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"Kaum [...] da, wird' ich gedisst!" Funktionale Aspekte des Banter-Prinzips auf dem Online-Prüfstand
(2016)
The article is to be considered as an attempt to enrich the theoretical approach of the Banter-Principle (Leech 1983) with an online point of view. Examples from Teamspeak- conversations and comments on the social network site Facebook reveal different user practices regarding the identifiability of the Banter-Principle: Nonverbal elements or emoticons in order to make sure that Banter is understood correctly in written language on the one hand; coping with assigned roles depending on dynamic group internal hierarchies in oral communication on the other hand. Nevertheless one question remains. Why should one disguise a cordial message rudely? My analysis shows two functions of Online Banter. Firstly, maximize the entertainment value of a conversation and secondly, establish an accepted online-identity.
'Faction' im Fernsehen - Produktionsbeobachtung des Scripted Reality-Formats mieten, kaufen, wohnen
(2016)
Wiegand’s opus magnum „Wörterbuchforschung“ ends with a chapter on the state and the relevant taslcs for research into dictionary use in the middle of the 1990s. This article aims at reflecting the taste and the relevance of dictionary usage research 20 years later. I will argue that the fundamentally changed lexicographic landscape makes it necessary to shift the focus of research. In my view, the most important aim of research into dictionary use can no longer be limited to improving dictionaries. Research into dictionary use should also raise more awareness for user- orientation in general and should provide methodological reflection to enlighten the increasingly important usage statistics for online dictionaries. Another goal should be to look behind the scenes of collaborative dictionaries in order to provide background data to classify their relevance in relation to dictionaries elaborated by lexicographic experts. The crisis of lexicography makes it also necessary to broaden our view and concentrate on situations in which linguistic questions arise. In this context, we could examine in which of these situations the consultation of lexicographic data helps. In summary, the aim of research into dictionary use is to identify the fields where sound lexicographic work is really helpful for potential users.
Bild-Makros, auch unter dem Begriff Memes bekannt, sind populäre Internetphänomene, die im Zuge der umfassenden Multimodalisierung der Medienkommunikation als Unterhaltungsangebote auf Facebook verbreitet und kommentiert werden. Dieser Beitrag betrachtet diese aus einer Kombination von Bild und Text bestehenden multimodalen Kommunikate aus einer gattungs- und gesprächsanalytischen Perspektive, da Bild- Makros sowohl in ihrer formalen und semantischen Gestaltung als auch in der interaktiven Rezeption in Form von Kommentaren und Antworten verfestigte Muster aufzuweisen scheinen. In dieser medial vermittelten Interaktion haben sich sowohl auf der strukturellen Ebene der Interaktionssequenzen als auch innerhalb einzelner, auf sequenzexterner und sequenzinterner Ebene analysierten Interaktionseinheiten verschiedene kommunikative Muster herausgebildet. Darin nehmen soziale Prozesse wie face-work und Identitätskonstruktion Einfluss auf die interaktive Aushandlung des Kommunikats.
Zweisprachige Neologismenwörterbücher, die den neuen Wortschatz der Ausgangssprache eines bestimmten Zeitraumes erfassen und Bedeutungserklärungen und/oder Äquivalente in der Zielsprache anbieten, können dem Deutschlerner beim Sprachenerwerb eine große Hilfe sein. Sie präsentieren den Wortschatz, der in zweisprachigen Gesamtwörterbüchern in der Regel noch nicht erfasst ist, und unterstützen damit den Lerner bei der Textrezeption. Auch für die Textproduktion sind sie geeignet, wenn der Darstellung von Bedeutung und Gebrauch angemessen Raum gegeben wird. Diese Möglichkeiten werden am Beispiel des Deutsch-russischen Neologismenwörterbuches erläutert. Das Wörterbuch umfasst den Zeitraum 1991 – 2010. Es ist mit seinen knapp 2000 Stichwörtern für den neuen Wortschatz im Deutschen primär als passives Wörterbuch angelegt, d.h. es richtet sich in erster Linie an deutschlernende bzw. -beherrschende russischsprachige Benutzer. Es bietet zwei Vorteile: Zum einen finden die Benutzer hier den neuen Wortschatz, den sie in allgemeinen zweisprachigen Wörterbüchern in der Regel vergeblich suchen. Zum anderen ist dem allgemein großen Informationsbedarf durch eine explizite Beschreibung Rechnung getragen, weil das Platzangebot hier aufgrund der – im Vergleich zu einem allgemeinsprachlichen Gesamtwörterbuch – geringeren Stichwortzahl relativ großzügig bemessen ist. Die Spezifika des Wortartikelaufbaus, die auch durch den besonderen Charakter des zweisprachigen Neologismenwörterbuches bestimmt sind, werden näher erläutert. Die Autoren haben die Erwartung, dass das zweisprachige Neologismenwörterbuch bei den Deutschlernern den Wunsch weckt, Neues im deutschen Wortschatz nachzuschlagen, und dass es dazu beiträgt, die interkulturelle Kompetenz zu fördern.
