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Neologie und Korpus
(1998)
Das in der Germanistik lange vernachlässigte Thema der Neologie und des lexikalischen Wandels wird in theoretischen, methodologischen und praktischen Aspekten beleuchtet. Es wird gezeigt, welchen Beitrag die Korpuslinguistik bei der Objektivierung des Bedeutungswechsels bereits vorhandener lexikalischer Ausdrücke leisten kann und welche Relevanzkriterien für die lexikographische Bearbeitung erfüllt sein müssen.
Dieser Beitrag nimmt Bezug auf ein lexikologisches Arbeitsprojekt des Instituts für deutsche Sprache (Mannheim) und will einen Einblick in die Voraussetzungen und Ziele dieses Vorhabens sowie in die Arbeitsweise der Projektmitarbeiter geben. Dabei soll Aspekten der Korpus- und Computernutzung in den einzelnen Arbeitsetappen besondere Aufmerksamkeit gelten.
Hundert Jahre Soziallehre der katholischen Kirche werden im Sinn einer historischen Semantik entlang des Bedeutungswandels der Schlüsselwörter 'Eigentum', 'Naturrecht'/'Menschenrecht(e)' und 'Arbeit' nachgezeichnet. Die Analyse zeigt, daß der Sozialdiskurs bis in die 60er Jahre unseres Jahrhunderts konsequent auf naturrechtlichem Denken beruht. Ab Mitte der 60er Jahre vollzieht sich eine Wendung, aus dem Naturrecht Eigentum wird das Menschenrecht Eigentum. Das Schlüsselwort Arbeit erfahrt eine Veränderung, indem sein Begriff der Pflicht nach dem Zweiten Weltkrieg - wenngleich weniger eindeutig - ergänzt wird um den Begriff des Menschenrechts. Seit der Wende 1989/90 ist eine Rückkehr hin zu neokonservativem Denken zu verzeichnen, welches Naturrecht und Menschenrecht gleichsetzt.