Refine
Year of publication
- 2015 (206) (remove)
Document Type
- Part of a Book (98)
- Article (52)
- Book (32)
- Part of Periodical (10)
- Other (7)
- Working Paper (6)
- Conference Proceeding (1)
Language
- German (206) (remove)
Keywords
- Deutsch (89)
- Korpus <Linguistik> (18)
- Verb (18)
- Gesprochene Sprache (13)
- Linguistik (11)
- Wörterbuch (10)
- Interaktion (8)
- Kommunikation (8)
- Sprache (8)
- Wortschatz (8)
Publicationstate
- Veröffentlichungsversion (84)
- Zweitveröffentlichung (11)
- Erstveröffentlichung (1)
- Postprint (1)
Reviewstate
Publisher
- Institut für Deutsche Sprache (41)
- De Gruyter (28)
- de Gruyter (18)
- Narr Francke Attempto (11)
- Lang (10)
- Winter (7)
- IDS (4)
- Narr (4)
- Schneider-Verl. Hohengehren (3)
- Stauffenburg (3)
"Hey, was geht?". Beobachtungen zum Wandel und zur Differenzierung von Begrüßungsformen Jugendlicher
(2015)
Cybermobbing ist der gezielte Versuch, online das Face einer anderen Person zu dekonstruieren. Etwa ein Drittel aller Jugendlichen ist schon mindestens einmal mit diesem Problem konfrontiert worden. Seinen temporären Höhepunkt erreichte es mit dem Erscheinen der Internetseite Isharegossip.com (ISG). Diese entwickelte sich sehr schnell zu einer regelrechten Mobbing-Plattform. Täter fanden hier ganz besonders drastische verbale Mittel, um ihre Opfer zu kompromittieren. Bislang wurde noch nicht qualitativ analysiert, inwieweit Opfer und sogenannte virtuelle Zaungäste auf diese Verbalattacken reagieren. Ziel des Aufsatzes ist es, anhand eines typischen Diskurses sechs Verteidigungsstrategien aufzuzeigen, die von Opfern aber auch von sogenannten virtuellen Zaungästen angewandt werden, um das Face des Opfers zu rekonstruieren und zu stabilisieren.
Der Beitrag strebt an, Kategorien der bisher an der Ausgestaltung methodischer und theoretischer Zugänge zu Gedächtniskonzepten beteiligten Kulturwissenschaften einerseits, die Anschlussfähigkeit der bisher nicht beteiligten Linguistik andererseits im Sinn eines integrierten kulturanalytischen Ansatzes reflektieren und exemplarisch zu prüfen.
Abstufung
(2015)
Abtönung
(2015)
Physische oder psychische Schädigung und die Erfahrung von Hilflosigkeit sind zwei Grundvoraussetzungen für Traumatisierung. Hilflosigkeit ist ein Zustand extrem reduzierter Agency im Angesicht von Gefahr und drohender Schädigung. Wenn Erzähler Gewalterfahrungen darstellen, beinhaltet dies nicht nur die Darstellung reduzierter Agency, sondern auch die Auseinandersetzung damit, wie Gewalt motiviert war: Wer war verantwortlich für die Gewaltausübung? Wie schuldhaft war sie? Gab das erzählte Selbst Anlass zu gewalttätigen Reaktionen? Da Fragen nach Verantwortung, Schuld und Absicht zentral für das Erleben und die Bewältigung von Gewalterfahrungen sind, ist die Frage, wie Agency zugeschrieben wird, grundlegend für die Analyse von Erzählungen traumatischer Gewalterfahrungen. Lucius-Hoene (2012) hat aufgezeigt, dass Agency im Erzählen auf verschiedenen Ebenen relevant wird. Die vorliegende Untersuchung befasst sich mit der Ebene der narrativen Darstellung der Gewalterfahrung, d.h. der Darstellung von Opfer- und Täterschaft, Macht und Hilflosigkeit, Schuld und Rechtfertigung von Gewalt. Nach einer kurzen Einführung in soziologische, philosophische und linguistische Konzepte von Agency werden zwei Typen von Erzählungen physischer Gewalterfahrungen kontrastiert. Die Untersuchung konzentriert sich auf die narrativen Praktiken der Zuschreibung von Schuld und Verantwortung.
Der valenztheoretischen Behandlung von Argumentstrukturen stehen seit längerer Zeit konstruktionsgrammatische Theorien gegenüber, die die syntaktisch-semantischen Konstruktionen selbst als primäre Objekte der Sprachbeschreibung sehen, welche dann spezifische Lexeme als lexikalische Füllungen selegieren. Die Beiträge dieses Bandes zeigen, dass sich die beiden Ansätze nicht ausschließen müssen, sondern sich bei der theoretischen Modellierung der regelhaften und idiosynkratischen Aspekte von Argumentstrukturen auf fruchtbare Weise ergänzen können. Neben rein theoretisch orientierten Studien enthält der Band Beiträge, deren Gegenstand die Evaluierung von Methoden zur empirischen Fundierung dieser Theorien ist. Zudem wird der Phänomenbereich aus metalexikografischer und aus der Perspektive des Fremd- bzw. Zweitspracherwerbs betrachtet. Zum Teil werden in den Beiträgen kontrastive Analysen vorgenommen, vor allem hinsichtlich des Sprachenpaares Deutsch - Spanisch. Die angewandten Aspekte des Themas werden dabei immer auch an theoretische und empirische Überlegungen rückgebunden. Die Struktur des Bandes reflektiert den Fokus, den die einzelnen Beiträge setzen: Repräsentationen, Konstruktionen, Wortfelder und Methoden.
