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Zu den folgenreichsten Erfindungen unseres Jahrhunderts gehört zweifellos das Fernsehen. Obwohl es heute auch in Industrie und Technik eine bedeutsame Rolle spielt, tut es seine größte Wirkung jedoch als Massenmedium, indem es jeden Tag die Aufmerksamkeit von Millionen und aber Millionen Menschen in aller Welt auf sich lenkt.
Dass eine so umwälzende Erfindung, mit der man täglich konfrontiert ist, ihre mannigfaltigsten Auswirkungen auf die Sprache hat, dürfte einleuchten. An dieser Stelle soll lediglich ein Teilkomplex betrachtet werden: Es geht um den Zuwachs, den unser Wortschatz allein durch die Wörter Fernsehen und Television auf dem Wege der Wortbildung in den letzten 30 bis 40 Jahren erfahren hat. Außerhalb der Betrachtung bleibt der Fachwortschatz. Nur das Wortgut, das dem Normalsprecher in Presse, Funk, Fernsehen und Gespräch täglich begegnen kann, wird untersucht.
Bei den Beratungen des Internationalen Arbeitskreises für Orthographie über die Neuregelung der deutschen Rechtschreibung lagen in Bezug auf die GZS zwei Reformvorschläge auf dem Tisch. Neben dem Vorschlag der IDS-Kommission für Rechtschreibfragen, der dann als Grundlage für die später beschlossene Reformregelung diente (vgl. dazu 3.4 Schaeder in diesem Band), lag der Vorschlag der DDR-Forschungsgruppe Orthographie, der das gemeinsame Ziel einer Vereinfachung der bisherigen Regelung mit einem zum Teil anderen Ansatz zu erreichen versuchte. Da dieser Reformvorschlag, der von mir im Rahmen der Forschungsgruppe Orthographie ausgearbeitet worden ist (vgl. Herberg 1981, 1986), in seiner endgültigen Fassung, die den Teilnehmern der Züricher Tagung vom September 1987 vorlag, noch nicht veröffentlicht worden ist, nehme ich gern die Gelegenheit wahr, im Rahmen dieser Publikation auf ihn zurückzukommen.
Nach einem kurzen Rückblick auf die Behandlung der GZS-Problematik im Internationalen Arbeitskreis (1.) gehe ich auf die Funktion der GZS in der deutschen Gegenwartssprache ein (2.), leite daraus die Grundsätze für den Neuregelungsvorschlag ab (3.), gebe den Vorschlag im Wortlaut vollständig wieder (4.) und gehe abschließend auf die wesentlichen Gemeinsamkeiten und Unterschiede dieses Vorschlages in Bezug auf die beschlossene Neuregelung ein (5.).
Die germanistische Linguistik wendet in jüngster Zeit Fragen des Wortschatzes - seiner Herausbildung, seiner Entwicklung, seiner Verwendung, seiner Kodifikation - verstärkt ihre Aufmerksamkeit zu. In diesem Zusammenhang gewinnt auch die wissenschaftliche Beschäftigung mit der Neologie und mit der Neologismenlexikographie innerhalb der Germanistik an Bedeutung. Das ist vor allem deshalb zu begrüßen, weil die germanistische Sprachwissenschaft der Erforschung und Erfassung lexikalischer Innovationen in der Vergangenheit nicht in dem Maße gerecht geworden ist, das der gesellschaftlichen Bedeutung dieses Wortschatzbereiches und dem Widerhall, den das Thema in der interessierten Öffentlichkeit seit langem findet, entsprechen würde.
Einem bisher nicht in angemessener Weise gelösten Teilproblem - der lexikographischen Darstellung DDR-spezifischer Neologismen - wollen wir diesen Beitrag widmen.
Es gibt triftige theoretische und praktische Gründe — wir werden im Weiteren auf sie eingehen —, die Diskussion um die Funktion von Rechtschreibwörterbüchern und um ihre Gestaltung in Bezug auf das Deutsche zu führen. Das Erscheinen der „20., völlig neu bearbeitete[n] und erweiterte] Auflage“ der „Rechtschreibung der deutschen Sprache“ (Dudenverlag Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 1991) ist der äußere Anlass, um diese Diskussion in der ZGL zu eröffnen.
