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"Standard language" is a contested concept, ideologically, empirically and theoretically. This is particularly true for a language such as German, where the standardization of the spoken language was based on the written standard and was established with respect to a communicative situation, i.e. public speech on stage (Bühnenaussprache), which most speakers never come across. As a consequence, the norms of the oral standard exhibit many features which are infrequent in the everyday speech even of educated speakers. This paper discusses ways to arrive at a more realistic conception of (spoken) standard German, which will be termed "standard usage". It must be founded on empirical observations of speakers linguistic choices in everyday situations. Arguments in favor of a corpus-based notion of standard have to consider sociolinguistic, political, and didactic concerns. We report on the design of a large study of linguistic variation conducted at the Institute for the German Language (project "Variation in Spoken German", Variation des gesprochenen Deutsch) with the aim of arriving at a representative picture of "standard usage" in contemporary German. It systematically takes into account both diatopic variation covering the multi-national space in which German an official language, and diastratic variation in terms of varying degrees of formality. Results of the study of phonetic and morphosyntactic variation are discussed. At least for German, a corpus-based notion of "standard usage" inevitably includes some degree of pluralism concerning areal variation, and it needs to do justice to register-based variation as well.
Die Textsorte Gebet hat zwar eine klare formale Struktur und auch aus sprech- akttheoretischer Perspektive lassen sich einige Aussagen treffen. Über den Inhalt von Gebeten liegen uns jedoch noch zu wenige Erkenntnisse vor. Dabei sehen sich Linguisten vor allem methodischen Problemen gegenüber. So ist der Wortlaut privater Gebete kaum zugänglich. Im vorliegenden Aufsatz wird eine als Pretest konzipierte Fragebogenstudie vorgestellt, die verschiedene Aspekte des Betens thematisiert. Es werden Tendenzen aufgezeigt, ob und wie Menschen im Gebet Emotionen verbalisieren. Auch über die Konzeptualisierung von Gott, die der Kommunikation zugrunde liegt, lassen sich Annahmen ableiten. In diesem Zusammenhang werden die Textsortenspezifika des Gebets diskutiert.
Adnominal
(2013)
In this paper, some tendencies in contemporary German lexicography are described with an emphasis on Internet dictionaries. Several online dictionaries of German from publishing houses or published by academic institutions are introduced representing a wide range of possible presentations of lexico-graphic information on the Internet. The examples also illustrate how modem dictionaries profit from a corpus-based approach, how information on headwords can be presented in an innovative way and how the contact with the dictionary user can be established. Research into dictionary usage is also ex-amined briefly. A short outlook on the possible future of German lexicography rounds off the survey given here.
Allgemeines: Argumentieren
(2013)
Analytikerwissen, Teilnehmerwissen und soziale Wirklichkeit in der ethnographischen Gesprächsanalyse
(2013)
Aspekte des Absentivs: "Wir sind Sue gratulieren" : zum Problem der Lokalisierung im Absentiv
(2013)
Benefactive construction
(2013)
Der Beitrag behandelt den Sprachgebrauch in multiethnischen Sprechergemeinschaften im urbanen Raum. Ich zeige, dass die Varietät, die sich hier entwickelt, als neuer Dialekt des Deutschen verstanden werden kann. Dieser Dialekt ist gekennzeichnet durch Charakteristika auf lexikalischer und grammatischer Ebene, die auf systematische Muster sprachlicher Variation und sprachlichen Wandels hinweisen, und erhält durch seine Sprechergemeinschaft mit vielen (aber nicht nur) mehrsprachigen Sprecher/inne/n eine besondere sprachliche Dynamik. Ich diskutiere zwei Beispiele, intensivierend gebrauchtes „voll“ und monomorphematisches, existenzanzeigendes „gib(t)s“, die die quantitative Expansion bzw. die Weiterentwicklung und den qualitativen Ausbau von Phänomenen illustrieren, die auch aus anderen Varietäten des Deutschen bekannt sind. Der multiethnische urbane Dialekt, der hier entsteht, spiegelt damit Entwicklungstendenzen des Deutschen wieder, die in einigen Fällen zusätzlich durch Sprachkontaktphänomene gestützt werden können.
Im Fokus dieser Untersuchung stehen die Fälle, in denen ein Komplement, das in einem einfachen, nicht negierten Aussagesatz mit einem bestimmten Verb syntaktisch obligatorisch gesetzt wird, unter anderen, ganz bestimmten Umständen weggelassen werden kann. Neben den bekannten Gründen, die zur Weglassbarkeit eines sonst obligatorischen Komplements führen können, nämlich dem Gebrauch des Verbs im Imperativ, Infinitiv oder Passiv oder dem Gebrauch des Verbs in einer kommunikativen eindeutigen Situation, werden weitere weniger gut analysierte Fälle dargestellt wie z.B. die Fokussierung auf einen Teil der Verbbedeutung (wie z.B. im Werbeslogan Wohnst du noch oder lebst du schon?). Es soll auch gezeigt werden, dass die Einstufung eines Komplements als obligatorisch auch theorieabhängig ist und viel damit zu tun hat, ob das Bedeutungsspektrum eines Verbs mehr oder weniger abstrakt gefasst wird, einfacher gesagt, davon abhängt, wie viele Bedeutungen bei der Beschreibung eines Verbs angesetzt werden. Zum Schluss soll noch auf die Behandlung dieser Fälle in Verbvalenzwörterbüchern eingegangen werden.