Mit traditionellen Methoden der Narratologie ist es nur möglich, eine begrenzte Menge von (meist kanonischen) Texten zu untersuchen. Computer hingegen können große Textmengen bewältigen und über die breitere empirische Basis einen neuen Blick auf das literarischen Schaffen eröffnen. Dazu ist es jedoch notwendig, narratologische Konzepte auch automatisch erfassbar zu machen. Die vorliegende Studie untersucht, wie ein etabliertes Phänomen des Erzählens – die Wiedergabe von Rede, Gedanken und Geschriebenem in narrativen Texten – mit Hilfe automatischer Methoden identifiziert werden kann. Auf der Basis narratologischer Forschungsliteratur wird zunächst ein Annotationsystem für Redewiedergabeformen entwickelt und auf ein Beispielkorpus von deutschsprachigen Erzähltexten angewendet. Anschließend werden Methoden zur automatischen Erkennung und deren Ergebnisse vorgestellt. Prototypen der beschriebenen Redewiedergabeerkenner sind online frei verfügbar. Die Studie liefert konkrete Ansätze für die automatische Erkennung von Redewiedergabe und demonstriert zugleich Strategien für die Nutzung von Methoden der Digital Humanities in der Narratologie.
Der Beitrag befasst sich mit der Beschwerdenexploration und Diagnosemitteilung als zentrale Elemente eines Arzt-Patient-Gesprächs. Damit verbunden sind verschiedene komplementäre Handlungsaufgaben, die von Arzt und Patient bearbeitet werden müssen. So ist es etwa Aufgabe des Arztes, beschwerdenrelevante Sachverhalte zu erfragen, die Ausführungen des Patienten mit dem eigenen medizinischen Fachwissen abzugleichen, körperliche Untersuchungen vorzunehmen und zu erläutern sowie prädiagnostische und schließlich diagnostische Mitteilungen zu formulieren. In den Aufgabenbereich des Patienten fallen indes Aktivitäten wie die Darstellung der Beschwerden vor dem Hintergrund des persönlichen Erfahrungs- und Erlebenswissens, die Relevanzmarkierung wichtiger Beschwerdenaspekte sowie die Legitimation des Arztbesuches. Eine adäquate Bearbeitung dieser Aufgaben ermöglicht einen Abgleich der verschiedenen Wissenswelten von Arzt und Patient und ebnet so den Weg für eine effektive therapeutische Zusammenarbeit.
Mit dem cGAT-Handbuch stellt das FOLK-Projekt eine Richtlinie für das computergestützte Transkribieren nach GAT 2 zur Verfügung. Das Handbuch wurde anhand der Transkriptionspraxis in FOLK entwickelt und enthält eine Vielzahl von authentischen Beispielen, die mit dem zugehörigen Audio auch über die Datenbank für Gesprochenes Deutsch (DGD) abgerufen werden können.
Thema dieses Beitrags sind die komplexen Nominalphrasen im Deutschen, die von außen gesehen unter Umständen monströs anmuten. Ein besonderes, wohl bekanntes Problem bieten dabei sogenannte erweiterte vorangestellte Attribute. Die Komplexitäten geben u.A. zu folgenden Fragen Anlass: Inwiefern lässt sich die ‚Ausuferung‘ der deutschen Nominalphrase funktional begründen? Falls es ein Rationales hinter den Komplexitäten gibt, wie lösen dann Sprachen, die entsprechende Ausbaumöglichkeiten nicht besitzen, die einschlägigen funktionalen Aufgaben? Hier soll primär die erste Frage diskutiert werden anhand von authentischen Text(ausschnitt)en, die das Zusammenspiel zwischen vorangestellten und nachgestellten ‚Erweiterungen‘ der Nominalphrase – Relativsätze eingeschlossen – wie auch die Funktion sogenannter nichtrestriktiver Attribute im Diskurs veranschaulichen können; die zweite Frage wird in relevanten Zusammenhängen mit berücksichtigt.
The web portal Lehnwortportal Deutsch <lwp.ids-mannheim.de>, developed at the Institute for the German Language (IDS), aims to provide unified access to a growing number of lexicographical resources on German loanwords in other languages. This paper discusses different possibilities of creating an onomasiological access structure for portal users. We critically examine the meaning list of the “World Loanword Database” project (Haspelmath/Tadmor 2009a) as well as WordNet-based taxonomies and propose a new way of inductively creating a semantic classification scheme that takes both hyperonymic relations and semantic fields into account. We show how such a classification can be integrated into the underlying graph-based data representation of the Lehnwortportal and thus be exploited for advanced onomasiological search options.
Wenn sich ein Partizip II in Bedeutung und Gebrauch verselbstständigt, dann sprechen Linguisten von einer Lexikalisierung. Es entsteht ein Pseudo-Partizip, das nicht mehr als Verbform identifiziert werden kann. Doch wie systematisch lassen sich Partizipien erfassen, deren Verhalten teilweise auf Lexikalisierung schließen lässt, die aber zugleich eine transparente verbale Basis im Gegenwartsdeutschen aufzuweisen scheinen?
Dieser Band beschreibt Partizipien II von Experiencer-Objekt-Verben wie verwirrt, frustriert oder begeistert auf Grundlage ihrer besonderen Semantik und analysiert den Gebrauch von 21 ausgewählten Exemplaren mit korpuslinguistischen Mitteln sowohl qualitativ als auch quantitativ. Im Mittelpunkt stehen die Verwendungen in Kombination mit den Kopula- oder Passivhilfsverben sein und werden sowie mit dem Kausativverb machen, in denen die Partizipialformen in verbalem und/oder adjektivischem Gebrauch vorliegen. Dabei ergeben sich einige bemerkenswerte Ergebnisse und bisher nicht wahrgenommene Korrelationen.
Der vorliegende Sammelband präsentiert zentrale im Deutschunterricht zu behandelnde Gebiete rund um Sprache auf der Basis eines einheitlichen topologisch-strukturellen Modells. Er bietet neben der Einführung zum Thema mit einem Basisartikel thematische Beiträge zu Anwendungsmöglichkeiten des topologischen Modells mit konkreten schulpraktischen Vorschlägen in zu unterrichtenden Lern- und Kompetenzbereichen.
Dieser Artikel befasst sich mit einer speziellen Praktik, mit der Dolmetscher anstelle einer wortgetreuen Übertragung als interaktionsstrukturierende Agenten im Dienste einer besseren Verständigung der primären Gesprächsteilnehmer aktiv werden. Untersucht wird, wie Dolmetscher Schlüsselwörter kreieren, die komplexe Sachverhalte effizient bündeln und auf einen Begriff bringen.
