Sprechen als Erhebungsmethode eingesetzt wurde, analysiert der Aufsatz Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den Kirchenbesichtigungen von Aurelia, Saskia und Anton. Alle haben dieselbe Kirche besichtigt und ihre visuelle Wahrnehmung des Kirchenraums – das war die explizit formulierte Aufgabe – durch verbale Kommentare und Beschreibungen begleitet. Übergeordnetes Ziel der Analyse des exothetischen Sprechens war die Rekonstruktion der den Besichtigungen zugrundeliegenden Konzepte, die zum Großteil in mitgebrachten Relevanzen begründet sind. Nach der Skizzierung unseres zentralen Erkenntnisinteresses und der Verortung unseres Ansatzes im relevanten Forschungskontext arbeiten wir zunächst die Gemeinsamkeiten der exothetischen Formen und ihre Funktionen in den drei Kirchenbesichtigungen heraus. Dann konzentrieren wir uns auf die Unterschiede und jeweiligen Besonderheiten der drei Besichtigungen und arbeiten dabei drei eigenständige, in sich schlüssige Besichtigungskonzepte heraus. Diese drei Konzepte zeichnen sich durch die jeweils eigenständige Konstitution des Kirchenraums bei dessen Besichtigung aus. Wir konnten zeigen, dass der Kirchenraum als religiöser Funktionsraum konstituiert wird (Aurelia), als Ort von Christusdarstellungen (Saskia) und als architekturgeschichtlicher Zusammenhang (Anton). Die modellhafte Eigenständigkeit der Konzepte wurde ausschließlich durch das exothetische Sprechen deutlich. Dies weist die wahrnehmungsbegleitende Thematisierung als wichtiges Erhebungs- und Analyseverfahren für den Zugang zur situierten Kognition im Zusammenhang mit dem Vollzug komplexer kultureller Praktiken aus.
In my article I argue the need for an existence of grammar in spoken language. It would have the same functions as the grammar of written language: describing and explaining the fundamental units of spoken language and their features, describing the composition of those units and their conjunction. The basic units in the grammar of spoken language can be named as: the sound, the word, the functional unit, the conversational turn and the conversation itself. Further the central characteristics of spoken language and their impact on grammar have to be taken into account. They are: the interactivity, the multimodality, the processabihty and the great variability. After displaying my concepts I discuss three alternative concepts of a grammar in spoken language: online-syntax, construction grammar and multimodal grammar. The article concludes by discussing the role of spoken language grammar in language and foreign language teaching.
Einführung in die Bände
(2002)
In diesem Beitrag möchte ich die These vertreten, dass Varianz das konstitutive Merkmal von Sprache ist - der geschriebenen, aber insbesondere auch der gesprochenen. Demgegenüber stand in der Linguistik über lange Zeit die Vorstellung im Vordergrund, dass Sprache ein homogener Gegenstand sei - und sie dies, um wechselseitige Verständigung zu ermöglichen, auch sein müsse. Ich werde zunächst in Abschnitt 2 diese Homogenitätsthese in Erinnerung rufen, um dann in Abschnitt 3 zu explizieren, was ich unter sprachlicher Varianz verstehe. In Abschnitt 4 werde ich einige theoretische Konzepte zur linguistischen Modellierung von Varianz skizzieren und ihre Grundannahmen explizieren. Die besondere Vielfalt der Varianz in der gesprochenen Sprache und die Gründe für diese Vielfalt stehen im Mittelpunkt von Abschnitt 5. Schließen werde ich, indem ich in Abschnitt 6 ein alternatives Konzept zur Modellierung von Varianz vorstelle, das für die Beschreibung der Varianz in der gesprochenen Sprache in besonderer Weise geeignet ist. Es konzeptualisiert Varianz als graduelles und kontinuierliches Phänomen, nicht als qualitative Differenz zwischen in sich annähernd homogenen Entitäten.
Die 7. Auflage der Duden-Grammatik ist u.a. erweitert um ein Kapitel "Gesprochene Sprache" im Umfang von 80 Druckseiten. Der Beitrag behandelt eine Reihe von konzeptionellen Fragen, die sich beim Verfassen dieses Kapitels ergaben, und stellt seinen Aufbau und Inhalt vor. Nach einer Skizzierung der Rahmenbedingungen (Abschnitt 2.) wird der Gegenstandsbereich einer Grammatik gesprochener Sprache diskutiert (Abschnitte 3. bis 5.). Abschnitt 6. behandelt einige Konsequenzen, die sich aus der Andersartigkeit des Gegenstands 'Gesprochene Sprache' für die Grammatikschreibung ergeben. Ein weiteres Problem stellt die Frage dar, ob bzw. inwieweit die schriftsprachlich geprägten Kategorien der traditionellen Grammatik geeignet sind, Phänomene der gesprochenen Sprache zu beschreiben und inwieweit gegenstandsangemessene Kategorien entwickelt werden müssen. Abschnitt 7. exemplifiziert diese Frage am Beispiel der sog. Apokoinukonstruktionen. Ein methodisches Problem stellt die Ermittlung von Besonderheiten der gesprochenen Sprache durch den Vergleich mit der geschriebenen dar (Abschnitt 8.). Abschnitt 9. skizziert Inhalte und Gliederung des Kapitels "Gesprochene Sprache". Abschließend werden konzeptionelle Probleme der Duden-Grammatik angesprochen (Abschnitt 10.).
In dem Beitrag stellt der Autor dar, welchen Einfluss die personale emotionale Identität auf die Kommunikation von Emotionen in der Interaktion hat (Abschnitt 5). Hierzu erläutert er zunächst, was er unter emotionaler Identität versteht (Abschnitt 2), um dann sein Verständnis von Erleben und Emotionen zu explizieren (Abschnitt 3) und Modellvorstellungen zur Kommunikation von Emotionen darzulegen (Abschnitt 4), die erforderlich sind, um den Einfluss der emotionalen Identität zu beschreiben.
Gesprächstraining
(2011)
Vorgestellt werden Ziele und erste Ergebnisse des Projektes „Univerbierung“ am Institut für Deutsche Sprache. Das Projekt untersucht in verschiedenen Korpora, ob sich Prozesse der Univerbierung quantitativ belegen lassen. In Form von Univerbierungsprofilen sollen Univerbierungsverläufe dargestellt werden, d.h. die quantitativen Veränderungen, die zeitlich im Verhältnis der Getrennt- und Zusammenschreibungen eintreten (Kap. 1 und 2). Zugleich wird dabei methodologisch reflektiert, ob und inwieweit diese Korpora für solche Untersuchungen geeignet sind (Kap. 3). Exemplarisch werden einige Univerbierungsprofile vorgestellt (Kap. 4). Es handelt sich zum einen um Beispiele, bei denen sich die Normlage im Zuge der Rechtschreibreform nicht geändert hat, und zum anderen um solche, bei denen sie im Untersuchungszeitraum (1985-2008) verändert wurde. Die Untersuchungen zielen in der Perspektive darauf ab, Faktoren herauszuarbeiten, die Univerbierungsprozesse fördern bzw. hemmen, und aufzuklären, was Schreiber(-innen) als ein Wort gilt. Dies kann dazu beitragen, empirisch gestützt Komponenten des Wortkonzepts zu ermitteln (Kap. 5).