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Der vorliegende Beitrag beschäftigt sich mit einer Dimension der Pragmatik, die in grammatischen Beschreibungen, die man als Versuch der Beschreibung des Standarddeutschen verstehen kann, meist weitgehend ausgeblendet wird: dem Informationsstatus von Diskursreferenten. Dieser beeinflusst die Realisierungsform und die syntaktische Funktion von Nominalphrasen sowie die Wahl von Verben und syntaktischen Konfigurationen. Aus diskurspragmatischen Anforderungen ergibt sich, dass in spontaner Konversation auftretende Sätze stark dazu tendieren, dem Muster einer Preferred Argument Structure (Du Bois 1987; 2003a; 2003b) zu folgen, und sich so entscheidend von introspektiv entstandenen Beispielsätzen in Grammatiken unterscheiden. Diese zeichnen sich häufig durch eine hohe Informationsdichte und entsprechende syntaktische und lexikalische Mittel aus, die in der Alltagssprache als äußerst markiert auffallen würden. Die vorgestellte Studie zeigt, dass es im spontan gesprochenen Deutsch statistisch sichtbare Präferenzen zur Realisierung von neuen und vorerwähnten Referenten in bestimmten syntaktischen Funktionen gibt und welche syntaktischen ‚Strategien‘ Sprecher verwenden, um eine unmarkierte und damit pragmatisch angemessene Verteilung der Information zu erreichen. Die Ergebnisse sind für einen pragmatisch orientierten Standard deshalb wichtig, weil sie darauf verweisen, dass Verben und syntaktische Funktionen neben anderen semantischen und pragmatischen Merkmalen auch mit informationsstrukturellen Assoziationen versehen sind, die in eine vollständige Beschreibung dieser sprachlichen Mittel einbezogen werden sollten. Auch für didaktische Zwecke sind diese Aspekte relevant, da nicht jede grammatisch korrekte Formulierung auch diskurspragmatisch angemessen ist.
Auch Linguist*innen, die gesprochene Sprache untersuchen, kommen schon seit längerem nicht mehr ohne digitale Infrastrukturen aus. Seit Beginn der Gesprochene-Sprache-Forschung werden Gespräche aufgezeichnet und anschließend transkribiert, da die flüchtigen, innerhalb von Bruchteilen von Sekunden stattfindenden Feinheiten des Gesprochenen paradoxerweise nur durch Verschriftung im Detail untersucht werden können. Diese Detailuntersuchungen beschränkten sich im vergangenen Jahrhundert meist auf wenige Einzelbelege für ein untersuchtes Phänomen. Das heißt, die Forschenden hatten den unmittelbaren Überblick über ihre Datenkollektionen und benötigten keine elaborierten digitalen Methoden zu deren Aufbereitung, Annotation und Analyse. Dies hat sich in den letzten beiden Jahrzehnten stark geändert: Es wurden vermehrt gezielt große Datenmengen gesammelt, in Datenbanken organisiert und der Forschungsgemeinschaft zur Nutzung zur Verfügung gestellt. An erster Stelle muss hier das Forschungs- und Lehrkorpus gesprochenes Deutsch (FOLK) genannt werden (vgl. Schmidt 2014). Dieses wird seit 2008 am Leibniz-Institut für Deutsche Sprache (IDS) aufgebaut und ist heute das größte Referenzkorpus für das gesprochene Deutsch.