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Der Beitrag strebt an, Kategorien der bisher an der Ausgestaltung methodischer und theoretischer Zugänge zu Gedächtniskonzepten beteiligten Kulturwissenschaften einerseits, die Anschlussfähigkeit der bisher nicht beteiligten Linguistik andererseits im Sinn eines integrierten kulturanalytischen Ansatzes reflektieren und exemplarisch zu prüfen.
Abstufung
(2015)
Abtönung
(2015)
Physische oder psychische Schädigung und die Erfahrung von Hilflosigkeit sind zwei Grundvoraussetzungen für Traumatisierung. Hilflosigkeit ist ein Zustand extrem reduzierter Agency im Angesicht von Gefahr und drohender Schädigung. Wenn Erzähler Gewalterfahrungen darstellen, beinhaltet dies nicht nur die Darstellung reduzierter Agency, sondern auch die Auseinandersetzung damit, wie Gewalt motiviert war: Wer war verantwortlich für die Gewaltausübung? Wie schuldhaft war sie? Gab das erzählte Selbst Anlass zu gewalttätigen Reaktionen? Da Fragen nach Verantwortung, Schuld und Absicht zentral für das Erleben und die Bewältigung von Gewalterfahrungen sind, ist die Frage, wie Agency zugeschrieben wird, grundlegend für die Analyse von Erzählungen traumatischer Gewalterfahrungen. Lucius-Hoene (2012) hat aufgezeigt, dass Agency im Erzählen auf verschiedenen Ebenen relevant wird. Die vorliegende Untersuchung befasst sich mit der Ebene der narrativen Darstellung der Gewalterfahrung, d.h. der Darstellung von Opfer- und Täterschaft, Macht und Hilflosigkeit, Schuld und Rechtfertigung von Gewalt. Nach einer kurzen Einführung in soziologische, philosophische und linguistische Konzepte von Agency werden zwei Typen von Erzählungen physischer Gewalterfahrungen kontrastiert. Die Untersuchung konzentriert sich auf die narrativen Praktiken der Zuschreibung von Schuld und Verantwortung.
Der Beitrag befasst sich mit der Beschwerdenexploration und Diagnosemitteilung als zentrale Elemente eines Arzt-Patient-Gesprächs. Damit verbunden sind verschiedene komplementäre Handlungsaufgaben, die von Arzt und Patient bearbeitet werden müssen. So ist es etwa Aufgabe des Arztes, beschwerdenrelevante Sachverhalte zu erfragen, die Ausführungen des Patienten mit dem eigenen medizinischen Fachwissen abzugleichen, körperliche Untersuchungen vorzunehmen und zu erläutern sowie prädiagnostische und schließlich diagnostische Mitteilungen zu formulieren. In den Aufgabenbereich des Patienten fallen indes Aktivitäten wie die Darstellung der Beschwerden vor dem Hintergrund des persönlichen Erfahrungs- und Erlebenswissens, die Relevanzmarkierung wichtiger Beschwerdenaspekte sowie die Legitimation des Arztbesuches. Eine adäquate Bearbeitung dieser Aufgaben ermöglicht einen Abgleich der verschiedenen Wissenswelten von Arzt und Patient und ebnet so den Weg für eine effektive therapeutische Zusammenarbeit.
Bilingual Kindergarten programmes. The interaction of language management and language attitudes
(2015)
Formal learning in higher education creates its own challenges for didactics, teaching, technology, and organization. The growing need for well-educated employees requires new ideas and tools in education. Within the ROLE project, three personal learning environments based on ROLE technology were used to accompany “traditional” teaching and learning activities at universities. The test beds at the RWTH Aachen University in Germany, the School of Continuing Education of Shanghai Jiao Tong University in China, and the Uppsala University in Sweden differ in learning culture, the number of students and their individual background, synchronous versus distant learning, etc. The big range of test beds underlines the flexibility of ROLE technology. For each test bed, the learning scenario is presented and analyzed as well as the particular ROLE learning environment. The evaluation methods are described and the research results discussed in detail. The learned lessons provide an easy way to benefit from the ROLE research work which demonstrates the potential for new ideas based on flexible e-learning concepts and tools in “traditional” education.
Dieser Artikel befasst sich mit einer speziellen Praktik, mit der Dolmetscher anstelle einer wortgetreuen Übertragung als interaktionsstrukturierende Agenten im Dienste einer besseren Verständigung der primären Gesprächsteilnehmer aktiv werden. Untersucht wird, wie Dolmetscher Schlüsselwörter kreieren, die komplexe Sachverhalte effizient bündeln und auf einen Begriff bringen.
Das Wort in der Sprachkritik
(2015)
Wer Sprachkritik betreibt, grenzt sich von allen übrigen Sprachverwendern ab, indem er kritisch wertend die Sprache betrachtet. Diese Bewertungen werden meist am einzelnen Wort, an der Aussage oder der Äußerung vollzogen. In der Sprachkritik kommt der Kritik am einzelnen Wort oder an einer einzelnen Äußerung besondere Bedeutung zu, vollzieht sich unser Denken und unsere Wahrnehmung der Welt doch nicht selten in vorgeprägten Schlag- und Schlüsselwörtern. Dieser Beitrag zur Sprachkritik richtet daher den Fokus auf das Wort als sprachliche Einheit. Nach einer definitorischen Einführung in die Gegenstände und Kriterien der Sprachkritik werden vier Bereiche von wortbezogener Sprachkritik erläutert – politische Sprachkritik, feministische Sprachkritik, Sprachpurismus und medienwirksame Sprachkritik –, wobei das Verhältnis von Wort- und Sachkritik stets mitbetrachtet wird. Dabei wird auch das Spannungsfeld von laienlinguistischer und linguistischer Sprachkritik berücksichtigt, wenn in der Öffentlichkeit die Streitfrage „Wer darf welches Wort inwieweit kritisieren?“ diskutiert wird. Die in Abschnitt 3 gewählten Beispiele sollen dabei dazu dienen, das einzelne Wort oder einen bestimmten Ausdruck als Element sprachkritischer Betrachtung zu fokussieren.