Das Wort aufbrechen
(2013)
Die Oberflächennähe der Dependenzgrammatik wird oft damit in Verbindung gebracht, dass sie sich im Wesentlichen mit Wörtern und aus Wörtern gebildeten Strukturen befasst. Bestimmte Kongruenzprobleme und Anderes können aber nur gelöst werden, wenn man sich auf die sublexematische Ebene begibt. Es wird gezeigt, wie sich auch derartige Probleme dependenziell beschreiben lassen.
Der folgende Beitrag soll am Beispiel einiger Benutzersimulationen in Verbindung mit Korpusbelegen aufzeigen, welche Leistungen und Defizite die klassischen zweisprachigen Wörterbücher im deutsch-spanischen Kontext aufweisen. Im Mittelpunkt der Analyse stehen verschiedene Disambiguatoren für die Ausgangs- und Zielsprache. Es werden Anforderungen an eine neue Generation von zweisprachigen Wörterbüchern gestellt, die in Verbindung mit einer stärkeren Verknüpfung der paradigmatischen und syntagmatischen Relationen in der Lexik und der gleichzeitigen Berücksichtigung semasiologischer und onomasiologischer Benutzerperspektiven stehen und denen die zweisprachige Lexikographie durch die Nutzung der neuen elektronischen Medien gerecht werden kann.
The goal of the present chapter is to explore the possibility of providing the research (but also the industrial) community that commonly uses spoken corpora with a stable portfolio of well-documented standardized formats that allow a high reuse rate of annotated spoken resources and, as a consequence, better interoperability across tools used to produce or exploit such resources.
Contemporary studies on the characteristics of natural language benefit enormously from the increasing amount of linguistic corpora. Aside from text and speech corpora, corpora of computer-mediated communication (CMC) Position themselves between orality and literacy, and beyond that provide in- sight into the impact of "new", mainly intemet-based media on language beha- viour. In this paper, we present an empirical attempt to work with annotated CMC corpora for the explanation of linguistic phenomena. In concrete terms, we implement machine leaming algorithms to produce decision trees that reveal rules and tendencies about the use of genitive markers in German.
Contemporary studies on the characteristics of natural language benefit enormously from the increasing amount of linguistic corpora. Aside from text and speech corpora, corpora of computer-mediated communication (CMC) position themselves between orality and literacy, and beyond that provide insight into the impact of “new”, mainly internet-based media on language behaviour. In this paper, we present an empirical attempt to work with annotated CMC corpora for the explanation of linguistic phenomena. In concrete terms, we implement machine learning algorithms to produce decision trees that reveal rules and tendencies about the use of genitive markers in German.
Dependenzgrammatik
(2013)
Der inhumane Dativ
(2013)
In einer beliebigen wissenschaftlichen Disziplin, in einem beliebigen Tätigkeitsbereich gibt es immer Probleme, die über den Rahmen des Gegenstands dieser Disziplin hinausgehen, die man nicht ohne philosophische Einmischung, wenn man so sagen darf, lösen kann. Nicht zufällig entsteht eine vganze Klasse von Problemen, zum Beispiel philosophische Probleme der Physik oder philosophische Probleme der Mathematik, die Probleme dieser Wissenschaften sind, aber allgemeine philosophische Fragen berühren oder nicht ohne Philosophie gelöst werden können. Entsprechend gibt es auch auf dem Gebiet der Kommunikationstätigkeit eine ganze Schicht von Problemen, die man nicht ohne einen allgemeinen philosophischen Ansatz lösen kann, ohne sich einer ganzen Reihe von Begriffen und Kategorien mit philosophischem Charakter zuzuwenden. Deshalb habe ich für meine Analyse eine Reihe von Problemen gewählt, die mit der gewaltigen Entwicklung des Kommunikationssystems zusammenhängen, die die Voraussetzungen für einen ganz anderen Typ der Existenz der Kultur schaffen, indem sie diese in den Raum der globalen Kommunikation überführen. Das ändert unser Leben und die Vorstellungen über die menschliche Kommunikation grundlegend, und folglich auch die Verfahren des philosophischen Nachdenkens über sie, denn die Philosophie ist immer eine Reflexion des Seins.
Der Mediendiskurs am Beispiel der politischen Talkshow "Hart aber fair" im deutschen Fernsehen
(2013)
Dieser Beitrag geht auf die 2010 erschienene Dissertation „Migration, Sprache und Rassismus“ des Verfassers zurück. Dort untersucht er mit ethnografischen und gesprächsanalytischen bzw. -rhetorischen Methoden den kommunikativen Stil von zwei mehrheitlich türkischstämmigen, akademischen Gruppen der zweiten Migrantengeneration in Deutschland. Im Fokus der Studie steht das Milieu der „emanzipatorischen Migranten“, die ethnische Zuschreibungen wie „Türken“, „Kurden“, Italiener“ etc. ablehnen und sich als (kultur-)politische Initiativen gegen Diskriminierung und für gleiche Bürgerrechte einsetzen. Als Fallstudie für diese soziale Welt analysiert der Autor die Mannheimer Gruppe der „Unmündigen“. Sein Erkenntnisinteresse richtet sich auf die Fragen, welche rhetorischen Verfahren die Beteiligten im Umgang mit Diskriminierungs- und Marginalisierungserfahrungen entwickelt haben und wie sie in ihrer gruppeninternen Kommunikation auf das Türkische und das Deutsche in ihrem Sprachrepertoire zurückgreifen. Im vorliegenden Artikel wird auf den letztgenannten Aspekt eingegangen und untersucht, welche Formen und Funktionen die deutsch-türkische Variationspraxis der „emanzipatorischen Migranten“ aufweist.
