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Das Deutsche gehört zu den besonders gut erforschten Sprachen der Welt. Neue Erkenntnisse über seine Grammatik sind am ehesten durch eine Ausweitung der Perspektive über den traditionellen Ansatz hinaus zu erwarten. Im vorliegenden Handbuch zur Nominalgrammatik geschieht dies auf dem Weg des Sprachvergleichs mit anderen europäischen Sprachen, in erster Linie den Kontrastsprachen Englisch, Französisch, Polnisch und Ungarisch. Die Grammatik schließt an die typologische Forschung an und orientiert den Vergleich an allgemeinen semantisch-pragmatischen Funktionsbereichen, so genannten ,funktionalen Domänen‘ wie Referenz, Identifikation, Modifikation. Behandelt werden nominale Wortklassen (wie Substantiv, Adjektiv, Pronomen), das nominale Klassifikationssystem (mit Genus, Numerus und Kasus), die nominale Flexionsmorphologie sowie nominale Syntagmen mit dem Schwerpunkt der NP-Syntax. Der Vergleich stellt die Optionen im Vergleichsspektrum heraus, von denen das Deutsche Gebrauch macht, zeigt aber auch, welche Möglichkeiten nicht realisiert sind, und lässt somit das typologische Profil dieser Sprache im Detail erkennen.
Das Deutsche gehört zu den besonders gut erforschten Sprachen der Welt. Neue Erkenntnisse über seine Grammatik sind am ehesten durch eine Ausweitung der Perspektive über den traditionellen Ansatz hinaus zu erwarten. Im vorliegenden Handbuch zur Nominalgrammatik geschieht dies auf dem Weg des Sprachvergleichs mit anderen europäischen Sprachen, in erster Linie den Kontrastsprachen Englisch, Französisch, Polnisch und Ungarisch. Die Grammatik schließt an die typologische Forschung an und orientiert den Vergleich an allgemeinen semantisch-pragmatischen Funktionsbereichen, so genannten ,funktionalen Domänen‘ wie Referenz, Identifikation, Modifikation. Behandelt werden nominale Wortklassen (wie Substantiv, Adjektiv, Pronomen), das nominale Klassifikationssystem (mit Genus, Numerus und Kasus), die nominale Flexionsmorphologie sowie nominale Syntagmen mit dem Schwerpunkt der NP-Syntax. Der Vergleich stellt die Optionen im Vergleichsspektrum heraus, von denen das Deutsche Gebrauch macht, zeigt aber auch, welche Möglichkeiten nicht realisiert sind, und lässt somit das typologische Profil dieser Sprache im Detail erkennen.
Abtönung
(2015)
Abstufung
(2015)
Deklinationsklassen bilden einen Grundpfeiler des traditionellen Paradigmenmodells, das nach dem Vorbild der Grammatiken der klassischen Sprachen auch für die Beschreibung der deutschen Substantivflexion Verwendung gefunden hat. Im vorliegenden Beitrag soll die Rolle, die Deklinationsklassen in der deutschen Substantivdeklination spielen, überprüft werden. Beobachtungen zur Substantivflexion in verschiedenen europäischen Sprachen, darunter das Ungarische, das Polnische und das Italienische, die unterschiedliche Positionen innerhalb eines Spektrums besetzen, das vom hochflexivischen Lateinischen bis zu Sprachen ohne Deklinationsklassen (wie dem Englischen oder dem Türkischen) reicht, liefern Bausteine für eine Neuanalyse der deutschen Substantivflexion. Sichtbar wird, dass die deutsche Substantivflexion, bildlich gesprochen, auf dem Weg vom „Typus Latein“ zum „Typus Englisch“ schon sehr viel weiter fortgeschritten ist, als dies traditionelle Darstellungen nahe legen. An die Stelle der für kanonische Deklinationsklassen charakteristischen Sätze von klassentypischen Flexiven ist eine kleine Menge von Mustern der Stammformenbildung getreten.
Variation in der Flexionsmorphologie: Starke und schwache Adjektivflexion nach Pronominaladjektiven
(2009)
Adjektive zeigen in der Stellung nach Indefinitpronomina und demonstrativen oder quantitativen Adjektiven (sogenannten Pronominaladjektiven) Variationen zwischen starker und schwacher Flexion, die durch die allgemeine Grundregel der Adjektivflexion (,schwach nach stark‘) nicht abgedeckt sind: (i) bei gleicher Genus-, Numerus- und Kasusspezifikation nach verschiedenen Pronominallexemen wie in einige kleine Kinder vs. alle kleinen Kinder, (ii) bei unterschiedlicher kategorieller Spezifikation nach ein und demselben Pronominallexem (wie in einige kleine Kinder vs. bei einigem guten Willen) oder (iii) bei verschiedenen Vorkommen mit identischer kategorieller Spezifikation nach ein und demselben Pronominallexem wie in beider deutscher Staaten vs. beider deutschen Staaten. Im vorliegenden Beitrag wird eine Klärung der systematischen Grundlagen derartiger ‚Schwankungen‘ angestrebt, die in den Grammatiken Fall für Fall beschrieben werden. Lexikalische und flexivische Parameter, die die Verteilung starker und schwacher Formen steuern, werden identifiziert. Als wesentlich erweisen sich einerseits bei den Pronominaladjektiven zu beobachtende Abstufungen im Grad syntaktisch-semantischer Ähnlichkeit zum prototypischen Determinativ, dem definiten Artikel; andererseits bei den Flexionsendungen zu beobachtende Abstufungen im Grad kategorieller und formaler Markiertheit. Im Ergebnis wird ein zweidimensionales Kontinuum von Übergangsstufen zwischen starker und schwacher Adjektivflexion nach Pronominaladjektiven sichtbar, das durch das Zusammenspiel lexikalischer und flexivischer Faktoren erzeugt wird.