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Die Artefaktbezeichnungen im Deutschen weisen, wie viele andere sprachliche Ausdrücke auch, eine vom Kontext abhängige Bedeutungsvariation auf, die sich nach systematisch wiederkehrenden Mustern gestaltet. Ein Ziel dieser Untersuchung ist es, herauszufinden, wie diese Bedeutungsvariation zustande kommt und welche semantischen Relationen oder Merkmale das Bindeglied zwischen den einzelnen Varianten der Wortbedeutung bilden. So lässt sich auch der Grad an Systematizität oder Regelhaftigkeit der Polysemie genauer bestimmen. Die Bedeutungsvariationen bei Artefaktbezeichnungen werden hier im wesentlichen als Fälle von metonymischer Bedeutungsverschiebung behandelt. Den Ausgangspunkt der Analyse bildet dabei eine unterspezifizierte semantische Form der sprachlichen Ausdrücke, die mit Hilfe verschiedener inferenzieller Verfahren und unter Einbeziehung von Kontext und Weltwissen schrittweise angereichert und modelliert wird.
This paper shows how a corpus-driven approach leads to a new perspective on central issues of phraseology and on lexicographical applications. It argues that a data-driven pattem search (applying Statistical methods), an a posteriori interpretation of the data and a user oriented documentation of the usage of multi-word units (e. g. in lexicographical articles) constitute a step-by-step process where each step has its own informational value and useflilness. The description of multi-word units (Usuelle Wortverbindungen) presented in this paper focuses on the second Step, the high quality analysis and interpretation of collocation data, exemplified by the fields of multi-word units centered around the word formslIdee/Ideenl(idea/ideas).
Nach Eve Sweetser (1990) kann eine Äußerung auf drei kognitiven Ebenen - Sachverhaltsebene, epistemische Ebene und Sprechaktebene - gedeutet werden. In diesem Beitrag werden auf der Basis eines Korpus gesprochensprachlicher Daten' sowohl syntaktische als auch prosodische Besonderheiten kausaler und konditionaler konnektorhaltiger Relationen untersucht, die auf unterschiedlichen Ebenen gedeutet werden können. Ein besonderes Interesse gilt dabei der Frage, ob die Sweetser’sehen Ebenen im Deutschen sprachlich markiert sind. Es wird gezeigt, dass syntaktische und prosodische Signale mit den Ebenen sehr stark korrelieren, die Ebenen im kausalen Bereich aber anders markiert sind als im konditionalen Bereich. Aufgrund dieses Befundes wird gegen die Annahme Sweetsers argumentiert, dass Kausalität als Basisbedeutung für Konditionalität angesehen werden könne.
Der vorliegende Beitrag beschäftigt sich mit zwei zentralen Fragen, denen sich die wissenschaftliche Grammatikographie zu stellen hat: der Frage nach ihrem Verständnis von .Sprache' und der Frage nach dem Verhältnis von Standard bzw. grammatischem System und grammatischer Norm. Im ersten Teil werden jeweils zwei verschiedene Ausprägungen von zwei Grundpositionen vorgestellt: „Es gibt eine Sprache hinter dem Sprechen“ mit dem generativen Konzept der Kompetenz und dem strukturalistischen der langue und „Es gibt keine Sprache hinter dem Sprechen“ mit der konstruktivistischen Idee der .Emergenz' von Sprache aus dem Sprechen und dem Rückzug auf die Auswertung von Korpora. Es wird nicht nur aus pragmatischen Gründen dafür plädiert, dass die Grammatikschreibung sich an die Konzeption von Einzelsprachen als gesellschaftlich gültige Regelsysteme hält. Im zweiten Teil wird untersucht, auf welche Weise sich Grammatiken dem „Systemgerechten“ nähern können. Am Beispiel des „Markiertheitsabbaus“ in der schwachen Flexion maskuliner Substantive wird eine moderat strukturalistische Hypothesenbildung, bei der das deutsche Flexionssystem als labile Ordnung erscheint, vorgeführt. Der Umgang von Grammatiken mit dem Verhältnis von Standardsprache, System und Norm wird an weiteren morphologischen und syntaktischen Phänomenen nachgezeichnet. Die stärkere Sensibilisierung der Grammatikschreibung für Normabstufungen, die Offenheit und Flexibilität des Systems wird herausgestellt.