Dictionary portals
(2013)
Dass die Brüder Grimm in ihrer Zeit Herausragendes geleistet haben, steht außer Frage. Aber welche Bedeutung hat ihr Schaffen heute noch? Die vielen verschiedenen Facetten ihres Wirkens beweisen eindrucksvoll, dass ein Bild der Grimms als weltfremde, gegenwartsabgewandte Einsiedler ein Stereotyp ist, das auch aus moderner Perspektive keinen Bestand hat. Im Gegenteil - Leben und Werk, Denken und Handeln der Brüder war stets von Offenheit, Kontakt und Grenzüberschreitung gekennzeichnet und war damit wegweisend auch für die Entwicklungen in einer Welt des 21. Jahrhunderts.
In literate societies linguistic competence includes speaking as well as writing. Talking and writing are rather different activities, therefore one should expect that in foreign language teaching (and especially in german-as-foreign-language teaching) both parts are included in equal proportions. However, the practise of teaching shows that written language is dominant and spoken language lives a shadow existence (section 1). In the following I will give five reasons as to why spoken language stands in the background and why it is such a bulky and clumsy subject (section 2). After which I will characterise two points of view one can take in regards to the magnitude of the differences between spoken and written language (section 3) and I will describe some of the central differences (section 4). Finally, 1 will formulate some consequences of this study for foreign language teaching, and I will argue that the difficulties connected with spoken language should be confronted, as in my opinion spoken language is an indispensable part of foreign language teaching (section 5).
Der Beitrag analysiert die Strukturen der Inhaltsdistribution im Microblogging-System Twitter. Den Ausgangspunkt hierfür bildet eine Fokussierung der Medienforschung auf Produktion und Rezeption von „User Generated Content“ im Social Web, die ebenso wie die Annahme einer „freien“ Wahl von Themen- und Informationsquellen im Web hinterfragt werden soll. Die zentrale These lautet hierbei, dass nicht nur Nutzerinnen und Nutzer über die Verteilung der Inhalte bestimmen, sondern in hohem Maße auch Algorithmen. Im Konzept der selektiven Distribution werden die typischen Distributionsmodi sowie deren Erzeugungsmechanismen herausgearbeitet und dargestellt. Die medienethische Verantwortung für die Verteilung der nutzergenerierten Inhalte liegt (auch) bei den Medienunternehmen, die die Macht über algorithmische Distributionsstrukturen haben. Die Unternehmen geraten dadurch, wie abschließend argumentiert wird, in einen Konflikt zwischen wirtschaftlichen Interessen und gesellschaftlicher Verantwortung. Aus der Analyse ergeben sich Forderungen nach mehr Transparenz der algorithmischen Distributionsprinzipien sowie mehr Kontrollmöglichkeiten für die User.
Der vorliegende Beitrag beschäftigt sich mit einer Dimension der Pragmatik, die in grammatischen Beschreibungen, die man als Versuch der Beschreibung des Standarddeutschen verstehen kann, meist weitgehend ausgeblendet wird: dem Informationsstatus von Diskursreferenten. Dieser beeinflusst die Realisierungsform und die syntaktische Funktion von Nominalphrasen sowie die Wahl von Verben und syntaktischen Konfigurationen. Aus diskurspragmatischen Anforderungen ergibt sich, dass in spontaner Konversation auftretende Sätze stark dazu tendieren, dem Muster einer Preferred Argument Structure (Du Bois 1987; 2003a; 2003b) zu folgen, und sich so entscheidend von introspektiv entstandenen Beispielsätzen in Grammatiken unterscheiden. Diese zeichnen sich häufig durch eine hohe Informationsdichte und entsprechende syntaktische und lexikalische Mittel aus, die in der Alltagssprache als äußerst markiert auffallen würden. Die vorgestellte Studie zeigt, dass es im spontan gesprochenen Deutsch statistisch sichtbare Präferenzen zur Realisierung von neuen und vorerwähnten Referenten in bestimmten syntaktischen Funktionen gibt und welche syntaktischen ‚Strategien‘ Sprecher verwenden, um eine unmarkierte und damit pragmatisch angemessene Verteilung der Information zu erreichen. Die Ergebnisse sind für einen pragmatisch orientierten Standard deshalb wichtig, weil sie darauf verweisen, dass Verben und syntaktische Funktionen neben anderen semantischen und pragmatischen Merkmalen auch mit informationsstrukturellen Assoziationen versehen sind, die in eine vollständige Beschreibung dieser sprachlichen Mittel einbezogen werden sollten. Auch für didaktische Zwecke sind diese Aspekte relevant, da nicht jede grammatisch korrekte Formulierung auch diskurspragmatisch angemessen ist.
Die Wortbildungsangaben im Online-Wörterbuch und wie Nutzer sie beurteilen – eine Umfrage zu elexiko
(2013)
Der vorliegende Beitrag betrachtet das Thema der Wortbildung im Online-Wörterbuch aus der Perspektive der Wörterbuchbenutzer. Zunächst werden an einzelnen Beispielen die unterschiedlichen Angabebereiche im Internetwörterbuch und die verschiedenen Arten der Wortbildungsangaben aufgezeigt, auf die ein Wörterbuchbenutzer beim Nachschlagen stoßen kann (Kap. 2). Daran anschließend werden mit elexiko und BZVelexiko kurz die beiden Projekte vorgestellt, die an den Mannheimer Nutzerumfragen beteiligt waren. Schließlich werden die Ergebnisse zweier Online-Befragungen präsentiert, die Anfang 2011 am Institut für Deutsche Sprache durchgeführt wurden und an denen insgesamt über 1 100 Personen teilnahmen. In diesem Kontext stehen dabei allein die Teilergebnisse zum Thema Wortbildung im Mittelpunkt (Kap. 3). Ein Ausblick auf die weitere geplante Forschung rundet den Beitrag ab (Kap. 4).