Das Wort in der Sprachkritik
(2015)
Wer Sprachkritik betreibt, grenzt sich von allen übrigen Sprachverwendern ab, indem er kritisch wertend die Sprache betrachtet. Diese Bewertungen werden meist am einzelnen Wort, an der Aussage oder der Äußerung vollzogen. In der Sprachkritik kommt der Kritik am einzelnen Wort oder an einer einzelnen Äußerung besondere Bedeutung zu, vollzieht sich unser Denken und unsere Wahrnehmung der Welt doch nicht selten in vorgeprägten Schlag- und Schlüsselwörtern. Dieser Beitrag zur Sprachkritik richtet daher den Fokus auf das Wort als sprachliche Einheit. Nach einer definitorischen Einführung in die Gegenstände und Kriterien der Sprachkritik werden vier Bereiche von wortbezogener Sprachkritik erläutert – politische Sprachkritik, feministische Sprachkritik, Sprachpurismus und medienwirksame Sprachkritik –, wobei das Verhältnis von Wort- und Sachkritik stets mitbetrachtet wird. Dabei wird auch das Spannungsfeld von laienlinguistischer und linguistischer Sprachkritik berücksichtigt, wenn in der Öffentlichkeit die Streitfrage „Wer darf welches Wort inwieweit kritisieren?“ diskutiert wird. Die in Abschnitt 3 gewählten Beispiele sollen dabei dazu dienen, das einzelne Wort oder einen bestimmten Ausdruck als Element sprachkritischer Betrachtung zu fokussieren.
Das vorliegende Handbuch vermittelt einige ausgewählte Untersuchungsperspektiven auf die Phänomene Wort und Wortschatz. Die einzelnen Beiträge ordnen die Gegenstände in einen jeweils spezifischen Zusammenhang ein und fokussieren dabei auf sprachliche Kontexte, interdisziplinäre Zusammenhänge, methodische Herangehensweisen unter dem Blickwinkel der linguistischen Theorie oder der angewandten Linguistik. Das Konzept des Wortes und des Wortschatzes erhält daher in jedem Beitrag eine eigene Bedeutung und Funktion. In Summe kommt dadurch ein komplexes Verständnis von Wort und Wortschatz zum Ausdruck, das Vielfalt und Interdisziplinarität statt Einschränkung und singuläre Ausrichtung zulässt.
Jedes Wort besitzt zwei Geschichten, eine Geschichte seiner Ausdrucksseite und eine seines Inhalts. Beide Seiten entwickeln sich meist, aufgrund der Arbitrarität des sprachlichen Zeichens, unabhängig voneinander, sie können sich jedoch auch wechselseitig beeinflussen. Dieser Beitrag fokussiert beide Seiten der Wortgeschichte: kurz den Wandel der formalen Seite, ausführlicher den Bedeutungswandel mit seinen innovativen Verfahren und die Archaisierung. Dabei wird die Perspektive des Einzelwortes eingenommen, die von der Perspektive des Wortschatzes zu trennen ist. Der Wortschatzwandel umfasst weitere Prozesse, auf die nicht eingegangen wird, so die Vermehrung des Wortschatzes durch Wortbildung und Entlehnung. Aufgrund der Vielfalt der stattfindenden Prozesse strebt dieser Beitrag keine Vollständigkeit an. Zudem können die meisten wortgeschichtlichen Erscheinungen nur kurz charakterisiert und nicht ausführlich diskutiert werden.
Den Wortschatz einer Sprache auf hohem Niveau zu dokumentieren und in all seinen Eigenschaften zu beschreiben, ist gleichermaßen wichtig wie schwierig. Verschiedene Gründe haben dazu geführt, dass die Tradition der großen Wörterbücher derzeit zusammenbricht. An ihre Stelle werden in der Zukunft flexibel handhabbare digitale lexikalische Systeme treten.
1993 erscheint mit Langenscheidts Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache das erste eigens für nichtmuttersprachliche Deutschlerner konzipierte einsprachige Wörterbuch. Genau zwanzig Jahre später, 2013, geben Duden/Cornelsen das Duden - Basiswörterbuch Deutsch als Fremdsprache heraus. Damit könnte bereits der Schlussstein unter die kurze Epoche der DaF-Print-Lexikografie gesetzt sein, denn weitere Planungen für gedruckte DaF-Wörterbücher gibt es vonseiten der Verlage nicht. Das bedeutet allerdings nur ein Ende für die DaF-Wörterbücher in ihrer bisherigen Erscheinung, denn das Bedürfnis des Nachschlagens beziehungsweise der Bedarf an sprachlichen Daten bleiben weiterhin bestehen, solange Deutsch als Fremdsprache gelernt wird. Der Beitrag beschreibt, wie Wörterbücher ihre äußere Form ändern können, um unter den sich wandelnden gesellschaftlichen Bedingungen zu überleben. Dabei existieren zwei Möglichkeiten: Die Wörterbücher können entweder quasi unsichtbar werden, wenn sie in intelligenten Textumgebungen aufgehen, oder sie können in umfangreiche Lernportale integriert werden. Der Beitrag untersucht bestehende Angebote und macht Vorschläge für eine Weiterentwicklung dieser Wörterbücher.
Der vorliegende Aufsatz befasst sich mit der Verbreitung des Lexems Nerd in der deutschen Sprache. Untersucht wurde die DeReKo-Datenbank hinsichtlich der Frequenz des Wortes und der ko-textuellen Umgebungen. Diese Daten wurden verglichen mit einem Korpus aus möglichen Übersetzungen des Lexems, das sich aus US-amerikanischen Serien zusammensetzt (,Scrubs‘, ,The Big Bang Theory‘, ,Family Guy‘ und ,American Dad‘). Aus der Synopse der gewonnenen Erkenntnisse und der sprachhistorischen Analyse des Lexems kann abgeleitet werden, dass Synchronfassungen den zeitgenössischen Sprachgebrauch widerspiegeln und daher auch steter Quell für Sprachwandel sind. Bezogen auf das Lexem Nerd ist der Schluss zu ziehen, dass dieses den Status eines assimilierten Fremdwortes erreicht hat und lediglich die Adjektivierung noch nicht vollständig integriert ist. Eine Übersetzung mit deutschen Lexemen erscheint in diesem Zusammenhang nicht sinnvoll.
