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Relationale Adjektive, also Adjektive, die aus Substantiven abgeleitet werden und die in attributiver Konstruktion mit einem Kopfsubstantiv eine unspezifische Relation zwischen dem Begriff des Kopfs und dem Begriff der Basis ausdrücken, spielen in den klassischen Sprachen eine bedeutende Rolle. Ausgehend von der silvestris musa, der Waldmuse des Vergil, wird in dem vorliegenden Beitrag den Nachwirkungen dieses Musters in europäischen Sprachen, dem Französischen, Englischen, vor allem aber im Deutschen nachgegangen. Die semantische Funktion solcher Adjektive wird der funktionalen Domäne ‚klassifikatorische Modifikation‘ zugeordnet. Sprachübergreifende Gemeinsamkeiten und Unterschiede werden herausgearbeitet. In knapper Form werden auch relationale Adjektive im Polnischen und Ungarischen, den weiteren Vergleichssprachen des Projekts „Grammatik des Deutschen im europäischen Vergleich“, einbezogen. Die Frage nach dem Verhältnis von universalen, sprachfamiliären, arealen und sprachspezifischen Eigenschaften des Konstruktionsmusters sowie nach dem Grad des lateinischen Einflusses wird auf diesem Hintergrund präziser formulierbar.
Spionage für die ehemalige DDR - Zeitbezug bei Attributen (aus "Grammatik in Fragen und Antworten")
(2011)
Die Ordnung des öffentlichen Diskurses der Wirtschaftskrise und die (Un-)Ordnung des Ausgeblendeten
(2011)
Ausdrücke wie Globalisierung und Wirtschaftskrise sind Teil unserer öffentlichen Alltagssprache. Sie stehen für politische und soziokulturell brisante Debatten und ihre semantische Analyse zeigt den engen Zusammenhang zwischen Sprache und Gesellschaft. Der alltägliche Gebrauch solcher Ausdrücke etabliert gemeingesellschaftliche Diskurse, die mit korpuslinguistischen Verfahren analysierbar sind. In diesem Beitrag wird der Diskurs der Finanz- und Wirtschaftskrise in der öffentlichen Sprache von Zeitungstexten betrachtet. Zentrales Diskursobjekt ist der lexikalische Ausdruck Wirtschaftskrise selbst. Die Ermittlung relevanter Kontextbeziehungen, wie sie in Kollokationen vorhanden sind, und regelhafter Verwendungsmuster spielt für seine Beschreibung die wichtigste Rolle, da diese Indikatoren zum einen typische Thematisierungen sind und zum anderen Lexikalisierungen mit Bewertungspotenzial darstellen. Abschließend erfolgt eine kurze kritische Betrachtung der Dokumentation diskurs-relevanter Ausdrücke in deutschen Wörterbüchern der Gegenwartssprache.
In ihrem Buch "Die Sprachenfrage in der Europäischen Union" versucht die Verfasserin, die zahlreichen Aspekte der sprachlichen Situation der EU multidisziplinär und umfassend darzustellen und zu erörtern. Sie stützt sich auf eine bemerkenswert vielfältige Materialbasis. Insgesamt vermittelt das Buch jedoch eher einen Eindruck von der oft verwirrenden Vielfalt sprachlicher Praktiken, Regelungen, Planungen und Aktionen, als dass es zu einer klärenden Übersicht über die komplexen Gegebenheiten verhelfen könnte. Für weitere Studien wäre die Beschränkung auf einige wenige überschaubare, klar formulierte und empirisch zugängliche Gegenstandsbereiche der sprachlichen Verhältnisse in der EU und ihren Mitgliedsstaaten zu empfehlen.
"Mit sofortiger Wirkung" : Deutsche Rücktrittserklärungen 2010 aus linguistischer Perspektive
(2011)
2010 war für die Bundesrepublik ein Jahr der Rücktritte aus zentralen Machtbereichen der Politik, Kirche und Verwaltung. Die Funktionsträger vermittelten den Eindruck „als sei ihnen die Gestaltung dieses Landes nicht mehr wichtig genug, um ihr Leben damit zu füllen“ (Bartsch 2010, 66). In diesem Aufsatz stehen nicht die Vorgeschichte, Gründe oder die Bewertung von Rücktritten im Vordergrund, sondern die linguistische Perspektive – d.h. die sprachliche Ausgestaltung sowie die Funktionen der Textsorte Rücktrittserklärung.
