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Im Beitrag werden drei sprachwissenschaftliche Zugänge zu Diagnosen vorgestellt: In der Gesprächsanalyse wird die Diagnoseherstellung in der mündlichen Arzt-Patienten-Interaktion beleuchtet. Diagnosen entstehen kollaborativ,indem Gesprächsphasen durchlaufen und charakteristische Handlungen in bestimmten Äußerungsformaten vollzogen werden. Im Blickpunkt der Text- und Kommunikationsgeschichte steht hingegen das schriftsprachliche Handeln. Das Herstellen einer Diagnose erfordert hier die nachträgliche Bearbeitung vorgängiger mündlicher Interaktionen gemäß einer etablierten Textsorte: dem Erhebungsbogen. Von diesen Formen der Diagnoseherstellung unterscheidet sich, wie ein diskurslinguistischer Zugriff zeigt, die massenmediale Faktizitätsherstellung in Diskursen wie dem Impfdiskurs, die auch für ein medizinisches Laienpublikum relevant sind. Mit dem Beitrag soll nicht nur deutlich gemacht werden, in welchengem Zusammenhang mündliche Interaktion und schriftliche Fixierung stehen, sondern auch betont werden, dass das massenmedial vermittelte medizinische Lai*innen in relative Expert*innen verwandeln kann.
The term “pivot” usually refers to two overlapping syntactic units such that the completion of the first unit simultaneously launches the second. In addition, pivots are generally said to be characterized by the smooth prosodic integration of their syntactic parts. This prosodic integration is typically achieved by prosodic-phonetic matching of the pivot components. As research on such turns in a range of languages has illustrated, speakers routinely deploy pivots so as to be able to continue past a point of possible turn completion, in the service of implementing some additional or revised action. This article seeks to build on, and complement, earlier research by exploring two issues in more detail as follows: (1) what exactly do pivotal turn extensions accomplish on the action dimension, and (2) what role does prosodic-phonetic packaging play in this? We will show that pivot constructions not only exhibit various degrees of prosodic-phonetic (non-)integration, i.e., differently strong cesuras, but that they can be ordered on a continuum, and that this cline maps onto the relationship of the actions accomplished by the components of the pivot construction. While tighter prosodic-phonetic integration, i.e., weak(er) cesuring, co-occurs with post-pivot actions whose relationship to that of the pre-pivot tends to be rather retrospective in character, looser prosodic-phonetic integration, i.e., strong(er) cesuring, is associated with a more prospective orientation of the post-pivot’s action. These observations also raise more general questions with regard to the analysis of action.
This paper offers an exploratory Interactional Linguistic account of the role that inferences play in episodes of ordinary conversational interaction. To this end, it systematically reconsiders the conversational practice of using the lexico-syntactic format oh that’s right to implicitly claim “just-now” recollection of something previously known, but momentarily confused or forgotten. The analyses reveal that this practice typically occurs as part of a larger sequential pattern that the participants orient to and which serves as a procedure for dealing with, and generating an account for, one participant’s production of an inapposite action. As will be shown, the instantiation and progressive realization of this sequential procedure requires local inferential work from the participants. While some facets of this inferential work appear to be shaped by the particular context of the ongoing interaction, others are integral to the workings of the sequence as such. Moreover, the analyses suggest that participants’ understanding of oh that’s right as embodying an implicit memory claim rests on an inference which is based on a kind of semanticpragmatic compositionality. The paper thus illustrates how inferences in conversational interaction can be systematically studied and points to the merits of combining an interactional and a linguistic perspective.
Interaktionslinguistik
(2015)
Interaktion wird im vorliegenden Beitrag als eine Realisierung von Kommunikation verstanden, deren Konstitutionskriterium nicht Sprachlichkeit, sondern Anwesenheit ist. Anwesenheit ist dabei keine äußerliche Bedingung von Interaktion, sondern wird – im Medium der Wahrnehmungswahrnehmung – erst durch diese hergestellt. Entscheidend für die Rolle der Sprache bei der Konstitution von Interaktion sind die Minima des Sprechens und Zuhörens, die unter den Stichworten Materialität, Sequenzialität und Medialität vorgestellt werden. Anhand dieser Minima lassen sich die Qualitäten der Sprache als Ressource für die Bearbeitung interaktionskonstitutiver Probleme (wie Turn-Taking, Themenorganisation oder Situierung) fassen. Dass es neben der Sprache für die Hervorbringung von Interaktion weiterer, bisher weniger gut untersuchter Ressourcen bedarf, wird am Ende des Beitrags am Beispiel des Beitrags von Architektur zur Lösung des Situierungsproblems erörtert.