Wie gelingt es den Beteiligten an Brandeinsatzübungen der Feuerwehr, die ‚Einsatzräume‘ durch multimodale Interaktion herzustellen? Wie machen sie Orte unter der Perspektive des Einsatzes als organisationale Schauplätze erst verständlich und damit benutzbar? Und welche Rolle spielen alte und neue technische Medien für die Orientierung und Navigation? Institutionelle Handlungspraktiken von Feuerwehrleuten mit eigens für und durch sie (mit )entwickelten neuen digitalen Medien – sogenannten ‚Landmarken‘ – werden beispielhaft für derartige Interaktionsprozesse analysiert und Settings mit ausschließlich herkömmlichen Hilfsmitteln gegenübergestellt. Methodisch schließt die Untersuchung an die Angewandte Gesprächsforschung und die ethnomethodologisch-konversationsanalytisch geprägten ‚Studies of Work‘ und ‚Workplace Studies‘ an.
Die Arbeit wurde von der Gesellschaft für Angewandte Linguistik (GAL) mit dem doctima-Preis 2015 ausgezeichnet.
Der Tanz um das Verb
(2015)
Der Beitrag beleuchtet unterschiedliche Raumkonzeptionen, welche die Dialektologie als „Raumlinguistik“ im letzten halben Jahrhundert geprägt haben. So spielt Raum als physisch-materieller Erdraum in der Dialektologie nach wie vor eine zentrale Rolle und wird als Bedingungsrahmen für die diatopische Sprachvarianz verstanden. Räume gänzlich anderer Natur sind Räume, die aus dialektgeografischen Abstraktionsprozessen resultieren und sich aus Verteilungen sprachlicher Größen im physisch-materiellen Raum ergeben. Zur außersprachlichen Erklärung diatopischer Variation werden solche sprachräumlichen Verteilungen mit erdräumlichen Gegebenheiten, mit politischen Territorien oder kulturräumlichen Verteilungen abgeglichen. Wegen der Beliebigkeit der für den Abgleich ausgewählten dialektalen Variablen ist dieses Vorgehen lange Zeit etwas in Verruf geraten, wird heute jedoch mit dialektometrischen Verfahren dem willkürlichen Zugriff entzogen und neu lanciert.
Raum als immaterielle Ordnungsstruktur wird – nicht nur in der Linguistik – als probates Instrument genutzt, um Gedachtes metaphorisch zu ordnen. Insbesondere die Sozio- oder kommunikative Dialektologie, die seit ein paar Jahrzehnten die monodimensionale Grundmundarten-Dialektologie aufbricht, hat mit Konzepten wie „Variantenraum“ oder „sozialer Raum“ ihren Gegenstandsbereich faß- und vermessbar gemacht.
Seit einiger Zeit erfährt der „erlebte Raum“ im Rahmen der sogenannten Wahrnehmungsdialektologie lebhaften Zuspruch. Diese dialektologische Ausrichtung erkundet die sprachraumbezogenen Alltagskonzepte und die Perzeption sprachlicher Größen und verspricht sich davon u.a. Aufschluss darüber, ob sprachräumliche Vorstellungen als Steuerungsgrößen für dialektale Stabilität oder dialektalen Wandel veranschlagt werden können. An Beispielen aus einem laufenden Forschungsprojekt, das sich mit einer Region in der Innerschweiz befasst, werden ethnodialektale Raumvorstellungen präsentiert und zu objektiven Sprachbefunden in Bezug gesetzt.
In dem Beitrag werden Argumentstrukturmuster mit inneren Objekten genauer untersucht. Als innere Objekte werden Akkusativobjekte bezeichnet, die gelegentlich von normalerweise intransitiven Verben zu sich genommen werden und deren Objekts-Nomen mit dem Verb etymologisch, morphologisch und/oder semantisch verwandt ist. Das heißt, es handelt sich um Sätze wie Maria lachte ihr fröhliches Lachen, Alles geht seinen geordneten Gang oder Er kämpft einen aussichtslosen Kampf. Wie man an diesen wenigen Beispielsätzen bereits sehen kann, wird mit dem inneren Objekt etwas explizit zum Ausdruck gebracht, was bereits in der Verbbedeutung implizit enthalten bzw. angelegt ist, denn lachen bedeutet ja ‘Freude zum Ausdruck bringen, indem man ein Lachen von sich gibt’ und kämpfen heißt ‘einen Kampf führen, Kampfhandlungen vollziehen, sich mit jmdm. oder etw. auseinandersetzen’.
In diesem Beitrag wird sich mithilfe eines bottom up- sowie bottom down-Verfahrens mit netzwerkartigen Verknüpfungsbeziehungen der Konstruktionen und mit den für die Verlinkung und Vernetzung vorgesehenen Verfahrensmechanismen, wie etwa Fusionierung, Vererbungshierarchien, konstruktioneller Polysemie u.a. sowie mit ihrer Umsetzung in die Praxis auseinandergesetzt.3 Als Ziel strebe ich einen Vorschlag zu einer netzwerkartigen Konstruktionssystematik an, die am Beispiel deutscher Verben zum Ausdruck der Empfindung veranschaulicht wird. Gemeinsamer Nenner aller von mir analysierten Konstrukte ist das Vorhandensein eines Affizierten bzw. Experiencer.
Der Beitrag versteht sich als erster Schritt zur historiographischen Rekonstruktion der Soziolinguistik in der Bundesrepublik Deutschland. Es wird gezeigt, wie in gewolltem Bruch mit der älteren germanistischen Forschung zum Thema Sprache und Gesellschaft in den späten 1960er Jahren die neue Disziplin der Soziolinguistik in Auseinandersetzung mit den Theorien Bernsteins entstand, sich die Soziolinguistik anschließend professionalisierte und das Spektrum ihrer Themen verbreiterte, schließlich auch den Anschluss an ältere Theorien insbesondere in der Dialektologie wiederfand.