An explanatory model of spoken interview structure is proposed. The structure of an interview consists of quanta that are groups of turns. This structure is determined by the interviewer's intentional structure, whereas the latter depends on the interviewer's knowledge structure. A classification of communicative intentions is proposed, distinguishing between local intentions that are derived from the global intention, and underived, spontaneous local intentions.
Die Erforschung der historischen Entwicklung der politischen Metapher ist einer der sich sehr intensiv entwickelnden Stränge der Kognitiven Linguistik, die die Metapher als die wichtigste mentale Operation, als die Weise des Welterkennens, der Weltstrukturierung, -bewertung und -erklärung ansieht. Der Mensch äußert mittels Metaphern nicht nur seine Gedanken, sondern es geht viel mehr darum, dass er die Metaphern denkt und die Welt durch die Metaphern erschafft, in der er lebt. Zu Metaphern greifend ist der Mensch bestrebt, im Kommunikationsprozess das im Bewusstsein des Adressaten existierende sprachliche Weltbild zu modulieren. Der Diskursansatz in der Untersuchung der politischen Kommunikation bedeutet die Analyse jedes konkreten Textes mit Berücksichtigung der politischen Situation, in der der Text entsteht, und der Wechselbeziehung mit anderen Texten. Die Metapher wird erforscht unter Berücksichtigung der Zielsetzungen, der politischen Ansichten und personellen Eigenschaften des Autors, der spezifischen Wahrnehmung des Textes durch verschiedene Menschen, sowie der Rolle, die dieser Text im System der politischen Texte und darüber hinaus im politischen Leben des Landes spielen kann.
Ein Volk lernt um
(2013)
Einleitung
(2013)
Einleitung
(2013)
Erweiterungsnomen
(2013)
Der Beitrag zeichnet im ersten Teil die historische Entwicklung ethnischer und polyethnischer Sprechweisen im Deutschen nach und skizziert die verschiedenen Transformationen ihrer indexikalischen Bedeutung. Im zweiten Teil des Beitrags wird anhand von Daten aus Stuttgart diskutiert, ob es sich bei den heute verwendeten polyethnischen Markern um Komponenten eines sozialen Stils oder um eine emergente neue Varietät handelt.
The choice of an accentual or pronouncing variant of a borrowed proper name poses a serious problem for journalists, who have to decide upon the choice of a variant while on air. This problem is just as serious for codifiers, the compilers of pronouncing dictionaries used by radio and TV journalists.
In what follows I would like to do three things. First, I want to show that what we have been talking about as urban youth language is actually quite durable, both historically and biographically, so something like ‘youth style’ doesn’t really work as a label. Second, I shall argue that we would do better just talking about ‘contemporary urban vernaculars’, though, third, I would like to nest this in a broadly practice-theory perspective that I will elaborate on in the last part of my talk.
I will start with some data.
In the present article I have decided to focus on the analysis of one of the most "traditional", but still fast-developing and ever-changing type of advertising – on the analysis of advertising in the press. The more my colleagues, students, and I try to analyse, scrutinise and describe particular aspects of advertising, the more obvious it is that to make this analysis authentic and reliable from the theoretical point of view and important from the practical point of view, it is necessary to suggest a universal approach to the study.
Die Autorinnen stellen in ihrem Beitrag den Umgang mit Funktionswörtem in elexiko vor und zeigen an Beispielen, welche Probleme sich bei der Beschreibung von Synsemantika ergeben können. Ein Ausblick auf die erweiterten Suchmöglichkeiten und die Verlinkung mit grammatischen Informationssystemen in elexiko rundet den Beitrag ab.
Das hier vorgestellte, zurzeit noch laufende Forschungsprojekt („Best success through Language Loss?“, 2008-2012/13) hat es sich zum Ziel gesetzt, dem traditionell soziologischen Thema der sozialen Ungleichheit aus linguistischer Perspektive nachzuspüren. Das Phänomen von zentralem Interesse sind die wiederkehrend ungleichen Bildungserfolge verschiedener, gerade auch migrantischer Bevölkerungsgruppen in Europa, wobei die Untersuchung ein Sample von rund 180 Kindern unterschiedlichster sozialer und migrantischer Herkunft in Wien im Fokus hat. Das Thema erfordert für die Methodik auf allen Ebenen vor allem interdisziplinäre Offenheit. Der vorliegende Artikel wird beschreiben, wie die Untersuchung diesem Anspruch gerecht zu werden versucht.
Helfe wer kann, oder will?
(2013)
Indirekt reden
(2013)
Introduction
(2013)
Linguistic query systems are special purpose IR applications. We present a novel state-of-the-art approach for the efficient exploitation of very large linguistic corpora, combining the advantages of relational database management systems (RDBMS) with the functional MapReduce programming model. Our implementation uses the German DEREKO reference corpus with multi-layer
linguistic annotations and several types of text-specific metadata, but the proposed strategy is language-independent and adaptable to large-scale multilingual corpora.
