Refine
Year of publication
Document Type
- Article (12)
- Part of a Book (9)
- Book (2)
- Other (2)
Keywords
- Deutsch (13)
- Korpus <Linguistik> (10)
- Grammatik (8)
- Genitivattribut (6)
- Nominalphrase (6)
- Genitiv (5)
- Frühneuhochdeutsch (4)
- Korpus (4)
- Nominalkompositum (4)
- Rezension (4)
Publicationstate
- Veröffentlichungsversion (10)
- Zweitveröffentlichung (8)
- Postprint (1)
Reviewstate
- Peer-Review (10)
- (Verlags)-Lektorat (8)
Publisher
- de Gruyter (11)
- Leibniz-Institut für Deutsche Sprache (IDS) (4)
- Benjamins (2)
- Heidelberg University Publishing (2)
- Steiner (2)
- Bern Open Publishing (1)
- Klett-Cotta (1)
- Olms (1)
- Peter Lang (1)
Mit der Tagung zu Bauernkomödien des 17. Jahrhunderts verfolgten Markus Denkler (Münster) und Michael Elmentaler (Kiel) ein ungewöhnliches Konzept, das einen besonders intensiven wissenschaftlichen Austausch ermöglichte: Gemeinsame Textgrundlage für alle Beitragenden stellten zwölf hoch- und niederdeutsche Bauernkomödien aus dem 17. Jahrhundert (ca. 1593–1701) dar. Dabei handelt es sich um Dramen mit bäuerlichen Figuren, die eine komödiantische Ausrichtung haben und in Prosaform verfasst sind. Alle Vortragenden erhielten im Vorfeld Zugriff auf die Sammlung und entwickelten daraus in der Folge Fragestellungen für ihre Vorträge. Inhaltlich ergaben sich drei Blöcke. Zwei literaturwissenschaftliche Beiträge ordneten die Textsorte literatur- und kulturhistorisch ein. Daran schlossen sich ein umfangreicher Block zur historischen Dialogforschung und Pragmatik und ein etwas kürzerer zu historischer Varietätenlinguistik und Grammatik an.
Das Theonym Gott für den christlichen Gott weist im Frühneuhochdeutschen eine Reihe ungewöhnlicher grammatischer Eigenschaften auf, die in diesem Beitrag korpusbasiert untersucht werden. Zum einen hat es sich von seiner appellativischen Herkunft emanzipiert, wie beispielsweise am fehlenden Artikel deutlich wird, zum anderen nutzt es aber das für einen Namen ungewöhnliche es-Flexiv im Genitiv (Pauls, Gottes) und tritt, wie unbelebte Appellative, als Genitivattribut dominant nachgestellt auf (Haus __ Gottes). In der Schreibung bildet sich die Doppelmajuskel <GOtt> heraus, die es bis ins 18. Jh. visuell von der übrigen Lexik abhebt. Damit weist das Theonym im Frühneuhochdeutschen eine Sondergrammatik auf, in abgeschwächter Form besteht sie bis heute fort. Der Beitrag argumentiert dafür, dass es sich um ein Resultat besonderer kommunikativer Relevanz handelt.
Das Kombinieren von Daten aus verschiedenen diachronen Korpora bringt besondere methodische Herausforderungen mit sich, die in den vorliegenden Untersuchungen beleuchtet werden. Dazu gehört der Abgleich von Metadaten und ihrer Kategorisierungen, das Verhalten bekannter Phänomene über sich zeitlich überschneidende Korpora hinweg und die Formulierung vergleichbarer Suchabfragen. Anhand von sechs Fallstudien zu graphematischen, lexikalischen, morphologischen und syntaktischen Phänomenen in Korpora des (Früh-) Neuhochdeutschen werden Möglichkeiten und Probleme des diachron korpusübergreifenden Arbeitens herausgearbeitet.
This paper studies the morphological productivity of German N+N compounding patterns from a diachronic perspective. It argues that the productivity of compounds increases due to syntactic influence from genitive constructions (“improper compounds”) in Early New High German. Both quantitative and qualitative productivity measures are adapted from derivational morphology and tested on compound data from the Mainz Corpus of (Early) New High German (1500–1710).
Dieses Kapitel untersucht die Stellung adnominaler Genitive im Deutschen. Die Stellungsvariation besteht fast ausschließlich für artikellose Eigennamen, weshalb diese im Zentrum der Analyse stehen. Auf Basis von Korpusdaten kann gezeigt werden, dass die Faktoren Belebtheit und Länge des Attributs sowie Kasus der Gesamtphrase einen großen Teil der Variation erklären.
Deutsche Genitivattribute benötigen eine hinreichend overte Kasusmarkierung an abhängigen Wortarten (Determinierern, Adjektiven), mitunter in Kombination mit einer Markierung am Genitivnomen selbst. Wenn die Struktur der Attributsphrase solche Markierungen unmöglich macht, wird eine Präpositionalphrase mit von genutzt. Es gibt allerdings eine Reihe von Grenzfällen, die Genitivgebrauch erlauben, obwohl keine hinreichende Markierung möglich ist. Die vorliegende Studie liefert zu drei solchen Fällen empirische Daten: 1. Fälle, wo der unflektierte Wortstamm des Adjektivs oder des Genitivnomens einem Genitivsuffix gleicht („Pseudoflexion“), 2. Fälle, wo Determinierer und Genitivnomen schwach flektiert werden („doppelt schwache Flexion“) und 3. Fälle, wo die Determiniererposition durch einen weiteren, pränominalen Genitiv besetzt ist, der keine Kongruenz aufweisen kann („verschachtelte Genitivattribute“). Anhand umfassender Korpusuntersuchungen kann so eingeschätzt werden, welche Rolle diese Grenzfälle im System der deutschen Standardsprache spielen.