Schreiben und Redigieren stellen hohe kognitive Anforderungen an Autoren. Selbst publizierte Texte sind nie ganz fehlerfrei. Für viele Fehler kann man die Entstehung rekonstruieren: Funktionen in Textbearbeitungsprogrammen sind zeichenbasiert und berücksichtigen nicht die Elemente und Strukturen der jeweiligen verwendeten Sprache. Autoren müssen ihre Redigierabsichten in eine lange, komplexe Folge solcher zeichenbasierten Funktionen übersetzen.
Editoren für Programmierer hingegen bieten seit langem sprachspezifische Editierfunktionen, die auf den Elementen und Strukturen der verwendeten Programmiersprache operieren. Diese Funktionen tragen dazu bei, das Ändern von Programmcode zu erleichtern und Fehler zu vermeiden.
In dieser Arbeit übertragen wir das Prinzip solcher sprachspezifischen Funktionen in Programmiereditoren auf Funktionen für die Bearbeitung natürlichsprachlicher Texte. Wir entwickeln das Konzept der linguistisch unterstützten Redigierfunktionen unter Berücksichtigung aktueller Erkenntnisse der Schreibforschung. Wir definieren Informations-, Bewegungs- und Modifikationsfunktionen, die auf Elementen und Strukturen natürlicher Sprache operieren. Solche Funktionen sollen Autoren entlasten und helfen, typische Fehler zu vermeiden.
Sprachspezifische Funktionen beruhen auf Methoden zur Erkennung und Bestimmung relevanter Elemente und Strukturen. Wir verwenden dazu computerlinguistische Ressourcen zur morphologischen Analyse und Generierung und zur automatischen Wortartenbestimmung. Die Evaluation verfügbarer Ressourcen ergibt, dass die Situation für die Behandlung des Deutschen nicht so vielversprechend ist, wie ursprünglich angenommen und üblicherweise in der Literatur dargestellt.
Unsere prototypische Implementierung linguistisch unterstützter Redigierfunktionen für die Bearbeitung deutscher Texte zeigt die Möglichkeiten und Grenzen des Konzepts unter Berücksichtigung der Leistungsfähigkeit heute verfügbarer computerlinguistischer Ressourcen und der Eigenschaften des Deutschen.
Im vorliegenden Beitrag wird untersucht, welche lexikographischen Traditionen bei der Beschreibung von Bedeutung und Verwendung der Stichwörter in elexiko, einem Online-Wörterbuch zur deutschen Gegenwartssprache, fortgesetzt werden. Gezeigt wird anhand verschiedener Beispiele auch, wie dieses Internetwörterbuch über das tradierte Beschreibungsinventar in allgemeinsprachigen Bedeutungswörterbüchern hinausgeht. Hieraus leiten sich einige Fragen zur Zukunft des Typs .Bedeutungswörterbuch’ ab.
Der Band versammelt 18 Beiträge zur verbalen Wortbildung des Deutschen, die auf Vorträge bei einem internationalen Kolloquium in Nancy im Dezember 2006 zurückgehen. Die Herausgeber stellen in ihrem Vorwort (S. VII-X) die einzelnen Beiträge vor, sagen aber nichts dazu, warum das Thema „Verbale Wortbildung“ für das jährliche Kolloquium der französischen Germalinguisten ausgewählt wurde. Dem Rückseitentext ist dagegen zu entnehmen, warum die Untersuchungen veröffentlicht wurden: Es mangelt zwar nicht an Publikationen über die Wortbildung des Deutschen, aber die verbale Wortbildung ist bis jetzt eher stiefmütterlich behandelt worden, was vielleicht an der außerordentlichen Komplexität dieser Frage liegt. Der vorliegende Band möchte deshalb den zahlreichen noch offenen Fragen in diesem Bereich gerecht werden und die wichtigsten typologischen, semantischen, orthografischen und syntaktischen Probleme der verbalen Wortbildung erörtern.