Kontextualisierung durch Hashtags: die Mediatisierung des politischen Sprachgebrauchs im Internet
(2013)
In politischen Diskursen auf Microblogs stehen einzelne Beiträge zunächst einmal für sich. Erst die Kontextualisierung einer Äußerung ermöglicht adäquate Schlussprozesse. Hashtags erfüllen hierbei eine wesentliche Funktion: In Twitter können sie als Kontextualisierungshinweise verwendet werden, um Wörter zu markieren und Zusammenhänge herzustellen. Hashtags bieten den NutzerInnen von Microblogs die Möglichkeit, Diskurse zu verfolgen, an ihnen teilzunehmen, sie zu gestalten, sie umzudeuten, neue Diskurse zu kreieren, aber auch sie zu ignorieren oder sie zu umgehen. In der politischen Twitterkommunikation erhalten Wörter durch Hashtags ein neues Gewicht: Diskurse werden über sie identifiziert und strukturiert und erst durch sie ist es möglich, thematische Kohärenz, Sequentialität, Intertextualität und damit Diskursivität zu erzeugen. Die Beispiele aus der Twitterpraxis zeigen, dass die Veränderung der Akteurskonstellationen weitgehende Folgen für die öffentliche Kommunikation haben kann. Nicht nur die professionell Beteiligten wie JournalistInnen und PolitikerInnen, sondern auch interessierte BürgerInnen können an Diskursen teilnehmen und diese aktiv gestalten. Öffentliche Wörter, wie im beschriebenen Fall das Hashtag „#aufschrei“, machen den Diskurs zugänglich und sichtbar zugleich. Darüber hinaus symbolisieren sie das Diskursthema – hier: Alltagssexismus – und ermöglichen einen gesellschaftlichen Diskurs über massenmediale Themensetzungen hinaus. Interessanterweise nehmen Massenmedien diese Diskurse wiederum auf, so dass Twitter sowohl ein Medium ist, in dem Anschlusskommunikation zu diskutierten Themen einer massenmedialen Öffentlichkeit betrieben wird, als auch ein eigenständiges Diskursmedium, dessen Agenda seinerseits von den Traditionsmedien aufgriffen wird.
Quality journalism offers its educated readers unsimplified linguistic usage which comprises standard collocations, phrases and utterances on the one hand, and occasional word-combinations, deformed idioms and quotations on the other. The former belong to the language system and reside in a variety of unilingual dictionaries, whereas the latter are confined to speech and have little chance of being registered by lexicographers.
Linking rule
(2013)
Während die Entwicklung narrativer Kompetenze in gesprochener Sprache häufig als Voraussetzung literaler Kompetenzen gesehen wird, stellt der Beitrag die strukturelle Verschiedenheit beider Kompetenzbereiche heraus. Dabei wird an der mehrfach kritisierten Vorstellung eines Kontinuums zwischen einem oraten und einem literaten Pol sprachstruktureller Mittel ebenso festgehalten wie an der analytischen Trennung zwischen einer medialen und einer sprachstrukturellen Dimension. Am Beispiel mündlicher und schriftlicher Erzählungen eines Stummfilms durch Erstklässler türkischer Herkunft in ihrer Zweitsprache Deutsch werden zunächst interaktive Prozesse der Textproduktion unter den Bedingungen des Diktierens und des kooperierenden Schreibens rekonstruiert, aus denen sich zwei unterschiedliche Formen eines Scaffolding durch erwachsene Interaktionspartner ergeben. Es schließen sich eine orat-literat-Analyse des Gebrauchs von Nominalphrasen in den Texten sowie narrative Analysen an, die die Realisierung globaler Erzählstrukturen, die sprachliche Gestaltung der Wiederaufnahme und den Gebrauch direkter und indirekter Figurenrede untersuchen. Die Verteilung der Texte entlang der beiden Kontinua zeigt ein partielles Auseinandertreten der narrativen und literaten Indikatoren, die jeweils stärker in den mündlichen bzw. schriftlichen Texten in Erscheinung treten. Im Fazit wird der Beitrag medialer Strukturierungshilfen für die konzeptuelle Schreibaufgabe herausgearbeitet.
Under the conditions of an emerging information society, the study of mass media language has become particularly important. Until recently, the research of language functioning in mass media has been conducted by representatives of practically all branches of linguistics: sociolinguistics, psycholinguistics, cognitive linguistics, etc. Nowadays the situation is such that there are all necessary preconditions for uniting all these different approaches under one academic discipline – media linguistics.
Mediatization and Mediality in Social Media: the Discourse System Twitter
The article contributes to the debate about mediatization and the use of language in social media. The theoretical approach evolves from the intersection of linguistics, media and communication studies. While the concept of mediatization describes relations between medial and sociocultural change and the ubiquity of media in everyday life, the concept of mediality sheds light on the inseparability of media and language. From this interdisciplinary perspective, specific practices of media and language use within the microblogging service Twitter were analyzed. Examples from different case studies reveal certain user practices that can be described as formed by ‘moulding forces’ of the medium Twitter without considering technology as determining or symptomatic. Our analysis shows that the use of specific semiotic and functional operators (#, @, RT, http://) establish user practices of creating personal and semantic references and thus constitute Twitter as a multi-referential discourse system.