Der Trickster ist ein mythisch-literarischer Archetyp, dessen listenreicher, verwandlungsfähiger Charakter seit Ende des 19. Jahrhunderts Mythenforscher, Literaturwissenschaftler, Soziologen und Psychologen fasziniert. Erstmals wird in dieser Arbeit mit den Methoden der linguistischen Gesprächsanalyse und dem semiotischen Vergleich gezeigt, wie sich der Trickster als kommunikative Identität in Alltagsgesprächen manifestiert.
In den Gesprächen männlicher Erwerbsloser auf einem Hamburger Platz entsteht die Identität des Tricksters als Ausdruck und Bearbeitung sozialer Marginalisierungsprozesse: durch sprachliche Mittel, wie z. B. im Fiktionalisieren als Gestaltwandler und Doppelgänger, im Rätselspiel als ‚Meister des sprachlichen Kodes‘, im Klatschgespräch als ein die gesellschaftlichen Absurditäten karikierender Schelm. Damit knüpft die Arbeit an die linguistische Identitätsforschung an und eröffnet mit der Methode des kultursemiotischen Vergleichs zudem neue Perspektiven auf diese.
Moderne Grammatiktheorien sind statisch, d.h. skriptizistisch und synchronizistisch. Dies bedeutet, dass deren Beschreibungsapparat auf die Strukturen gegenwärtiger Schrift- und Standardsprachen zugeschnitten ist. Im Beitrag wird für einen dynamischen, d.h. nichtskriptizistischen und nichtsynchronizistischen, Perspektivenwechsel in der Grammatikforschung plädiert, der auf folgenden empirisch fundierten Überlegungen basiert:
1. Literalisierung ist eine kulturelle Universalie, die kognitiv verankert ist.
2. Es sind unterschiedliche Phasen der Literalisierung zu unterscheiden.
3. Literalisierung im Allgemeinen und die Phasen der Literalisierung im Besonderen haben Konsequenzen für die grammatische Struktur.
4. Die Interpretation von grammatischen Strukturen ist nur vor der Folie der jeweiligen Phase der Literalisierung möglich.
5. Ein dynamisches Grammatikmodell muss das historische Verhältnis auch begrifflich abbilden. Dies wird an zentralen grammatischen Konzepten wie Aggregation vs. Integration, Wortgruppe vs. Phase und an der Wortstellung (Verbklammer, Stellungsfeldermodell, Satzrandglieder) veranschaulicht.
6. Historisch ist von einem dynamischen Verhältnis von Online- und Offlinesyntax, von syntaktischer Zeitlichkeit und syntaktischer Räumlichkeit, auszugehen. Was zu einer bestimmten Zeit und in einer bestimmten Varietät als Onlinestruktur zu interpretieren ist, hängt von dem jeweiligen historischen Verhältnis von Online- und Offlinestrukturen ab.
In diesem Beitrag möchte ich die These vertreten, dass Varianz das konstitutive Merkmal von Sprache ist - der geschriebenen, aber insbesondere auch der gesprochenen. Demgegenüber stand in der Linguistik über lange Zeit die Vorstellung im Vordergrund, dass Sprache ein homogener Gegenstand sei - und sie dies, um wechselseitige Verständigung zu ermöglichen, auch sein müsse. Ich werde zunächst in Abschnitt 2 diese Homogenitätsthese in Erinnerung rufen, um dann in Abschnitt 3 zu explizieren, was ich unter sprachlicher Varianz verstehe. In Abschnitt 4 werde ich einige theoretische Konzepte zur linguistischen Modellierung von Varianz skizzieren und ihre Grundannahmen explizieren. Die besondere Vielfalt der Varianz in der gesprochenen Sprache und die Gründe für diese Vielfalt stehen im Mittelpunkt von Abschnitt 5. Schließen werde ich, indem ich in Abschnitt 6 ein alternatives Konzept zur Modellierung von Varianz vorstelle, das für die Beschreibung der Varianz in der gesprochenen Sprache in besonderer Weise geeignet ist. Es konzeptualisiert Varianz als graduelles und kontinuierliches Phänomen, nicht als qualitative Differenz zwischen in sich annähernd homogenen Entitäten.
Was machen Philosophen und Soziologen, Historiker, Literaturwissenschaftler und Linguisten, wenn sie Diskurse untersuchen? Wie operationalisieren sie ihre Analysen? Wie bestimmen sie ihre Kategorien? Welche Erkenntnisinteressen haben sie? Und wie bewegen sie sich im interdisziplinären Raum, der zwangsläufig entsteht, wenn Diskurs die Perspektive wissenschaftlichen Interesses ist? Die Aufsätze des Sammelbandes "Diskurs - interdisziplinär" gehen diesen Fragen nach. Es handelt sich um überarbeitete Vorträge, die auf zwei Tagungen des Tagungsnetzwerks "Diskurs - interdisziplinär" gehalten wurden. Die Beiträge beschreiben und erklären die Struktur von Diskursen als Sinngebungsinstanzen auf der Basis eines gemeinsamen Grundverständnisses von „Diskurs“ in theoretisch-methodischer und in empirischer Hinsicht. Insofern diese Zugänge aus der Perspektive unterschiedlicher Disziplinen diskutiert werden, fragen sie zugleich auch nach Schnittstellen und Grenzen von Transdisziplinarität und danach, wie das Phänomen als solches zustande kommt und was "interdisziplinär" bedeutet.
Diskurslexikografie als gesellschaftsbezogene Wortforschung. Vorstellung eines Wörterbuchkonzepts
(2015)
This contribution tries to answer the question how the lexical elements of a discourse, seen as a societal practice, can be presented as instances which give this practice structure and order. Therefore we will first reflect the theoretical and methodological conditions and determine, discourse and lexicography of discourse as terms. Afterwards I introduce two examples of discursive dictionaries: the dictionary of guilt (concerning the postwar time of 1945) and the dictionary of the protest movement late 1960ies. We will finally add a typological classification of discourse lexicography.