Datenmodellierung
(2016)
Ausgehend von fundamentalen Einsichten konversationsanalytischer
Interaktionsforschung zum zentralen Stellenwert, den leibliche Kopräsenz und wechselseitige Wahrnehmung für die Ausgestaltung unserer interaktiven Praktiken besitzen, untersucht der Beitrag deiktische Praktiken in der Kommunikation von Angesicht zu Angesicht. Deixis – verbales und gestisches Zeigen für einen Anderen – kann phylo- und ontogenetisch (Tomasello 2003, 2006, 2008) als privilegierte Schnittstelle zwischen Interaktion und Grammatik, zwischen Sprache, menschlichen Körpern, Objekten, Wahrnehmung und Raum betrachtet werden. Auf der Grundlage eines breit angelegten Videokorpus unterschiedlicher Genres werden deiktische Zeigehandlungen als situierte, körpergebundene Praktiken analysiert und systematisch auf transsituative Gemeinsamkeiten und Unterschiede befragt. Die Ergebnisse der empirischen Analysen zur demonstratio ad oculos (dem Zeigen auf Sichtbares, Bühler 1965) und zur Deixis am Phantasma (dem Zeigen auf Unsichtbares, ebd.) werden in einen übergreifenden theoretischen Modell integriert. In dem multimodalen Modell wird Deixis als situierte, die interaktiven, kognitiven und perzeptorischen Ressourcen aller Beteiligten mobilisierende Praxis gemeinsamer Aufmerksamkeitsfokussierung begriffen (Stukenbrock 2015b).
Dependens
(2016)
Dependenzrelation
(2016)
Der lexikografische Prozess
(2016)
Der lexikografische Prozess ist bislang fast ausschließlich bezogen auf gedruckte Wörterbücher untersucht worden. Bei Internetwörterbüchern (und insbesondere bei solchen, die sich im Aufbau befinden) gestaltet sich dieser Prozess ganz anders: Hier ist kein Nacheinander der einzelnen Herstellungsphasen zu beschreiben, sondern ein permanentes Neben- und Ineinander einzelner Arbeits- schritte. In diesem Zusammenhang stellt sich somit eine ganze Reihe von Fragen, z. B. danach, wie Bearbeitungsteilwortschätze auszuwählen sind oder welchen Einfluss die neuen Möglichkeiten der Datengewinnung aus elektronischen Textkorpora auf den le- xikografischen Prozess haben, welche Software zur Unterstützung lexikografischer Prozesse eingesetzt werden kann oder wie sich all diese Änderungen auf die Nachschlagenden auswirken.
Linguistic Landscapes (LL) sind in der internationalen Soziolinguistik und verwandten Disziplinen in aller Munde. Seit Mitte der 2000er Jahre sind Studien, die sich als Teil dieses Ansatzes verstehen, wie Pilze aus dem Boden geschossen. Seit 2008 hat es in fast jährlichem Rhythmus gut besuchte Tagungen gegeben, die sich ausschließlich mit Linguistic Landscapes beschäftigen - sowohl mit Fallstudien aus aller Welt als auch mit theoretischen und methodologischen Fragen. Folgerichtig sind nicht nur eine Vielzahl von Einzelaufsätzen erschienen, es hat auch mehrere Sammelveröffentlichungen gegeben, und seit 2015 erscheint ein eigenes Journal unter dem Titel „Linguistic Landscapes“ (vgl. Gorter 2013 für einen Überblick über die Entwicklung des Ansatzes).
Obwohl auch Wissenschaftler, die im deutschsprachigen Raum tätig sind, sich in den letzten Jahren den Linguistic Landscapes gewidmet haben, hat die Methode in deutschsprachigen Publikationen jedoch bisher nur einen vergleichsweise geringen Stellenwert eingenommen. Dieser Beitrag möchte somit zum einen Grundlagenarbeit leisten, indem er die Idee der Linguistic Landscapes noch einmal vorstellt und seine Entwicklung der vergangenen Jahre nachzeichnet. Zum anderen soll im Kontext dieses Bandes der Nutzen des Ansatzes für die Analyse von Sprachen von Migrantengruppen diskutiert werden. Schließlich wird der Beitrag durch einige Bemerkungen dazu abgerundet, in welchem Maße die Untersuchung von LL einen Nutzwert haben kann, der über wissenschaftliche Kreise hinausgeht. Grundlage für diesen Beitrag sind internationale Veröffentlichungen der letzten Jahre, vor allem aber gehen Erfahrungen aus eigenen Studien mit ein, die wir seit 2007 mit unterschiedlichen Zielsetzungen im Baltikum und in Deutschland durchgeführt haben.
In dem vorliegende Beitrag haben wir uns zum Anlass genommen, die Rolle der Architektur für Interaktion grundsätzlich zu überdenken und systematisch anzugehen. Daraus ist der folgende Sammelband entstanden. Der Beitrag ergänzt die im Beitrag von Hausendorf/Schmitt (i.d.Bd.) entwickelte Perspektive auf ‘Interaktionsarchitektur’ und ‘Sozialtopografie’ um eine textlinguistische Perspektive: Die für die Interaktionsarchitekturanalyse zentralen ‘interaktionsarchitektonischen Implikationen’ lassen sich in ihrer Charakteristik weiter bestimmen, wenn man sie vor dem Hintergrund der für die Textanalyse zentralen ‘Lesbarkeitshinweise’ als Benutzbarkeitshinweise profiliert.
