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Mediatisierte Praktiken: Zur Rekontextualisierung von Anschlusskommunikation in den Sozialen Medien
(2016)
Mediatisierte Praktiken sind Gefüge kommunikativer Handlungen, die im Zuge der gesellschaftlichen Mediatisierung aufkommen, Technologien digitaler Kommunikation einbeziehen und an prä-digitale Vorgänger enger oder loser angebunden sind. Der Beitrag arbeitet den Begriff der mediatisierten Praktiken durch die Engführung zweier Forschungsstränge, der soziolinguistischen Praktiken-Forschung und der kommunikationswissenschaftlichen Mediatisierungsforschung, heraus. Rahmenbedingungen für die Mediatisierung sprachlicher Praktiken werden in fünf Dimensionen systematisiert: Formatierung, Beteiligungsrollen, Temporalität, Transkontextualität und Intermedialität. Zudem werden zwei Wege der Entstehung mediatisierter Praktiken durch „lineare“ bzw. „integrative“ Rekontextualisierung von Elementen früherer sprachlicher Praktiken unterschieden. Zur empirischen Flankierung dienen zwei Fallbeispiele der mediatisierten Anschlusskommunikation: die rezeptionsbegleitende Kommentierung der Krimiserie „Tatort“ auf Twitter einerseits, die Praktik der redaktionellen Intervention auf der Facebook-Präsenz der Nachrichtensendung Tagesschau andererseits.
Die Rolle der antizipatorischen Verstehensdokumentation erweist sich in den Interviews aus dem Israelkorpus m. E. als besonders wichtig. Es wird von der Tatsache ausgegangen, dass es sich bei den Informanten um Personen mit besonders delikaten biographischen Hintergründen handele. Die Interviewerinnen müssen demzufolge mit der starken emotionalen Belastung rechnen, der die Interviewten während der Rekonstruktion ihrer Lebensgeschichte ausgesetzt sind. Ein sehr direkter Frage-Antwort-Stil könnte wegen dieser emotionalen Belastung als unangenehm empfunden werden. Der Einsatz von Verfahren antizipatorischer Verstehensdokumentation weist stattdessen m. E. eindeutig darauf hin, wie sich die Interviewerinnen offensichtlich um Empathie bemühen und im Sinne einer intersubjektiven Inreraktionskonstitution mit den Interviewten kooperieren. Ziel dieses Beitrages ist es zu zeigen, wie solche Verfahren der antizipatorischen Verstehensdokumentation durch den systematischen Einsatz der Konnektoren und, also, dann realisiert werden können.
Bild-Makros, auch unter dem Begriff Memes bekannt, sind populäre Internetphänomene, die im Zuge der umfassenden Multimodalisierung der Medienkommunikation als Unterhaltungsangebote auf Facebook verbreitet und kommentiert werden. Dieser Beitrag betrachtet diese aus einer Kombination von Bild und Text bestehenden multimodalen Kommunikate aus einer gattungs- und gesprächsanalytischen Perspektive, da Bild- Makros sowohl in ihrer formalen und semantischen Gestaltung als auch in der interaktiven Rezeption in Form von Kommentaren und Antworten verfestigte Muster aufzuweisen scheinen. In dieser medial vermittelten Interaktion haben sich sowohl auf der strukturellen Ebene der Interaktionssequenzen als auch innerhalb einzelner, auf sequenzexterner und sequenzinterner Ebene analysierten Interaktionseinheiten verschiedene kommunikative Muster herausgebildet. Darin nehmen soziale Prozesse wie face-work und Identitätskonstruktion Einfluss auf die interaktive Aushandlung des Kommunikats.
Vorgestellt werden kontrastive Analysen zur Besetzung und Häufigkeitsverteilung von Vorfeldern im Deutschen und ihren französischen, italienischen, norwegischen, polnischen und ungarischen Äquivalenten in morphosyntaktisch annotierten Wikipedia-Korpora. Im Rahmen der Untersuchung wurden mit korpusanalytischen Methoden quantitative Zusammenhänge bei den sprachspezifischen Ausprägungen von Vorfeldern nachgewiesen, die im Einklang mit typischen Struktureigenschaften der untersuchten Kontrastsprachen stehen. Die Ergebnisse legen aber nahe, dass die untersuchten Vorfeldstrukturen ‒ trotz der beträchtlichen Größe und thematischen Vielfalt der Wikipedia-Korpora ‒ nicht hinreichend repräsentativ sind, um uneingeschränkt Rückschlüsse auf allgemeine Struktureigenschaften der sechs Kontrastsprachen zu ziehen. Hierfür verantwortlich ist insbesondere die ausgeprägte Textsortenspezifizität der Mediengattung (Online-)Enzyklopädie, was mithilfe weiterer Vergleichskorpora aufgezeigt werden konnte.
In diesem Beitrag liegt der Fokus auf der Vorfeldbesetzung des deutschen Satzes, insofern das Vorfeld einerseits aus einem Satzglied oder mehreren Satzgliedern und einem infiniten Teil des Verbalkomplexes oder andererseits nur aus dem infiniten Teil des Verbalkomplexes besteht. Bei diesen Formen der Vorfeldbesetzung werden Varianten und deren informationsstrukturelle Besonderheiten betrachtet. Des Weiteren soll der Frage nachgegangen werden, ob – entgegen einer haufig vorgebrachten Regel, dass das Vorfeld des deutschen Satzes nur einfach besetzt werden kann – eindeutige und auch akzeptable Belege in den Wikipedia-Korpora auffindbar sind, die darauf hinweisen, dass im Deutschen durchaus eine Vorfeldbesetzung mit mehr als einem Satzglied auftreten kann.
In this paper, we present first results of training a classifier for discriminating Russian texts into different levels of difficulty. For the classification we considered both surface-oriented features adopted from readability assessments and more linguistically informed, positional features to classify texts into two levels of difficulty. This text classification is the main focus of our Levelled Study Corpus of Russian (LeStCoR), in which we aim to build a corpus adapted for language learning purposes – selecting simpler texts for beginner second language learners and more complex texts for advanced learners. The most discriminative feature in our pilot study was a lexical feature that approximates accessibility of the vocabulary by the second language learner in terms of the proportion of familiar words in the texts. The best feature setting achieved an accuracy of 0.91 on a pilot corpus of 209 texts.
Der Beitrag interpretiert ausgewählte interaktionale Phänomene in Chats, Foren und Wikipedia-Diskussionen als ,Praktiken‘ im Sinne der Interaktionalen Linguistik. Vorgestellt und anhand von Beispielanalysen veranschaulicht werden Praktiken des Revidierens, der Portionierung, des Zitierens, des Adressierens und des nachträglichen Editierens von Kommunikationsbeiträgen. Das Praktikenkonzept erweist sich dabei als grundsätzlich produktiv; hinsichtlich der Äußerungsund Wahrnehmungsbedingungen sowie der für die Interaktionskonstitution zur Verfügung stehenden Ressourcen weist die internetbasierte Kommunikation aber dennoch eine fundamentale Differenz zu Formen mündlicher Interaktion auf. Diese Unterschiede sind bei der Adaption des Praktikenkonzepts für die Analyse der neuen Kommunikationsformen zu berücksichtigen.