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Dieser Beitrag thematisiert semantische Bedingungen des unpersönlichen Passivs im Deutschen und in anderen Sprachen. Traditionellerweise nimmt man an, dass nur atelische und agentivische Verben im unpersönlichen Passiv akzeptabel sind. Ich werde die empirischen Hypothesen der bisherigen Forschung auf der Grundlage von Akzeptabilitätsstudien und einer breiteren korpusbasierten Datenmenge revidieren. Die hier behandelten semantischen Aspekte wurden in einflussreichen Arbeiten als Evidenz für die Überlegenheit einer konstruktionsgrammatischen Herangehensweise gewertet. Ich werde diese Evidenz in Frage stellen und beschränkungsbasierte Alternativen präsentieren.
Die vorliegende Arbeit untersucht grammatische Serialisierungsfaktoren und geht auf die semantische Rolle und die Rektion der Verbargumente näher ein. Das sind zwei unabhängige Faktoren der Wortstellung, die zwar gemeinsam auf einen allgemeinen multifaktoriellen Dependenzbegriff zurückgeführt, aber nicht voneinander abgeleitet werden können. Die wortstellungsrelevante Hierarchie von semantischen Rollen kann als Spezialfall semantischer Dependenzasymmetrien ausgewiesen werden. Auf der Grundlage dieses Dependenzbegriffs wird ein allgemeines Serialisierungsprinzip aufgestellt, das mehrere in der Forschung diskutierte Prinzipien zusammenfaßt. Die beiden Parameter der Dependenz können bei der Determination der Abfolge der Verbargumente in Abhängigkeit vom verblexemspezifischen Konstruktionstyp gegeneinander konkurrieren oder miteinander koalieren. Diese Interaktion wird im Rahmen eines Wettbewerbsmodells der Serialisierung präsentiert. Über die koalierende vs. konkurrierende Interaktion wird die konstruktionsspezifische festere vs. freiere Stellung der Verbargumente im Deutschen und im Sprachvergleich erklärt. Im sprachvergleichenden Teil werden ditransitive Konstruktionen mit Rezipient und Patiens in 50 europäischen Sprachen untersucht.
Lexikonprojektion und Konstruktion: Experimentelle Studien zu Argumentalternationen im Deutschen
(2020)
Debates on lexicalist vs. constructionist modelling of argument alternations are typically based on data from single constructions, each including different types of verbs. Evidence from constructions with an identical set of verb types that systematically differ in their meaning is lacking, even though such evidence is imperative for specifically investigating the dependence of argument alternations on the interaction between construction and lexical meanings. We present two acceptability studies where verb lexeme meanings and constructions - specifically active voice, impersonal passive and the construction with man 'one' in German - vary systematically. Prima facie our results support a constructionist explanation, because each construction exhibits a unique acceptability cline. However, across constructions, an adequate explanation has to consider verb-based lexical meanings. The most plausible explanation is that the semantic features licensed by the construction are matched with the semantic features provided by the verb lexeme.