Das vorliegende Handbuch vermittelt einige ausgewählte Untersuchungsperspektiven auf die Phänomene Wort und Wortschatz. Die einzelnen Beiträge ordnen die Gegenstände in einen jeweils spezifischen Zusammenhang ein und fokussieren dabei auf sprachliche Kontexte, interdisziplinäre Zusammenhänge, methodische Herangehensweisen unter dem Blickwinkel der linguistischen Theorie oder der angewandten Linguistik. Das Konzept des Wortes und des Wortschatzes erhält daher in jedem Beitrag eine eigene Bedeutung und Funktion. In Summe kommt dadurch ein komplexes Verständnis von Wort und Wortschatz zum Ausdruck, das Vielfalt und Interdisziplinarität statt Einschränkung und singuläre Ausrichtung zulässt.
Jedes Wort besitzt zwei Geschichten, eine Geschichte seiner Ausdrucksseite und eine seines Inhalts. Beide Seiten entwickeln sich meist, aufgrund der Arbitrarität des sprachlichen Zeichens, unabhängig voneinander, sie können sich jedoch auch wechselseitig beeinflussen. Dieser Beitrag fokussiert beide Seiten der Wortgeschichte: kurz den Wandel der formalen Seite, ausführlicher den Bedeutungswandel mit seinen innovativen Verfahren und die Archaisierung. Dabei wird die Perspektive des Einzelwortes eingenommen, die von der Perspektive des Wortschatzes zu trennen ist. Der Wortschatzwandel umfasst weitere Prozesse, auf die nicht eingegangen wird, so die Vermehrung des Wortschatzes durch Wortbildung und Entlehnung. Aufgrund der Vielfalt der stattfindenden Prozesse strebt dieser Beitrag keine Vollständigkeit an. Zudem können die meisten wortgeschichtlichen Erscheinungen nur kurz charakterisiert und nicht ausführlich diskutiert werden.
In dem Beitrag werden Argumentstrukturmuster mit inneren Objekten genauer untersucht. Als innere Objekte werden Akkusativobjekte bezeichnet, die gelegentlich von normalerweise intransitiven Verben zu sich genommen werden und deren Objekts-Nomen mit dem Verb etymologisch, morphologisch und/oder semantisch verwandt ist. Das heißt, es handelt sich um Sätze wie Maria lachte ihr fröhliches Lachen, Alles geht seinen geordneten Gang oder Er kämpft einen aussichtslosen Kampf. Wie man an diesen wenigen Beispielsätzen bereits sehen kann, wird mit dem inneren Objekt etwas explizit zum Ausdruck gebracht, was bereits in der Verbbedeutung implizit enthalten bzw. angelegt ist, denn lachen bedeutet ja ‘Freude zum Ausdruck bringen, indem man ein Lachen von sich gibt’ und kämpfen heißt ‘einen Kampf führen, Kampfhandlungen vollziehen, sich mit jmdm. oder etw. auseinandersetzen’.
In diesem Beitrag möchte ich die These vertreten, dass Varianz das konstitutive Merkmal von Sprache ist - der geschriebenen, aber insbesondere auch der gesprochenen. Demgegenüber stand in der Linguistik über lange Zeit die Vorstellung im Vordergrund, dass Sprache ein homogener Gegenstand sei - und sie dies, um wechselseitige Verständigung zu ermöglichen, auch sein müsse. Ich werde zunächst in Abschnitt 2 diese Homogenitätsthese in Erinnerung rufen, um dann in Abschnitt 3 zu explizieren, was ich unter sprachlicher Varianz verstehe. In Abschnitt 4 werde ich einige theoretische Konzepte zur linguistischen Modellierung von Varianz skizzieren und ihre Grundannahmen explizieren. Die besondere Vielfalt der Varianz in der gesprochenen Sprache und die Gründe für diese Vielfalt stehen im Mittelpunkt von Abschnitt 5. Schließen werde ich, indem ich in Abschnitt 6 ein alternatives Konzept zur Modellierung von Varianz vorstelle, das für die Beschreibung der Varianz in der gesprochenen Sprache in besonderer Weise geeignet ist. Es konzeptualisiert Varianz als graduelles und kontinuierliches Phänomen, nicht als qualitative Differenz zwischen in sich annähernd homogenen Entitäten.
Diskurslexikografie als gesellschaftsbezogene Wortforschung. Vorstellung eines Wörterbuchkonzepts
(2015)
This contribution tries to answer the question how the lexical elements of a discourse, seen as a societal practice, can be presented as instances which give this practice structure and order. Therefore we will first reflect the theoretical and methodological conditions and determine, discourse and lexicography of discourse as terms. Afterwards I introduce two examples of discursive dictionaries: the dictionary of guilt (concerning the postwar time of 1945) and the dictionary of the protest movement late 1960ies. We will finally add a typological classification of discourse lexicography.