Diskursive Historizität
(2016)
Emissionsverben und Argumentstrukturmuster. Empirie und lexikographische Kodifizierung im DaF-Umfeld
(2016)
Der Beitrag beschäftigt sich mit einigen Emissionsverben (EV) und ihrer lexikographischen Kodifizierung. Anhand von empirischen Daten aus dem deutschen Referenzkorpus DEREKO sollen die unterschiedlichen Argumentstrukturmuster (ASTRM) und Argumentrealisierungsmuster (ARM) dieser Verben genauer untersucht und ihre entsprechende lexikographische Kodifizierung sowohl in zwei allgemeinsprachlichen Wörterbüchern (AWB) des Deutschen als auch in drei einsprachigen Lernerwörterbüchern (LWB) für DaF überprüft werden. Von Interesse sind im besonderen Maße die Fragen, ob die ausgewählten Wörterbücher (WB) den empirisch belegten Sprachgebrauch kodifizieren und welche der lexikographischen Funktionen (Sprachdokumentation, Sprachkonsultation u.a. für das Umfeld Deutsch als Fremdsprache) sie erfüllen.
In dem Beitrag stellt der Autor dar, welchen Einfluss die personale emotionale Identität auf die Kommunikation von Emotionen in der Interaktion hat (Abschnitt 5). Hierzu erläutert er zunächst, was er unter emotionaler Identität versteht (Abschnitt 2), um dann sein Verständnis von Erleben und Emotionen zu explizieren (Abschnitt 3) und Modellvorstellungen zur Kommunikation von Emotionen darzulegen (Abschnitt 4), die erforderlich sind, um den Einfluss der emotionalen Identität zu beschreiben.
Die Preußische Akademie der Wissenschaften zu Berlin hat im Jahr 1906 auf Bitte der deutschen Regierung die Verantwortung für die Arbeiten zur Vollendung des Deutschen Wörterbuchs von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm übernommen. Im Jahr 1929/30 hat sie die Berliner Arbeitsstelle gegründet. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde dieses lexikographische Grundlagenwerk in den Jahrzehnten der Spaltung Deutschlands, aber in enger Gemeinschaft einer Berliner und einer Göttinger Arbeitsstelle zum Abschluss gebracht. Schon in den fünfziger Jahren entschlossen sich die Akademien in Berlin und Göttingen, „zunächst“ die völlige Neubearbeitung der ältesten Teile des Werks, die die Brüder Grimm zwischen 1852 und 1863 noch selbst erarbeitet hatten, vorzunehmen. Diese Neubearbeitung ist inzwischen nahezu abgeschlossen. Umso deutlicher zeigt sich aber nun, dass auch die übrigen Teile dringend der Neubearbeitung bedürfen. Das Jahrhundertwerk der Brüder Grimm, ihre wichtigste gemeinsame sprachwissenschaftliche Leistung, heute in der ganzen Welt täglich von Tausenden im Internet benutzt, Fundament der gesamten neueren deutschen Wortforschung, kann seine Aufgabe nur erfüllen, wenn es nicht als Museumsstück bewundert, sondern in gründlich erneuerter Form als aktuelles Auskunftsmittel fortgeführt wird. In dieser Situation war die Schließung der Berliner Arbeitsstelle im Dezember 2012 das falsche Signal.
Dieser Beitrag ist ein Argument für die Subsumption grammatischer Analyse sprachlicher Formen unter die Analyse kommunikativer Praktiken. Er beschreibt zunächst ein Phänomen, das regelmäßig beschreibende Handgesten begleitet (der Sprecher blickt auf die eigene, gestikulierende Hand) und diskutiert dann sprachliche Einheiten (Wörter und Konstruktionen) in vier Sprachen (Deutsch, Japanisch, Ilokano und US-Englisch), die ebenfalls regelmäßig mit beschreibenden Handgesten verbunden sind und diese gleichsam in die Struktur der sprachlichen Äußerung integrieren bzw. das Bindeglied einer bimodalen Beschreibung bilden. Man kann diese bimodalen Gebilde als sprachspezifische Konstruktionen fassen, aber ebenso als Sedimente zunächst sprachunabhängiger Praktiken, die sich spezifischer einzelsprachiger Ressourcen bedienen. Demgegenüber lassen sich gestische Beschreibungen selbst in der Regel nur als improvisierende Realisierungen von Praktiken (gestischen Beschreibungsmethoden) auffassen, nicht aber als Formen in einem je schon existierenden Formsystem. Wie neue sprachliche Formen durch die Rekonfiguration kommunikativer Praktiken sedimentiert werden und wie Form und Praktik einander bedingen, wird am Beispiel des neuen US-Englischen verbum dicendi ‚be like‘ illustriert.
Wer sprachliche zu kommunikativen Praktiken in Beziehung setzt, muss bekanntlich dem Umstand Rechnung tragen, dass die zur Bedeutungskonstitution gebrauchten sprachlichen Ressourcen semantisch und pragmatisch weit unbestimmter sind als die Bedeutungen, die an Interaktionsprozessen Beteiligte Äußerungen zuschreiben, die (u.a.) auf der Verwendung dieser sprachlichen Symbole beruhen. Fragt man vor diesem Hintergrund danach, wie die Kluft zwischen Sprache und Kommunikation in der Verständigung und Kooperation geschlossen wird, so kommen Probleme ins Blickfeld, die in der theoretischen Linguistik bislang in erster Linie auf handlungslogischer Grundlage bearbeitet werden. Der gegenwärtige „Practice turn“ bezieht seine Legitimation aus einer Kritik an (bestimmten) handlungstheoretischen Positionen, die individuelle (Zweck-)Rationaliät bzw. konventionell geteiltes (Regel-)Wissen – modellhaft – als hinreichende Voraussetzungen menschlicher Kommunikation begreifen. Dagegen gehen (bestimmte) Praxistheorien von der Annahme aus, dass Sozialität basal in einer interaktionalen „Infrastruktur“ (Schegloff 2012) gründet, auf deren Basis durch sprachliches und praktisches Tun in Verbindung mit komplexen kulturellen Verstehenshintergründen (Schatzki 2002) kommunikativer Sinn gleichermaßen reproduktiv wie stets dynamisch hergestellt wird. Der vorliegende Beitrag erprobt anhand von Daten aus einem laufenden DFG-Projekt über Foyer-Gespräche im Theater – speziell im Blick auf Bewertungen – die methodische Reichweite handlungslogischer und praxeologischer Herangehensweisen und erörtert im Kontext der linguistischen Pragmatik ihr Verhältnis zueinander.
