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Der vorliegende Beitrag beschreibt auf der Basis authentischer Alltagsinteraktionen das Formen- und Funktionsspektrum der äußerungsmodalisierenden Kommen-tarphrase ohne Scheiß im gesprochenen Deutsch. Die Konstruktion wird von Inter-agierenden insbesondere als Ressource zur Steigerung des Geltungsanspruchs einer Bezugsäußerung genutzt, wodurch diese als wahr und/oder ernstgemeint modali-siert wird. Damit leistet ohne Scheiß einen wichtigen Beitrag zur Bearbeitung des Erwartungsmanagements durch den/die SprecherIn sowie zur Herstellung von In-tersubjektivität. Die Konstruktion ist syntaktisch variabel und kann somit Äußerun-gen sowohl prospektiv als auch retraktiv modalisieren. Zudem wird mit der Wahl des Lexem Scheiß ein nähesprachliches Register aktiviert, was in Verbindung mit weiteren (prosodischen und/oder lexikalischen) Elementen zu affektiver Aufladung führen kann. Eine abschließende Darstellung häufiger lexikalischer Kookkurrenz-partner und deren funktionaler Bedeutung sowie ein Abgleich zu intrakonstruktio-nalen Varianten wie ohne Witz/ohne Spaß zeigt die Produktivität der Konstruktion im alltäglichen Sprachgebrauch auf.
In recent years, formal semantic research on the meaning of tense and aspect has benefited from a number of studies investigating languages with graded tense systems. This paper contributes a first sketch of the temporal marking system of Awing (Grassfields Bantu), focusing on two varieties of remote past and remote future. We argue that the data support a "symmetric" analysis of past and future tense in Awing. In our specific proposal, Awing temporal remoteness markers are uniformly analyzed as quantificational tense operators, and both the past and the future paradigm include a form that prevents contextual restriction of this temporal quantifier.
Qualifizierungsmaßnahmen wie „Perspektive für Flüchtlinge Plus“ (PerFPlus) können als wichtige Bestandteile der neuen Willkommenskultur in Deutschland betrachtet werden. Deutschland als Einwanderungsland kann mit Hilfe solcher Initiativen gezielt für Arbeitsbereiche und Berufsgruppen werben, in denen es an Nachwuchs mangelt. Den Neuzugewanderten bieten sie die eine Chance sich in der hiesigen Arbeitswelt zu orientieren und Berufsfelder zu erkunden, die ihnen bislang noch nicht oder nur in anderer Form bekannt waren. Auf der anderen Seite bergen solche Maßnahmen aber auch ihr Risiko: Wenn sie ihr Ziel verfehlen und Frustrationen auf beiden Seiten erzeugen, sind lange Warteschleifen, Arbeitslosigkeit und möglicherweise politische Polarisierung und Radikalisierung die Folge. Insofern ist eine schnelle Intervention hinsichtlich der Verbesserung solcher Maßnahmen essentiell. Der vorliegende Bericht soll die konzeptionell-arbeitenden Teams bei der Bundesagentur für Arbeit (BA) sowie bei Bildungsanbietern die mit der BA kooperieren bei ihren wichtigen Aufgaben unterstützen. Alle Partner bleiben im Bericht anonym.
Deutschland sieht sich in den nächsten Jahren vor enormen Herausforderungen gegen-übergestellt. Mit der Fluchtmigration von knapp 1,5 Mio. Menschen alleine zwischen 2014 und 2017 stehen nahezu in jedem gesellschaftlichen Bereich und hier insbesonde-re in den Sektoren Bildung und Arbeit große Integrationsaufgaben an. Steven Vertovec, der Leiter des Max-Planck-Instituts zur Erforschung multireligiöser und multiethnischer Gesellschaften bezeichnet die Fluchtmigration von 2015 auch deshalb als die „zweite Wende“ (Vertovec 2015) für Deutschland, die das Land nachhaltig verändern wird. Nach seiner Einschätzung werden die gesellschaftlichen Transformationen dermaßen tiefgrei-fend sein, dass die Formulierung „seit der Flüchtlingskrise“ eine ebenso geläufige Rede-wendung sein wird wie die Formulierung „seit der Wende“.
Berufliche Qualifizierungsmaßnahmen wie „GASTRO“ im Rhein-Neckar-Raum sind in diesem Kontext sehr wichtige Anstrengungen im Hinblick auf die strukturelle Integrati-on der Fluchtmigranten. Im gesamtgesellschaftlichen Kontext sind sie unverzichtbare Bestandteile der neuen Willkommenskultur, die seit den 2010ern versucht wird, in Deutschland zu etablieren. Als Einwanderungsland kann Deutschland mit Hilfe solcher Initiativen gezielt für Arbeitsbereiche und Berufsgruppen werben, in denen es an Nach-wuchs mangelt. Den Neuzugewanderten bieten sie die Chance sich in der hiesigen Ar-beitswelt zu orientieren und möglicherweise Berufsfelder zu erkunden, die ihnen bis-lang noch nicht oder nur in anderer Form bekannt waren.
Modalverben gehören zu den hochfrequenten Verben des Deutschen und weisen in der gesprochenen Sprache eine hohe grammatische, semantische und funktionale Flexibilität auf. Die Studie befasst sich aus interaktionslinguistischer Sicht mit dem Verwendungsspektrum von Konstruktionen, in denen Modalverben “absolut”, das heißt hier: ohne infinites Vollverb, gebraucht werden. Es wird untersucht, welche Bedeutungen die Modalverben in Interaktionen haben bzw. welche Faktoren ihre Interpretation beeinflussen und inwiefern die jeweiligen Konstruktionen für spezifische sprachliche Handlungen und in speziellen interaktiven Kontexten verwendet werden.
Als entscheidend für die Analyse zeigen sich neben der signifikanten Medialitätsdifferenz auch Interaktivität, Online-Produktion und Gattungs- bzw. Registermerkmale wie Informalität. Die Studie demonstriert außerdem, dass die Modalverbkonstruktionen sehr unterschiedliche Grade von Schematizität, Spezifizität und (Nicht-) Kompositionalität aufweisen.