This article presents a system which allows components of situations referred to by communication verbs to be combined in different ways to yield representations of different reference situation types. These are subsequently used as the basis of a comparison of the corresponding communication verbs in German and Spanish. Verbs referring to the same special reference situation type are shown to constitute a lexical field. Concentrating on the lexical fields of German and Spanish forbid-verbs, specific types of inform-verbs and persuade-verbs, we show that the procedure applied may in principle be used to cover the whole inventory of communication verbs in a bilingual conceptual (i.e. onomasiological) dictionary.
In vielen Theorien zur Sprachproduktion spielt die Einheit Wort eine zentrale Rolle: Bei der Planung einer Äußerung werden vorsprachliche Konzepte angenommen, die jedes für sich einer lexikalischen Komponente für eine geeignete Wortwahl übergeben werden. Eine syntaktische Komponente sorgt für eine angemessene Formulierung. Kollokationen als Wortverbindungen bringen den zusätzlichen Einfluss mit ein, dass Wörter vielfach gemeinsam in präferierten Kombinationen gewählt werden. Dieser fällt aber nur dann auf, wenn das Ergebnis nicht das sonst Erwartbare ist – das allerdings von verschiedenen Faktoren (z. B. der situativen Angemessenheit) abhängig ist. Ein Kollokationsbegriff, der auf Abweichungen aufbaut, trägt nur im Vergleich zu einem nicht pauschal definierbaren Standard. Wenn sich Kollokationen aber im Kern auf Gebrauchspräferenzen zurückführen lassen, sind sie empirisch zugänglich. Kollokationen zeigen sich ermergent im Sprachgebrauch und lassen sich in Korpora aufspüren. Eine Einordnung bezüglich Auffälligkeiten (etwa zur Übersetzungsäquivalenz oder zur Idiomatik) ist jeweils eine perspektiven-bezogene Interpretation des allgemeinen Konzepts.
During the second half of the 19th century, extended regions of the South Pacific came to be part of the German colonial empire. The colonial administration included repeated and diverse efforts to implement German as the official language in several settings (administration, government, education) in the colonial areas. Due to unfamiliar sociological and linguistic conditions, to competition with English as a(nother) prestigious colonizer language, and to the short time-span of the German colonial rule, these efforts rendered only little language-related effect. Nevertheless, some linguistic traces remained, and these seem to reflect in what areas language implementation was organized most thoroughly. The study combines two directions of investigation: First, taking a historical approach, legal and otherwise official documents and information are considered in order to understand how the implementation process was planned and (intended to be) carried out. Second, from a linguistic perspective, documented lexical borrowings and other traces of linguis tic contact are identified that can corroborate the historical findings by reflecting a greater effect of contact in such areas where the implementation of German was carried out most strictly. The goal of this paper is, firstly, to trace the political and missionary activities in language planning with regard to German in the colonial Pacific, rather similar to a modem language policy scenario when a new code of prestige or national unity is implemented. Secondly, these activities are evaluated in the face of the outcome that can be observed, in the historical practice as well as in long-term effects of language contact up until today.
Der vorliegende Beitrag erkundet den Zusammenhang zwischen der Komplexität politischer Argumentationsprozesse und der Diversifikation der Semantik von Schlüsselwörtern, deren Bedeutung im Argumentationsprozess umkämpft und in zahlreichen Facetten entfaltet widAdegenstand der Untersuchung ist die Verwendung von „Ökologie" in den Schlichtungsgesprächen zum Bahnprojekt Stuttgart 21. Im Unterscheid zu bisher vorliegenden Analysen zu semantischen Kämpfen geht es weniger darum, wie ein Ausdruck von einer Partei im Gegensatz zu anderen semantisiert wird. Es wird vielmehr gezeigt, wie semantische Diversifizierung und Ambiguität von „Ökologie" im expertischen Argumentationsprozess entstehen und welche kommunikativen Effekte dies für die Möglichkeit der Bürgerbeteiligung mit sich bringt. Es werden drei Praktiken identifiziert, mit denen die Interaktionsteilnehmer selbst auf semantische Diversifizierung und Ambiguität reagieren und versuchen, den Ausdruck eindeutig interpretierbar und die Quaestio entscheidbar zu machen: Strategieunterstellungen, Popularisierungen und Populismus. Die Interaktionsanalysen zeigen dabei, dass diese Praktiken selbst die Problematik, die sie lösen sollen, reproduzieren.
Grammatik - explorativ
(2015)
Die am IDS aufgebauten großen Korpora ermöglichen es, vermeintlich freie und aus grammatikographischer Sicht eben dadurch problematische Varianten des Standarddeutschen systematisch in den Untersuchungsfokus zu stellen. Mit spezifischen Techniken und Werkzeugen kann die korpuslinguistische Arbeit dabei eine recht theorieunabhängige Beschreibung einzelner Varianten grammatischer Phänomene leisten und deren Häufigkeit bestimmen; damit stellt sie auch eine transparente quantitativ-statistische Basis für die Validierung von in der einschlägigen Literatur vertretenen Hypothesen bereit. Wie im Beitrag gezeigt werden soll, ist die Auswertung von Korpusdaten beträchtlichen Umfangs mit modernen computerlinguistischen und statistischen Methoden ganz besonders geeignet, grammatische und außersprachliche Faktoren zu identifizieren, deren Interaktion die Wahl zwischen den vermeintlich freien Alternativen bestimmt.
