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Die Beiträge dieses Tagungsbandes thematisieren die Erstellung digitaler historischer Zeitungskorpora, Merkmale und Entwicklungstendenzen der Sprache der Zeitungen auf verschiedenen Ebenen und auf der Grundlage einzelner Korpora sowie die Bewertung der Zeitungssprache aus zeitgenössischer Sicht.
Die Vorträge gehen zurück auf den Workshop "Die Zeitung als das Medium der neueren Sprachgeschichte? Korpora, Analyse und Wirkung" am Institut für Deutsche Sprache (IDS) - in Zusammenarbeit mit dem Europäischen Zentrum für Sprachwissenschaften (EZS) - am 20./21.11.2014 in Mannheim.
Im Spektrum der Textsorten des 17. Jahrhunderts nehmen diejenigen religiös-erbaulichen Charakters quantitativ und wohl auch qualitativ eine besondere Stellung ein. Sie zählten zu den am häufigsten gedruckten Texten der Zeit, was auf ihre weite Verbreitung schließen läßt. Sie sprachen zumeist ganz allgemein den Christen an, unabhängig von seinem weltlichen Stand, seinem Besitz und seiner Bildung. Für viele Menschen boten sie die einzige Möglichkeit, mit literatursprachlichen Varianten der deutschen Sprache in Berührung zu kommen. So lernten die Protestanten des 16. und 17. Jahrhunderts an Erbauungsbüchem, Kirchenliedern, dem Katechismus und der Bibel lesen und schreiben, so daß diese Texte sicher Einfluß auf ihren Wortschatz und ihren sprachlichen Ausdruck nahmen, allerdings in einem heute wahrscheinlich nicht mehr eindeutig zu rekonstruierenden Maße. Es liegt hier die Vermutung nahe, daß die sprachliche Varietät im Bereich der Erbauungsliteratur einen besonderen Einfluß auf die Entwicklung der deutschen Standardsprache ausgeübt hat, den es freilich noch nachzuweisen gilt. Dieser ist weniger auf den Ebenen des Sprachsystems zu suchen; die besondere Leistung der Erbauungsliteratur in diesem Prozeß liegt m. E. vielmehr in einem Ausbau der Mittel des individuell-emotionalen Sprechens und des emotionalen Argumentierens und Beeinflussens.
Thomas Müntzer zählt zu den Persönlichkeiten der deutschen Geschichte, die bislang völlig kontrovers beurteilt wurden. Das demonstriert schon die Auflistung der Bezeichnungen, mit denen Müntzer in der Literatur charakterisiert wurde und wird: Reformator, Theologe, Priester, Prediger, Prophet, Mystiker, Spiritualist, Apokalyptiker, (Sozial-)Revolutionär, Rebell, Bauernführer, Terrorist. In der DDR wurde er als Kämpfer für eine bessere, gerechte, von Ausbeutung freie Gesellschaft verehrt. Er galt als Vertreter eines christlichen Sozialismus. Sein Porträt war seit 1971 auf der 5-Mark- Banknote zu finden. Die religiösen Aspekte seines Wirkens wurden allerdings stark vernachlässigt. Die frühere Bundesrepublik sah in Müntzer eher einen religiösen Sonderling und nahm ihn nur am Rande zur Kenntnis.
Seine theologischen Auffassungen äußerte Müntzer in wenigen, meist recht kurzen, aber äußerst eindringlich formulierten Texten, deren Druck oft mit Problemen verbunden war. Bei den Zeitgenossen wirkte er vor allem über seine Predigten, die allerdings nicht publiziert wurden. Erhalten blieb dagegen ein nicht unbeträchtlicher Teil seines Briefwechsels, der für die Entwicklung seiner Ideen aufschlussreich ist. Im Prager Manifest, einem ungedruckt gebliebenen frühen Text, formulierte Müntzer erstmals in groben Zügen seine zentralen reformatorischen Vorstellungen.