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Das hier zu besprechende Buch, das Ergebnisse einer gleichnamigen Tagung zusammenfasst, die im Juni 2013 in Zürich stattfand, macht eines offenkundig: Wer in jenem Sommer nicht dabei war, hat etwas verpasst. Umso glücklicher darf man sein, dass Angelika Linke und Juliane Schröter die Arbeit, die mit der Herausgabe eines Sammelbandes verbunden ist, auf sich genommen haben. Mehr noch: In einem programmatischen ersten Kapitel geben sie einen systematischen Einblick in das tragfähige Forschungsfeld „Sprachliche Relationalität“ (vgl. S. 1–6), das ganz im Sinne der emotiven Wende in der Sprachwissenschaft konkrete theoretische Anschlussfähigkeit signalisiert, wo bislang eine „fast unübersehbare Menge an Veröffentlichungen“ (Schwarz-Friesel 2013: 16) zwar zeigte, wie attraktiv die Thematik ist, aber auch wie unstrukturiert sich die Zuwendung dazu gestaltet. Dass der Band nun weitere „exemplarische Besetzungen“ (S. 21) des Forschungsfeldes zur Diskussion stellt, wird hier keinesfalls als Nachteil angesehen, sondern als methodisch folgerichtiger empirischer Zugang zur Erschließung eines Forschungsfeldes unter den zielsetzenden Leitfragen „Wie werden im Medium von Sprachgebrauch und Sprache Konzeptualisierungen, Kategorisierungen und Differenzierungen menschlicher Beziehungen ausgebildet, verfestigt und auch wieder verändert?“ und „Welche sprachgeformten Beziehungskonzepte, -kategorien und -unterschiede sind typisch für bestimmte historische Epochen bzw. für bestimmte soziale Gruppierungen?“
Das Konzept De-facto-Didaktik ist der theoretische Rahmen, in dem wir aus multimodal-interaktionsanalytischer Sicht Unterrichtskommunikation analysieren. Es integriert neue Entwicklungen im Bereich Interaktionstheorie, empirische Interaktionsanalyse und Raumlinguistik. Aus einer dezidiert interaktionistischen Perspektive fokussiert das Konzept zunächst bewusst allgemeine Anforderungen der Interaktionskonstitution, um spezifische Aspekte der Unterrichtskommunikation - im konkreten Fall primär das didaktische Handeln der Lehrer - neu perspektivieren zu können. Wie immer man das Geschehen im Unterricht auch konzeptualisieren mag, es ist und bleibt in seiner grundlegenden Struktur und - jenseits seiner institutionellen Prägung und Bedingtheit - ein Ereignis, das in der konkreten Interaktionsarchitektur des Klassenraums, sequenziell-simultan durch das multimodale Verhalten aller Anwesenden gemeinsam hervorgebracht wird. Dabei unterliegen alle Beteiligten ungeachtet ihrer besonderen Beteiligungsrolle den Bedingungen der Interaktionskonstitution.
Wir werden nachfolgend die interaktionstheoretischen Grundlagen skizzieren, auf der unsere Methode der de-facto-didaktisehen Analyse basiert, und führen dann an einem ausgewählten Beispiel vor, wodurch sich dieser analytische Zugang auszeichnet. Zum Abschluss weisen wir nach einem fallspezifischen Resümee auf die anwendungsbezogene Relevanz de-facto-didaktischer Analysen hin.