Ausgangspunkt in der (komparativen) Untersuchung sind nicht-kanonische Verknüpfungen mit sein im Deutschen, die durch das Muster NP+sein+Infinitiv (Martine ist spazieren) repräsentiert sind und in der Literatur mit dem Terminus Absentiv bezeichnet werden. Das Muster NP+sein+Infinitiv - so wird behauptet - weise eine spezifische Bedeutung auf, die in anderen Fällen bspw. durch den Ausdruck weg explizit gemacht werden (Martine ist weg spazieren), aber im sog. Absentiv gerade ohne overte Determination bleibt. Geprägt hat den Terminus Absentiv De Groot (2000). Der Gegenstand selbst ist inzwischen in vielen Arbeiten aufgegriffen worden (cf. Abraham 2007, Haslinger 2007, Vogel 2007,2009). Mit wenigen Ausnahmen wird seit De Groot - so auch in fast allen darauf folgenden Arbeiten - die Auffassung vertreten, dass es sich beim Absentiv um eine (universelle) grammatische Kategorie handle, der als Komplex eine Abwesenheitsbedeutung (als Konstruktionsbedeutung) zugeschrieben wird.1 Im Deutschen insbesondere läge der Absentiv als „Vollkategorie“ vor, die sich immer aus der o.g. Form zusammensetze. Die folgende komparative Untersuchung zum Deutschen, Französischen und Italienischen widerspricht der Sichtweise einer grammatischen Kategorie für den Absentiv und skizziert eine Analyse, aus der sich Struktur und Bedeutung für das Deutsche kompositional ableiten lassen, die auch dem Sprachvergleich Stand hält, bzw. durch den Sprachvergleich Unterstützung erfährt. Unter Betrachtung einer Reihe von syntaktischen und interpretativen Eigenschaften der Instanziie- rungen des sog. Absentivs im Deutschen und den Vergleichssprachen, wird weiter gezeigt, dass einige empirische Behauptungen nicht ausreichend motiviert sind - speziell zum Französischen mit einer sog. Teilkategorie Absentiv. Auf der Grundlage der Finalitätshypothese wird dann auch die Abwesenheitsinterpretation als durch eine Implikatur hervorgerufen erschlossen (cf. Fortmann/Wöll- stein 2013, Wöllstein 2013). Der Blick auf Daten in den romanischen Sprachen Italienisch und Französisch zeigt darüber hinaus, dass die Möglichkeiten der Realisierung der beteiligten grammatischen Komponenten übereinzelsprachlich unterschiedlich beschränkt sind. Im Beitrag wird auch und gerade mit Blick auf informationsstrukturelle Phänomene dafür plädiert, von Verkürzungen abzusehen und weder Phänomene durch Konstruktionsbedeutung zu interpretieren, statt sie konventionalisierfen Lesarten zuzuordnen, noch eine Konstruktionsbedeutung direkt grammatischen Einheiten zuzuweisen, ohne dass die Strukturen ausführlichen grammatischen Untersuchungen unterzogen werden.
Der Beitrag widmet sich der Frage, nach welchen Einheiten das Sprechen in der Interaktion auf der ‚mittleren Ebene‘ strukturiert ist. Die Diskussion geht aus von für die gesprochene Sprache typischen bzw. spezifischen Phänomenen, die Kriterien normgrammatisch vollständiger Sätze zuwider laufen, wie z. B. Ellipsen, Expansionen und Diskursmarkern. Anschließend werden die in der Literatur der vergangenen etwa 40 Jahre theoretisch entwickelten und empirisch untersuchten Einheitenkonzepte diskutiert und im Hinblick auf ihre Leistungsfähigkeit zur Beschreibung und Erklärung nicht-normgrammatischer Phänomene evaluiert.
This article reports about the on-going work on a new version of the metadata framework Component Metadata Infrastructure (CMDI), central to the CLARIN infrastructure. Version 1.2 introduces a number of important changes based on the experience gathered in the last five years of intensive use of CMDI by the digital humanities community, addressing problems encountered, but also introducing new functionality. Next to the consolidation of the structure of the model and schema sanity, new means for lifecycle management have been introduced aimed at combatting the observed proliferation of components, new mechanism for use of external vocabularies will contribute to more consistent use of controlled values and cues for tools will allow improved presentation of the metadata records to the human users. The feature set has been frozen and approved, and the infrastructure is now entering a transition phase, in which all the tools and data need to be migrated to the new version.
Introduction
(2015)
The authors establish a phenomenological perspective on the temporal constitution of experience and action. Retrospection and projection (i.e. backward as well as forward orientation of everyday action), sequentiality and the sequential organization of activities as well as simultaneity (i.e. participants’ simultaneous coordination) are introduced as key concepts of a temporalized approach to interaction. These concepts are used to capture that every action is produced as an inter-linked step in the succession of adjacent actions, being sensitive to the precise moment where it is produced. The adoption of a holistic, multimodal and praxeological perspective additionally shows that action in interaction is organized according to several temporal orders simultaneously in operation. Each multimodal resource used in interaction has its own temporal properties.
