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In dem hier zu gebenden Überblick kann es daher nicht um eine Aufarbeitung der verschiedenen Forschungsansätze gehen, sondern eher um eine zusammenfassende Darstellung einiger neuer Ergebnisse unter dem übergreifenden (und selektierenden) Aspekt der Textorganisation. Dieses Vorgehen legitimiert sich u. E. zum einen daraus, daß die zu behandelnden Phänomene nicht Randerscheinungen in der Kommunikation darstellen (als die sie oft behandelt worden sind), sondern daß ihre Produktion und Rezeption ein normaler Bestandteil kommunikativer Handlungen ist, und daß sie deshalb in einem Buch, das sich mit der Organisation von Kommunikation in einem allgemeinen Sinne befaßt, wenigstens Ewähnung finden sollten; zum anderen sind sie oft verstreut und nicht immer leicht zugänglich dargestellt worden, so daß sich eine komprimierte Darstellung der Ergebnisse an dieser Stelle auch von daher rechtfertigt und für den interessierten Leser als Anregung gedacht ist, sich mit dem einen oder anderen gegebenenfalls näher zu beschäftigen.
Über das Abgießen von Reis : ein Kommunikationsbedarfselement und Möglichkeiten seiner Deckung
(1979)
Meine folgenden Überlegungen gehen weit über rein „linguistische Theorien und Methoden" hinaus. Sie beziehen sich auch weniger als seine auf innersprachliche Fragen und mehr auf sprachensoziologische und -politische. Allerdings entziehen sie sich auch damit nicht Poppers pauschalem Urteil, die mit „human society and human history" befassten Wissenschaften seien generell unfähig zu Prognosen - im Gegensatz zu manchen (wenn auch nicht allen) Naturwissenschaften. Abgesehen davon räume ich für das Folgende jedoch gerne Abstriche ein vom Grad der von Popper für Prognosen offenbar vorausgesetzten Zuverlässigkeit und Exaktheit. Sie entsprechen auch verbreiteten Auffassungen, dass sich die Weiterentwicklung der Technik zuverlässiger Voraussagen lässt als die der menschlichen Sozialbeziehungen, angesichts unkalkulierbarer „Anarchie und Ignoranz, die das Gefüge unserer Gesellschaft zerstören könnten" (Kaku 2016, S. 33). Bei einer solchen Abschwächung der Ansprüche im Sinne derartiger Vorbehalte erscheint es mir aber dennoch treffender, die folgenden Überlegungen, soweit sie zukunftsgerichtet sind, eher den Prognosen zuzuordnen als den bloßen Prophezeiungen, denen man ja dann - bei ihrer typischen Stütze durch „göttliche Offenbarung" - jegliche theoretische oder faktische, also wissenschaftliche Grundlage absprechen darf. Freilich verliert mit der genannten Abschwächung die Opposition zwischen den Begriffen 'Prognose' und 'Prophezeiung' ihre strenge Disjunktheit und wird in Richtung eines abgestuften oder kontinuierlichen Übergangs aufgelockert. Jedoch widerspricht dies keineswegs gängigem wissenschaftlichen Procedere. Damit nun aber genug an allgemeinen methodischen Vorüberlegungen! Im Übrigen geht es mir im Folgenden weniger um die Auseinandersetzung mit bisherigen Publikationen zum Thema, auch nicht denen des mit diesem Band Geehrten, die - bei einem nicht zu engen Verständnis - in großer Zahl vorliegen, als um die Skizzierung meiner eigenen Einschätzungen.
Thema dieser Untersuchung ist die Lexikalisierung kommunikativer Konzepte. Im Zentrum des Interesses steht die Frage, ob die Lexikalisierung kommunikativer Konzepte gewisse Tendenzen aufweist. Diese Frage wirft zugleich zwei weitere auf. Erstens muss geklärt werden, wie sich die verschiedenen Arten lexikalischer Einheiten, nämlich Wörter einerseits und komplexe lexikalische Ausdrücke wie idiomatische und nicht-idiomatische Phraseologismen andererseits, relativ zueinander verhalten. Möglicherweise weisen diese beiden Typen eine eigene, für sie charakteristische Verteilung auf. Zweitens stellt sich die Frage, ob die in dem Wortschatzausschnitt der kommunikativen Ausdrücke auftretenden lexikalischen Lücken systematisch oder vielmehr rein zufällig verteilt sind.