Duden - Das Aussprachewörterbuch: [Aussprache und Betonung von über 132 000 Wörtern und Namen]
(2015)
Einleitung
(2015)
Die Beiträge dieses Hefts knüpfen inhaltlich an die Artikel des OPAL-Sonderhefts 4/2009 mit dem Titel Konstruktionelle Varianz bei Verben (http://pub.ids-mannheim.de/laufend/opal/opal09-4.html) an. Thema beider Hefte sind die Argumentstrukturen von Verben. Im vorliegenden Heft werden zwei der bereits im OPAL-Sonderheft diskutierten Argumentstrukturmuster, Argumentstrukturmuster mit innerem Objekt und SUCH-Argumentstrukturmuster, wieder aufgegriffen und unter dem Gesichtspunkt ihres Status als Mitglieder größerer Gruppen von Argumentstrukturmustern diskutiert. Die erstgenannte Gruppe von Argumentstrukturmustern umfasst – wie der Name auch sagt – Strukturen, die ein Objekt enthalten, das in der Grammatikschreibung als inneres oder kognates Objekt bezeichnet wird, wie etwa einen aussichtslosen Kampf kämpfen, eines natürlichen Todes sterben, einen Walzer tanzen u.Ä. Bei Letzteren handelt es sich um eine Gruppe von Argumentstrukturmustern wie etwa nach etwas suchen, etwas auf etwas durchsuchen, nach etwas fahnden, nach etwas sinnen, nach etwas schreien und jemanden um etwas bitten. Wie diese Auflistung bereits zeigt, handelt es sich bei SUCH-Argumentstrukturmustern nicht nur um Muster mit reiner SUCH-Bedeutung. Insofern ist der Name arbiträr. Er wurde in Anlehnung an den von Levin (1993, S. 70-71) eingeführten Begriff der SEARCH-Alternation gewählt, mit dem die Alternation der Muster NP1 V NP2 in NP3 (Ida hunted deer in the woods), NP1 V NP3 for NP2 (Ida hunted the woods for deer) und NP1 V for NP2 in NP3 (Ida hunted for deer in the woods) im Englischen gemeint war. Sowohl die Beiträge des OPAL-Sonderhefts 4/2009 als auch die Beiträge des vorliegenden Hefts sind aus dem Projekt Verben und Argumentstrukturen (www.ids-mannheim.de/lexik/polysemievarianz.html; ehemals Polysemie und konstruktionelle Varianz) hervorgegangen, das zur Zeit in der Abteilung Lexik des IDS bearbeitet wird.
Familienähnlichkeiten deutscher Argumentstrukturmuster. Definitionen und grundlegende Annahmen
(2015)
In vielen Theorien zur Sprachproduktion spielt die Einheit Wort eine zentrale Rolle: Bei der Planung einer Äußerung werden vorsprachliche Konzepte angenommen, die jedes für sich einer lexikalischen Komponente für eine geeignete Wortwahl übergeben werden. Eine syntaktische Komponente sorgt für eine angemessene Formulierung. Kollokationen als Wortverbindungen bringen den zusätzlichen Einfluss mit ein, dass Wörter vielfach gemeinsam in präferierten Kombinationen gewählt werden. Dieser fällt aber nur dann auf, wenn das Ergebnis nicht das sonst Erwartbare ist – das allerdings von verschiedenen Faktoren (z. B. der situativen Angemessenheit) abhängig ist. Ein Kollokationsbegriff, der auf Abweichungen aufbaut, trägt nur im Vergleich zu einem nicht pauschal definierbaren Standard. Wenn sich Kollokationen aber im Kern auf Gebrauchspräferenzen zurückführen lassen, sind sie empirisch zugänglich. Kollokationen zeigen sich ermergent im Sprachgebrauch und lassen sich in Korpora aufspüren. Eine Einordnung bezüglich Auffälligkeiten (etwa zur Übersetzungsäquivalenz oder zur Idiomatik) ist jeweils eine perspektiven-bezogene Interpretation des allgemeinen Konzepts.
Freiraum schaffen im Klassenzimmer: Fallbasierte methodologische Überlegungen zur Raumanalyse
(2015)
Der Beitrag zum 50-jährigen Bestehen des IDS gibt einen Überblick über die Entstehung und Entwicklung der Satzsemantik, der am Wahrheitswert von Aussagen orientierten Lehre von zusammengesetzten sprachlichen Ausdrücken. Er tut dies am Beispiel der Negation, insbesondere an der syntaktischen Realisierung der Negation mit dem Negationsartikel ‚kein‘, an Negativen Polaritätselementen wie ‚jemals‘, an der doppelten Negation wie in ‚nicht unglücklich‘ und an der pleonastischen Negation nach ‚bevor‘. Auch die Negation in Fragen und Antwortpartikeln wie ‚nein‘ kommen zur Sprache.
Gehören nun die Männer an den Herd? Anmerkungen zum Wandel der Rollenbilder von Mann und Frau
(2015)
Der vorliegende Beitrag erkundet den Zusammenhang zwischen der Komplexität politischer Argumentationsprozesse und der Diversifikation der Semantik von Schlüsselwörtern, deren Bedeutung im Argumentationsprozess umkämpft und in zahlreichen Facetten entfaltet widAdegenstand der Untersuchung ist die Verwendung von „Ökologie" in den Schlichtungsgesprächen zum Bahnprojekt Stuttgart 21. Im Unterscheid zu bisher vorliegenden Analysen zu semantischen Kämpfen geht es weniger darum, wie ein Ausdruck von einer Partei im Gegensatz zu anderen semantisiert wird. Es wird vielmehr gezeigt, wie semantische Diversifizierung und Ambiguität von „Ökologie" im expertischen Argumentationsprozess entstehen und welche kommunikativen Effekte dies für die Möglichkeit der Bürgerbeteiligung mit sich bringt. Es werden drei Praktiken identifiziert, mit denen die Interaktionsteilnehmer selbst auf semantische Diversifizierung und Ambiguität reagieren und versuchen, den Ausdruck eindeutig interpretierbar und die Quaestio entscheidbar zu machen: Strategieunterstellungen, Popularisierungen und Populismus. Die Interaktionsanalysen zeigen dabei, dass diese Praktiken selbst die Problematik, die sie lösen sollen, reproduzieren.