Die Grammatik behauptet sich seit Langem als Gegenstand des Deutschunterrichts, aber sie wird immer wieder „fragwürdig“: Behalten die Schüler, was sie gelernt haben? Liefert die Schulgrammatik geeignete Instrumente für die Sprachreflexion? Bringt sie den behaupteten Nutzen fürs Sprechen, Schreiben und Lesen? Den offiziellen Begründungen für und den behaupteten guten Wirkungen von Grammatik in der Schule, wie sie in den Bildungsplänen und von der Didaktik vertreten werden, begegnet der Verfasser mit einer gewissen Skepsis. Die stützt sich auch auf eine eigens für diesen Beitrag durchgeführte Befragung von Deutsch Lehrenden und die Durchsicht von Abiturarbeiten im Fach Deutsch. Er plädiert für einen Grammatikunterricht mit weniger (vom Lehrer) aufgesetzter Systematik und Begrifflichkeit und mehr sprachlichen Entdeckungsreisen (der Schüler), ausgelöst durch Lernarrangements, die zum Nachdenken anregen.
Eigennamen sind besondere Sprachzeichen; sie heben sich semantisch, pragmatisch, zum Teil auch grammatisch von appellativischen Nomina (Gattungsnamen“) ab. Der Sonderwortschatz an Eigennamen (Personennamen wie Rainer oder Gisela, Ortsnamen wie Rom oder Deutschland) deckt den Benennungsbedarf keineswegs ab. Für weniger prototypische Namensträger werden häufig konventionelle Sprachmittel zum Eigennamen umfunktioniert. Der Beitrag beschäftigt sich mit nominalen Konstruktionen, mit denen künstlerische Werke (Beispiele: „Der englische Patient“, „Hundejahre“) und Gasthäuser (Beispiele: „Goldener Stern“, „Zum Ritter“) benannt werden. Die semantische Transposition, so die These des Beitrags, kann zu grammatischen Konflikten führen. Einerseits soll der Name möglichst an seiner unverwechselbaren Gestalt wiedererkennbar sein und sich daher z.B. gegenüber flexivischen Veränderungen resistent zeigen, andererseits soll er wie jeder andere Ausdruck syntaktisch in seine Umgebung eingepasst werden. Unterschiedliche Strategien der Konfliktlösung werden anhand von Belegen demonstriert und interpretiert. Der konkrete Beispielfall illustriert gleichzeitig, wie man sprachlichen Regeln auf unsicherem Terrain folgen kann, mitunter auch haarscharf an der Norm vorbei.
Vorwort
(2009)
Vorwort
(2009)
Erpresserbriefe werden häufig mit elliptischen Formulierungen verbunden, welche durch ausgeschnittene, auf einem Stück Papier aufgeklebte Buchstaben realisiert werden. Betrachtet man allerdings authentische Erpresserbriefe, stellt man fest, dass viele wie ein Geschäftsbrief aussehen und verwaltungssprachliche Elemente aufweisen. Welche Formen der Verwaltungssprache sind das und warum werden diese in Schreiben illegalen Charakters verwendet? Der vorliegende Beitrag befasst sich mit diesen Fragestellungen. Anhand einer Stichprobe aus der Tatschreibensammlung des BKA werden Formen der Verwaltungssprache in Erpresserbriefen empirisch untersucht, Erklärungsansätze entwickelt und deren Relevanz für die Autorenerkennung erläutert.