Die beachtlichen Unterschiede zwischen den Dialekten des Deutschen stehen in Zusammenhang mit der territorialen Zersplitterung des deutschsprachigen Gebiets bis ins 19. Jahrhundert. In gewisser Weise spiegelt die dialektale Vielfalt das dezentrale, plurizentrische Herrschaftsmodell wider, das für das vornationale Heilige Römische Reich charakteristisch ist, bei dem sich kein dauerhaftes Machtzentrum mit sprachlicher Modellwirkung, wie bspw. Paris in Frankreich, herausbilden konnte.
Industrielle Prozessmodellierung als kommunikativer Prozess. Eine Typologie zentraler Probleme
(2011)
Der Beitrag diskutiert mündliche Interaktionen als Bestandteil industrieller Prozessmodellierungsmethoden unter dem Aspekt der dabei auftretenden kommunikativen Probleme und ihrer systematisierenden Darstellung. Die vorgestellte Typologie stützt sich auf die gesprächsanalytische Auswertung authentischer Daten einer Feldstudie, in der die Methodik der industriellen Prozessmodellierung in einem Unternehmen exemplarisch durchgeführt wurde. Die Methodik ist kommunikationsintensiv; sie enthält ein breites Spektrum mündlich, schriftlich und grafisch-symbolisch zu bearbeitender Aufgaben. Die ermittelten Probleme ihrer Bearbeitung lassen sich drei Bereichen zuordnen: vorhabensbezogene, arbeitsorganisationsbezogene und kommunikationsbezogene Probleme. Jeder Bereich umfasst Untertypen von Problemen, die aus dem Vollzug sprachlich-kommunikativer Handlungen resultieren und/oder sich sprachlich manifestieren. Zwei weitere Problembereiche – Transformations- und Multimodalitätsprobleme – werden genannt, aber nicht ausführlich behandelt. Die Ergebnisse der Studie werden für die Gestaltung von Kommunikationstrainings für Ingenieure genutzt.
Wenn man einen Blick in die traditionellen Grammatiken wirft, so wird man feststellen, dass die Struktur der deutschen Sprache hier eher isoliert beschrieben wird, das heißt, dass sich die Beschreibung grammatischer Phänomene auf das Deutsche konzentriert. Hierbei handelt es sich sicherlich um fundierte Analysen der deutschen Sprachstruktur, die wichtige Einblicke und Erkenntnisse liefern. Allerdings hat diese einzelsprachlich orientierte Betrachtungsweise einen entscheidenden Nachteil – die Besonderheiten einer Sprache können so gar nicht erfasst werden, da sich die spezifischen Charakteristika natürlich erst im Vergleich mit anderen Sprachen zeigen. Mit anderen Worten: Wenn nur das Deutsche betrachtet wird, lassen sich gar keine Aussagen darüber treffen, was nun charakteristisch für diese Sprache ist. Ebenso wenig lassen sich Gemeinsamkeiten mit anderen Sprachen herausstellen. Phänomene, die nicht nur auf eine Sprache beschränkt sind, sind aber wiederum von Bedeutung für die linguistische Theoriebildung.
Solo di recente le tipologie testuali turistiche, generi di testo che svolgono un ruolo molto importante nella comunicazione specialistica, sono diventate oggetto di interesse per gli studi linguistici. L’articolo presenta gli esiti di un’analisi contrastiva (tedesco-italiano) di cataloghi turistici dal punto di vista microstrutturale, con particolare attenzione per la sintassi, il lessico e i mezzi stilistici più frequentemente utilizzati. L’indagine palesa come i cataloghi siano una tipologia testuale che si presta a molteplici applicazioni sia in didattica che in lessicografia.