Journalistische Sprache wird auf verschiedene Arten beschrieben – stilistisch, textlinguistisch, diskursanalytisch – und es liegen viele gute Resultate vor, die uns Merkmale journalistischer Sprache in allen Medien aufzeigen und aus denen auch Regeln für didaktische Zwecke ableitbar sind. Auch die sprachpraktische Seite, die sprachliche Aus- und Fortbildung von Journalisten, hat in den vergangenen Jahrzehnten Fortschritte gemacht, was sich nicht zuletzt in einer Reihe von Lehrbüchern dokumentiert. Dennoch wird in der sprachpraktischen Literatur die komplexe journalistische Rolle in der öffentlichen Kommunikation meist nicht ausdrücklich einbezogen; die Schwerpunkte, die gesetzt werden, richten sich oft nach allgemeinen Gesichtspunkten der Verständlichkeit und des Sprachschmucks aus Leserperspektive. Was fehlt, ist ein Modell der journalistischen Textproduktion, das die Tatsache berücksichtigt, dass der Journalist eine Vermittlerrolle in einer differenzierten Gesellschaft ausübt und diese Vermittlerrolle je nach seinem Rollenverständnis unterschiedlich gestalten kann.
Drawing on naturalistic video and audio recordings of international meetings, and within the framework of conversation analysis, ethnomethodology and interactional linguistics, this chapter studies how multilingual resources are mobilized in social interactions among professionals, how available linguistic and embodied resources are identified and used by the participants, which solutions are locally elaborated by them when they are confronted with various languages spoken but not shared among them, and which definition of multilingualism they adopt for all practical purposes. Focusing on the multilingual solutions emically elaborated in international professional meetings, we show that the participants orient to a double principle: on the one hand, they orient to the progressivity of the interaction, adopting all the possible resources that enable them to go on within the current activity; on the other hand, they orient to the intersubjectivity of the interaction, treating, preventing and repairing possible troubles and problems of understanding. Specific multilingual solutions can be adopted to keep this difficult balance between progressivity and intersubjectivity; they vary according to the settings, the competences at hand, the linguistic and embodied resources locally defined by the participants as publicly available, the multilingual resources treated as totally or partially shared, as transparent or opaque, and as needing repair or not. The paper begins by sketching the analytical framework, including the methodology and the data collected; it then presents some general findings, before offering an analysis of various ways in which participants keep the balance between progressivity and intersubjectivity in different multilingual interactional contexts.
Noun phrase construction
(2013)
Die Textsorte „Pressenachricht“, deren linguistische Untersuchung auf die Studien von Teun A. van Dijk zurückgeht (1985, 1988), werden immer häufiger zum speziellen Forschungsgegenstand in den russischen Geisteswissenschaften. 1. In der Linguistik wird die Hauptaufmerksamkeit den stilistischen Aspekten der Nachrichtentexte zuteil, einschließlich ihrer textstilistischen Besonderheiten. 2 Es scheint heutzutage notwendig, das theoretische Herangehen an die Nachrichten zu aktualisieren, sowohl unter dem Gesichtspunkt der Textlinguistik, als auch aus der Sicht der Diskurstheorie. Im vorliegenden Beitrag wird versucht, die theoretischen Grundlagen für die Beschreibung von Nachrichtentexten zu entwerfen unter dem Blickwinkel des diskursiven Herangehens und des Begriffes der Text-Makrostruktur, der auch von van Dijk in den wissenschaftlichen Umlauf gebracht wurde.
Dieser Beitrag behandelt primäre, sekundäre und tertiäre Quellen in der Lexikographie und beschreibt insbesondere ihre Nutzung für die Erarbeitung des deutschsprachigen Online-Wörterbuches elexiko. Anhand verschiedener Beispiele wird die lexikographische Praxis im Umgang mit sehr unterschiedlichen Quellen in diesem Projekt deutlich. Zugleich wird über die unterschiedlichen Definitionen von ‘Quelle’ in der Sprachwissenschaft wie in den Geschichtswissenschaften nachgedacht.
Präpositionalobjektsätze
(2013)
Pseudoclefts in Hungarian
(2013)
Based on novel data from Hungarian, this paper makes the case that in at least some languages specificational pseudocleft sentences must receive a ‘what-you- see-is-what-you-get’ syntactic analysis. More specifically, it is argued that the clefted constituent is the subject of predication (underlyingly base-generated in Spec, Pr), whereas the cleft clause acts as a predicate in the structure. Alongside connectivity effects characteristic of specificational pseudoclefts, we also discuss a range of anti-connectivity effects, which we show to receive a straightforward explanation under the proposed analysis. It follows that attested connectivity effects, in turn, require a semantic, rather than a syntactic account, along the lines of Jacobson (1994) and Sharvit (1999).
This study analyses the use of the Polish wez- V2 (take-V2) double imperative to request here-and-now actions. The analysis is based on a collection of approximately 40 take-V2 double imperatives, which was built from a corpus of 10 hours of video recordings of everyday interactions (preparing and having meals, playing with children, etc.) taking place in the homes of Polish families. A sequential analysis of these data shows that the take-V2 construction is commonly selected in situations where the request recipient could be expected to already be attending to the relevant business (e.g., because they committed to this earlier in the interaction), but isn’t. By selecting the take-V2 format, the request speaker reanimates the recipient´s responsibility for the matter at hand.
Repairs for Reasoning
(2013)
We describe and experimentally investigate phenomena of modal enrichment, that is, phenomena in which a recipient non-literally interprets an utterance by creating and applying a modal operator. We give competing explanations for these phenomena - namely an explanation according to which modal enrichment is a repair procedure for making the utterance match a script of information processing vs. an explanation according to which modal enrichment is triggered by rhetorical structure.
