Refine
Year of publication
- 2012 (4) (remove)
Document Type
- Article (3)
- Part of a Book (1)
Language
- German (4)
Has Fulltext
- yes (4)
Is part of the Bibliography
- no (4)
Keywords
- Interaktionsanalyse (4)
- Interaktion (2)
- Multimodalität (2)
- Gehen als situierte Praktik (1)
- Gottesdienst (1)
- Kirchenraum (1)
- Konversationsanalyse (1)
- Koordination (1)
- Lehrer (1)
- Nichtverbale Kommunikation (1)
Publicationstate
Reviewstate
- Peer-Review (3)
- Verlags-Lektorat (1)
Publisher
- Narr (1)
Der Aufsatz ist ein empirischer und theoretischer Beitrag zur Weiterentwicklung einer multimodalen, interaktionsanalytischen Methodologie. Auf der Grundlage eines minimalen Kontrasts wird im Detail analysiert, wie zwei Konfirmandinnen und zwei Konfirmanden ihren jeweils gleichzeitigen "Kerzengang" in der Vor-phase eines Gottesdienstes realisieren. Während die Konfirmandinnen ihren Gang in den Altarraum, das Anzünden ihrer Kerzen und den Rückweg zur Bank als "gemeinsam gehen" koordinieren, realisieren die beiden Konfirmanden ihren Gang als "hinter jemandem herlaufen". Die Analyse wird theoretisch gerahmt durch das Konzept "Gehen als situierte Praktik", das im Anschluss weiter geschärft wird.
Der Beitrag beschäftigt sich auf der Grundlage einer Einzelfallanalyse mit der Frage, wie Personen erkennbar machen, dass sie an einer Interaktion beteiligt sind. Die Frage, wer auf welche Weise und mit welchen Rechten und Pflichten an einer Interaktion teilnimmt/teilnehmen darf, und woran dies die Beteiligten und der Analytiker erkennen, gehört zu den etablierten Fragestellungen der Interaktionsanalyse. Im vorliegenden Beitrag wendet sich der Autor diesem Thema mit einem spezifischen Erkenntnisinteresse zu: Ihn interessiert, wie Personen, die über eine längere Phase keinen verbalen Beitrag zur Interaktion leisten, verdeutlichen, dass sie sich ungeachtet ihrer verbalen Abstinenz als Teil der laufenden Interaktion verstehen und verhalten. Oder, um es im Vorgriff auf spätere konzeptuelle Überlegungen zu formulieren: Dass sie Mitglieder/Beteiligte eines Interaktionsensembles sind, ohne sich verbal an dessen Konstitution zu beteiligen. Im Zentrum des Erkenntnisinteresses steht die Frage nach den Ressourcen, die von den verbal abstinenten Interaktionsbeteiligten eingesetzt werden, um zu verdeutlichen, dass sie an einer laufenden Interaktion teilnehmen und die Frage nach Gemeinsamkeiten und Unterschieden in den Beteiligungsformaten, die sie dabei produzieren.
Die Fallanalyse rekonstruiert aus multimodaler Perspektive eine Unterstützungsinteraktion im Unterricht. Die Unterstützung wird dabei als gemeinsame Herstellung des daran beteiligten Schülers und Lehrers konzeptualisiert. Es werden detailliert die vom Schüler produzierten Hinweise auf seine „Hilfsbedürftigkeit“ und die vom Lehrer eingesetzten Ressourcen bei seiner Hilfeleistung konstitutionsanalytisch rekonstruiert. In der falltranszendierenden Theoretisierung wird mit Bezug auf das gesprächsrhetorische Konzept „Unterstützen“ die Spezifik interaktiver Hilfeleistungen im Unterricht als konstitutive Anforderung an das professionelle Handeln von Lehrer/innen reflektiert.