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In Beispielen wie
(1) Du hast scheints / Weiß Gott nichts begriffen.
(2) It cost £200, give or take.
(3) Qu’est ce qu’il a dit?
werden verbale Konstruktionen (kurz: VK, hier jeweils die fett gesetzten Teile) in einer Weise gebraucht, die der Grammatik verbaler Konstruktionen zuwiderläuft. In (1) und (2) wird die verbale Konstruktion wie ein Adverb/eine Partikel gebraucht bzw. wie ein Ausdruck in der Funktion eines (adverbialen) Adjunkts/ Supplements. In (3) ist die verbale Konstruktion zum Bestandteil einer periphrastischen interrogativen Konstruktion geworden. Wie sind solche ‘Umfunktionalisierungen’ – wie ich das Phänomen zunächst vortheoretisch bezeichnen möchte – einzuordnen? Handelt es sich um Lexikalisierung oder um Grammatikalisierung? Oder um ein Phänomen der dritten Art? Die Umfunktionalisierung verbaler Syntagmen bzw. Konstruktionen – ich gebrauche die Abkürzung UVK für ‘umfunktionalisierte verbale Konstruktion(en)’ – ist ein bisher weniger gut untersuchtes Phänomen, etwa gegenüber der Umfunktionalisierung von Präpositionalphrasen, die sprachübergreifend zu komplexen, „sekundären“ Präpositionen werden können (man vergleiche DEU auf Grund + Genitiv / von, ENG on top of, FRA à cause de).
Der Beitrag beschäftigt sich mit der Frage, wie Konstruktionen in der Konstruktionsgrammatik klassifiziert werden. Da es in der Konstruktionsgrammatik keine klare Trennung von Lexikon und Grammatik gibt, zeigt dieser Beitrag, wie die Methoden der Konstruktionsgrammatik und Frame-Semantik angewendet werden können, um eine einheitliche Beschreibung von Phänomenen im Spannungsfeld zwischen Lexikon und Grammatik zu erreichen. Darüber hinaus will dieser Beitrag auf empirische Probleme aufmerksam machen, die bei der Klassifikation von Konstruktionen anhand von Korpusdaten auftreten können.
Die Sprachverarbeitung beim Übersetzen unterliegt zwei gegenläufigen Forderungen: der ausgangstextbasierten Äquivalenzforderung und der funktionalistischen Zielpublikumsorientierung. So können Übersetzungen mehr oder weniger wie eine Kopie des Ausgangstextes in einer anderen Sprache wirken, je nachdem wie wörtlich oder frei übersetzt wurde. Dieses Entscheidungskontinuum lässt sich mit dem Entropiebegriff operationalisieren. Je höher die Entropie, desto mehr Übersetzungsvarianten gibt es fur einen ausgangssprachlichen Ausdruck. Welche Rolle hierbei das mentale Lexikon spielt und inwiefern die Entropie die kognitiven Prozesse beim Übersetzen beeinflusst, kann durch experimentelle Forschung untersucht werden. In einer ersten Studie haben wir den Einfluss des mentalen Lexikons auf die Übersetzungsentropie und dessen Entwicklungspotenzial bei Studierenden am Beispiel von Kognaten untersucht. Die zweite Studie belegt den Zusammenhang zwischen Entropie und der kognitiven Belastung am Beispiel verschiedener Wortarten. Durch die Datentriangulation von produkt- und prozessbasierten Ergebnissen lassen sich spezifische Verwendungsmuster ableiten.
In diesem Aufsatz diskutiere ich verschiedene Lexikonkonzepte. Ich gehe aus von der Frage, was überhaupt zum Lexikon gehört (nur idiosynkratische Elemente oder auch regelmäßig ableitbare). Ich betrachte verschiedene Grammatiktheorien und erläutere, wie diese die Frage der Valenzalternationen beantwortet haben und warum es bei Weiterentwicklungen der Theorien Änderungen gab (z.B. die Wiederaufnahme der lexikalischen Repräsentation der Valenz nach Kategorialgrammatik-Art in der HPSG, nach phrasalen Ansätzen in der GPSG). Ich gehe der Frage nach, ob man Lexikon und Grammatik abgrenzen kann oder ob es sinnvoll ist, von einem Kontinuum zu sprechen, wie das in der Konstruktionsgrammatik üblich ist. Dazu werden Ansätze aus der GPSG, der TAG und der HPSG diskutiert. Ein letzter Abschnitt des Aufsatzes ist etwas formaler. Hier geht es um verschiedene Formalisierungen von Lexikonregeln und den Vergleich mit Ansätzen im Rahmen des Minimalistischen Programms, die statt Lexikonregeln leere Köpfe verwenden. Vererbungsbasierte Ansätze zur Beschreibung von Valenzalternationen werden als dritte Möglichkeit diskutiert und verworfen.
Wo steht die germanistische Sprachwissenschaft aktuell? Der Band orientiert über den Stand der Forschung zur kommunikativen Verwendung von Sprache, ihrer Rolle in der Interaktion und ihrem Verhältnis zur Kultur. Die Beiträge stellen theoretische Grundlagen und wissenschaftsgeschichtliche Entwicklungen ihrer jeweiligen Forschungsgegenstände dar, illustrieren sie anhand von empirischen Ergebnissen und formulieren Desiderata für die Zukunft der Sprachwissenschaft.
Die moderne sprachwissenschaftliche Forschung nutzt in zunehmender Weise digitale Forschungsinfrastrukturen und Informationssysteme. Diese Entwicklung begann um die Jahrtausendwende und beschleunigt sich seither. Der Band thematisiert nationale und europäische Infrastrukturverbünde und verschiedene Sprachressourcen aus der germanistischen Sprachwissenschaft, die über digitale Infrastrukturen auffindbar, zugreifbar und (wieder-)verwendbar sind.
Mit der Verfügbarkeit immer größerer und vielfältigerer Korpora wird im Übergang zum 21. Jahrhundert in der Lexikonforschung ein neues Kapitel aufgeschlagen. Der korpuslinguistische Zugang zum Lexikon hat die Lexikografie mit einer neuen empirischen Basis versehen und die klassische Abgrenzung zwischen Lexikon und Grammatik wird in sprachtheoretischen Debatten zunehmend in Frage gestellt. Der vorliegende Band nimmt eine Positionsbestimmung dieser Entwicklungen vor. Er setzt ein mit der Diskussion zur Rolle des Lexikons im Sprachsystem. Im zweiten Teil, “Kookkurrenz und Konstruktion”, geht es um Phänomene, die über die Ebene des einzelnen Wortes hinausgehen und seit einiger Zeit immer größeres Interesse auf sich ziehen. Mentale Prozesse und Repräsentationen des Lexikons bilden den Fokus im Teil “Kognition und Semantik”. Mit “Komplexität und Dynamik” werden im vierten Teil zwei weitere zentrale Begriffe der aktuellen linguistischen Diskussion über das Lexikon thematisiert, bevor abschließend auch auf die Implikationen für Wortschatzforschung und Lexikografie eingegangen wird.
Die Beschreibung und Analyse sprachlicher Variation gehört zu den Feldern, die in der germanistischen Sprachwissenschaft in jüngerer Zeit stark an Aufmerksamkeit gewonnen haben. Dieser Band zeigt in einer Zusammenschau verschiedener Ansätze von der Einstellungs- bis zur Sprachkontaktforschung, wie sich Variation entlang verschiedener Normorientierungen von Sprechern sowie als Ergebnis von Identitätskonstruktionen begreifen lässt.