Analepses with topic-drop are frequent structures in German interaction. While hitherto the focus on analepses was a rather syntactic one, this paper deals with analeptic structures from a semantic perspective. It particularly concentrates on the semantic relations between the referents of the analepses and the prior interactional context. This analysis shows that even for rather simple analepses which just omit a constituent from the prior utterance, conceptual processes are more decisive for its interpretation than syntactic features of the antecedent constituents. This is even more the case for complex analepses that are only indirectly linked to the prior context, and for the interpretation of which hearers need to draw inferences. The paper argues that theoretical approaches like Conversation Analysis and Interactional Linguistics can profit from adopting a semantic and conceptual perspective for the interpretation of interactional structures.
Theateraufführungen sind ohne Zuschauer nicht denkbar. Zugleich erweisen sich Proben aber als öffentlichkeitsabgeschirmte und intime Vorgänge, da eine (zu frühe) Orientierung an möglichen Publikums-Effekten den kreativen Prozess stört. Auf der Grundlage von über 30 Stunden Videoaufnahmen von Theaterproben zeige ich an ausgewählten Ausschnitten, wie Theatermachende sich sprachlich und körperlich im Probenprozess auf das Publikum beziehen, wie dies interaktiv realisiert wird und welche Rückschlüsse das auf die Weisen der Publikumskonstruktion im Kontext von Proben zulässt.
Das von der Leibniz-Gemeinschaft geförderte Projekt „Lexik des gesprochenen Deutsch“(LeGeDe, Leibniz-Wettbewerb 2016, Förderlinie I: „Innovative Vorhaben“) nahm im September 2016 am Institut für Deutsche Sprache (IDS) seine Arbeit auf.1 Das Hauptziel ist die Erstellung einer korpusbasierten lexikografischen Online-Ressource zur Lexik des gesprochenen Deutsch auf der Grundlage von lexikologischen und gesprächsanalytischen Untersuchungen authentischer gesprochensprachlicher Daten. Als Kooperationsprojekt der Abteilungen Lexik und Pragmatik arbeiten Mitarbeiter/innen aus der Lexikologie, Lexikografie, Interaktionalen bzw. Gesprächslinguistik, Korpus- und Computerlinguistik und den Empirischen Methoden zusammen, wodurch sowohl aus der Sicht der Gesprochene- Sprache-Forschung als auch aus lexikografischer Perspektive eine innovative Form der Sprachbeschreibung entstehen soll.
Begegnungen mit neuen Wörtern: Zu lexikografischen Praktiken im Neologismenwörterbuch des IDS
(2017)
Der Auftaktworkshop "Lexik des gesprochenen Deutsch: Forschungsstand, Erwartungen und Anforderungen an die Entwicklung einer innovativen lexikografischen Ressource" fand am 16. und 17. Februar 2017 am Institut fur Deutsche Sprache (IDS) in Mannheim statt. Das von der Leibniz-Gemeinschaft geforderte Projekt "Lexik des gesprochenen Deutsch" (=LeGeDe, Leibniz-Wettbewerb 2016, Forderlinie "Innovative Vorhaben") nahm im September 2016 am IDS seine Arbeit auf. Das Hauptziel ist die Erstellung einer korpusbasierten elektronischen Ressource zur Lexik des gesprochenen Deutsch auf der Grundlage von lexikologischen und gesprachsanalytischen Untersuchungen authentischer gesprochensprachlicher Daten.
Harold Garfinkel, Begründer der Ethnomethodologie, wäre dieses Jahr 100 Jahre alt geworden, seine Studies in Ethnomethodology werden 50 Jahre. Grund genug diesen doppelten Geburtstag mit einer Tagung zur "deutschsprachigen Vorge-schichte, Wirkung und Rezeption des Werkes und der Person zu würdigen" (so der Ankündigungstext zur Tagung), die nicht ganz zufällig in Konstanz stattfand, lange Zeit und nach wie vor eine Hochburg rekonstruktiver Sozialforschung (auch) ethnomethodologischer Prägung. Die Tagung Harold Garfinkel's 'Studies in Ethnomethodolgy' – Fifty Years After vom 26.-28.10.2017 an der Universität Konstanz, ausgerichtet vom Lehrstuhl für Allgemeine Soziologie und Kultursoziologie und organisiert von Jörg Bergmann, Christian Meyer und Erhard Schüttpelz, tat dies in einer gebührlichen und beson-deren Weise: Die acht Kapitel der Studies in Ethnomethodology (im Folgenden kurz Studies), ein Konvolut aus Essays und Artikeln, die 1967 erschienen sind, dienten als Grundlage zur Strukturierung der Tagung und als Ausgangspunkt der einzelnen Vorträge.
Das Verb machen im gesprochenen Deutsch. Bedeutungskonstitution und interaktionale Funktionen
(2017)
Die Arbeit untersucht unter anderem sowohl die semantischen Interpretationen von machen als auch seine pragmatischen Funktionen in der Interaktion, diskutiert die Behandlung von machen in der Lexikographie und liefert dazu einen Vergleich mit der Bedeutung und Funktion des Verbs tun in der gesprochenen Sprache. Außerdem wird die Konstitution von Bedeutung am Beispiel von machen anhand eines eigens entwickelten Ebenenmodells dargestellt, durch welches sich die einzelnen (außer-)sprachlichen Ebenen jeweils abgrenzen und einzeln beschreiben lassen. Die Analysen basieren dabei auf der Grundlage aktueller und spontansprachlicher Interaktionen unterschiedlicher Gesprächstypen.
Das Konzept De-facto-Didaktik ist der theoretische Rahmen, in dem wir aus multimodal-interaktionsanalytischer Sicht Unterrichtskommunikation analysieren. Es integriert neue Entwicklungen im Bereich Interaktionstheorie, empirische Interaktionsanalyse und Raumlinguistik. Aus einer dezidiert interaktionistischen Perspektive fokussiert das Konzept zunächst bewusst allgemeine Anforderungen der Interaktionskonstitution, um spezifische Aspekte der Unterrichtskommunikation - im konkreten Fall primär das didaktische Handeln der Lehrer - neu perspektivieren zu können. Wie immer man das Geschehen im Unterricht auch konzeptualisieren mag, es ist und bleibt in seiner grundlegenden Struktur und - jenseits seiner institutionellen Prägung und Bedingtheit - ein Ereignis, das in der konkreten Interaktionsarchitektur des Klassenraums, sequenziell-simultan durch das multimodale Verhalten aller Anwesenden gemeinsam hervorgebracht wird. Dabei unterliegen alle Beteiligten ungeachtet ihrer besonderen Beteiligungsrolle den Bedingungen der Interaktionskonstitution.