Anhand von Texten aus den Jahren 1972 und 2002 wurden die Schreibkompetenzen von 530 Viertklässlern aus dem östlichen Ruhrgebiet untersucht und miteinander verglichen. In einer Nachfolgestudie kamen im Dezember 2012 noch 437 Texte hinzu, die zurzeit ausgewertet werden. Als außersprachliche Variablen wurden u.a. soziale Schicht, Ein-/Mehrsprachigkeit, Geschlecht und die Sekundarschulempfehlung erfasst. Die Texte wurden in Bezug auf Schriftbild, Textlänge, Wortschatz, Textgestaltung, Rechtschreibung, Zeichensetzung und Grammatik untersucht. Neben der grundsätzlichen Frage nach den historisch bedingten Unterschieden im Schreibverhalten ermöglicht das Untersuchungsdesign eine differenzierte Analyse des Schriftsprachwandels in der Grundschule über einen Zeitraum von 40 Jahren.
Die Ergebnisse zeigen, dass sich generell keine Entwicklung zu defizitären Texten („Sprachverfall“) beobachten lässt. Stattdessen ergibt sich ein differenziertes Bild schriftsprachlichen Wandels mit erfreulichen und weniger erfreulichen Tendenzen. Während beispielsweise für die Bereiche Wortschatz und Textgestaltung beachtliche Verbesserungen erzielt werden konnten, finden sich in den neueren Texten beinahe doppelt so viele Rechtschreibfehler. Es zeigt sich auch, dass 2002 und 2012 die soziale Schicht und die Zuordnung der Schülerinnen und Schüler nach Sekundarschulen (Übergangsempfehlung) in einem wesentlich stärkeren Bezug zu den schriftsprachlichen Leistungen stehen als 1972. Positive Entwicklungen lassen sich vor allem bei Kindern aus der oberen Mittelschicht beobachten, während Kinder aus der Unterschicht mit einer Hauptschulempfehlung gegenüber 1972 deutlich schlechtere Leistungen zeigen. Gegenwärtig wird untersucht, ob sich der Trend bis heute fortgesetzt hat. Zur Rechtschreibung liegen bereits erste Ergebnisse vor.
Das Projekt „Schreiben zwischen Sprachen und Kulturen“ (LiLac) zielt auf die interdisziplinäre Analyse der Möglichkeiten und Schwierigkeiten sprachlicher Teilhabe an der Kommunikation mit Behörden. Wir zeigen u.a., wie sozial vergleichbare Gruppen — deutsch Erstsprachige und Mehrsprachige mit türkischen Einwanderungshintergrund — die Logik der Behördenkommunikation, insbesondere die Dimension expliziter Schriftlichkeit, wahrnehmen und wie sie ihre Erfahrungen mit Behördenkommunikation in narrativen Interviews artikulieren. Die Untersuchung gab den Interviewten die Möglichkeit, ihre persönliche Erfahrung bis hin zur Bedrohung der eigenen Position und Identität durch Erzählen und Verständigung im Gespräch relevant für Andere werden zu lassen. Diese Artikulation eigener Erfahrung mit einer von ihrer Alltagslogik und ihrer Normalitätskonstruktion abweichenden Kommunikationsform in einem Gesprächstyp, der durch soziale Distanz gekennzeichnet ist, unterziehen wir im vorliegenden Beitrag einer sprachwissenschaftlichen Analyse. Dabei führen wir vor, wie Einwanderer aus zwei Generationen, die Deutsch in unterschiedlichem Ausmaß beherrschen, ihre jeweiligen sprachlichen und diskursiven Ressourcen nutzen, um Erfahrung über Distanz hinweg zu teilen.
Semantic verb class
(2013)
Eine wichtige und häufig unterschätzte Aufgabe beim Erwerb einer zweiten Sprache ist es, sich die rhythmisch-prosodischen Muster der Zielsprache anzueignen (Kaltenbacher 1998; Gut/Trouvin/Barry 2007; Rautenberg 2012). Wie erfolgreich Lerner/innen dabei sind, ist auch davon abhängig, ob sie analoge Muster in ihrer Ausgangssprache vorfinden und damit bereits für eine zielsprachennahe Rhythmus- und Akzentwahrnehmung sensibilisiert sind. Liegen solche analogen Muster nicht vor, ist es Aufgabe von Lehrprogrammen, die Rhythmus- und Akzentstrukturen als relevante Lernhilfen sichtbar zu machen.
Soweit ich sehe, liegen hier bislang kaum zielführende Konzepte vor (so auch Richter 2008). Findet der Zweitspracherwerb in der Grundschule statt, ist sogar das Gegenteil der Fall. Denn im Schriftspracherwerb, der den weitaus intensivsten Teil des Deutschunterrichts der Grundschule ausmacht, werden die Kinder mit noch genauer zu beschreibenden Schreib- und Lese-Lern-Verfahren auf die phonologische Segmentstruktur festgelegt; Rhythmus und Akzent werden nivelliert bzw., wie zu zeigen sein wird, für andere Arbeitsaufgaben funktionalisiert, so dass eine zielsprachennahe Orientierung an rhythmisch-prosodischen Strukturen tendenziell blockiert wird.