One was a distinguished natural scientist and engineer, the other a self-taught scientist and vilified as a conman: Christian Gottlieb Kratzenstein (1723–1795) and Wolfgang von Kempelen (1734–1804). Some of the former’s postula-tions on human physiology and articulation of speech proved wrong in later years. Most of the latter’s theories are considered applicable even today. The perhaps most contrasting approaches to speech synthesis during the 18th century are linked to their names. There are many essential differences between their approaches which show that these two researchers were not only representatives of different schools of thought, but also representatives of two different scientific eras. A speculative and philosophical approach on the one hand versus an empirical and logical approach on the other hand. Both Kratzenstein and Kempelen published books on their research. But while the “Tentamen” [4] of the physician Kratzen-stein remains rather vague and imprecise in its descriptions of vowel production and synthesis, the “Mechanismus” [8] of the engineer Kempelen shows much more precision and correctness in almost every respect of human speech and lan-guage. The goal of this paper is to discuss the differences between these two con-temporaneous researchers on speech synthesis and to compare their theories with present-days findings.
ln einer korpuspragmatischen Sicht auf Sprachgebrauch werden sogenannte Sprachgebrauchsmuster, die typisch für bestimmte Sprachausschnitte sind, datengeleitet berechnet. Solche Sprachgebrauchsmuster können z.B. diskursanalytisch gedeutet werden; noch relativ unerforscht ist aber ein konstruktionsgrammatischer Blick auf solche Muster. An zwei Beispielen wird gezeigt, wie mit der Berechnung von typischen n-Grammen (auf der Basis von Wortformen, sowie komplexer auf der Basis von Wortformen und Wortartkategorien) Sprachgebrauchsmuster berechnet werden können: Beim ersten Beispiel werden typische Formulierungsmuster in Leserbriefen, beim zweiten Beispiel aus einem politischen Diskurs (Wulff-Affäre), untersucht. Der Beitrag zielt in der Folge darauf ab, diese Muster dem usage-based-approach der KxG folgend als Konstruktionen zu deuten, die soziopragmatischen Verwendungsbedingungen gehorchen.
Learning from Errors. Systematic Analysis of Complex Writing Errors for Improving Writing Technology
(2015)
In this paper, we describe ongoing research on writing errors with the ultimate goal to develop error-preventing editing functions in word-processors. Drawing from the state-of-the-art research in errors carried out in various fields, we propose the application of a general concept for action-slips as introduced by Norman. We demonstrate the feasibility of this approach by using a large corpus of writing errors in published texts. The concept of slips considers both the process and the product: some failure in a procedure results in an error in the product, i.e., is visible in the written text. In order to develop preventing functions, we need to determine causes of such visible errors.
Linguisten-Lektüre
(2015)
Metalinguistic awareness of standard vs standard usage. The case of determiners in spoken German
(2015)
Mit Verben verbinden sich Erwartungen: Daher war die Rektion des Verbs - zumindest bei einigermaßen flexivischen Sprachen - immer schon ein grammatisches Thema. Und es ist ein zentrales Thema valenzgrammatischer Diskussion. Und das Deutsche ist eine Sprache, an der sich die Frage, wie weit diese Erwartungen reichen oder was noch dazu kommen muss, damit sie nicht trügen, gut diskutieren lässt. Die deutsche Sprache hat ein hinreichendes Inventar an nominaler Flexion, andererseits mit den eigentlich nur drei Kasus, die im Kontext der Subjektwahl und Objekt-Zuweisung eine Rolle spielen, eine Anzahl und Konstellation der Kasus, mit der sie im europäischen Vergleich eine mittlere Rolle einnimmt. Das hat, wie zu zeigen sein wird, seine Vorteile bei der Diskussion der Frage, wie weit die Steuerung der Satzstruktur durch das Verb reicht, und was außerdem noch eine Rolle spielt.
Word-formation rules differ from syntactic rules in that they, apart from obeying morphological and semantic constraints, can also be − and often are − restricted phonologically. The present article includes an overview of the relevant phenomena in English and discusses the consequences for the representation of words in the mental lexicon and for grammar.
Positioning
(2015)
Over the last two decades, “positioning” has become an established concept used to elucidate how identities are deployed and negotiated in narratives. This chapter first locates positioning in the larger field of research on identities and discourse. Commonalities and differences in conceptions of positioning are highlighted. In the following, the historical development of theoretical approaches to positioning and their methodological implications are reviewed in more detail. The article closes by taking up two current lines of debate concerning the future development of the concept of positioning.
Pragmatik revisited
(2015)
Die Pragmatik hat sich im Lauf der letzten 40 Jahre fest als linguistische Teildisziplin etabliert. Schon relativ früh hat sich ein Kanon von Fragestellungen und Konzepten herausgebildet, der den Gegenstandsbereich der Pragmatik z.B. in Lehrbüchern und Enzyklopädien ausmacht. Die kanonischen Gegenstände (v.a. Sprechakte, Implikaturen, Präsuppositionen und Deixis) sind über die Zeit erstaunlich stabil geblieben. Der Beitrag regt an, dieses Gegenstandsverständnis von ,Pragmatik‘ angesichts der Entwicklungen der Forschung in den letzten Dekaden zu überdenken. Folgende Fragen sind dabei leitend:
- Welche Konzepte und Eigenschaften des Gegenstandsbereichs haben sich in der empirischen Erforschung des sprachlichen Handelns im Kontext als grundlegend erwiesen, ohne bisher entsprechend als Grundkategorien des „Kanons“ der Pragmatik begriffen worden zu sein?
- Welche Konsequenzen haben die empirischen Forschungen der letzten Zeit für die Relevanz und das Verständnis der klassischen pragmatischen Themen und Konzepte?