Wir werden nachfolgend die interaktionstheoretischen Grundlagen skizzieren, auf der unsere Methode der de-facto-didaktisehen Analyse basiert, und führen dann an einem ausgewählten Beispiel vor, wodurch sich dieser analytische Zugang auszeichnet. Zum Abschluss weisen wir nach einem fallspezifischen Resümee auf die anwendungsbezogene Relevanz de-facto-didaktischer Analysen hin.
Die pfälzische Sprachinsel am Niederrhein, deren Gründung auf das Jahr 1641 zurückgeht, ist die letzte deutsche Binnensprachinsel. Sie steht unter einem akuten Assimilationsdruck, der sich im funktionellen Wandel des autochthonen dialektalen Systems bemerkbar macht; verstärkt wird dieser Prozess durch den deutschlandweit vielerorts beobachtbaren Rückgang der Dialektkompetenz auf basisdialektaler Ebene. In der vorliegenden Arbeit werden einerseits die Entwicklung in der Struktur des Sprachinseldialekts und andererseits die Rolle des Gebrauchs von sprachlichen Varianten als identitätsmarkierende Mittel untersucht. Dazu werden Sprachproben aus zwei Generationen variablenanalytisch ausgewertet und die Ergebnisse gegenübergestellt. Dabei zeigt sich, dass die dialektkompetenten Sprecher der jüngeren Generation einzelne (ehemals) dialektale Merkmale verstärkt realisieren, um ihre Identität als pfälzische Sprachinsulaner zu markieren.
The modernization of society and changing norms are reflected in linguistic developments. This leads to an enlargement of vocabulary as well as to the emergence of new ways of linguistic acting. In grammar, in addition to longer-term developments, the current changes in the media situation play an important role.
Der Themenkreis dieses Bandes umfasst Fragen der system- und normbezogenen Deskription des Gegenwartsdeutschen unter Berücksichtigung seiner Variierung und Dynamik, darunter insbesondere in den Bereichen des Wortschatzes, der Grammatik, der Textlinguistik und der kontrastiven Sprachforschung, der Sprachpolitik, der Sprachkultur sowie der Sprachdidaktik und des Faches “;Deutsch als Fremdsprache”. Die einzelnen Beiträge können vier zentralen und miteinander verschränkten Arbeitsfeldern zugeordnet werden: “Das Deutsche in der Welt”, “Der Wortschatz in Bewegung”, “In den Tiefen der Grammatik” und “Blicke auf den Sprachgebrauch”.
Das Archiv für Gesprochenes Deutsch (AGD, Stift/Schmidt 2014) am Institut für Deutsche Sprache ist die zentrale Sammelstelle für Korpora des Gesprochenen Deutsch. Gegründet als Deutsches Spracharchiv (DSAv) im Jahre 1932 hat es über Eigenprojekte, Kooperationen und Übernahmen von Daten aus abgeschlossenen Forschungsprojekten einen Bestand von etwa 50 Variations- und Gesprächskorpora aufgebaut. Heute ist dieser Bestand fast vollständig digitalisiert und wird zu einem großen Teil der wissenschaftlichen Gemeinschaft über die Datenbank für Gesprochenes Deutsch (DGD) im Internet zur Nutzung in Forschung und Lehre angeboten.
Am 1. September 2016 hat das Forschungsprojekt „Lexik des gesprochenen Deutsch“ (= LeGeDe) am Institut für Deutsche Sprache in Mannheim als Kooperationsprojekt der Abteilungen Pragmatik und Lexik seine Arbeit aufgenommen. Dieses drittmittelgeförderte Projekt der Leibniz-Gemeinschaft (Leibniz-Wettbewerb 2016; Förderlinie 1: Innovative Vorhaben) hat eine Laufzeit von drei Jahren (1.9.2016-31.8.2019) und besteht aus einem Team von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus den Bereichen Lexikologie, Lexikografie, Gesprächsforschung, Korpus- und Computerlinguistik sowie Empirische Methoden. Im folgenden Beitrag werden neben Informationen zu den Eckdaten des Projekts, zu den unterschiedlichen Ausgangspunkten, dem Gegenstandsbereich, den Zielen sowie der LeGeDe-Datengrundlage vor allem einige grundlegende Forschungsfragen und methodologische Ansätze aufgezeigt sowie erste Vorschläge zur Gewinnung, Analyse und Strukturierung der Daten präsentiert. Zur lexikografischen Umsetzung werden verschiedene Möglichkeiten skizziert und im Ausblick einige Herausforderungen zusammengefasst.
Die Beiträge dieses Tagungsbandes thematisieren die Erstellung digitaler historischer Zeitungskorpora, Merkmale und Entwicklungstendenzen der Sprache der Zeitungen auf verschiedenen Ebenen und auf der Grundlage einzelner Korpora sowie die Bewertung der Zeitungssprache aus zeitgenössischer Sicht.
Die Vorträge gehen zurück auf den Workshop "Die Zeitung als das Medium der neueren Sprachgeschichte? Korpora, Analyse und Wirkung" am Institut für Deutsche Sprache (IDS) - in Zusammenarbeit mit dem Europäischen Zentrum für Sprachwissenschaften (EZS) - am 20./21.11.2014 in Mannheim.
Der Band enthält Beiträge, die auf der 4. Jahrestagung des Netzwerks 'Diskurs – interdisziplinär' 2014 gehalten wurden. Der Fokus der Beiträge ist auf Diskurs als ein semiotisches Kohärenzphänomen gerichtet. Komplexe von Zeichensystemen, die aufeinander verweisen und miteinander Sinn konstituieren, werden in ihrer diskursiven Geprägtheit beschrieben. Im Sinn einer Diskurssemiotik werden diskursive Kodierungen und ihre mutuellen Beziehungen als Bedeutung schaffende Instanzen dargestellt. Diese werden beispielhaft in Bereichen wie der Ess-, Körper-, Bild- und Filmsemiotik, der Semiotik der Kleidung und des Internets, der Raum- und der Geosemiotik sowie der Musiksemiotik exemplifiziert. Der Betrachtung des multimodalen Zusammenhangs von Text, Bild und Ton kommt dabei ein hoher Stellenwert zu. Damit präsentiert der Band Beispiele interdisziplinärer Ansätze und gibt den aktuellen Forschungsstand diskurssemiotischer Diskussionen wieder.