Am 21. Juli 2011 fand am IDS eine Veranstaltung statt, die schon auf den ersten Blick vom Normalfall der im Hause stattfindenden Kolloquien abwich. In gewissem Maß gilt das schon für die hohe Zahl und die bunte Herkunft der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Dass diese dann aber mit einem musikalischen Vorspiel empfangen worden sind, spricht noch deutlicher davon, dass wir uns auf einer Veranstaltung befanden, die aus dem Rahmen der Kolloquien fällt, die sonst so dann und wann im Vortragssaal des IDS stattfinden. Es ist zweifellos ein exzeptioneller Anlass, dem diese Veranstaltung gewidmet war. Ihre Teilnehmer von innerhalb und außerhalb des Hauses waren zusammengekommen, um Gisela Zifonun, deren Zeit im aktiven Dienst des IDS mit dem Juli 2011 endete, in den Ruhestand zu verabschieden, ihr für ihre Arbeit und ihren Einsatz für das Haus zu danken und mit den Vorträgen, die ihr in diesem Rahmen präsentiert wurden, ihrer wissenschaftlichen Bedeutsamkeit Rechnung zu tragen. Es sind Stimmen aus verschiedenen Richtungen und aus unterschiedlichen Altersschichten unserer Wissenschaft, die hier zu Worte gekommen sind. Die angenehme Pflicht des Direktors des IDS war es, Frau Professor Zifonuns wissenschaftliche Entwicklung und ihre Leistungen nachzuzeichnen.
Nachruf auf Michael Clyne
(2011)
Nachruf auf Hugo Steger
(2011)
In diesem Beitrag befassen wir uns mit Aspekten der textuellen Verwendung von Possessiva im Deutschen, im Polnischen und im Ungarischen, die wir aus ihrem jeweiligen Formensystem und dessen Einbettung in das entsprechende Sprachsystem zu erklären suchen. Im Mittelpunkt des Beitrags stehen Possessiva mit anaphorischen Bezügen, die in deutsch-, polnisch- und ungarischsprachigen Texten die Possessiva der 3. Person betreffen. Wir widmen uns insbesondere folgenden drei Fragen: (i) Welcher Formunterscheidungen bedienen sich das Deutsche, das Polnische und das Ungarische beim Gebrauch der Possessiva, um die Identifikation des richtigen Bezugsausdrucks im Text zu ermöglichen? (ii) Wie lassen sich die jeweiligen Formentscheidungen in den betreffenden Kontexten erklären? (iii) Welche textuelle Wirkung wird durch die Wahl der jeweiligen Formen erreicht? Diese Fragen werden auf Grund der durchgeführten empirischen Paralleltextanalysen beantwortet.
The article aims to examine grammatical features and pragmatic concerns of communicating in the Sciences. In the research of certain languages, it became common to explaingrammatical features such as the usage of passive voice and nominal structures by communication requirements such as objectivity and precision. With the assumption that communication in Science is designed to help gain and spread new insight, the authors tried to integrateseveral approaches to pragmatic and grammatical features of communication. By discussing therelationship between the grammar of certain languages and of the corresponding commonlanguage, the article also places the subject of communication in the Sciences in the discipline oflanguage Variation.
Editorial
(2011)
Die Sprechmaschine Wolfgang von Kempelens stellt in ihrer Art als erste grundsätzlich funktionierende Apparatur zur Sprachsynthese einen ganz besonderen Meilenstein in der Geschichte der Linguistik dar. Zwar gerieten Kempelen und seine Sprachforschung niemals völlig in Vergessenheit, doch sind seine und die Forschungen seiner Zeitgenossen heute nur noch einem eher kleinen Kreis näher bekannt. Im Rahmen dieser vom Autor ursprünglich als Magisterarbeit verfassten Abhandlung sollen der historische Kontext und die herausragende Leistung Kempelens detailliert dargestellt und kommentiert werden.
Sprache nach der Re-Migration : am Beispiel der russischsprachigen Zuwanderung in Deutschland
(2011)
Over the past 30 years, more than 3 million migrants from the former Soviet Union have settled in Germany. At the Institute for German Language (Mannheim, Germany), the linguistic processes accompanying this Russian-German migration are currently being examined. In the present paper, three typical subtypes of this migration context will be analysed: »Inseldeutsch« (‘island German), »frühes Hochdeutsch« ( ‘early Standard German), and »Aussiedlerdeutsch« (the German of Russian-German migrants). What the analysis will suggest is that the general tendency is for the migrants’ linguistic choices and the emerging (migrant) varieties to be oriented both to the norms of Standard German and to the local dialects of their new homes.