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Einführung
(2022)
Dieses Kapitel gibt einen Überblick über Korpora internetbasierter Kommunikation, die als digitale Ressourcen frei zur Verfügung stehen und für eigene linguistische Forschungsarbeiten genutzt werden können. In Abschnitt 1 erläutern wir korpuslinguistische Basiskonzepte, die für die Arbeit mit Korpora internetbasierter Kommunikation benötigt werden, und präzisieren die Sprachgebrauchsdomäne Internetbasierte Kommunikation, die den Gegenstand des hier beschriebenen Ressourcentyps bildet. Abschnitt 2 gibt einen Überblick zu existierenden Korpusressourcen für das Deutsche und stellt ausgewählte Korpora zu weiteren europäischen Sprachen vor. In Abschnitt 3 geben wir abschließend einen kurzen Einblick in aktuelle Forschungsfelder, die sich im Bereich der Korpuslinguistik und Sprachtechnologie in Bezug auf den Aufbau und die Aufbereitung von Korpora internetbasierter Kommunikation stellen.
KonsortSWD ist das NFDI Konsortium für die Sozial-, Verhaltens-, Bildungs- und Wirtschaftswissenschaften. Für die äußerst vielfältigen Datentypen und Forschungsmethoden bauen die Beteiligten im Rahmen der NFDI eine bereits bestehende Forschungsdateninfrastruktur aus und ergänzen neue integrierende Dienste. Basis sind die heute 41 vom Rat für Sozial- und Wirtschaftsdaten akkreditierten Forschungsdatenzentren (FDZ). FDZ sind Spezialsammlungen zu jeweils spezifischen Forschungsdaten, z.B. aus der qualitativen Sozialforschung, und können so Forschende auf Basis einer ausführlichen Expertise zu diesen Daten beraten. Neben der Unterstützung der FDZ baut KonsortSWD auch neue Dienste in den Bereichen Datenproduktion, Datenzugang und Technische Lösungen auf.
Close repetitions of lexical material can create an impression of clumsiness in the style of Italian prose, while they seem to be accepted with more ease in German. The present study shows that this traditional claim needs some further differentiation. The negative effects on style take place in Italian when informationally prominent words are repeated, while informational background material may - and in certain cases even must - be repeated for clarity. The comparative study investigates lexical, syntactic and prosodic resources for indicating adversative (contrast) relations in argumentative texts from the field of humanities, written in Italian and German. It shows that, for encoding this kind of relation, Italian depends very much on lexical resources, including repetitions of words, while German makes more use of syntactic and prosodic parallelism. As a consequence, German can often dispense with adversative connectives and allows to employ word repetitions for different purposes.
Eine korpuslinguistische Untersuchung mit umfassender Analyse der häufiger vorkommenenden Adverbbildungsmuster des Deutschen legt nahe, dass die Sättigung des internen Argumentplatzes eines ursprünglich relationalen Ausdrucks eine wichtige Rolle bei der Adverbproduktion spielt (Brandt 2020). Eine genauere Betrachtung der Unterschiede zwischen -ermaßen- vs. -erweise-Adverbien deutet auf eine grammatische Unterscheidung zwischen Satzadverbien und Adverbien der Art und Weise: Im Fall von -ermaßen erfolgt die Sättigung über Token-Reflexivität, während der interne Slot von -erweise- Bildungen über häufigere und möglicherweise expansive Mechanismen geschlossen wird. Darüber hinaus fördert die pleonastische Qualität von Bildungen auf der Basis gerundivaler Partizipien die Produktivität von -erweise Adverbien.
Diese Fallstudie untersucht die quantitative Verteilung von direkten und nicht-direkten Formen von Redewiedergabe im Vergleich zwischen zwei Literaturtypen: Hochliteratur - definiert als Werke, die auf der Auswahlliste von Literaturpreisen standen - und Heftromanen - massenproduzierten Erzählwerken, die zumeist über den Zeitschriftenhandel vertrieben werden. Die Studie geht von manuell annotierten Daten aus und überprüft daran die Verlässlichkeit automatischer Annotationswerkzeuge, die im Anschluss eingesetzt werden, um eine Untersuchung von insgesamt 250 Volltexten durchzuführen. Es kann nachgewiesen werden, dass sich die Literaturtypen sowie auch unterschiedliche Genres von Heftromanen hinsichtlich der verwendeten Wiedergabeformen unterscheiden.
This paper deals with different types of verbal complementation of the German verb verdienen. It focuses on constructions that have been undergoing a grammaticalization process and thus express deontic modality, as in Sie verdient geliebt zu werden (ʽShe deserves to be lovedʼ) and Sie verdient zu leben (ʽShe deserves to liveʼ) (Diewald, Dekalo & Czicza 2021). These constructions are connected to parallel complementation types with passive and active infinitives containing a correlate es, as in Sie verdient es, geliebt zu werden and Sie verdient es, zu leben, as well as finite clauses with the subordinator dass with and without correlative es, as in Sie verdient, dass sie geliebt wird and Sie verdient es, dass sie geliebt wird. This paper attempts to show a close comparative investigation of these six types of constructions based on their relevant semantic and syntactic properties in terms of clause linkage (Lehmann 1988). We analyze the relevant data retrieved from the DWDS corpus of the 20th century and present an expanded grammaticalization path for verdienen-constructions. The finite complementation with dass is regarded as an example of a separate structural option called “elaboration”. Concerning the use of correlative es, it is shown that it does not have any substantial effect on the grammaticalization of modal verdienen-constructions.
Mobiles Livevideostreaming ist eine Medienpraktik, bei der sich die Beteiligten in einer spezifischen Ausrichtung zueinander befinden und in der Streamer*innen und Zuschauer*innen unterschiedliche semiotische Ressourcen zur Verfügung stehen. Anhand der multimodalen Sequenzanalyse einer prägnanten Episode eines Ortswechsels im Rahmen der Berichterstattung eines Journalisten von einem politischen Ereignis auf der Livevideostreaming-Plattform Periscope wird die Frage bearbeitet, wie Beteiligung und involvement in Livevideostreams hergestellt sowie organisiert werden und dargelegt, inwiefern mobiles Livevideostreaming soziale Parainteraktion transzendiert. Es wird gezeigt, dass die Hosts der Medienpraktik ‚Livevideostreaming' interaktionsdominierend agieren und die Zuschauer*innen durch asymmetrische Partizipationskoordination per footing shifts situativ in das Geschehen involvieren.
In diesem Beitrag wird anhand von per Telefon gedolmetschten Gesprächen zwischen einer deutschsprechenden Asylverfahrensberaterin und arabischsprechenden KlientInnen die Notwendigkeit eines reflektierten computergestützten Transkriptionsverfahrens für interaktionsbezogene Untersuchungen diskutiert. Gesprächstranskription erfordert die Verwendung eines romanisierten, rechtsläufigen Schriftsystems für die schriftliche und grafische Darstellung der zeitlichen Dimensionen, d. h. die Synchronizität, Simultaneität und Reziprozität des sprachlichen Handelns. Durch die Entwicklung einer transparenten Systematik zur Romanisierung und Übersetzung von Gesprächsdaten wird ihre Opazität sowohl für LeserInnen ohne Arabischkenntnisse als auch für Sprachkundige ohne Kenntnisse über die rekonstruierten Varietäten reduziert und ansatzweise eine Lesbarkeit auch für Nicht-Sprachkundige geschaffen. Dies ist für die Datenkuratierung und etwaige Nachnutzungen von besonderer Bedeutung.