Am Institut für Deutsche Sprache in Mannheim fand vom 17. bis 19.11.2016 die sechste Tagung des Netzwerks „Diskurs – interdisziplinär“ statt, diesmal zum Thema „Diskurs – kontrastiv“. An der Tagung nahmen Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Bosnien-Herzegowina, Deutschland, England, Polen, Serbien, Schweiz, Schweden, der Slowakei und Slowenien teil. Die 18 Vorträge waren fünf Sektionen zugeordnet: Prinzipien des Kontrastiven, Internationale Vergleiche, Metaphorik im internationalen Vergleich, kontrastive Semantik, Kulturen und Stereotype – transnational. Die Beiträge fokussierten dabei immer wieder folgende Fragestellungen: Wie werden gleiche Themen in unterschiedlichen Gesellschaften konstituiert und erörtert? Welche sprachlichen Auswirkungen haben die jeweiligen gesellschaftlichen und politischen Bedingungen, unter denen formal gleichwertige Diskursbeteiligte (z. B. außerparlamentarische Opposition, Bürgerinitiativen, Interessengruppen) in Bezug auf identische Diskursgegenstände sprachlich agieren? Inwiefern lassen sich ähnliche Diskurse als je spezifische Zeitphänomene darstellen? Inwiefern besteht strukturelle Identität/Similarität bzw. Differenz z. B. hinsichtlich der Verwendung vergleichbarer bzw. abweichender Leit- und Schlüsselwörter, Metaphern, Argumentationsmuster etc.? Neben Vorträgen, die sich derlei Fragestellungen widmeten, gab es zudem Beiträge, die sich auf empirischer Basis mit Methoden kontrastiver Diskursforschung auseinandersetzten.
Wie können Diskursmarker in einem Korpus gesprochener Sprache auffindbar gemacht werden? Was ist Part-of-Speech-Tagging und wie funktioniert es? In diesem Artikel soll anhand der POS-Kategorie Diskursmarker dargestellt werden, wie für das Forschungs- und Lehrkorpus Gesprochenes Deutsch (FOLK) ein Part-of-Speech-Tagging entwickelt wurde, das auf die Annotation typisch gesprochen-sprachlicher Phänomene ausgerichtet ist. Diskursmarker sollen dafür aus der Sicht maschineller Sprachverarbeitung dargestellt werden, d. h. wie eine POS-Kategorie Diskursmarker so definiert werden kann, dass sie automatisch annotiert werden kann. Schließlich soll gezeigt werden, wie man auch weitere Diskursmarker in der Datenbank auffinden kann
Der vorliegende Band ist die erste Publikation in Buchform, die sich umfassend den Diskursmarkern im gesprochenen Deutsch widmet. Vor dem Hintergrund des Forschungsstands zu anderen Sprachen gibt er einen repräsentativen Überblick über Formen und Funktionen von Diskursmarkern in der deutschen Gegenwartssprache.
Die zwölf Beiträge befassen sich mit dem Diskursmarkerbegriff und seiner definitorischen Abgrenzung sowie mit den interaktionalen Funktionen von Diskursmarker-Subklassen und ausgewählten Einzelmarkern. Alle Beiträge stützen sich auf Originalaufnahmen mündlicher Interaktionen. Teilweise werden ergänzend schriftlich konstituierte Daten herangezogen.
Der Aufsatz beschreibt Grundlinien der Diskursmarkerforschung von ihren Anfängen bis in die Mitte der 2010er Jahre. Der Schwerpunkt liegt auf einer fachgeschichtlichen und systematischen Rekonstruktion des Diskursmarkerbegriffs. Im ersten Schritt werden Herausbildung und Entwicklung des Terminus nachgezeichnet und zu verwandten Termini wie Partikel, Gesprächswort und (pragmatischer) Operator in Beziehung gesetzt. Dabei werden unterschiedliche Forschungstraditionen in Germanistik, angelsächsischer Linguistik und Romanistik sowie ihre wechselseitigen Verflechtungen berücksichtigt. Im zweiten Schritt werden inhaltliche Bestimmungen des Diskursmarkerbegriffs in morphologischer, prosodischer, syntaktischer, semantischer, pragmatischer und sprachgeschichtlicher Hinsicht zusammengestellt und gewichtet. Zum Schluss werden unterschiedliche Richtungen der Diskursmarkerforschung in einen systematischen Zusammenhang gestellt, der die notorischen Unschärfen des Diskursmarkerbegriffs verständlich macht und ihre Überwindung absehbar erscheinen lässt.
In diesem Aufsatz werden Diskursmarker als Operatoren definiert, die Skopus über Sprechakte nehmen, d.h. Sprechakte modifizieren oder miteinander verknüpfen. Als Sprechakte in diesem Sinne kommen neben perlokutionären und illokutionären auch lokutionäre Akte in Betracht. Die Operation eines Diskursmarkers wird als Zuordnung thematischer Rollen konzeptualisiert. Dafür muss der Diskursmarker zu seinem Operanden im syntaktischen Verhältnis eines Kopfes zu seinem Komplement oder eines Adjunktes zu seinem Wirt stehen, oder er muss ein syntaktisch unabhängiger referentieller Ausdruck sein, der seinen Operanden als Verweisziel nimmt. Linear stehen Diskursmarker typischerweise peripher zu ihren Operanden. In satzförmigen Operanden können adverbiale Diskursmarker auch Binnenstellungen einnehmen.
Cybermobbing ist ein spezifischer Typ digitaler Gewalt, der vor allem unter Kindern und Jugendlichen vorkommt und in den Fokus der breiten Öffentlichkeit geraten ist. Die Cybermobbing-Forschung ist geprägt von zahlreichen sozialpsychologischen und medienwissenschaftlichen Studien. Eine linguistische Beschäftigung mit konkretem Sprachmaterial stand jedoch bis heute aus. Im vorliegenden Buch wird anhand vieler authentischer Beispiele erörtert, wie sich Cybermobbing im Netz zeigt, in welchen Formvarianten es als kommunikatives Phänomen in Erscheinung tritt und wie die Spezifik der Online-Kommunikation in der virtuellen Welt Einfluss auf die spezifischen Prozesse dieser verbalen Gewalt nimmt. Umfangreiche Detailanalysen helfen, die Spezifik des Emotionspotenzials dieser Texte besser zu verstehen. Das Buch ist einerseits für die spezifische Medialität digitaler Kommunikation und somit die Medienlinguistik allgemein äußerst relevant, andererseits bildet es einen wichtigen Referenzpunkt für künftige Untersuchungen anderer Formen verbaler Gewalt in der digitalen Kommunikation wie auch in anderen Kommunikationsformen.