Der Begriff Wortprosodie bezeichnet hier die Organisation von Segmenten in die hierarchisch geordneten Konstituenten Silbe, Fuß und phonologisches Wort. Evidenz für solch eine Organisation und die ihr zugrundeliegenden Regeln findet sich in gewissen distributioneilen sowie phonetischen Besonderheiten von Segmenten. In diesem Beitrag versuche ich eine Darstellung der wesentlichen Züge der deutschen Wortprosodie als Interaktion miteinander in Konflikt stehender Beschränkungen im Sinne der Optimalitätstheorie. Im Mittelpunkt steht die Herausarbeitung unmarkierter prosodischer Strukturen auf der phonologisch-lexikalischen Ebene, da unmarkierte Strukturen einen wichtigen Bezugspunkt für die Beurteilung von Varianten bilden. Zugleich ergibt sich eine neue Perspektive auf das Verhältnis von Norm und Regel.
Variation in der Flexionsmorphologie: Starke und schwache Adjektivflexion nach Pronominaladjektiven
(2009)
Adjektive zeigen in der Stellung nach Indefinitpronomina und demonstrativen oder quantitativen Adjektiven (sogenannten Pronominaladjektiven) Variationen zwischen starker und schwacher Flexion, die durch die allgemeine Grundregel der Adjektivflexion (,schwach nach stark‘) nicht abgedeckt sind: (i) bei gleicher Genus-, Numerus- und Kasusspezifikation nach verschiedenen Pronominallexemen wie in einige kleine Kinder vs. alle kleinen Kinder, (ii) bei unterschiedlicher kategorieller Spezifikation nach ein und demselben Pronominallexem (wie in einige kleine Kinder vs. bei einigem guten Willen) oder (iii) bei verschiedenen Vorkommen mit identischer kategorieller Spezifikation nach ein und demselben Pronominallexem wie in beider deutscher Staaten vs. beider deutschen Staaten. Im vorliegenden Beitrag wird eine Klärung der systematischen Grundlagen derartiger ‚Schwankungen‘ angestrebt, die in den Grammatiken Fall für Fall beschrieben werden. Lexikalische und flexivische Parameter, die die Verteilung starker und schwacher Formen steuern, werden identifiziert. Als wesentlich erweisen sich einerseits bei den Pronominaladjektiven zu beobachtende Abstufungen im Grad syntaktisch-semantischer Ähnlichkeit zum prototypischen Determinativ, dem definiten Artikel; andererseits bei den Flexionsendungen zu beobachtende Abstufungen im Grad kategorieller und formaler Markiertheit. Im Ergebnis wird ein zweidimensionales Kontinuum von Übergangsstufen zwischen starker und schwacher Adjektivflexion nach Pronominaladjektiven sichtbar, das durch das Zusammenspiel lexikalischer und flexivischer Faktoren erzeugt wird.
Anders als linguistische Laien scheuen Sprachwissenschaftler aus prinzipiellen theoretischen Gründen davor zurück, eine Sprache zu bewerten, und erst recht, über ihre künftige Entwicklung zu spekulieren. Trotz theoretischer und methodischer Skrupel werden in diesem Essay wertende Bemerkungen zur heutigen deutschen Sprache gemacht und Spekulationen über deren weitere Entwicklung angestellt. Dazu werden drei Szenarien zum möglichen Zustand des Deutschen nach drei bis vier Generationen skizziert und vergleichend erörtert. Es werden auch künftig in erster Linie die Sprecher des Deutschen sein, die ihre Sprache bewahren und/oder verändern. Angesichts des sich derzeit abzeichnenden partiellen Domänenverlustes des Deutschen wird diskutiert, wie seine weitere Entwicklung im Kontext des vielsprachigen Europas positiv beeinflusst werden kann. Auch diese Diskussion stützt sich durchweg auf Plausibilitätserwägungen.
Sprechaktbezogene Kausalität
(2009)
Sprache in Ost und West
(2009)
Richtiges Deutsch?
(2009)