Die Erfassungsfunktion der Schreibung und ihre Realisierung in der deutschen Gegenwartssprache
(1986)
Einen Markstein in der Geschichte der Bemühungen um die verbesserte Gestaltung der seit 1901 verbindlich geltenden deutschen Rechtschreibung stellen die unter der Bezeichnung „Stuttgarter Empfehlungen“ bekannt gewordenen „Empfehlungen zur Erneuerung der Rechtschreibung“ dar. Dieses vieldiskutierte Reformprogramm von 1954 war das Ergebnis intensiver Beratungen einer Arbeitsgemeinschaft von gleichberechtigt mitwirkenden Vertretern aller vier deutschsprachigen Staaten. Für die DDR hatte an seinem Zustandekommen - neben Akademiemitglied Wolfgang Steinitz, Ruth Klappenbach und Wolfgang Ebert - Akademiemitglied Theodor Frings aktiven Anteil.
Doch selbst bei diesem im ganzen ausgewogenen und von Realitätssinn geprägten Reformvorschlag ist - wie bei den meisten anderen vorher und später unterbreiteten Programmen - ein Mangel an theoretischer Grundlegung nicht zu übersehen.
Der Erforschung dieser Grundlagen wird in der germanistischen Sprachwissenschaft erst seit Beginn der siebziger Jahre stärkere Aufmerksamkeit gewidmet, und die DDR-Germanistik hat dazu im Rahmen der interinstitutionellen Forschungsgruppe Orthographie (Leitung: D. Nerius) einen nicht unwesentlichen Beitrag geleistet. Auf Positionen dieses Kollektivs, an deren Herausbildung der Autor mitbeteiligt war, bauen die folgenden Ausführungen auf.
Die geltende Regelung der Getrennt- und Zusammenschreibung und Ansatzpunkte zu ihrer Vereinfachung
(1975)
Ungeachtet der seit einem Jahrzehnt florierenden wissenschaftlichen Beschäftigung mit Problemen der Lexikographie, für die dieses Symposium ein weiteres Zeugnis ist, sind Auskünfte und Berichte über konkrete Wörterbuchpläne noch immer selten. Dabei sind solcherart Informationen nicht nur von ganz natürlichem Interesse für alle praktisch oder/und theoretisch mit dem Gegenstand Wörterbuch Befassten, sondern es bietet sich auch - besonders, wenn sie auf Diskussionsforen wie diesem vorgestellt werden - die einzigartige Möglichkeit der Rückkopplung noch vor Beginn der eigentlichen Erarbeitung bzw. in deren Anfangsphase. Dadurch, daß die zurückkommenden kritischen Bemerkungen und sonstigen Anregungen in die abschließenden Überlegungen zum betreffenden Wörterbuchplan einbezogen werden, kann sich das frühzeitige Offenlegen des Planes vor einem kompetenten Publikum durchaus auch für das Projekt selbst als nützlich erweisen.
Mit diesem doppelten Ziel - Informationsvermittlung und entsprechendes Feedback - wollen wir im Folgenden skizzenhaft den Plan eines Wörterbuches vorstellen, das in den nächsten Jahren am Zentralinstitut für Sprachwissenschaft der Akademie der Wissenschaften der DDR erarbeitet werden wird. Dem Thema des Beitrages entsprechend werden drei Schwerpunkte gesetzt:
1. werden der Charakter und die spezifische Funktion des geplanten Wörterbuches Umrissen, 2. sollen die daraus erwachsenden Grundsätze seiner inhaltlichen Gestaltung und 3- schließlich solche der formal-lexikographischen Umsetzung erläutert werden; zur Illustration dienen Musterartikel zur Wortfamilie Disko (4.).