Ziel einer größer angelegten Studie – die Grundlage dieses Beitrags ist – war es, anhand der „Gassigespräche“ auf gattungsspezifische Ordnungsprinzipien und Familienähnlichkeiten miteinander verwandter Alltagsgattungen einzugehen, die vor allem in westlichen Kulturen etabliert zu sein scheinen. Die ihnen zugrundeliegenden kommunikativen Muster beschreiben wir als mehr oder weniger stark verfestigte Elemente. Mit diesem Beitrag wollen wir einen Einblick in die gattungsanalytische Betrachtung von Alltagskommunikation am Beispiel der Gassigespräche bieten.
There are many scientitic studies dealing with the differences in aggressive behavior between men and women. Women are said to be tentatively less aggressive. In contrast, verbal interaction in Social Media, such as Facebook or WhatsApp, reveal no such differences. The World Wide Web seems to offer optimal preconditions for releasing rage and anger which is crucial for considerations in terms of gender identity. Firstly, an overview over forms of female aggression is given. Furthermore, an instruction for identifying linguistic aggression potential is offered. In this context a spectrum of aggressive expressions is introduced on the basis of social media data. The paper is to be considered as prelude of a vivid interdisciplinary discussion focusing on gender constructions.
Duden - Die deutsche Rechtschreibung. Auf der Grundlage der aktuellen amtlichen Rechtschreibregeln
(2017)
Einleitung
(2017)
Einleitung
(2017)
Das Handbuch Europäische Sprachkritik Online (HESO) liefert eine vergleichende Perspektive auf Sprachkritik in europäischen Sprachkulturen. Das Handbuch ist eine periodische und mehrsprachige Online-Publikation. Zu ausgewählten Konzepten der Sprachkritik werden sukzessiv enzyklopädische Artikel veröffentlicht, die ein sprachkritisches Schlüsselkonzept betreffen und die für die europäische Perspektive von kultureller Bedeutung sind. Das Ziel ist demnach, eine Konzeptgeschichte der europäischen Sprachkritik zu präsentieren. Zum einen liefert das Handbuch einen spezifischen Blick auf die jeweiligen Sprachkulturen. Zum anderen werden diese vergleichend in den Blick genommen.
In this chapter, a conversation-analytic approach is used to study medical recommendations as an essential part of medical advice. Tlte analyses are based on renal treatment planning conversations in which physicians inform patients about an upcoming dialysis therapy. The data reveals that medical recommendations are marked throughout by their strikingly tentative and relativistic phrasing in which the conflict between physicians duty of care and the patient’s autonomy is obvious. The observed discrepancy between what should be said and what patients and physicians want to be said - and heard - not only gives reason to challenge the ethical and legal requirements concerning medical recommendations and their implications for medical practice, but also to rethink the current models of decision-making in medical communication.
Gesprochene Alltagssprache
(2017)
Das Deutsche gehört zu den besonders gut erforschten Sprachen der Welt. Neue Erkenntnisse über seine Grammatik sind am ehesten durch eine Ausweitung der Perspektive über den traditionellen Ansatz hinaus zu erwarten. Im vorliegenden Handbuch zur Nominalgrammatik geschieht dies auf dem Weg des Sprachvergleichs mit anderen europäischen Sprachen, in erster Linie den Kontrastsprachen Englisch, Französisch, Polnisch und Ungarisch. Die Grammatik schließt an die typologische Forschung an und orientiert den Vergleich an allgemeinen semantisch-pragmatischen Funktionsbereichen, so genannten ,funktionalen Domänen‘ wie Referenz, Identifikation, Modifikation. Behandelt werden nominale Wortklassen (wie Substantiv, Adjektiv, Pronomen), das nominale Klassifikationssystem (mit Genus, Numerus und Kasus), die nominale Flexionsmorphologie sowie nominale Syntagmen mit dem Schwerpunkt der NP-Syntax. Der Vergleich stellt die Optionen im Vergleichsspektrum heraus, von denen das Deutsche Gebrauch macht, zeigt aber auch, welche Möglichkeiten nicht realisiert sind, und lässt somit das typologische Profil dieser Sprache im Detail erkennen.
Das Deutsche gehört zu den besonders gut erforschten Sprachen der Welt. Neue Erkenntnisse über seine Grammatik sind am ehesten durch eine Ausweitung der Perspektive über den traditionellen Ansatz hinaus zu erwarten. Im vorliegenden Handbuch zur Nominalgrammatik geschieht dies auf dem Weg des Sprachvergleichs mit anderen europäischen Sprachen, in erster Linie den Kontrastsprachen Englisch, Französisch, Polnisch und Ungarisch. Die Grammatik schließt an die typologische Forschung an und orientiert den Vergleich an allgemeinen semantisch-pragmatischen Funktionsbereichen, so genannten ,funktionalen Domänen‘ wie Referenz, Identifikation, Modifikation. Behandelt werden nominale Wortklassen (wie Substantiv, Adjektiv, Pronomen), das nominale Klassifikationssystem (mit Genus, Numerus und Kasus), die nominale Flexionsmorphologie sowie nominale Syntagmen mit dem Schwerpunkt der NP-Syntax. Der Vergleich stellt die Optionen im Vergleichsspektrum heraus, von denen das Deutsche Gebrauch macht, zeigt aber auch, welche Möglichkeiten nicht realisiert sind, und lässt somit das typologische Profil dieser Sprache im Detail erkennen.