Es wird dafür plädiert, vier Bestimmungsstücke des sprachlichen Handelns ins Zentrum der Auffassung von ,Pragmatik‘ zu stellen: Zeitlichkeit, Leiblichkeit, Sozialität und Epistemizität.
Pädiatrische Gespräche
(2015)
Das Lexikon menschlicher Sprachen basiert auf quantitativen Verteilungen, die sich am Zipfschen Gesetz orientieren: Wenige Lexeme werden extrem häufig verwendet und sehr, sehr viele Lexeme sind extrem selten. Auch funktional zusammenhängende Teilwortschätze wie Wörter einer bestimmten Wortart, Verben, die in einem bestimmten Argumentstrukturmuster auftreten, oder Komposita zu einem bestimmten Grundwort zeigen ähnliche Frequenzverteilungen, weisen aber auch jeweils typische Abweichungen von einer Zipfschen Verteilung auf. Zipfnahe Verteilungen sind charakteristisch für dynamische, selbstorganisierende Systeme, und Veränderungen im Wortschatz oder in Teilwortschätzen sind insofern auf der Basis solcher Verteilungen zu interpretieren. Der Artikel plädiert dafür, lexikologischen Sprachdokumentationen ein dynamisches Lexikonkonzept zugrunde zu legen, in dem die Verteilungscharakteristika als Grundlage der Wortschatzstruktur eine zentrale Rolle spielen.
This article presents empirical findings about what criteria make for a good online dictionary, using data on expectations and demands collected in an online questionnaire (N~684), complemented by additional results from a second questionnaire (N-390) which looked more closely at whether respondents had differentiated views on individual aspects of the criteria rated in the first study. Our results show that the classical criteria of reference books (such as reliability and clarity) were rated highest by our participants, whereas the unique characteristics of online dictionaries (such as multimedia and adaptability) were rated and ranked as (partly) unimportant. To verify whether or not the poor ratings of these innovative features were a result of the fact that our subjects are unfamiliar with online dictionaries incorporating such features, we incorporated an experiment into the second study. Our results revealed a learning effect: participants in the learning-effect condition, i.e. respondents who were first presented with examples of possible innovative features of online dictionaries, judged adaptability and multimedia to be more useful than participants who were not given that information. Thus, our data point to the conclusion that developing innovative features is worthwhile but that it should be borne in mind that users can only be persuaded of their benefits gradually. In addition, we present data about questions relating to the design of online dictionaries.
This paper shows how understanding in interaction is informed by temporality, and in particular, by the workings of retrospection. Understanding is a temporally extended, sequentially organized process. Temporality, namely, the sequential relationship of turn positions, equips participants with default mechanisms to display understandings and to expect such displays. These mechanisms require local management of turn-taking to be in order, i.e., the possibility and the expectation to respond locally and reciprocally to prior turns at talk. Sequential positions of turns in interaction provide an infrastructure for displaying understanding and accomplishing intersubjectivity. Linguistic practices specialized in displaying particular kinds of (not) understanding are adapted to the individual sequential positions with respect to an action-to-be-understood.
Korrekte Verwendung konnektoraler Satzverknüpfungen ist insbesondere in Bezug auf die Textproduktion, aber auch für das Verständnis bzw. die Interpretation von Texten von essenzieller Bedeutung. Wenn nämlich einzelne Propositionen inhaltliche Bausteine von Texten sind, so spielen Satzverknüpfungen eine Rolle als strukturelle Bausteine. Das Anwenden des topologischen Modells im Schulunterricht ist nicht nur ein hilfreiches Mittel zur Veranschaulichung syntaktisch variablen Gebrauchs unterschiedlicher Klassen von Satzverknüpfungsmitteln, sondern auch die Möglichkeit, Schüler auf semantische, pragmatische und mediale Unterschiede bei der Interpretation und Verwendung von Satzverknüpfungen (u.a. auch im gesprochenen Deutsch) aufmerksam zu machen, die sich beispielsweise durch den Positionswechsel ergeben.
Die Programmbereiche „Korpuslinguistik“ und „Mündliche Korpora“ haben am IDS die Aufgabe, Grundlagen für die empirische Erforschung der deutschen Sprache zu legen. Unter anderem sammeln und erstellen sie schriftliche und mündliche Korpora, bereiten sie für eine wissenschaftliche Nutzung auf und stellen sie über Web-Oberflächen (COSMAS, DGD2 demnächst KorAP) zur Verfügung. Unser Beitrag gibt zunächst einen Überblick über Entstehungsgeschichte und aktuellen Stand dieser Arbeiten. Mit einem Blick in die Zukunft widmen wir uns auch der Frage, ob und in welcher Weise das Schlagwort ,Big Data‘ für diese Arten linguistischer Ressourcen relevant ist. In Bezug auf die schriftlichen Korpora wird dabei insbesondere über die diesjährige DEREKo-Erweiterung um über 17 Milliarden Wörter und die damit verbundenen Arbeiten berichtet. In diesem Zusammenhang werden u.a. DeReKos Design, die zugrundeliegende Akquisitionsstrategie und Überlegungen zu Dispersion und Stratifizierbarkeit diskutiert. Die spezifischen Herausforderungen, die sich beim Aufbau eines großen Gesprächskorpus stellen, werden am Beispiel des Forschungs- und Lehrkorpus Gesprochenes Deutsch (FOLK) diskutiert. Dabei steht außer Frage, dass angesichts des Aufwandes, den Feldzugang sowie Erschließung der im Feld gewonnenen Audio- und Videodaten bedeuten, vergleichbare Datenmengen und Wachstumsraten wie bei Textkorpora nicht zu erreichen sind. Für den Aufbau umfangreicher mündlicher Korpora ist daher die Entwicklung eines eigenen Methodeninstrumentariums notwendig.