Grammatik - explorativ
(2015)
Die am IDS aufgebauten großen Korpora ermöglichen es, vermeintlich freie und aus grammatikographischer Sicht eben dadurch problematische Varianten des Standarddeutschen systematisch in den Untersuchungsfokus zu stellen. Mit spezifischen Techniken und Werkzeugen kann die korpuslinguistische Arbeit dabei eine recht theorieunabhängige Beschreibung einzelner Varianten grammatischer Phänomene leisten und deren Häufigkeit bestimmen; damit stellt sie auch eine transparente quantitativ-statistische Basis für die Validierung von in der einschlägigen Literatur vertretenen Hypothesen bereit. Wie im Beitrag gezeigt werden soll, ist die Auswertung von Korpusdaten beträchtlichen Umfangs mit modernen computerlinguistischen und statistischen Methoden ganz besonders geeignet, grammatische und außersprachliche Faktoren zu identifizieren, deren Interaktion die Wahl zwischen den vermeintlich freien Alternativen bestimmt.
In my article I argue the need for an existence of grammar in spoken language. It would have the same functions as the grammar of written language: describing and explaining the fundamental units of spoken language and their features, describing the composition of those units and their conjunction. The basic units in the grammar of spoken language can be named as: the sound, the word, the functional unit, the conversational turn and the conversation itself. Further the central characteristics of spoken language and their impact on grammar have to be taken into account. They are: the interactivity, the multimodality, the processabihty and the great variability. After displaying my concepts I discuss three alternative concepts of a grammar in spoken language: online-syntax, construction grammar and multimodal grammar. The article concludes by discussing the role of spoken language grammar in language and foreign language teaching.
Ausgangspunkt in der (komparativen) Untersuchung sind nicht-kanonische Verknüpfungen mit sein im Deutschen, die durch das Muster NP+sein+Infinitiv (Martine ist spazieren) repräsentiert sind und in der Literatur mit dem Terminus Absentiv bezeichnet werden. Das Muster NP+sein+Infinitiv - so wird behauptet - weise eine spezifische Bedeutung auf, die in anderen Fällen bspw. durch den Ausdruck weg explizit gemacht werden (Martine ist weg spazieren), aber im sog. Absentiv gerade ohne overte Determination bleibt. Geprägt hat den Terminus Absentiv De Groot (2000). Der Gegenstand selbst ist inzwischen in vielen Arbeiten aufgegriffen worden (cf. Abraham 2007, Haslinger 2007, Vogel 2007,2009). Mit wenigen Ausnahmen wird seit De Groot - so auch in fast allen darauf folgenden Arbeiten - die Auffassung vertreten, dass es sich beim Absentiv um eine (universelle) grammatische Kategorie handle, der als Komplex eine Abwesenheitsbedeutung (als Konstruktionsbedeutung) zugeschrieben wird.1 Im Deutschen insbesondere läge der Absentiv als „Vollkategorie“ vor, die sich immer aus der o.g. Form zusammensetze. Die folgende komparative Untersuchung zum Deutschen, Französischen und Italienischen widerspricht der Sichtweise einer grammatischen Kategorie für den Absentiv und skizziert eine Analyse, aus der sich Struktur und Bedeutung für das Deutsche kompositional ableiten lassen, die auch dem Sprachvergleich Stand hält, bzw. durch den Sprachvergleich Unterstützung erfährt. Unter Betrachtung einer Reihe von syntaktischen und interpretativen Eigenschaften der Instanziie- rungen des sog. Absentivs im Deutschen und den Vergleichssprachen, wird weiter gezeigt, dass einige empirische Behauptungen nicht ausreichend motiviert sind - speziell zum Französischen mit einer sog. Teilkategorie Absentiv. Auf der Grundlage der Finalitätshypothese wird dann auch die Abwesenheitsinterpretation als durch eine Implikatur hervorgerufen erschlossen (cf. Fortmann/Wöll- stein 2013, Wöllstein 2013). Der Blick auf Daten in den romanischen Sprachen Italienisch und Französisch zeigt darüber hinaus, dass die Möglichkeiten der Realisierung der beteiligten grammatischen Komponenten übereinzelsprachlich unterschiedlich beschränkt sind. Im Beitrag wird auch und gerade mit Blick auf informationsstrukturelle Phänomene dafür plädiert, von Verkürzungen abzusehen und weder Phänomene durch Konstruktionsbedeutung zu interpretieren, statt sie konventionalisierfen Lesarten zuzuordnen, noch eine Konstruktionsbedeutung direkt grammatischen Einheiten zuzuweisen, ohne dass die Strukturen ausführlichen grammatischen Untersuchungen unterzogen werden.
Der Beitrag widmet sich der Frage, nach welchen Einheiten das Sprechen in der Interaktion auf der ‚mittleren Ebene‘ strukturiert ist. Die Diskussion geht aus von für die gesprochene Sprache typischen bzw. spezifischen Phänomenen, die Kriterien normgrammatisch vollständiger Sätze zuwider laufen, wie z. B. Ellipsen, Expansionen und Diskursmarkern. Anschließend werden die in der Literatur der vergangenen etwa 40 Jahre theoretisch entwickelten und empirisch untersuchten Einheitenkonzepte diskutiert und im Hinblick auf ihre Leistungsfähigkeit zur Beschreibung und Erklärung nicht-normgrammatischer Phänomene evaluiert.
Medizin betrifft „alle Menschen, Ärzte wie Patienten, Fachleute wie Laien, gleichermaßen zu allen Zeiten. Die Medizin steht daher wie kein zweiter Bereich des Lebens im Spannungsfeld von fachwissenschaftlicher Spezialisierung und menschlichen Alltagserfahrungen“ (Riecke 2004). In diesem Spannungsfeld ist medizinisches Wissen und Handeln ohne Sprache nicht denkbar. Medizin- und Gesundheitskommunikation bilden fachintern wie fachextern, in mündlichen und medialen Diskursen ein prominentes Themenzentrum der medi(k)alisierten Gegenwart. Das Handbuch Sprache in der Medizin bietet einen Überblick über Formen und Funktionen von Arzt-Patient-Kommunikation und ihrer gesprächslinguistischen Erfassung, medizinischen Fachsprachen in Geschichte und Gegenwart sowie Medizin und Gesundheit in medialen Diskursen. Das hierzu notwendige interdisziplinäre Methodenspektrum umfasst sprachwissenschaftliche, Gesprächs- und diskurslinguistische Methoden ebenso wie medien- und kommunikationswissenschaftliche Perspektiven.