Dieses Kapitel befasst sich mit dem Zusammenspiel von Raum und Interaktion und konzentriert sich auf die dynamischen Organisationsformen sozialer Handlungen unter Berücksichtigung verbaler und sichtbarer Ressourcen. Durch die Untersuchung eines spezifischen Settings – professionelle Interaktionen in einem Radiostudio – werden wir empirisch beschreiben und konzeptualisieren, wie ein gebauter bzw. stark architekturierter Raum im Rahmen institutioneller Praktiken genutzt und relevant gesetzt wird. So soll zu aktuellen Überlegungen zu Interaktionsraum und -architektur, zu Raum als Ressource sowie als materiellem Umfeld beigetragen werden. Unsere ethnomethodologische und konversationsanalytische Perspektive wird von aktuellen Debatten über den sogenannten spatial turn in der interaktionalen Forschung beeinflusst (Kap. 1.1). Auf Grundlage eines in einem Radiostudio erstellten Videokorpus (Kap. 1.2) wird zunächst die Verbindung zwischen einem architektonisch und technologisch komplexen Umfeld und dem interaktionalen Handeln der Teilnehmer skizziert (Kap. 2.1, Kap. 2.2). Es folgt die detaillierte Analyse eines Einzelfalls (Kap. 3), in dem die Radiomoderatoren einen Text für den nächsten Sendeabschnitt vorbereiten. Hier werden die räumlichen Charakteristika sichtbar, die bei der Arbeit nach und nach relevant gesetzt werden (Kap. 4).
Aufgrund der Tatsache, dass wir häufig Zweifel an Behauptungen von Gesprächspartnern, an Sachverhalten, an Wahrheitsgehalten von Aussagen etc. hegen, ist davon auszugehen, dass wir entsprechend über mehr oder weniger stark verfestigte interaktionale Praktiken des Anzeigens und des Behebens von Zweifeln verfügen, die Problemlösungsroutinen für die Bearbeitung von Zweifeln bereitstellen. Anhand einer empirischen Untersuchung von gesprochenem Alltagsdeutsch (ca. dreieinhalb Stunden Audiomaterial) soll versucht werden, exemplarisch solche Praktiken des Zweifelns im Deutschen zu beschreiben.
Interaktionsarchitektur und Sozialtopografie. Basiskonzepte einer interaktionistischen Raumanalyse
(2016)
Interaktion ist ohne konkreten Raum- und Ortsbezug kaum denkbar. In der institutionellen Kommunikation kommt diese Raumbindung besonders prägnant zum Ausdruck, weil sich hier charakteristische Räume ausdifferenziert haben, in denen die Kommunikation ihr soziales Zuhause gefunden hat: Gottesdienst im Kirchenraum, Unterricht im Klassenzimmer, Ausstellungen im Museum oder die Produktion von Radiosendungen im Aufnahmestudio. Dieser Zusammenhang von Interaktion und gebautem Raum steht im Zentrum des Sammelbandes: Wie wird durch und mit Architektur Interaktion möglich und erwartbar gemacht (Interaktionsarchitektur)? Wie bringen die Beteiligten in ihrer Nutzung der Architektur ihr Alltagswissen über soziale Räume zum Ausdruck (Sozialtopographie)? Wie fließen diese Ressourcen in die Herstellung eines je konkreten Interaktionsraumes ein? Mit diesen Fragen ist ein vielversprechendes interdisziplinäres Forschungsfeld aufgespannt, das in empirischer, theoretischer und methodologischer Hinsicht erschlossen wird: mit Fallanalysen zu den genannten Räumen, mit Beiträgen zur Theorie und Methodologie und mit interdisziplinären Experten-Kommentaren.
Der Beitrag widmet sich dem Thema der kommunikativen Deviationen in Interviews im Ukrainischen und Deutschen. Dabei werden die Deviationen sowohl in den Presseinterviews als auch in den populärsten Videointerviews auf YouTube untersucht. Die Deviationen werden in die von der Position des Adressanten, des Adressaten sowie des Zuschauers aufgeteilt. Die Aufmerksamkeit wird der Sprach- und der kommunikativen Kompetenz der Kommunikanten als der Hauptursache der Deviationen in den Interviews gelenkt. Die Deviationen werden als eine der Voraussetzungen der erfolgreichen Kommunikation bestimmt.
