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Adverbial- und Relativsätze
(2006)
Der deutsche Ausdruck wo ist in einer seiner subordinierenden Verwendungen ein Konnektor. In dieser Funktion wird er in Wörterbüchern als lexikalisch zweideutig beschrieben, und zwar als „kausaler“ und als „konzessiver“ Konnektor. Die Verbindung von Kausalität und Konzessivität in den Gebrauchsmöglichkeiten ein und desselben Lexems findet sich jedoch sonst - zumindest bei deutschen Konnektoren - nicht. Ins Französische wird der Konnektor sowohl in seiner „kausalen“ als auch in seiner „konzessiven“ Verwendung mittels eines kausalen Konnektors (puisque) übersetzt. Beide Phänomene sind erklärungsbedürftig. Die nachfolgende Studie versucht, Folgendes zu zeigen: a) Wo ist in den genannten zwei Funktionen ein Konnektor, der eine Begründungsbeziehung auf einer Ebene herstellt, die jenseits der Ebene der Sachverhalte liegt, die die durch wo verknüpften Sätze bezeichnen. b) Die kausale Interpretation und die konzessive Interpretation durch wo gebildeter Satzgefüge beruhen auf vom Konnektor unabhängigem (Welt-)Wissen über die Beziehungen, die zwischen den Sachverhalten bestehen, die die durch wo zueinander in Beziehung gesetzten Sätze bezeichnen. Daneben weist der Konnektor wo Gebrauchsbeschränkungen bezüglich der verknüpften Sätze auf.
Die vorliegende Studie hätte eine Vorarbeit für die Überarbeitung des verdienstvollen „Lexikons deutscher Konjunktionen“ von Joachim Buscha sein können, die der Jubilar anstrebte und mit mir zusammen plante. Da dieses Vorhaben jedoch nicht verwirklicht werden konnte, offeriere ich sie ihm zum 70. Geburtstag.
Es wird der in der Literatur geäußerten Annahme widersprochen, weil mit einem folgenden Verbzweitsatz fülle generell eine Ausdruckslücke in der gesprochenen deutschen Alltagssprache. Zumindest in den norddeutschen Sprachgebieten handelt es sich bei dem in den letzten Jahren zu beobachtenden Vordringen der weil-Verbzweitsatz-Konstruktion auch in der gesprochenen Sprache um eine Verdrängung: die Verdrängung der kausalen denn-Konstruktion. Der Aufsatz führt mögliche Gründe für diese Verdrängung an: Tendenzen zur lexikalischen Generalisierung und zur Spezialisierung topologischer Satztypen.
„auch wenn“-Konstruktionen können unter bestimmten Bedingungen konzessiv interpretiert werden. In Wörterbüchern und Grammatiken wird deshalb „wenn“ neben einer konditionalen auch eine konzessive Bedeutung zugeschrieben. Es soll gezeigt werden, daß dies für „auch wenn“-Konstruktionen nicht erforderlich ist, daß bei diesen vielmehr die konzessive Interpretation aus einer von „auch“ induzierten konditionalen Präsupposition und einer mit Konditionalität verknüpften Implikatur abgeleitet werden kann, die Geis/Zwicky auf das Wirken des Prinzips der "conditional perfection" zurückführen.
Diese Implikatur ist eine "konzeptuelle Implikatur”. Konzeptuelle Implikaturen, die von Präsuppositionen induziert werden, sind nicht in der Weise aufhebbar, wie es Implikaturen sind, die von Aspekten der Bedeutung induziert werden. Sie können als aktuelle Inferenzen nur durch die Bedeutung verhindert werden, für die die Präsupposition induziert wird, durch die sie selbst induziert werden. Wenn die Aufhebbarkeit einer Implikatur derart beschränkt ist, müssen die von Grice (1975) formulierten und in der Literatur (siehe Levinson 1983:113) verfeinerten Kriterien für die Konversationalität von Implikaturen noch weiter verfeinert werden.