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Kommunikation gewinnt in allen gesellschaftlichen Bereichen eine immer größere Bedeutung. Auf den Begriff gebracht wird dies mit dem Stichwort der ›Versprachlichung der Gesellschaft‹. Auch in der Wirtschaft wächst das Bewusstsein dafür, dass die Produktion von Waren und das Erbringen von Dienstleistungen mit vielfältigen kommunikativen Prozessen verbunden sind und dass der Anteil von Kommunikation im Rahmen wirtschaftlicher Leistungen immer größer wird. Kommunikation hat sich zu einer zentralen Produktivkraft entwickelt, und entsprechend wird Kommunikationsfähigkeit für Management und Mitarbeiter auf allen Ebenen zunehmend zur Schlüsselqualifikation. Die Sprachwissenschaft, zu deren Gegenstand die Analyse von Kommunikationsprozessen und die Verbesserung von Kommunikationsfähigkeit gehört, hat lange Zeit die Wirtschafts- und Unternehmenskommunikation ignoriert und dieses Gebiet Psychologen, Betriebswirtschaftlern und Kommunikationstrainern überlassen. Erst mit der neuen Forschungsrichtung der Gesprächsanalyse, die Strukturen und Probleme von Gesprächen aus allen Bereichen der Gesellschaft untersucht, ist auch die Wirtschaft wieder ins Blickfeld der Sprachwissenschaft gerückt. Sehr schnell war dabei klar, dass man keine Aussagen über die Wirtschaftskommunikation machen kann (und dass es auch keine Fachsprache der Wirtschaft gibt) – dazu sind Wirtschaft und Unternehmen zu vielgestaltig –, sondern dass einzelne Gesprächsformen untersucht werden müssen, die unternehmensübergreifend vorkommen.
Der vorliegende Artikel diskutiert die ethnographische Forschung in der Jugendsoziologie und problematisiert ihre Grenzen und Reichweite. Auf der Grundlage der Kritik der bisherigen Forschungspraxis wird ein Vorschlag zur konzeptionell-methodischen Neuorientierung ethnographischer Jugendforschung entwickelt. Die Diskussion geht nicht von einer theoriegeleiteten Perspektive aus, sondern befragt einschlägige Untersuchungen unter methodischem Blickwinkel. Dabei wird deutlich, daß die Forscher der Sicht der Akteure verhaftet bleiben, da ihr Datenmaterial aus den rekonstruierenden Darstellungen der Alltagspraxis durch die Akteure besteht (= Sekundärdatenstatus), nicht aber aus Dokumentationen der Alltagspraxis selbst. Die Forschung ist also noch nicht bei der Alltagspraxis der Akteure angekommen. Dies zeigt sich insbesondere am Beispiel des sog. Jugendsoziologischen Interviews. Als Alternative werden theoretische und methodische Konturen einer Ethnographie jugendlicher Kommunikationskulturen auf gesprächsanalytischer Basis umrissen. Abschließend wird die Fruchtbarkeit dieser Forschungsperspektive für traditionelle und neuartige jugendsoziologische Fragestellungen diskutiert.
In sprachpragmatischen und Argumentationstheorien wird Aufrichtigkeit als normative Kommunikationsbedingung veranschlagt, deren Erfülltheit jedoch nur sehr begrenzt verhandelbar sei. Im Gegensatz dazu wird in diesem Beitrag anhand eines Gesprächsbeispiels untersucht, welche Relevanz Gesprächsteilnehmer Aufrichtigkeit beimessen, mit welchen Argumenten sie Aufrichtigkeit verhandeln und welche Funktionen die Argumente und Relevanzsetzungen im Hinblick auf den Gesprächszweck und die Handlungsorientierungen der Interaktanten haben. Die gesprächsanalytischen Resultate deuten darauf hin, daß zwischen erfahrungsbezogenen und strikt mentalistischen Kriterien für Aufrichtigkeit zu unterscheiden ist und daß der interpretativen Haltung des Rezipienten eine theoretisch bislang unterschätzte Rolle für die Beurteilung und Kommunikationsrelevanz der Aufrichtigkeit eines Kommunikators zukommt. Die empirische Untersuchung zeigt, daß die Thematisierung von Aufrichtigkeit eine mächtige rhetorische Ressource der Gesprächssteuerung darstellt. Ihre rhetorische Wirksamkeit beruht nicht darauf, daß Aufrichtigkeit eine faktisch konstitutive Kommunikationsbedingung ist, sondern verdankt sich der Tatsache, daß Aufrichtigkeit ein zentraler Wert einer alltagsweltlich dominanten mentalistischen Kommunikationsideologie ist, die sich in den normativen Bestimmungen von sprachpragmatischen und Argumentationstheorien reflektiert.