Kommunikative Gattungen in der Interaktion: Kulturelle und grammatische Praktiken im Gebrauch
(2016)
Das Konzept der kommunikativen Gattungen beschreibt alltägliche kommunikative Muster, an denen sich Sprecher/innen und Rezipient/innen bei der Produktion und Rezeption kommunikativen Handelns orientieren. In diesem Beitrag werden zwei Aspekte der Gattungsanalyse näher beleuchtet: 1. Unterschiedliche Kulturen zeichnen sich durch teilweise unterschiedliche Muster bzw. Gattungen zur Lösung ihrer kommunikativen Aufgaben aus. Kommunikative Muster und Gattungen, die in der einen Kultur auf bestimmte Weise realisiert werden, können in einer anderen Kultur fehlen oder divergent aktualisiert werden. 2. Die Verwobenheit kommunikativer Gattungen und grammatischer Musterbildung kommt zum einen darin zum Ausdruck, dass kommunikative Gattungen Kontexte für die Verwendung spezifischer grammatischer Konstruktionen darstellen; zum andern tragen grammatische Muster selbst wiederum zur Kontextualisierung spezifischer Gattungen bei. Diese reflexive Bezogenheit wird am Beispiel von „bipolaren Alternativfragen“ im Speed-Dating und „Dichten Konstruktionen“ in Alltagserzählungen genauer aufgezeigt.
Die Rolle der antizipatorischen Verstehensdokumentation erweist sich in den Interviews aus dem Israelkorpus m. E. als besonders wichtig. Es wird von der Tatsache ausgegangen, dass es sich bei den Informanten um Personen mit besonders delikaten biographischen Hintergründen handele. Die Interviewerinnen müssen demzufolge mit der starken emotionalen Belastung rechnen, der die Interviewten während der Rekonstruktion ihrer Lebensgeschichte ausgesetzt sind. Ein sehr direkter Frage-Antwort-Stil könnte wegen dieser emotionalen Belastung als unangenehm empfunden werden. Der Einsatz von Verfahren antizipatorischer Verstehensdokumentation weist stattdessen m. E. eindeutig darauf hin, wie sich die Interviewerinnen offensichtlich um Empathie bemühen und im Sinne einer intersubjektiven Inreraktionskonstitution mit den Interviewten kooperieren. Ziel dieses Beitrages ist es zu zeigen, wie solche Verfahren der antizipatorischen Verstehensdokumentation durch den systematischen Einsatz der Konnektoren und, also, dann realisiert werden können.
Konnexion in argumentativen Texten. Gebrauchsunterschiede in Deutsch als L2 vs. Deutsch als L1
(2016)
Für die Kodierung interpropositionaler semantischer Relationen wie Additivität, Adversativität, Kausalität etc. steht im Deutschen wie in vielen anderen Sprachen ein reichhaltiges Inventar von Konnektoren unterschiedlicher syntaktischer Kategorien zur Verfügung. Einige semantische Relationen müssen jedoch nicht explizit kodiert werden, da sie auf der Basis übereinzelsprachlicher Erwartungen an „normale“ Sachverhaltszusammenhänge aus dem Kontext erschließbar sind. Ob diese Relationen dann auch von Schreibern ausbuchstabiert werden, ist einzelsprach-spezifisch unterschiedlich. Der Beitrag untersucht vor diesem Hintergrund die Kodierung interpropositionaler Relationen bei Lernern des Deutschen als Fremdsprache. Die Analyse eines Lernerkorpus mit Essays fortgeschrittener Deutschlerner aus Schweden, China und Weißrussland (KobaltDaF-Korpus) und eines muttersprachlichen Kontrollkorpus zeigt, dass Lerner von den Mustern der Muttersprachler quantitativ und qualitativ abweichen. Der Beitrag beschreibt diese Abweichungen und diskutiert mögliche Erklärungen.
Konstanz, Wandel, Variation. Sprachkontakt in der Welt europäischer National- und Standardsprachen
(2016)
Laudatio auf Damaris Nübling
(2016)
Die linguistische Fundierung des Praktikenkonzepts kann von der starken Stellung des Konzepts in der Literalitätsforschung profitieren. Hier spielt der Begriff seit Beginn der kontroversen Diskussion zu den „Konsequenzen der Lite- ralität“ ab Beginn der 1980er Jahre eine zentrale Rolle. Die Forschung zeigt, dass „literacy practices“ als institutionell und kontextuell gebundene Formen des schriftlichen Sprachgebrauchs die pragmatischen Transmissionsriemen für den Aufbau literaler Kompetenz sind. An drei empirischen Bereichen, dem Erwerb von Textsortenwissen vor Beginn des eigenen Schreibens (protoliteraler Erwerb), dem Erwerb von phonologischer Bewusstheit und von Prozeduren des Textreferierens (schulischer Erwerb) und schließlich dem Erwerb von intertextuellen Praktiken wissenschaftlichen Zitierens (wissenschaftlicher Erwerb) diskutiert der Beitrag exemplarisch Leistungsmöglichkeiten und Grenzen praktikentheoretischer Konzepte für die Erklärung des beobachtbaren Sprachlernens.
In diesem Beitrag liegt der Fokus auf der Vorfeldbesetzung des deutschen Satzes, insofern das Vorfeld einerseits aus einem Satzglied oder mehreren Satzgliedern und einem infiniten Teil des Verbalkomplexes oder andererseits nur aus dem infiniten Teil des Verbalkomplexes besteht. Bei diesen Formen der Vorfeldbesetzung werden Varianten und deren informationsstrukturelle Besonderheiten betrachtet. Des Weiteren soll der Frage nachgegangen werden, ob – entgegen einer haufig vorgebrachten Regel, dass das Vorfeld des deutschen Satzes nur einfach besetzt werden kann – eindeutige und auch akzeptable Belege in den Wikipedia-Korpora auffindbar sind, die darauf hinweisen, dass im Deutschen durchaus eine Vorfeldbesetzung mit mehr als einem Satzglied auftreten kann.