Einleitung
(2008)
Fourth International Symposium on Lexicography, 20. bis 22. April 1988 an der Universität Kopenhagen
(1989)
Gesellschaftsnachrichten
(1990)
Obwohl die Getrennt- und Zusammenschreibung von Wörtern neben der Interpunktion, der Groß- und Kleinschreibung und der Schreibung der Laute (Phonem- Graphem-Beziehungen) zu den schwierigsten Teilgebieten der deutschen Orthographie gehört /1/, ist sie - im Unterschied zu den anderen Komplexen - erst seit Mitte der 70er Jahre stärker in die wissenschaftliche Erforschung der deutschen Orthographie durch die germanistische Linguistik einbezogen worden. Trotz detaillierter Regelung - im Leitfaden des Dudens /2/ sind der Getrennt- und Zusammenschreibung 53 Kennzahlen gewidmet — und hohen Lernaufwandes bestehen bei einem großen Teil der Schreibenden Unsicherheiten in der Handhabung. Wir möchten daher im Folgenden auf der Grundlage unserer im Rahmen der Forschungsgruppe „Orthographie“ der Akademie der Wissenschaften der DDR und der Wilhelm-Pieck-Universität Rostock (Leitung: D. Nerius) durchgeführten Untersuchungen erstens den Gegenstandsbereich der Getrennt- und Zusammenschreibung, zweitens die Funktion der Getrennt- und Zusammenschreibung in der deutschen Gegenwartssprache skizzieren, drittens eine knappe Analyse der geltenden Regelung vornehmen und viertens einige ihrer Probleme erörtern.
Die in Gang gekommene Diskussion um Aufgaben, Möglichkeiten und Grenzen der einsprachigen Lexikographie mit dem Ziel ihrer wissenschaftlichen Fundierung schließt zunehmend auch die Probleme und Arbeitsgänge ein, die vor der eigentlichen lexikographischen Bearbeitung liegen und die theoretisch bisher noch weniger reflektiert worden sind als jene. Dazu gehören konzeptionelle Überlegungen zum Zweck des jeweils zu schaffenden Wörterbuches im Hinblick auf seine potentiellen Benutzer (2.1.), dem ihm zugrunde zu legenden lexikographischen Korpus (2.2.) und zur Stichwortauswahl (2.3.).
In den letzten Jahren sind Probleme der Orthographie wieder stärker ins Blickfeld der linguistischen Forschung gerückt. An dieser Neuorientierung haben die Untersuchungen zu den theoretischen Grundlagen und zu wichtigen Spezialfragen der deutschen Rechtschreibung, die von Germanisten der DDR unter Leitung von D. Nerius durchgeführt werden, wesentlichen Anteil. Zum theoretischen Ertrag dieser Arbeiten gehört die in der Vergangenheit vernachlässigte Erarbeitung sprachwissenschaftlich begründeter Standpunkte zur geschriebenen Sprache, zur Schreibung, zur Orthographie und zu deren Prinzipien. Damit ist die Möglichkeit gegeben, orthographische Erscheinungen in einem gesicherten Rahmen eindeutiger als bisher zu erfassen, einzuordnen und zu erklären. Im ersten Teil dieses Beitrages werden einige für den Erklärungshintergrund notwendige zentrale Begriffe geklärt, im zweiten Teil wird versucht, auf dieser Grundlage vier Hauptprobleme der deutschen Rechtschreibung auf ihre Ursachen zurückzuführen, sie damit durchsichtiger zu machen und so bei ihrer Bewältigung zu helfen.
Kein Grund zur Panikmache
(2002)
Laudatio
(2000)
Mit diesem Beitrag wird nicht die Absicht verfolgt, in die theoretische Auseinandersetzung um die Begriffe Sprachnorm und Sprachwandel einzugreifen. Vielmehr soll zur Ausfüllung des thematischen Rahmens der Tagung dadurch beigetragen werden, dass an einem Beispiel exemplarisch demonstriert wird, wie bei der korpusbasierten Untersuchung des Gebrauchs von Schlüsselwörtern der Wendezeit 1989/90, die wir zur Zeit am Institut für deutsche Sprache (IDS) in Mannheim durchführen, Veränderungen im Bereich der lexikalisch-semantischen Normen zutage treten und fassbar werden.
