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Viele deutschsprachige Germanisten, hieß es in der Einladung zu dieser Jahrestagung, „haben einen Hang zur Binnenperspektive, zur Betrachtung der deutschen Sprache und Literatur aus der Sicht der ‚Eigentümer‘ […]. Diese eingeschränkte Sicht auf die Sprache lässt sich durch den Blick von außen […] erweitern und relativieren.“ Diesem Ziel näherten sich die fünfzehn Referentinnen und Referenten aus unterschiedlicher Richtung, wobei jedoch nicht unbedingt sprachstrukturelle, sprachvergleichende oder sprachdidaktische Fragen im Zentrum des Interesses stehen mussten, sondern auch sprach(en)politische Probleme das Referat dominieren konnten.
Klemperers Tagebuch liegt vor in der zweibändigen Ausgabe „Ich will Zeugnis ablegen bis zum letzten" (bis 10.6. 1945; im folgenden mit I bzw. II und anschließender Seitenzahl angegeben) sowie unter dem Titel „Zwiespältiger denn je" (bis 31. 12. 1945; zitiert als III mit Seitenzahl). Beide Ausgaben sind nicht vollständig, wobei Kürzungen vor allem die Streichung von ausführlichen Exzerpten und Abschriften von Zeitungsartikeln betreffen. Ein Anmerkungsapparat ist beiden Ausgaben beigegeben, ein Personenverzeichnis zusätzlich der des Aufbau Verlags — ein Sachregister möchte ich den Herausgebern für die folgenden Auflagen dringend empfehlen. Das Tagebuch des Philologen Victor Klemperer, dessen Einträge den Zeitraum vom 14. 1. 1933 bis zum 31. 12. 1945 umfassen, ist vielschichtig und komplex. Zeitgeschichte einerseits, Sprachgeschichte andererseits seien im folgenden leitende Lesarten, welche die vielfaltigen Aspekte und Facetten historisch- politischer, persönlicher, geistesgeschichtlicher Themen und Inhalte ordnen zu einem Archiv, das Historikern, mithin auch Sprachhistorikern, zu Diensten ist.
Wörterbuch und Literatur
(1999)
Der Beitrag beschreibt einen spezifisch diskurslinguistischen Zugang zu der sprachgeschichtlichen Frage nach durch gesellschaftlich-politische Faktoren hervorgerufenen Umbrüchen. Orientiert an den Foucaultschen Kategorien der Serialität und der Diskontinuität werden diese methodischen Implikaturen auf die Umbrüche 1918/19 und 1945ff bezogen. Das Methodenmodell besteht im Wesentlichen aus zwei Aspekten: Als Faktor von hoher Umbruchrelevanz wird zum einen der soziopragmatische Bezug zu Diskursakteuren hergestellt. Exemplarisch werden zum andern diese Epochen kennzeichnende demokratiegeschichtliche Institutionalisierungsakte im Sinne Searles beschrieben. Damit wird ein Beitrag zur diskurslinguistischen Methodenreflexion geleistet.
Die Tagebücher Victor Klemperers aus den Jahren 1933 bis 1945 werden als Quellen der Sprachgeschichte bewertet und am Beispiel von 'Kommunikativer Verunsicherung', 'Antisemitischer Kommunikation' und 'Emigrantenkommunikation' wird ihr sprachhistorischer Wert aufgezeigt. Anschließend wird aus dem Tagebuch der Komplex von Bedingungen rekonstruiert, der die von Klemperer vorgelegte Version seiner 'LTI' bestimmt hat.