Mediatisierte Praktiken: Zur Rekontextualisierung von Anschlusskommunikation in den Sozialen Medien
(2016)
Mediatisierte Praktiken sind Gefüge kommunikativer Handlungen, die im Zuge der gesellschaftlichen Mediatisierung aufkommen, Technologien digitaler Kommunikation einbeziehen und an prä-digitale Vorgänger enger oder loser angebunden sind. Der Beitrag arbeitet den Begriff der mediatisierten Praktiken durch die Engführung zweier Forschungsstränge, der soziolinguistischen Praktiken-Forschung und der kommunikationswissenschaftlichen Mediatisierungsforschung, heraus. Rahmenbedingungen für die Mediatisierung sprachlicher Praktiken werden in fünf Dimensionen systematisiert: Formatierung, Beteiligungsrollen, Temporalität, Transkontextualität und Intermedialität. Zudem werden zwei Wege der Entstehung mediatisierter Praktiken durch „lineare“ bzw. „integrative“ Rekontextualisierung von Elementen früherer sprachlicher Praktiken unterschieden. Zur empirischen Flankierung dienen zwei Fallbeispiele der mediatisierten Anschlusskommunikation: die rezeptionsbegleitende Kommentierung der Krimiserie „Tatort“ auf Twitter einerseits, die Praktik der redaktionellen Intervention auf der Facebook-Präsenz der Nachrichtensendung Tagesschau andererseits.
Medien, Macht, Diskurs. Zur historischen Rekonstruktion hegemonialer Diskurse und ihrer Objekte
(2016)
Die Mensch-Tier-Interaktion wird aus linguistischer Perspektive bislang hauptsächlich im Bereich des phatic talk angesiedelt. Meist werden ihr Funktionen zur Kontroll- oder Aufmerksamkeitssicherung des Hundes (Mitchell 2001) zugeschrieben. Als soziale Praxis innerhalb alltäglicher spontaner Kurzgespräche zwischen HundehalterInnen bietet die Mensch-Hund-Interaktion jedoch ein Repertoire innerhalb des kommunikativen Haushalts, mit dem spezifische, rekurrent auftretende kommunikative Aufgaben gelöst werden können. Dieser Beitrag betrachtet unter gesprächsanalytischen Gesichtspunkten dieses funktionale Spektrum mit besonderem Fokus auf das Adressierungsverhalten. Zunächst wird der bisherige Forschungsstand zu Adressierungsverhalten in natürlichen Gesprächen sowie zur Mensch-Tier- Interaktion beleuchtet. Anschließend werden konkrete Interaktionssequenzen innerhalb von Gassigesprächen analysiert, um herauszuarbeiten, welche interaktiven Funktionen das Sprechen mit dem Tier haben kann.
Nektion
(2016)
Fragen der sprachlichen Praxis sind in der Sprachwissenschaft seit langem, in vielerlei Gestalt, in Bezug auf ganz unterschiedliche Kommunikationsbereiche und in einer bunten Vielfalt theoretischer Ansätze fest verankert. Im vorliegenden Beitrag diskutiere ich von einem handlungstheoretischen Standpunkt aus, der auch sprachhistorisch-evolutionäre und mediale Erweiterungen umfasst, Vorschläge zur Rolle des Praktiken-Begriffs bzw. (im weiteren Sinne) des Praktiken-Konzepts. Ich formuliere zunächst sieben mehr oder weniger kritische Thesen zu einem Ausschnitt der Praktiken-Literatur, den ich studiert habe, suche dabei auch nach Konsens und Dissens. In ausgewählten Fallbeispielen stelle ich dann Befunde zu Veränderungen in der Wissenschaftskommunikation seit der Erfindung des Buchdrucks dar und frage dabei, ob handlungstheoretisch orientierte Beschreibungen durch die Anwendung des Praktiken-Begriffs gewonnen hätten. Das Resultat fällt eher skeptisch aus.
Nexus
(2016)
Plexus
(2016)
Der Beitrag erläutert zunächst die Verwendungsweise des Begriffs der ‚Praktik(en)‘ im Rahmen der Konversationsanalyse und Interaktionalen Linguistik. Daran anschließend werden Beispiele der Herstellung und Kontextualisierung von emotional beteiligten Höhepunkten konversationeller Erzählungen untersucht, in denen die Erzähler/innen und Zuhörer/innen bestimmte Affekte erkennbar machen: Freude oder Belustigung in Belustigungserzählungen und Ärger oder Entrüstung in Beschwerdeerzählungen. Es wird gezeigt, dass die gleichen Praktiken verwendet werden, um die Interpretation dieser Affekte im sequenziellen Kontext der Erzählungen nahezulegen, dass sich aber die eingesetzten Ressourcen dabei je nach Affekt zumindest teilweise unterscheiden.