Eine am Gebrauch orientierte Sprachbeschreibung ist auch in der Grammatik mit sprachlicher Variation und mit Veränderungen des Gebrauchs konfrontiert. Anhand dreier Beispiele aus dem zentralen Bereich der deutschen Grammatik soll gezeigt werden, dass sich in der Variation, die man dort beobachtet, eine funktionale Nutzung des vorhandenen Inventars darstellt. Diese funktionale Nutzung ist dadurch gekennzeichnet, dass seltenere und daher synchron auffälligere Konstruktionen für spezifische Funktionen genutzt werden. Der Genitiv ist tatsächlich aus formalen Gründen seiner Morphologie auffällig. Er ist nicht vom Dativ unterschieden beim Femininum, doppelt markiert bei den starken Maskulina und Neutra und nur beschränkt bildbar im Plural. Diese Eigenheiten beschränken seine Nutzung als normaler Kasus. Gerade aber die auffällige Markierung mit dem Element {-(e)s} hat dazu geführt, dass der Genitiv nun zur Anzeige genereller Abhängigkeit genutzt wird, und zwar als Genitivattribut wie als unmarkierte Form bei einer Gruppe von Präpositionen (wie ‚dank‘, ‚trotz‘, ‚wegen‘, ‚entlang‘ usw.). Beim zweiten Fall, dem Verhältnis von starken und schwachen Verben, zeigt sich, dass der Übergang von der starken zur schwachen Flexion, die erkennbar den Normalfall im morphologischen System darstellt, gerade häufige und in ihrer Bedeutung grundlegende Verben (wie ‚geben‘, ‚nehmen‘ usw.) nicht betrifft, so dass die starke Flexion als Markierung für solch einen zentralen Status gelten kann. Der dritte Punkt hängt damit zusammen: das Ausgreifen der ‚würde‘-Form als Konjunktiv II (auch bei gut markierten starken Verben) ist so im größeren Zusammenhang der Nutzung von Klammerformen zu sehen.
Grammatische Variation ist der Sprache inhärent und auch aus dem Standarddeutschen nicht wegzudenken. Man beobachtet, dass ein und dieselbe grammatische, semantische oder pragmatische Funktion mit unterschiedlichen grammatischen Mitteln realisiert wird, und umgekehrt, dass eine grammatische Struktur unterschiedliche Funktionen ausüben kann. Die Variation kann mit grammatikinternen Faktoren, grammatikexternen Parametern wie Medium oder Textsorte und außersprachlichen Dimensionen wie Zeit oder Raum korrelieren. In diesem Band werden zunächst verschiedene Perspektiven auf Variation fokussiert wie die historische, die laienlinguistische, die lernerorientierte, die geographische oder die medienorientierte Sicht. Im Weiteren wird in exemplarischen Studien gezeigt, wie grammatische Variation mit Methoden der Korpus-, Computer-, Psycho- und Neurolinguistik empirisch erschlossen wird. Schließlich werden ausgewählte Variationsphänomene aus den Bereichen Phonologie, Morphologie und Syntax analysiert, und es wird demonstriert, wie sich die aktuelle Grammatikforschung zwischen der immer weiter gehenden Spezifizierung von Variationsgründen und der Annahme der freien Variation sowie zwischen Empirie und Theorie hin- und herbewegt.
Das Handbuch Europäische Sprachkritik Online liefert eine vergleichende Perspektive auf Sprachkritik in europäischen Sprachkulturen (im Speziellen auf die Sprachkritik im Deutschen, Englischen, Französischen, Italienischen und Kroatischen). In dem Handbuch werden zentrale Konzepte der Sprachkritik deskriptiv behandelt. Das Ziel ist demnach, eine Konzeptgeschichte der europäischen Sprachkritik zu präsentieren. Zum einen liefert das Handbuch einen spezifischen Blick auf die jeweiligen Sprachkulturen. Zum anderen werden diese vergleichend in den Blick genommen. Das multilinguale Handbuch erscheint periodisch in Bänden. Das Handbuch umfasst einzelsprachliche Artikel und sprachübergreifende Vergleichsartikel. Alle Artikel sind in deutscher Sprache zu lesen. Die einzelsprachlichen Artikel, die die Sprachkritik im Englischen, Französischen, Italienischen und Kroatischen beleuchten, sind in der deutschen Sprache und in der Sprache, auf die sich der Artikel bezieht, zu lesen (also in deutscher/englischer, deutscher/französischer, deutscher/italienischer oder deutscher/kroatischer Sprache).
Die ältesten schriftlichen Rezepte in deutscher Sprache sind uns im Buoch von guoter Spise aus der Zeit um 1350 überliefert (<http://digital.slub-dresden.de/werkansicht/dlf/2518/1/>, 10.7.2017). Schon damals hatten Rezepte wie heute außer der Kochanleitung einen Namen. Denn um über etwas reden zu können, geben wir allem einen Namen. Im Buoch von guoter Spise heißen die Gerichte Ain mandel suppen oder Ein gebraten gefültes ferhelin.
Der vorliegende Beitrag beschäftigt sich mit ICH WEIß NICHT und der Frage danach, ob einige der Verwendungen als Diskursmarker bezeichnet werden können oder nicht. Es wird zunächst ein Überblick über die Kriterien gegeben, die in der interaktionalen Linguistik für die Diskursmarkerdefinition diskutiert wurden. Dabei wird versucht, definitorische Kriterien von empirischen Befunden abzugrenzen. Es folgt eine Analyse verschiedener Verwendungen von ICH WEIß NICHT. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf Verwendungen als epistemischer und pragmatischer Marker, die sowohl mit prospektiver Orientierung als auch mit retrospektiver Orientierung vorkommen. Abschließend wird der Unterschied zwischen definitorischen und empirischen Kriterien für die Diskursmarkerdefinition systematisiert. Auf dieser Basis argumentieren wir dafür, dass alle Verwendungen von ICH WEIß NICHT, die diskursfunktionale Eigenschaften haben und syntaktisch desintegriert sind, Diskursmarkerverwendungen sind. Einige davon sind prototypischer, während andere Fälle eher marginal sind, da sie einige Merkmale, die die meisten Diskursmarker kennzeichnen, nicht aufweisen.
Ziel des vorliegenden Aufsatzes ist die Betrachtung der lexikalischen Begegnung des Rumänischen und des Deutschen vor dem Hintergrund des Bildes des deutschen Siedlers im rumänischen Paradigma. Ausgangspunkt der Überlegungen sind zum einen den Allgemeinplatz bildende Fragen zu Sprechern, Kontakt-Konstellationen, zu Auswirkungen ihres Sprach- und Kulturkontaktes, denn Wörter werden erstmal von einzelnen Sprechern übernommen, nicht von der Sprache selbst.