Das praxonymbildende Konfix -gate zur Benennung von Skandalen nimmt sowohl im Deutschen als auch im Englischen einen Sonderstatus ein: Es ist in beiden Sprachen eines der wenigen onymischen Wortbildungselemente und hat eine hohe Produktivität. Dennoch wurde das Konfix bislang in der Onomastik nicht, in der Wortbildung nur unsystematisch erforscht und diskutiert. Ausgehend von der Beobachtung, dass -gate nach der politisch brisanten Watergate-Affäre in den 1970er Jahren zunächst für größere politische Skandale, heute jedoch überwiegend zur Benennung trivialer und medial aufgebauschter Skandale verwendet wird (Eierlikör-Gate, Watsch’n- Gate), gehen wir in diesem Beitrag linguistischen Fragen dieser Trivialisierung nach. Dazu fokussiert unsere korpusbasierte Analyse auf die diachrone Entwicklung der verwendeten Erstglieder (Onyme vs. Appellative), sowie die Korre-lation dieser Benennungsstrategien mit unterschiedlichen Skandaltypen (politisch, gesellschaftlich, boulevardesk) und diskutiert Parallelen und Divergenzen zwischen beiden Sprachen. Als Konfix mit besonders hoher Onymizität weist -gate Vorteile gegenüber weniger onymischen Konkurrenzbezeichnungen (-affäre/-Skandal) auf, da auch Ereignisnamen mit appellativischen Erstgliedern eindeutig als Praxonyme erkennbar sind. Appellativische Erstglieder sind wiederum besonders geeignet für triviale Skandale. Direkte Folge der Trivialisierung ist ein deutlicher Typenanstieg bei niedriger Tokenfrequenz. Die semantischen Entwicklungen sind in beiden Sprachen zu beobachten, verlaufen im Deutschen allerdings sichtbar zeitlich verzögert. Die Hauptunterschiede liegen in der deutlicheren Trivialisierung von -gate im Deutschen einerseits sowie einer weniger ausgeprägten Korrelation von Appellativen und Trivialität im Englischen andererseits; letzteres kann darauf zurückgeführt werden, dass Appellative im Englischen vor allem in den 1990ern der Unterscheidung zwischen einer Vielzahl an politischen Skandalen dienten. Insgesamt lassen sich an –gate relevante Fragestellungen sowohl der Onomastik als auch der Wortbildungs- und Lehnwortforschung diskutieren.
Der Beitrag betrachtet movierbare Personenbezeichnungen, die in einem Prädikativum mit Bezug auf ein weibliches Subjekt gebraucht werden (Typ sie ist Käufer/Käuferin). In solchen Fällen ist neben der Verwendung der movierten Personenbezeichnung auch die ihrer maskulinen Basis möglich, wobei zum tatsächlichen Gebrauch der beiden Varianten bisher widersprüchliche Angaben und kaum Daten vorlagen. Diese Untersuchung ergibt, dass die Movierung in der Prädikativkonstruktion seit dem Ahd. der Normalfall war und ist. Allerdings lassen sich einige Nischen ausmachen, in denen unmovierte Bezeichnungen etwas frequenter sind: Der mit Abstand höchste Wert findet sich bei weiblicher Selbstreferenz, während Maskulina bei weiblichen Subjekten der dritten Person Singular mit einer Ausnahme weitgehend unüblich sind. Diese Ausnahme ist der offizielle Sprachgebrauch der damaligen DDR. Öffentlichkeitsgerichtete Texte des 20./21. Jh., die nicht aus der DDR stammen, zeigen einen vermutlich gesellschaftlich bedingten Rückgang der sowieso schon seltenen unmovierten Formen ab Mitte der 1970er-Jahre.
Die Integration englischer er-Personenbezeichnungen ins System der deutschen Nomina agentis geht aufgrund struktureller Parallelen scheinbar schnell vonstatten. Auffällig, aber in bestehenden Untersuchungen unberücksichtigt, ist jedoch die (Nicht-)Movierung der Entlehnungen (Sharon ist Manager neben Managerin). Eine Fragebogenstudie mit zwölf prädikativen Konstruktionen, die sich auf weibliche Individuen beziehen, zeigt zunächst, dass Movierung für die meisten Teilnehmenden (ca. ¾) der Normalfall ist. Nur zwei Personen movieren nie. Bei den Teilnehmenden mit schwankender Movierung lässt sich kein Einfluss der Faktoren Geschlecht, Alter und Herkunft der Teilnehmenden sowie Geschlechterstereotyp des Lexems nachweisen. Einfluss auf die Variation haben dagegen der Fremdwortstatus (native Lexeme werden tendenziell eher moviert als Anglizismen), die Gebrauchsfrequenz (frequentere Lexeme werden tendenziell eher moviert als weniger frequente) und die Länge des Lexems (kürzere Lexeme werden tendenziell eher moviert als längere). Die statistische Untersuchung wird von kleineren qualitativen Beobachtungen aus den erhobenen Antworten und aus anderen Datenquellen (v.a. Korpora) ergänzt.