Bevor anhand der Verwendung des Lexems Akte in der Wendezeit verdeutlicht werden soll, auf welche Weise und in welchem Grade die rechnergestützte Arbeit mit einem geeigneten Textkorpus die linguistische Analyse fundieren und fördern kann, werden zum besseren Verständnis einige Worte zur Entstehung, zur Beschaffenheit und zum derzeitigen Stand der Auswertung dieses Korpus vorausgeschickt.
Meyers Lexikon A - Z, 1. Aufl., VEB Bibliographisches Institut, Leipzig 1974, 1060 S. [Rezension]
(1976)
In den letzten Wochen und Monaten wird in der Öffentlichkeit ein Problem diskutiert, dem bereits zwei Jahre zuvor das Magazin der Süddeutschen Zeitung eine Betrachtung gewidmet hatte: »Uns fehlen die Worte. Die ›zwanziger Jahre‹, die ›dreißiger Jahre‹ – aber wie nennen wir eigentlich die ersten zwei Jahrzehnte? Ein Problem, das schon in zwei Jahren auf uns zukommt« (Nr. 50, 12.12.1997, S. 22). Nun sind wir im Jahr 2000 angelangt – eine Lösung ist aber (noch) nicht in Sicht, wie auch Helmut Walter von der Gesellschaft für deutsche Sprache (Wiesbaden) bestätigt: »Seit 1997 läuft bei uns ein Preisausschreiben, ohne Erfolg. Es lief alles auf die ›Nullerjahre‹ raus, wir konnten uns nicht für einen Vorschlag entscheiden« (nach: Die Zeit, 9.12.1999, Leben, S. 17). Gehen wir diesem Benennungsproblem nach.
Neologismen als Forschungsgegenstand - Aktuelle Aufgaben und Ziele der Neologismenlexikographie
(1991)
Der Beitrag will mit einem lexikologisch-lexikografischen Projekt des IDS bekannt machen, in dem seit 1997 Neulexeme und Neubedeutungen der Neunzigerjahre erforscht werden, soweit sie sich im allgemeinsprachlichen Teil des Wortschatzes der deutschen Standardsprache etabliert haben. Das Ziel des Projektes ist die lexikografische Beschreibung und Dokumentation von rund 1000 ausgewählten Neologismen. Dieses Unternehmen ist zugleich Pilotprojekt für die Präsentation lexikografischer Informationen als elektronische Datenbank im Rahmen des im Aufbau befindlichen lexikalisch-lexikologischen, korpusbasierten Informationssystems LEKSIS des IDS. Erste Arbeitserfahrungen mit diesem System werden anhand des Beispiels Shareholdervalue mitgeteilt.
Neologismen im allgemeinen Wörterbuch oder Neologismenwörterbuch? Zur Lexikographie von Neologismen
(1997)
Neologismen im GWDS
(2005)
Ausgehend von der Einsicht, dass Wortbedeutungen (Sememe) als strukturierte Komplexe semantischer Merkmale (SM oder Seme) aufgefasst werden können, wurden in den zurückliegenden Jahren verschiedene Ermittlungs- und Beschreibungsmethoden für die Wortbedeutung vorgeschlagen. Im Folgenden soll sowohl prinzipiell als auch am Beispiel erörtert werden, welche Möglichkeiten und Grenzen sich gegenwärtig für die lexikographische Nutzung der semantischen Merkmal- oder Komponentenanalysen (SMA) bei der Bedeutungserklärung in Gebrauchswörterbüchern der deutschen Gegenwartssprache abzeichnen.
Dieser Beitrag nimmt Bezug auf ein lexikologisches Arbeitsprojekt des Instituts für deutsche Sprache (Mannheim) und will einen Einblick in die Voraussetzungen und Ziele dieses Vorhabens sowie in die Arbeitsweise der Projektmitarbeiter geben. Dabei soll Aspekten der Korpus- und Computernutzung in den einzelnen Arbeitsetappen besondere Aufmerksamkeit gelten.