Eine reichhaltige Auszeichnung mit Metadaten ist für alle Arten von Korpora für die linguistische Forschung wünschenswert. Für große Korpora (insbesondere Webkorpora) müssen Metadaten automatisch erzeugt werden, wobei die Genauigkeit der Auszeichnung besonders kritisch ist. Wir stellen einen Ansatz zur automatischen Klassifikation nach Themengebiet (Topikdomäne) vor, die auf dem lexikalischen Material in Texten basiert. Dazu überführen wir weniger gut interpretierbare Ergebnisse aus einer so genannten Topikmodellierung mittels eines überwachten Lernverfahrens in eine besser interpretierbare Kategorisierung nach 13 Themengebieten. Gegenüber (automatisch erzeugten) Klassifikationen nach Genre, Textsorte oder Register, die zumeist auf Verteilungen grammatischer Merkmale basieren, erscheint eine solche thematische Klassifikation geeigneter, um zusätzliche Kontrollvariablen für grammatische Variationsstudien bereitzustellen. Wir evaluieren das Verfahren auf Webtexten aus DECOW14 und Zeitungstexten aus DeReKo, für die jeweils getrennte Goldstandard-Datensätze manuell annotiert wurden.
Interaktion und Medien
(2017)
Am 12. Mai 1965 nahmen der Staat Israel und die Bundesrepublik Deutschland offiziell diplomatische Beziehungen auf. Damit kam über 15 Jahre nach der Konstitution der beiden Länder und 20 Jahre nach dem Ende der Shoah ein komplexer Prozess der langsamen politischen Annäherung zu einem keineswegs selbstverständlichen Abschluss. Das fünfzigjährige Jubiläum dieses Ereignisses im Jahr 2015 war weltweit, vor allem aber in Israel und Deutschland, Anlass für zahlreiche Veranstaltungen, über die eine offizielle bilaterale Webseite <www.de50il.org/> (Stand: 6.11.2017) Auskunft gibt. Im Rahmen des Jubiläums wurde am 30. September 2015 in einer feierlichen Abendveranstaltung im Jüdischen Museum Berlin offiziell das „Wörterbuch deutscher Lehnwörter im Hebräischen“ von Uriel Adiv in einer ersten Fassung im „Lehnwortportal Deutsch“ des IDS freigeschaltet. Eine von Koautor Jakob Mendel erheblich überarbeitete und verbesserte zweite Version ging im Mai 2017 online. Der vorliegende Beitrag möchte einige Hintergründe zum deutschen Lehnwortschatz im modernen Hebräischen darstellen sowie die Entstehungsgeschichte des Werks und seinen Platz in der lehnwortlexikografischen Publikationsplattform „Lehnwortportal Deutsch“ <http://lwp.ids-mannheim.de/> (Stand: 6.11.2017) beleuchten.
Thema des Aufsatzes ist die Komplementsatzdistribution im Deutschen. Überprüft wird die These, dass die lexikalisch-semantischen Eigenschaften der einbettenden Verben, dabei v.a. ihre Kontrolleigenschaften sowie ihre temporale und modale Spezifikation, dafür verantwortlich sind, ob bevorzugt ein dass-Satz oder ein zu-Infinitiv selegiert wird. Eine korpuslinguistische Überprüfung dieser These zeigt, dass die genannten drei Kriterien in unterschiedlicher Weise von Bedeutung für die Komplementselektion sind. Als bedeutendster Faktor erweist sich das Kontrollkriterium. Ein weiteres wichtiges Ergebnis der Untersuchung ist, dass die Komplementselektion dem Prinzip der argumentstrukturellen Trägheit entspricht: Verben neigen dazu, als Essenz memorisierter Gebrauchsspuren eine graduelle Präferenz für ein bestimmtes Komplementationsmuster zu entwickeln.
Lexikalische Dekomposition
(2017)
Körperliche wie seelische Gesundheit ist ein hohes individuelles und gesellschaftliches Gut und Grundrecht. Häufig wird die Gesundheit durch ihr Gegenteil, d. h. in der Verständigung über Krankheit, thematisiert. Der gesellschaftliche Austausch über Krankheiten, Gesundheitsrisiken und Behandlungsmethoden ist untrennbar mit Sprache verknüpft (Busch/Spranz-Fogasy 2015); die Sprache ist „[…] das zentrale Medium, um medizinisches Wissen herzustellen, zu systematisieren, zu tradieren und auszutauschen.“ (Busch/Spranz-Fogasy 2015: 336). Ausgehend von dieser Prämisse wurde das Netzwerk „Linguistik und Medizin“ gegründet, um die Forschungstätigkeiten der verschiedenen linguistischen Disziplinen, die an den Verbindungslinien von „Sprache – Wissen – Medizin“ arbeiten, zu bündeln: Forschungsdesiderate sollen kooperierend bearbeitet und die interdisziplinäre Anschlussfähigkeit zwischen linguistischen und medizinischen, psychiatrischen sowie salutogenetischen Forschungsbereichen auf- und ausgebaut werden.
Die folgenden Ausführungen zur Maskierung basieren auf den Erfahrungen bei der Aufbereitung der Daten des Forschungs- und Lehrkorpus Gesprochenes Deutsch (FOLK) für die Veröffentlichung in der Datenbank für Gesprochenes Deutsch (DGD). Sie sollen anderen Forschern und Forschungsprojekten als praktische Hilfestellung für die Maskierung von Aufnahmen dienen, können aber selbstverständlich nicht die gesamte Bandbreite von Einzelfallentscheidungen und Pflichten der Forschenden abdecken.
Es werden sowohl allgemeine Hinweise zur Maskierung von Audio- und Videoaufnahmen gegeben als auch praktische Tipps zur Umsetzung der Maskierung mit dem Transkriptionseditor FOLKER.
Die in den Ausführungen geschilderten arbeitsteiligen Prozesse in größeren Projekten können in kleineren Projekten einzelner Forscher selbstverständlich auch von einer einzelnen Person ausgeführt werden.