Der Beitrag interpretiert ausgewählte interaktionale Phänomene in Chats, Foren und Wikipedia-Diskussionen als ,Praktiken‘ im Sinne der Interaktionalen Linguistik. Vorgestellt und anhand von Beispielanalysen veranschaulicht werden Praktiken des Revidierens, der Portionierung, des Zitierens, des Adressierens und des nachträglichen Editierens von Kommunikationsbeiträgen. Das Praktikenkonzept erweist sich dabei als grundsätzlich produktiv; hinsichtlich der Äußerungsund Wahrnehmungsbedingungen sowie der für die Interaktionskonstitution zur Verfügung stehenden Ressourcen weist die internetbasierte Kommunikation aber dennoch eine fundamentale Differenz zu Formen mündlicher Interaktion auf. Diese Unterschiede sind bei der Adaption des Praktikenkonzepts für die Analyse der neuen Kommunikationsformen zu berücksichtigen.
Der Beitrag plädiert dafür, die Interaktionale Linguistik stärker für modellorientierte Forschung und datengeleitete Methoden zu öffnen. Er stellt eine Methode vor, wie auf der Basis von Korpora datengeleitet Praktiken rekonstruiert und modelliert werden können. Ausgehend von einer Diskussion der tiefgreifenden Veränderungen, die die Digitalisierung für die Linguistik mit sich bringt, und einer Auseinandersetzung mit dem Modellbegriff, wird der Begriff der (Kommunikativen) Praktik in Abgrenzung zum Begriff der Kommunikativen Gattung bestimmt. Im Anschluss wird am Beispiel von Trostdialogen in OnlineForen eine korpusgeleitete Methode zur Dialogmodellierung vorgestellt. Schließlich werden die Folgen der menschlichen Interaktion mit maschinellen Dialogsystemen reflektiert.
Mit dem sogenannten Practice Turn werden in den Sozialwissenschaften aber auch in der Linguistik die Materialität und Körperlichkeit, die Routine und der Performanz-Charakter des Sozialen betont. Damit geht aber einher, dass vor allem in den radikaleren Ansätzen, die sich explizit gegen einen Handlungsbegriff stellen, die Aussparung des Subjektiven zu theoretischen wie methodologischen Problemen führt. Auf Basis einer reflexiven Zuwendung zu unseren eigenen Praktiken der interpretativen Videoanalyse zeigen wir einerseits, welche Beiträge die Praxisperspektive liefern kann, weisen aber auch auf die Rolle der Subjektivität der Beobachtenden hin. Diese Verbindung beider Perspektiven leistet der umfassendere Begriff des kommunikativen Handelns, auf dessen Grundlage die Sozialität der Praktiken nicht mehr nur postuliert wird, sondern ihr Zustandekommen aus den Prozessen der Routinisierung, Habitualisierung und Institutionalisierung des Handelns erklärt werden kann.
Vorgestellt werden kontrastive Analysen zur Besetzung und Häufigkeitsverteilung von Vorfeldern im Deutschen und ihren französischen, italienischen, norwegischen, polnischen und ungarischen Äquivalenten in morphosyntaktisch annotierten Wikipedia-Korpora. Im Rahmen der Untersuchung wurden mit korpusanalytischen Methoden quantitative Zusammenhänge bei den sprachspezifischen Ausprägungen von Vorfeldern nachgewiesen, die im Einklang mit typischen Struktureigenschaften der untersuchten Kontrastsprachen stehen. Die Ergebnisse legen aber nahe, dass die untersuchten Vorfeldstrukturen ‒ trotz der beträchtlichen Größe und thematischen Vielfalt der Wikipedia-Korpora ‒ nicht hinreichend repräsentativ sind, um uneingeschränkt Rückschlüsse auf allgemeine Struktureigenschaften der sechs Kontrastsprachen zu ziehen. Hierfür verantwortlich ist insbesondere die ausgeprägte Textsortenspezifizität der Mediengattung (Online-)Enzyklopädie, was mithilfe weiterer Vergleichskorpora aufgezeigt werden konnte.
Regens
(2016)
Sprache in postkolonialen Kontexten I. Kolonialrevisionistische Diskurse in der Weimarer Republik
(2016)
Sprachkritik
(2016)
Das Kapitel widmet sich den grundsätzlichen technischen Rahmenbedingungen für die heutige Internetlexikografie. Zum einen skizzieren die Autoren, was „hinter“ den auf einem Monitor sichtbaren Benutzeroberflächen geschieht, wenn eine Nutzerin online auf ein Wörterbuch zugreift, und wie diese Prozesse zu Dokumentationszwecken in I.ogdateien protokolliert werden können. Zum anderen diskutieren sie, wie die Identität und dauerhafte Verfügbarkeit von Inhalten angesichts der ständig möglichen Aktualisierbarkeit von Online-Angeboten sichergestellt werden können.
Thomas Müntzer zählt zu den Persönlichkeiten der deutschen Geschichte, die bislang völlig kontrovers beurteilt wurden. Das demonstriert schon die Auflistung der Bezeichnungen, mit denen Müntzer in der Literatur charakterisiert wurde und wird: Reformator, Theologe, Priester, Prediger, Prophet, Mystiker, Spiritualist, Apokalyptiker, (Sozial-)Revolutionär, Rebell, Bauernführer, Terrorist. In der DDR wurde er als Kämpfer für eine bessere, gerechte, von Ausbeutung freie Gesellschaft verehrt. Er galt als Vertreter eines christlichen Sozialismus. Sein Porträt war seit 1971 auf der 5-Mark- Banknote zu finden. Die religiösen Aspekte seines Wirkens wurden allerdings stark vernachlässigt. Die frühere Bundesrepublik sah in Müntzer eher einen religiösen Sonderling und nahm ihn nur am Rande zur Kenntnis.