Sinnrelationen wurden lange als stabile Beziehungen zwischen Wörtern betrachtet. Dabei zeigen gebrauchsorientierte Untersuchungen, dass Sinnrelationen dynamische Phänomene sind, die sich kommunikativen Bedürfnissen anpassen. Neuere Studien erforschen die Prozesse, die zur Herstellung von Gegensatz bzw. Ähnlichkeit erforderlich sind. Sie untersuchen variable Strukturen, ihre Funktionen sowie kontextuelle Bedingungen und erklären, warum einige Antonyme bessere Gegensatzpaare bilden als andere. Dieser Beitrag konzentriert sich auf deutsche und englische Synonyme und Antonyme aus korpus- und psycholinguistischer Perspektive. Im Mittelpunkt stehen Beschreibungen kontextbasierter und variabler Strukturen, in denen sinnverwandte Wörter regelhaft vorkommen. Es wird gezeigt, dass diese Strukturen über diverse Funktionen verfügen und dass mithilfe kognitiver Prozesse unterschiedlich stark konventionalisierte Muster entstehen. Traditionelle Klassifikationen und Definitionen werden im Lichte neuer empirischer Studien kritisch hinterfragt. Neuere Theorien, die sich um die Einbettung flexibler Beziehungen bemühen, werden erörtert.
Spiegelpaar im Paarspiegel
(2015)
Sprache in der Medizin
(2015)
Medizinisches Wissen und Handeln ist ohne Sprache nicht denkbar: weder in der Arzt-Patienten-Kommunikation noch in fachinternen und fachexternen Medizintexten oder in den Medien. Dieser Beitrag liefert einen nähernden Überblick über verschiedene Formen medizinischer Kommunikation. Im Zentrum stehen dabei (1) der Konnex von Sprache und Wissen in der Medizin, (2) Arzt-Patient-Gespräche als Primärkommunikation und (3) der Zusammenhang zwischen Medialisierung und Medikalisierung.
Rassmatrivajutsja novye frazeologizmy nemeckogo jazyka i aspekty ich leksikografičeskogo opisanija v „Nemecko-russkom slovare neologizmov“. Obščaja dolja novych frazeologizmov ot obščego količestva neologizmov nemeckogo jazyka v period s 1991 po 2012 gody sostavljaet okolo šesti procentov. K kategorii frazeologizmov v slovare otnosjatsja ustojčivye sočetanija slov raznoj struktury i stepeni idiomatičnosti. Naibolee mnogočislenny frazeologizmy – imennye gruppy, za nimi sledujut glagol’nye gruppy i frazeologizmy-predloženija. Vyjavljajutsja i opisyvajutsja strukturnye i semantičeskie osobennosti frazeologizmov raznych frazovych kategorij. Osveščajutsja osobennosti podači frazeologizmov v slovnike i tipy leksikografičeskoj informacii v strukture slovarnoj stat’i, učityvajuščie specifiku frazeologičeskich neologizmov kak edinic leksikografičeskogo opisanija.
In diesem Beitrag werden Teilergebnisse aus einer Untersuchung von zehn einsprachigen deutschen Wörterbüchern (darunter Allgemeine Bedeutungswörterbücher, Lernerwörterbücher und auf Syntagmen fokussierte Spezialwörterbücher) und den darin befindlichen syntagmatischen Verwendungsmustern präsentiert. Zunächst erfolgt eine inhaltliche und terminologische Hinführung. Im Anschluss werden Analyseergebnisse anhand des Beispiellexems Kaffee zusammengefasst dargestellt und diskutiert. Außerdem wird gezeigt, dass Unterschiede in der Auswahl und Aufbereitung der syntagmatischen Verwendungsmuster in Hinblick auf die verschiedenen Wörterbuchtypen bestehen. Ein Einblick in einige zusammenfassende Ergebnisse sowie weitere Forschungsfragen runden den Beitrag ab.
Nach einer Definition der Begriffe ‚multimodale Verständigung‘ und ‚gesprochene Sprache‘ werden im vorliegenden Beitrag Prozessualität, Interaktivität und Multimodalität als zentrale Besonderheiten multimodaler Verständigung beschrieben und in ihren möglichen Auswirkungen auf die Syntax gesprochener Sprache charakterisiert. Als aktuelle Konzepte zur syntaktischen Beschreibung gesprochener Sprache stelle ich dann die on line-Syntax, die Konstruktionsgrammatik und die multimodale
Grammatik vor. Als Probleme der syntaktischen Beschreibung gesprochener Sprache diskutiere ich die Beschreibungskategorien sowie die Varianz gesprochener Sprache, die eine eindeutige kategoriale Erfassung erschwert. Als Gegenstand syntaktischer Beschreibung werden die funktionalen Einheiten und der Gesprächsbeitrag eingeführt (Abschnitt 2). Sodann stelle ich Ausschließlichkeit, quantitative Differenz und funktionale Differenz als zu unterscheidende Formen von Besonderheiten vor. Es schließen sich Darstellungen zur Syntax im Formulierungsprozess, zu spezifischen syntaktischen Strukturen und Konstruktionen und zur Syntax ‚elliptischer‘ Gesprächsbeiträge an (Abschnitt 3). Zum Abschluss werden zusammenfassend allgemeine Tendenzen der Syntax gesprochener Sprache benannt (Abschnitt 4).
