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Funktionsverbgefüge stehen seit jeher in der Sprachkritik, die sich nun auch auf digitale Räume ausbreitet. Vertreten wird dort die These, Funktionsverbgefüge und ihre entsprechenden Basisverben seien äquivalent und könnten in allen Kontexten durch die verbalen Entsprechungen ersetzt werden. Dies kann durch die vorliegende korpusbasierte und textlinguistische Studie am Beispiel des Gefüges Frage stellen widerlegt werden. Anhand eines extensiven Datenmaterials aus den Wikipedia-Artikel-Korpora des IDS zeige ich die semantischen, grammatischen und textlinguistischen Unterschiede zwischen dem Basisverb und dem Funktionsverbgefüge im Gebrauch auf, die sich in der Anreicherung, Verdichtung, Perspektivierung, Gewichtung und Wiederaufnahme von Informationen im Text manifestieren.
Ein sehr mächtiges Instrument für die Untersuchung von Wörtern und Verwandtschaftsbeziehungen zwischen ihnen ist die Analyse typischer Verwendungskontexte - unabhängig davon, ob die Evidenzen auf Bedeutungskonstitution, ihre Veränderung oder Verwechslung hinweisen, drei Aspekte, die alle bei der Charakterisierung von Paronymie eine Rolle spielen. Auch wenn für die Ermittlung typischer Verwendungsmuster ausgereifte Methoden zur Verfügung stehen, so sollte beim Vergleich der Analysen doch beachtet werden, dass sie diversen Einflussgrößen unterliegen. Neben der Datengrundlage und der Definition und Handhabung des relevanten Kontextes wird im Folgenden besonders darauf eingegangen, welche Rolle verschiedene Teilmengen eines Flexionsparadigmas spielen können, wenn ein Lemma als dessen Gesamtmenge als sprachliche Bezugseinheit einer Untersuchung gewählt wurde. Veranschaulicht wird die Gedankenführung an der beispielhaften Betrachtung von Paronymkandidaten.
Die Darstellung von und Arbeit mit Transkripten spielt in vielen forschungs- und anwendungsbezogenen Arbeiten mit Daten gesprochener Sprache eine wichtige Rolle. Der im ZuMult-Projekt entwickelte Prototyp ZuViel (Zugang zu Visualisierung von Transkripten) knüpft an etablierte Verfahren zur Transkriptdarstellung an und erweitert diese durch neue Möglichkeiten des interaktiven Arbeitens mit Transkripten im digitalen Medium. Der Beitrag führt in diese neuen Möglichkeiten ein und erklärt, wie sie in didaktischen DaF/DaZ-Kontexten aber auch hinsichtlich forschungsbezogener Perspektiven angewendet werden können
ZuRecht steht für Zugang zur Recherche in Transkripten. Es handelt sich um eine prototypische Implementierung einer webbasierten grafischen Benutzeroberfläche, welche Zugriff auf Transkripte gesprochener Sprache aus dem Archiv für Gesprochenes Deutsch (AGD) des Leibniz-Instituts für Deutsche Sprache (IDS) bietet. Der Zugriff erfolgt über die neue, im Projekt „ZuMult“ entwickelte Schnittstelle zur Suche in mündlichen Korpora. ZuRecht dient einerseits der Demonstration der Möglichkeiten der neuen Schnittstelle, indem es komplexe Suchanfragen mit der speziell für die Korpusrecherche entwickelten Anfragesprache CQP auf Transkriptionen gesprochener Sprache erlaubt. Andererseits kommt ZuRecht als Erweiterung der Datenbank für Gesprochenes Deutsch (DGD) zum Einsatz und eröffnet den DGD-Nutzer:innen viele neue Forschungsmöglichkeiten, insbesondere auf den Gebieten der Gesprächsanalyse und der DaF/DaZ-bezogenen Forschung. Im Beitrag werden die Funktionalitäten von ZuRecht ausführlich vorgestellt und ihre Einsatzmöglichkeiten in den genannten Disziplinen exemplarisch vorgeführt.
Das Forschungs- und Lehrkorpus Gesprochenes Deutsch (FOLK), zugänglich über die Datenbank für Gesprochenes Deutsch (DGD), strebt den Status eines Referenzkorpus für den aktuellen mündlichen Sprachgebrauch im deutschen Sprachraum an. Es enthält einen wachsenden Bestand von Audio- und Videoaufnahmen authentischer Gespräche aus verschiedenen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens. Die Dokumentation und Repräsentation von Interaktions- und Sprecherinformationen sind bereits seit den Anfängen des Korpusaufbaus integrale Bestandteile von FOLK. Allerdings lag bislang kein ausgearbeitetes, empirisch erprobtes und vollständig in die Korpusinfrastruktur integrierbares Stratifikationskonzept vor. Mit dem vorliegenden Artikel wird ein solches Konzept vorgeschlagen. Es knüpft an frühere Konzeptionen an und wurde anhand der vorhandenen Daten überprüft, korrigiert und erweitert. Dieser Prozess verlief parallel zur Überarbeitung des XML-Schemas zur Metadatendokumentation, um die konkrete Implementierung vorzubereiten. Im Anschluss an eine Skizzierung genereller Aspekte des Korpusdesigns werden die stratifikationsleitenden und ergänzenden Parameter vorgestellt und erläutert. Abschließend werden Ansätze und Strategien zum Korpusausbau diskutiert.
Im vorliegenden Artikel wird ein Überblick über das von der DFG geförderte Projekt Zugänge zu multimodalen Korpora gesprochener Sprache – Vernetzung und zielgruppenspezifische Ausdifferenzierung (ZuMult) gegeben. Dabei wird zunächst auf die Sprachdaten und auf die technische Basis der Applikationen eingegangen, die dem Projekt zugrunde liegen. Im Anschluss werden die weiteren Beiträge in diesem Themenheft von KorDaF kurz vorgestellt. Übergeordnetes Thema von ZuMult ist die Verbesserung der Zugänglichkeit von digitalen mündlichen Sprachdaten für verschiedene Anwendungen und Zielgruppen, wobei der Fokus dieses Themenhefts auf Applikationen und Anwender:innen aus der Fremdsprachendidaktik und der DaF-/DaZ-Forschung und -Lehre liegt. Die einzelnen Beiträge beleuchten zentrale methodische und/oder technische Aspekte dieses Themas und beschreiben die Architektur und verschiedene prototypische Anwendungen, die das Projekt entwickelt hat.
The possibility to search electronically very large corpora of texts has opened up ways in which we can truly evaluate the rules through which grammarians have tried and continue to try to simulate natural languages. However, the possibility to handle incredibly large amounts of texts might lead to problems with the assessment of certain phenomena that are hardly ever represented in those corpora and yet, have always been regarded as grammatically correct elements of a given language. In German, typical phenomena of this kind are forms like betrögest or erwögest, i.e. second person singular of the so-called strong verbs in the subjunctive mood. Should we see them merely as grammarians’ inventions? Before doing so, we should reconsider the nature of these phenomena. They may appear to be isolated word forms but, in fact, are compact realizations of syntactic constructions, and it is the frequency of these constructions that should be evaluated, not the frequency of their specific realizations.