Handbuch Wort und Wortschatz
(2015)
Was Wort und Wortschatz sind, scheint auf den ersten Blick völlig unstrittig. Aber der sicher geglaubte Begriff des Worts wandelt und verschiebt sich hin zu Wortfügungen und Wortelementen, wenn Methoden aus Mündlichkeitsforschung, kognitiver und Korpuslinguistik einbezogen werden. Das Wort und der Wortschatz, verstanden als beziehungsreiches Gefüge zwischen den nur scheinbar isolierten Einzelwörtern, werden in sprachsystematischen wie anwendungsbezogenen Perspektiven beleuchtet: Bestandteile, aus denen Wörter bestehen, mehr oder weniger feste Wortverbindungen, Wörter in Satz- bzw. Äußerungszusammenhang; Wortschätze betrachtet nach Umfang, Zusammensetzung und Anwendungszweck; Wörter in visuellen Kontexten; Bedeutung und Begriff; Wörter und Wortschätze in sprachkritischer, in diachroner Sicht, in der Rechtschreibung, in der Schönen Literatur, im Wortschatzerwerb und im Wörterbuch. Notwendigerweise wird besonderes Augenmerk auf die aktuelleren methodischen Möglichkeiten wortbezogener Forschung gelegt, insofern sie maßgeblich zu einem flexibilisierten, dynamischen Verständnis des Worts beigetragen haben und beitragen. Die Handbuchbeiträge verbinden grundlegende Informationen zum jeweiligen Thema mit aktuellen Forschungsperspektiven.
Dieser Band fasst die Vorträge des 9. Hildesheimer Evaluierungs- und Retrieval-Workshops (HIER) zusammen, der am 9. und 10. Juli 2015 an der Universität Hildesheim stattfand. Die HIER Workshop-Reihe begann im Jahr 2001 mit dem Ziel, die Forschungsergebnisse der Hildesheimer Informationswissenschaft zu präsentieren und zu diskutieren. Mittlerweile nehmen immer wieder Kooperationspartner von anderen Institutionen teil, was wir sehr begrüßen. HIER schafft auch ein Forum für Systemvorstellungen und praxisorientierte Beiträge.
Damit wir uns über Gerichte und Getränke verständigen können, benennen wir sie. Viele Benennungen informieren über Zutaten oder Zubereitung, zum Beispiel Geschmortes Lamm mit rosa Pfeffer. In diesem Beitrag geht es um Benennungen anderer, besonderer Art, zum Beispiel Benennungen wie Ich träume von Casablanca, Armer Ritter und Studentenkuss. Ich nenne sie kostümierte Benennungen, weil sie das Benannte komplett verkleiden. Wir müssen schon wissen oder noch in Erfahrung bringen, um was es sich handelt. Der Beitrag analysiert diesen speziellen Typ von Benennungen morphologisch und semantisch, er zeigt die Strukturen und Sinnhintergründe der Benennungen auf.
Interaktionslinguistik
(2015)
Interaktion wird im vorliegenden Beitrag als eine Realisierung von Kommunikation verstanden, deren Konstitutionskriterium nicht Sprachlichkeit, sondern Anwesenheit ist. Anwesenheit ist dabei keine äußerliche Bedingung von Interaktion, sondern wird – im Medium der Wahrnehmungswahrnehmung – erst durch diese hergestellt. Entscheidend für die Rolle der Sprache bei der Konstitution von Interaktion sind die Minima des Sprechens und Zuhörens, die unter den Stichworten Materialität, Sequenzialität und Medialität vorgestellt werden. Anhand dieser Minima lassen sich die Qualitäten der Sprache als Ressource für die Bearbeitung interaktionskonstitutiver Probleme (wie Turn-Taking, Themenorganisation oder Situierung) fassen. Dass es neben der Sprache für die Hervorbringung von Interaktion weiterer, bisher weniger gut untersuchter Ressourcen bedarf, wird am Ende des Beitrags am Beispiel des Beitrags von Architektur zur Lösung des Situierungsproblems erörtert.
Klaus Fischer / Fabio Mollica (Hrsg.): Valenz, Konstruktion und Deutsch als Fremdsprache [Rezension]
(2015)
Im vorliegenden Beitrag soll gezeigt werden, wie Konnektoren als sprachliche Mittel zur Aktualisierung von zwei Arten konversationeller Aktivitäten eingesetzt werden können, nämlich von intersubjektiven bzw. gesprächsorganisatorischen Verfahren. Auf intersubjektive Verfahren greift ein Sprecher zurück, um in Kooperation mit seinem Gesprächspartner einen gemeinsamen Wissenshintergrund (common ground) zu schaffen. Durch gesprächsorganisatorische Verfahren greift der Sprecher in die gesprächsthematische Struktur des Interaktionsgeschehens ein. In diesem Beitrag wird die Aktualisierung dieser beiden konversationellen Verfahren am Beispiel der kommunikativen Gattung autobiographisches Interview betrachtet. Diese Gattung ist für eine solche Analyse m. E. besonders geeignet, denn sie zeichnet sich durch eine relativ scharfe Trennung der Gesprächsrollen aus, die das Nachvollziehen des Interaktionsgeschehens erleichtert. An einem autobiographischen Interview sind zwei Subjekte beteiligt: der Interviewte, der als Wissensträger gilt, und der Interviewer, der durch seine Rolle als Gesprächsleiter die Wissensvermittlung begünstigen soll. Der Interviewer ist also mit einer zweifachen Aufgabe konfrontiert, denn er muss die anfängliche Wissensasymmetrie ausgleichen und ist zugleich für die Gesprächsorganisation zuständig. Im Folgenden soll am Beispiel des Konjunktors und veranschaulicht werden, wie der Gebrauch von Konnektoren zur Bewältigung dieser beiden kommunikativen Aufgaben beitragen kann.