Der Beitrag verortet die internetbasierten Kommunikationsformen in einem größeren sprach- und varietätengeschichtlichen Rahmen und macht deutlich, dass sich die neuen interaktionsorientierten Schreibformen — chatten, posten, twittern, skypen etc. — in einem Bereich etablieren, in dem bislang überwiegend mündlich kommuniziert wurde. Auf dieser Basis wird gezeigt, dass es bislang keine empirische Evidenz dafür gibt, dass der interaktionsorientierte Schreibstil auf das textorientierte Schreiben „abfärbt“, dass vielmehr kompetente Schreiber und selbst Jugendliche durchaus dazu in der Lage sind, situationsangemessen zwischen verschiedenen Schreibhaltungen und -stilen zu wechseln. Abschließend werden Desiderate für die korpusgestützte Begleitforschung zu diesen Entwicklungen formuliert und die Herausforderungen erläutert, die sich durch das Nebeneinander von interaktions- und textorientiertem Schreiben für die schulische Sprach- und Schreibförderung ergeben.
Es ist nicht zu übersehen, dass die neuere Gesprächsforschung der Zeitlichkeit der Interaktion, also der Organisation von Nacheinander und Reihenfolge, viel mehr Aufmerksamkeit geschenkt hat als der Räumlichkeit der Interaktion, also der Organisation der Verortung und Platzierung Anwesender im Raum. Für Zeitlichkeit haben wir mit dem Konzept der Sequentialität eine methodologische Leitorientierung, die sich in unzähligen Analysen empirisch bewährt hat und theoretisch explizierbar ist. Für Räumlichkeit gilt das (trotz der Pionierarbeiten von Goffman, Hall, Birdwhistell, Kendon und anderen) offenkundig nicht, obwohl man mit Fug und Recht behaupten kann, dass Raum und Räumlichkeit – genauso wie Zeit und Zeitlichkeit – interaktiv in Anspruch genommen und interaktiv hergestellt werden. Kann man daraus schließen, dass der Raum für die Interaktion weniger wichtig ist als die Zeit? Oder hat es damit zu tun, dass Raum und Räumlichkeit für eine an sprachlichen Erscheinungsformen orientierte linguistische Gesprächsforschung empirisch und methodisch schwerer zu fassen sind? Und welcher Art sind die Phänomene, die man zu sehen bekommt, und die Konzepte, die man braucht, wenn man Räumlichkeit als Aspekt von Anwesenheit zu thematisieren versucht? Was schließlich leistet Sprache für die interaktive Inanspruchnahme von Raum und Räumlichkeit?
Diesen und ähnlichen Fragen geht der folgende Beitrag am Beispiel einer Interaktionsepisode in einer Kunstausstellung nach.
Dieser Beitrag setzt sich mit Gesprächskorpora als einem besonderen Typus von Korpora gesprochener Sprache auseinander. Es werden zunächst wesentliche Eigenschaften solcher Korpora herausgearbeitet und einige der wichtigsten deutschsprachigen Gesprächskorpora vorgestellt. Der zweite Teil des Beitrags setzt sich dann mit dem Forschungs- und Lehrkorpus Gesprochenes Deutsch (FOLK) auseinander. FOLK hat sich zum Ziel gesetzt, ein wissenschaftsöffentliches Korpus von Interaktionsdaten aufzubauen, das methodisch und technisch dem aktuellen Forschungsstand entspricht. Die Herausforderungen, die sich beim Aufbau von FOLK in methodischer und korpustechnologischer Hinsicht stellen, werden in abschließenden Abschnitt diskutiert.