Valenz im Fokus: Vorwort
(2015)
Die Festschrift Valenz im Fokus: Grammatische und lexikografische Studien enthält zum einen die Beiträge des internationalen Kolloquiums „Valenz im Fokus“, das am 12. Juli 2013 im Institut für Deutsche Sprache in Mannheim zu Ehren von Jacqueline Kubczak veranstaltet wurde, zum anderen weitere Beiträge von Kollegen aus der ganzen Welt, die zum einen als elektronische Publikation während des Kolloquiums präsentiert wurden, zum anderen speziell für diese Festschrift hinzukamen.
Valenz und Kookkurrenz
(2015)
This paper summarizes essential steps of a workshop-like presentation of lexicographic practice and reflects an application-oriented demonstration. As a point of departure the question is raised of how different linguistic information is extracted from a corpus for the inclusion in a dictionary. The introductory part on lexicographic objectives is followed by insights into methodological aspects (e. g. online dictionary elexiko). A conclusive example is provided to illustrate the procedure.
Vorwort
(2015)
Im Fokus dieses Aufsatzes steht die Bereitstellung und Illustration eines Werkzeugs für die Visualisierung bzw. Kontrastierung syntaktischer Strukturen im Lehramtsstudium sowie im (fächerübergreifenden, integrativen) Deutsch- oder Fremdsprachenunterricht höherer Jahrgangsstufen (Sek. II, Ende Sek. I): das „Generalisierte Lineare Satzmodell“ (kurz Gelisa-Modell)1. Das Gelisa-Modell, das auf dem topologischen Satzmodell fußt (vgl. u.a. Reis 1980, Höhle 1986, Pafel 2009, Wöllstein 2010), ermöglicht es, wie bei einem Baukastensystem jegliche Satztypen aus verschiedenen Sprachen (und dann natürlich auch aus einer spezifischen Einzelsprache) in direkter visueller Gegenüberstellung miteinander zu vergleichen. Dabei werden die Sätze und Satztypen distinkter Sprachen unabhängig von der jeweiligen Komplexität auf ein einheitliches Muster bezogen. Die für die grammatische Wohlgeformtheit erforderlichen linearen Strukturzusammenhänge können so auf schematisch anschauliche Weise erfasst und insbesondere zur Basis und zum Ankerpunkt grammatischer Unterrichtsdiskurse und Werkstätten gemacht werden.
Optimality theory (henceforth OT) models natural language competence in terms of interactions of universal constraints, notably markedness and faithfulness constraints. This article illustrates some of the major advances in the understanding of word-formation phenomena originating from this theory, including the prosodic organization of morphologically complex words, neutralization patterns in derivational affixes, allomorphy, and infixation.
Wort und Wortschatz
(2015)
Das Verständnis darüber, was ein Wort ist, zeigt sich je nach linguistischer Teildisziplin, je nach Untersuchungsinstrument und je nach betrachtetem Medium (Schriftlichkeit, Mündlichkeit) als äußerst wandelbar und kontrovers. Zunächst wird eine Übersicht über die wichtigsten Wortbegriffe in Geschichte und Gegenwart gegeben, um zu zeigen, wie sehr sich ein formaler, am Schriftbild orientierter Wortbegriff von semantisch-kognitiven Wortbegriffen unterscheidet. Anschließend wird dargelegt, wie sich welche sprachwissenschaftlichen Methoden auf die Konstituierung des Phänomens "Wort" auswirken und dass die isolierende Sicht auf das Einzelwort durch die Betrachtung von Relationen zwischen Wörtern abgelöst wurde. Dabei kommt den neueren, computerlinguistisch fundierten Verfahren besondere Relevanz zu. Auf dieser Basis wird gezeigt, welche Aspekte und Ebenen der Wortforschung es aktuell gibt; dabei wird der Interaktion von theoretischen wie anwendungsbezogenen Forschungsperspektiven und dem gesellschaftlichen bzw. Laieninteresse an Wörtern besondere Beachtung geschenkt.
Wortschatz
(2015)
Die Beschäftigung mit ‚dem Wortschatz‘ ist insofern komplex, als man sich zunächst einer riesigen Menge von Wörtern gegenübersieht. Hilfreich ist es, grundsätzlich zwischen dem Wortschatz einer Sprache und dem Wortschatz einer bestimmten Person(engruppe) zu unterscheiden. Egal, welche Wörtermenge man weiter einkreisen möchte, die Annäherungsschritte sind grundsätzlich die gleichen: sammeln – segmentieren – klassifizieren – interpretieren – ordnen/vernetzen. In dem Beitrag wird für einen dynamischen, prozessualen Wortschatzbegriff plädiert: Die Reflexion über acht Leitfragen soll es Fachleuten wie Laien ermöglichen, das Konzept Wortschatz für ihre Zwecke zu präzisieren: – Wie lässt sich ein Wortschatz ermitteln? – Woraus kann ein Wortschatz bestehen? – Welche Arten von Wortschätzen gibt es? – Auf welcher Textbasis werden Wortschätze erhoben? – Welche Fachdisziplinen widmen sich der Untersuchung von Wortschätzen? – Wie ist ein Wortschatz in sich strukturiert? – Wo (bzw. wie) wird Wortschatz gespeichert? – Wie lassen sich ein Wortschatz und dessen Einheiten adäquat beschreiben?