Bis heute und weltweit genießt der „Mechanismus der menschlichen Sprache“ des Wolfgang von Kempelen unter Kennern einen beinahe legendären Ruf. In Methodik und Argumentation zählte dieses Buch seinerzeit zur wissenschaftlichen Avantgarde der erst im Entstehen begriffenen Phonetik. Heute jedoch ist seine Rezeption mit erheblichen Hürden verbunden: Insbesondere seine altertümliche Sprache und die Frakturschrift behindern eine intensive Auseinandersetzung. Zudem Fehlte bislang eine englische Übersetzung.
Bis heute und weltweit genießt der „Mechanismus der menschlichen Sprache“ des Wolfgang von Kempelen unter Kennern einen beinahe legendären Ruf. In Methodik und Argumentation zählte dieses Buch seinerzeit zur wissenschaftlichen Avantgarde der erst im Entstehen begriffenen Phonetik. Heute jedoch ist seine Rezeption mit erheblichen Hürden verbunden: Insbesondere seine altertümliche Sprache und die Frakturschrift behindern eine intensive Auseinandersetzung. Zudem fehlte bislang eine englische Übersetzung.
Die Autoren beschäftigen sich mit Aspekten von Unterrichtskommunikation, die in der Regel übersehen oder in ihrer Relevanz nicht hinreichend fokussiert werden. Sie verdeutlichen exemplarisch, welche Erkenntnisse damit verbunden sind, wenn man Unterrichtsgeschehen nicht sofort als institutionelle Interaktion verengt und vorschnell auf Wissensvermittlung verkürzt, sondern trotz der faktischen Relevanz dieser beiden Aspekte das Geschehen im Klassenraum hinsichtlich basaler, interaktionskonstitutiver Anforderungen befragt. Unterricht als gemeinsame Herstellung der Beteiligten betrachtet und als raumbasiertes Unternehmen konzeptualisiert.
In diesem Aufsatz wird einzelfallanalytisch der Frage nachgegangen, wie die Struktur einer Kirchenbesichtigung aussieht. Im theoretischen Rahmen, der die Kirchenbesichtigung als kulturelle Praktik konzeptualisiert, wird „Objektkonstitution“ als eine aktive Leistung des Kirchenbesichtigers in den Blick genommen. Bei den Aufnahmen zum Kirchenbesichtigungskorpus wurden die Besichtiger nicht nur bei ihrem Gang durch den Kirchenraum und der visuellen Wahrnehmung bestimmter Raumaspekte gefilmt. Sie wurden vielmehr darum gebeten, ihre visuelle Wahrnehmung durch begleitendes Sprechen auch zu kommentieren. Aufgezeichnet wurde das Besichtigungskorpus mit zwei Kameras: einer Actionkamera, die den Wahrnehmungsraum der Besichtiger dokumentiert, und einer Kontextkamera, die ihnen bei ihrem Weg durch den Raum folgt.
Dieses experimentelle Erhebungsdesign, bei dem exothetisches Sprechen bewusst als wissenschaftliche Erhebungsmethode eingesetzt wird, macht es möglich, das Besichtigungskonzept der Personen als dynamisches Zusammenspiel ihrer visuellen Wahrnehmung des Kirchenraums und ihrer wahrnehmungsbegleitenden Exothese zu rekonstruieren. Dass Objektkonstitution eine aktive Herstellung ist, durch die der Kirchenraum in den Relevanzen seines Betrachters teilweise neu entsteht, zeigt die Fallanalyse in exemplarischer Klarheit: Anton, der analysierte Besichtiger, der sich ausführlich mit zwei großen Gemälden beschäftigt, konstituiert diese de facto als „Bilderrahmen“, ohne überhaupt auf die dargestellten Szenen einzugehen.
KorAP, die neue Korpusanalyseplattform des IDS, die COSMAS II im Laufe der kommenden 2–3 Jahre ablösen wird, bietet gerade zur Erforschung grammatischer Variation einige besondere Funktionalitäten. Grundlegend ist beispielsweise, dass KorAP die Repräsentation und Abfrage beliebiger und beliebig vieler Annotationsschichten, zum Beispiel zu Konstituenz- und Dependenzrelationen, unterstutzt und damit die Suche nach speziellen grammatischen Phänomenen erleichtert oder erst möglich macht. Darüber hinaus unterstutzt KorAP die Konstruktion virtueller Korpora anhand von Metadatenvariablen und erleichtert damit kontrastive Untersuchungen. Der vorliegende Artikel erläutert die für die grammatische Variationsforschung relevanten KorAP-Funktionalitäten im Einzelnen und gibt einen Einblick in ihre Grundlagen.
Nachkriegszeit: BRD
(2017)
Personen als Akteure
(2017)
Die besondere Funktion der Akteure im Diskurs besteht darin, Sinn zu schaffen und gleichzeitig selbst Sinnträger zu sein. Akteure sind alle an einem Diskurs einzeln oder kollektiv Beteiligten, die dessen Struktur bestimmen. Der Beitrag modelliert unter dieser Voraussetzung komplexe Akteurskonstellationen, beginnend mit der akteursneutralen Initialphase im diskursiven Raum. Die Diskursprogression ist dann von unterschiedlichen Akteurspositionen gekennzeichnet, die nach der Position der den Diskurs im Hinblick auf Serialität und Pluralität prägenden Diskursgemeinschaft, der Position der Eliten, die diskurssteuernde Funktion haben, sowie der Position der Konsumenten mit rein adressatenbezogener Funktion unterscheidbar sind. Als Effekte der Positionen der Diskursgemeinschaft und der Eliten werden anschließend Konsensualitäts- und Agonalitätsphänomene dargestellt. Die den Diskurs beeinflussende Domänenzugehörigkeit der Beteiligten wird abschließend als weiterer akteursbezogener Faktor in die Modellierung einbezogen.
In diesem Beitrag werden zunächst zwei Perspektiven auf sprachliche Variabilität diskutiert: Im Fokus stehen zum einen die Variation der Form und zum anderen die Variation der Funktion. Im Anschluss daran werden im Bereich der formalen Variation zwei Fälle eingehender untersucht: die Acl-Konstruktion mit ihren Kovarianten und die Relativsatzeinleitung mittels das oder was. Dabei wird der zuvor modellhaft entworfene methodische Rahmen auf die differenzierte Praxis linguistischer Forschung angewendet und das heuristische Potenzial des Prinzips der „Variationsreduktion“ genauer illustriert.
Reden über Geld
(2017)