Seine theologischen Auffassungen äußerte Müntzer in wenigen, meist recht kurzen, aber äußerst eindringlich formulierten Texten, deren Druck oft mit Problemen verbunden war. Bei den Zeitgenossen wirkte er vor allem über seine Predigten, die allerdings nicht publiziert wurden. Erhalten blieb dagegen ein nicht unbeträchtlicher Teil seines Briefwechsels, der für die Entwicklung seiner Ideen aufschlussreich ist. Im Prager Manifest, einem ungedruckt gebliebenen frühen Text, formulierte Müntzer erstmals in groben Zügen seine zentralen reformatorischen Vorstellungen.
Internetwörterbücher können viele Informationstypen auf neuartige Weise vereinigen und nutzeradaptiv präsentieren. Sie bilden in vernetzter Form als „Megawörterbücher“ große Wörterbuchportale und verschmelzen mit Korpora, multimedialen Erweiterungen und automatischen Sprachanalysetools zu Wortschatzinformationssystemen neuer Art. Es ist daher schwierig geworden, zwischen einen Wörterbuch einem Korpus, einem Atlas und einer Frequenzliste zu unterscheiden. Die Autoren versuchen, ein wenig Licht in das Dunkel der verschiedenen Typen von Wörterbüchern, Wörterbuchportalen und Wortschatzinformationssystemen zu bringen, und dabei auch zeigen, dass sich die Unordnung, die eine „Schlöraffe“ in die Klassifikation des Tierreichs bringt, am Ende durchaus auszahlen kann.
Verbformen
(2016)
Der Beitrag schlägt einen Bogen von historischen Verabschiedungen zum Begriff der Praktik und wieder zurück: Er legt zunächst die Gründe dafür dar, das Stichwort der ,Praktik‘ auf einen Untersuchungsgegenstand wie den historischer Verabschiedungen anzuwenden, und diskutiert in diesem Zusammenhang wichtige bisherige Verwendungsweisen der Bezeichnung in der Linguistik. Anschließend wird ein Konzept von Praktik entfaltet, das auf den Gegenstand der Verabschiedungen abgestimmt ist. Es knüpft vor allem an die soziologischkulturwissenschaftlich geprägten Debatten um ,soziale Praktiken‘, insbesondere an Anthony Giddens’ ,Theorie der Strukturierung‘ an, die zu diesem Zweck in ihren Grundzügen vorgestellt werden. Zuletzt veranschaulicht der Beitrag an Verabschiedungen aus dem 19. und 20. Jahrhundert, welche Konsequenzen das entwickelte Praktikenkonzept für die empirische Arbeit hat. Die zentrale Leistung des Konzepts, die auch für andere Studien der Pragmatik und kulturanalytischen Linguistik interessant sein könnte, besteht darin, die Emergenz von Kultur aus dem (sprachlichen) Handeln analytisch besser zugänglich zu machen.
Der Beitrag diskutiert das Konzept sprachlicher Praktiken am Beispiel des Planens in kollaborativem beruflichem Schreiben. Gestützt auf eine Fallstudie aus großen Korpora natürlicher empirischer Daten, werden Praktiken herausgearbeitet, die flexibles Planen im dynamischen System der Textproduktion ermöglichen. Deutlich wird, dass die Praktiken wie auch die durch sie geprägten Schreibphasen skalieren, also ähnliche Muster bilden im Kleineren wie im Größeren. Ein solches Verständnis von Planen geht weit über den Planungsbegriff in bisherigen Modellen von Schreibprozessen hinaus. So erweist sich empirische Forschung am Arbeitsplatz als gewinnbringend auch für die theoretische Schärfung des Praktiken-Konzepts. Schreiben als Prozess der Herstellung schriftsprachlicher Äußerungen wurde früh aus sprachpsychologischem Blickwinkel erforscht und modelliert. Bedeutende Phasen und Praktiken des natürlichen Schreibens, außerhalb psychologischer Laborexperimente, sind durch die Dominanz dieser Forschungstradition lange außer Acht geblieben. Der vorliegende Beitrag entwickelt ein dynamisches und komplexes Konzept von Schreibphasen und den sie bestimmenden Praktiken beruflicher Textproduktion (Teil 1). Linguistisch basierte ethnografische Forschung (2) erschließt Schreiben jenseits des Labors als vielschichtiges Zusammenspiel situierter Praktiken im dynamischen System arbeitsteiliger Textproduktion (3). Ein Beispiel einer Analyse erklärt, wie Praktiken flexiblen Planens im Nachrichtenschreiben skalieren (4). Deutlich wird dabei der Sinn empirischer Analyse von Schreibphasen und -praktiken für Theorie und Praxis (5).
Von Gastarbeitern zu Transmigranten. Sprachliche Variation in deutsch-türkischen Lebenswelten
(2016)
Vorwort
(2016)
Der Beitrag fasst die Schritte einer Projektvorstellung und aktuelle Reflexionen über ein am Institut für Deutsche Sprache in Mannheim neues, korpusgestütztes Paronymwörterbuch zusammen. Zunächst wird der Begriff der Paronymie in einer Arbeitsdefinition eingegrenzt und es wird gezeigt, welche Lücke mit dem neuen Werk in der Wörterbuchlandschaft geschlossen wird. Im Anschluss werden ausgewählte methodische Aspekte sowie Fragen der Wortartikelinhalte und -präsentation skizziert.