Das hat Auswirkungen nicht nur auf den Erwerb der gesprochenen Sprache, sondern auch auf den Schriftspracherwerb selbst. Denn die Schrift buchstabiert nicht einfach Lautketten aus, sondern ist selbst rhythmus-sensitiv. Verschriftet werden neben segmentalen Lauteigenschaften, Silben- und Akzentmuster, morphologische und syntaktische Strukturen. Eine einseitige Fixierung der Kinder auf die lautlich-segmentale Seite der Schrift führt nicht nur zu einer vereinseitigten Schrifttheorie, sondern zugleich dazu, dass weitere strukturelle Eigenschaften, darunter Silben- und Akzentmuster, weder in den Aufmerksamkeitsfokus der Kinder gelangen noch für das Schreiben und Lesen genutzt werden können. Wie u.a. Ashby (2006) gezeigt hat, ist aber gerade die Realisierung der prosodisch-rhythmischen Struktur eine wesentliche Komponente für die Leseflüssigkeit.
Im vorliegenden Beitrag geht es nach einem Abriss über herkömmliche, im Erstunterricht zugrundegelegte Schriftspracherwerbsmodelle und ihre Folgen für die Sprachwahrnehmung um die Rekonstruktion der Wortschreibung des Deutschen; gezeigt wird, wie phonographische, silbische, prosodische und morphologische Eigenschaften im Kernwortschatz miteinander interagieren, um eine reguläre Wortschreibung zu erzeugen.
Eine Gegenüberstellung des Deutschen und des Türkischen wird zeigen, dass sowohl in Bezug auf die Akzent- als auch in Bezug auf die Rhythmusstrukturen relevante Unterschiede bestehen, die bei Kindern mit Türkisch als erster Sprache zu Problemen beim Zugriff auf die für die Verschriftung deutscher Wörter wichtigen prosodischen Strukturen führen können, die durch fehlgehende Lehr-Lernprogramme weiter verschärft werden.
Zuletzt werden neuere Modelle des Schriftspracherwerbs vorgestellt, die es auf der Grundlage einer ausgebauten Schrifttheorie erlauben, den Lerner/innen von Beginn an einen Zugriff auf diejenigen Einheiten zu ermöglichen, die Fixpunkte für das geschriebene und für das gesprochene Deutsch darstellen.
Auf der Grundlage von narrativen autobiographischen Interviews mit rund 200 jüdischen Emigrant/inn/en, die in den 1930er Jahren aus deutschsprachigen Ländern nach Palästina/Israel flüchteten, und weiteren Audioaufnahmen mit der 2. Generation werden die Gründe für Bewahrung oder Abwendung von der deutschen Sprache sowie die Veränderungen sprachlicher Kompetenzen in Verbindung mit der sozialen und kulturellen Integration im neuen Land untersucht, das (als „Land der Väter“) aus historischen und ideologischen Gründen totale Akkulturation und Integration erwartete. Vor der Folie der faktischen und psychologischen Schwierigkeiten der gesamten Migrationsgruppe werden zunächst die Folgen des erlittenen Bruchs am Beispiel der (Sprach-)Biographien von fünf besonders erfolgreich in die hebräischsprachige Gesellschaft integrierten Persönlichkeiten der 1. Generation dargestellt. Dabei wird von der Annahme ausgegangen, dass die von ihnen noch ca. 60 Jahre nach der Emigration thematisierten Probleme eines erzwungenen Identitätswechsels generelle Probleme speziell dieser, aber z.T. auch, universell übertragbar, aller Migrationen sind. Ein weiterer Teil widmet sich anhand von vier Fallstudien der Frage, welche Faktoren für die Akzeptanz oder Ablehnung der deutschen Sprache und Kultur des Elternhauses bei den bereits in Israel geborenen und spätestens seit dem Schuleintritt vollständig hebräisch-israelisch sozialisierten Kindern eine Rolle gespielt haben und wie sich die damaligen Identitätsprobleme auf ihre heutige Sprachkompetenz im Deutschen und auf die Einstellung zum Herkunftsland der Eltern ausgewirkt haben. Der Schwerpunkt der Analyse liegt bei beiden Generationen auf dem Zusammenspiel individueller Erfahrungen, kollektiver Erwartungen und den daraus neu abgeleiteten weltanschaulichen und kulturellen Orientierungen für die (Re-)Konstruktion der persönlichen Identität und ihren im weiteren Leben erfolgenden Modifikationen. Die Untersuchungsperspektive folgt weitgehend der retrospektiven Selbsteinschätzung der Gesprächspartner/innen, die in der narrativen „Selbstinszenierung“ der Interviewsituation wesentlich mit beeinflusst ist von ihrem subjektiven Selbst-Verständnis, dem zu vermitteln versuchten Image, aber auch der Rolle als Zeitzeuge, stellvertretend für eine Schicksalsgemeinschaft bzw. Generation.
Das Werk Jacob und Wilhelm Grimms ist ohne einen pädagogisch didaktischen Anspruch nicht zu denken. Dieser Anspruch ist der in der Aufklärung geprägten Vorstellung der allmählichen Veredelung des Menschen, der selbsttätigen Ausbildung zu einem Individuum verpflichtet. Dabei ist, neben dem Bemühen um Erkenntnis, Volkserziehung als Teilhabe des Einzelnen an der Wissensvermittlung ein zentrales Thema sowohl der sprachgeschichtlichen Forschungen der Brüder Grimm wie auch ihrer Sammlungen, insbesondere der Märchen. Dem Volk soll das zurückgegeben werden, was es selbst geschaffen hat, in dem es seine Wurzeln hat. In diesem Sinne sind Wörter wie Volk, volksmäßig und Volksgeist Schlüsselbegriffe der Grimm’schen Weitsicht, es sind zugleich Schlüsselbegriffe der Romantik.